Bildträger
"Bildträger ist eine Holztafel aus fünf in vertikaler Richtung verleimten Brettern (oben von links ca. 9 / 15 / 15,5 / 15 / 9,5 cm). Am oberen und unteren Rand ist die Tafel jeweils mit einer originalen genuteten Leiste eingefasst. Augenscheinlich handelt es sich um Laubholz. Rückseitig wurde die Tafel sorgfältig geglättet und dunkelbraun getönt. Im oberen und unteren Drittel sind quer zur Brettrichtung Spuren von zwischenzeitlich entfernten Querleisten zu erkennen. [...]
Die Holztafel weist mit den Nutleisten am oberen und unteren Rand eine Konstruktion auf, die bisher an keinem anderen Gemälde aus der Cranach-Werkstatt nachgewiesen wurde."
Grundierung und Imprimitur
"Auf die Tafel wurde eine graue Grundiermasse aufgetragen, die am linken und rechten Tafelrand deutlich sichtbar ist. Ein Grundierrand ist nicht vorhanden. Die Tafelränder sind nicht beschnitten. [...]
Bisher konnte an keinem Cranach-Gemälde eine graue Grundierung identifiziert werden."
Unterzeichnung
"Mittels Infrarotreflektografie konnte keine Unterzeichnung nachgewiesen werden. Das Infrarotreflektogramm erscheint aufgrund der grauen, d.h. kohlenstoffhaltigen Grundierung auffällig dunkel."
Farbschichten und Metallauflagen
"Mittels RFA und UV-Vis-Spektroskopie konnten im Vergleich mit optischen Merkmalen folgende Farbmaterialien bestimmt werden:
- Calcium (Kreide?), Eisen (Eisenoxid) und vermutlich Bleiweiß als Bestandteile der Grundierung
- Bleiweiß (in hellen Farbpartien und als Weißausmischungen), Azurit (im Himmel), Ultramarin (Lapislazuli, im Himmel), Zinnober (in roten Bildbereichen), gelber Ocker / Umbra (in gelb-braunen Bildbereichen), kupferhaltiges Grünpigment (in grünen Bildbereichen) sowie nicht näher bestimmte organische Farbmaterialien
Bleizinngelb wurde nicht nachgewiesen.
Die Modellierung der Gesichter erfolgte unter Einbeziehung der grauen Grundierung mit verschieden ausgemischten Inkarnattönen. Die Röntgenaufnahme liefert keinen Hinweis auf wesentliche Kompositionsänderungen oder eine unterliegende ältere Darstellung. Die Farbaufträge auf den oben und unten angesetzten Querleisten sind original. [...]
Die nachgewiesenen Pigmente fanden in der Cranach-Werkstatt wie auch allgemein in der nordalpinen Tafelmalerei des 16. und nachfolgender Jahrhunderte Verwendung. Die nachgewiesene Mischung von Ultramarin und Azurit im Himmel und der fehlende Nachweis von Bleizinngelb in gelben Bildbereichen erscheinen hingegen für Cranach-Gemälde ungewöhnlich. Die Ausführung von Gesichtern, Gewändern und Blattwerk zeigt im Vergleich mit anderen Cranach-Gemälden signifikante technische und stilistische Unterschiede."
[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich, 2018]