Bildnis eines alten Mannes

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- trockenes, schwarzes Zeichenmedium, dunkle Kreide

Typ/Duktus:

- sparsame und freie Unterzeichnung

- dünne Linien

Funktion:

- relativ verbindlich für die Malerei; die Hauptkonturen, sowie manche Binnenformen und die Gesichtszüge sind mit wenige Linien - z. T. auch Form suchenden Doppellinien - angegeben; keine plastische Wiedergabe mit Schraffuren

Abweichungen:

- wenige Präzisierungen der Form während des Malprozesses; keine Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Werkstatt Lucas Cranach der Jüngere

[Sandner, Smith-Contini, Heydenreich, cda 2020]

"Bildträger ist eine Holztafel (69,8 x 53 x 0,4 cm, mit Parkettierung 2,6 cm). Augenscheinlich handelt es sich um Eichenholz. Die Tafelränder wurden nachträglich umlaufend beschnitten. [...]

Eichenholz wurde in der Werkstatt Lucas Cranachs d.J. selten als Bildträger verwendet (z.B. Weinberg-Retabel der Franziskanerkirche Salzwedel [DE_JFDMS_K700a])."

"Die Tafel ist weiß grundiert. Auf der sorgfältig geglätteten Grundierung liegt eine weiße, streifig applizierte Imprimitur. Ein Grundierrand ist nicht erhalten. [...]

Eine streifige Imprimitur konnte bereits an zahlreichen Werken aus der Cranach-Werkstatt bestimmt werden."

"Die Unterzeichnung erfolgte mit einem einem dunklen Stift, vermutlich schwarze Kreide. Konturen und Binnenformen sind mit wenigen, relativ kurzen und teils gegenläufig gekrümmten Linien angegeben. Vereinzelt gibt es kurze Parallelschraffuren. [...]

Eine Unterzeichnung mit einem schwarzen Stift konnte bereits an zahlreichen Werken aus der Cranach-Werkstatt bestimmt werden. Stilistische Merkmale der Unterzeichnung gleichen denen anderer Werke von Lucas Cranach d. J. "

"Mittels RFA konnten folgende Elemente nachgewiesen und im Vergleich mit optischen Merkmalen Farbmaterialien bestimmt werden:

Inkarnat: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Sn, Pb: Bleizinngelb I (?); Hg: Zinnober, Fe, Mn: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment

Schwarz: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cr: Chromhaltiges Gelb-, Orange-, Grünpigment; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips

Grau: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Hg: Zinnober; Fe, Mn: Eisenoxid/ Ocker; Cr: Chromhaltiges Gelb-, Orange-, Grünpigment; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips

Grau hell: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cr: Chromhaltiges Gelb-, Orange-, Grünpigment; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips

Braun: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Hg: Zinnober; Fe, Mn: Eisenoxid/ Ocker; Cr: Chromhaltiges Gelb-, Orange-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips

Gelb-Braun: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Hg: Zinnober; Fe, Mn: Eisenoxid/ Ocker; Cr: Chromhaltiges Gelb-, Orange-, Grünpigment; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips

[Es] konnten Pigmente nachgewiesen werden, die in der europäischen Tafelmalerei im 16. Jahrhundert breite Anwendung fanden (u.a. Bleiweiß, Bleizinngelb, Zinnober, Eisenoxid, kupferhaltiges Blaupigment) aber auch Pigmente, die erst in späteren Jahrhunderten verfügbar wurden (Zinkweiß, chromhaltiges Pigment). Vermutlich handelt es sich bei den nachgewiesenen modernen Pigmenten um Retuschefarben. [...]

Aufgrund der umfangreichen Schädigung ist eine Beurteilung der Malerei nur noch eingeschränkt möglich."

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich, 2018]

Das Gemälde wurde in früherer Zeit stark geschädigt und nachfolgend umfangreich überarbeitet. Röntgenaufnahme und Infrarotreflektografie zeigen deutlich, dass der Bildhintergrund nahezu vollständig abgeschabt und neu gemalt wurde. Mikroskopisch ließen sich einzelne blaue Farbinseln im Hintergrund erkennen, die darauf schließen lassen, dass es sich ursprünglich um einen blauen Hintergrund handelte. Zudem gibt es schwarze Farbspuren im Hintergrund oben links. Eventuell handelt es sich hier um Reste einer ursprünglichen Aufschrift oder eines Wappens. Gesicht, Gewand und Hände weisen ebenfalls stärkere Bereibungen und Übermalungen auf.

Die Fuge in der Mitte der Holztafel ist im oberen und unteren Bereich leicht geöffnet. Dadurch ist es zu Malschichtverlusten in diesen Bereichen gekommen. Auch entlang der Ränder gibt es Ausbrüche in der Malschicht und der Holztafel. Auf der Oberfläche befindet sich ein neuerer Firnis.

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich, 2018]