Herkules am Hof der Omphale

Herkules am Hof der Omphale

Titel

Herkules am Hof der Omphale

[cda 2020]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich, 19.09.2018]

Das Gemälde zeigt Herkules auf einer Bank einen Faden spinnend. Er wird dabei von drei Dienerinnen umringt, die ihm Spinnrocken und Faden halten und zugleich ein Tuch um den Kopf legen. Omphale steht herrschaftlich gekleidet am rechten Bildrand und richtet ihren Blick auf den Betrachter. In der linken oberen Ecke

Das Gemälde zeigt Herkules auf einer Bank einen Faden spinnend. Er wird dabei von drei Dienerinnen umringt, die ihm Spinnrocken und Faden halten und zugleich ein Tuch um den Kopf legen. Omphale steht herrschaftlich gekleidet am rechten Bildrand und richtet ihren Blick auf den Betrachter. In der linken oberen Ecke hängt ein toter Erpel an der Wand. Die Szene wird mit einer lateinischen Inschrift im Hintergrund kommentiert, deren Übersetzung lautet: "Den Händen des Herkules teilen die lydischen Mädchen Arbeit zu, die Herrschaft seiner Herrin erduldet jener Göttliche. So ergreift verderbliche Wollust mächtige Geister, und selbst die tüchtigsten Gemüter werden von der weichen Liebe entkräftet." [1] Das Thema des Herkules am Hof der Omphale wurde von Lucas Cranach d.Ä., Lucas Cranach d.J., Hans Cranach und Werkstattmitarbeitern in den 1530er Jahren in einigen Varianten ausgeführt. Eine der vorliegenden Tafel sehr ähnliche Komposition befindet sich heute im Nationalmuseum in Warschau (nach 1537; PL_MNW_MOb2536). Für den im Hintergrund dargestellten Erpel ist eine Studie auf Papier im Kupferstich-Kabinett Dresden erhalten (Inv. Nr. C 1960-31), die auch als Vorlage für andere Gemälde diente, u.a. Herkules bei Omphale, ehemals Göttingen (1532; DE_USGLost_39) und Die Bezahlung, Stockholm (1532; SE_NMS_258).

[1] [Exhib. Cat. Basel 1974, 574]

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich 19.09.2018]

Zuschreibungen
Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich 19.09.2018]

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

[Exhib. Cat. Lübeck 2021, no. 43]

Datierungen
um 1535 - 1538
um oder nach 1537

Datierungen

um 1535 - 1538

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich 19.09.2018]

um oder nach 1537

[Exhib. Cat. Lübeck 2021, no. 43]

Maße
Maße Bildträger: 83 x 120,8 x 0,7 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 83 x 120,8 x 0,7 cm

  • [unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich 19.09.2018]

Signatur / Datierung

Bezeichnet am rechten Rand: Schlangensignet mit gesenkten Flügeln in gelber Farbe (fragmentarisch erhalten, während der Restaurierung 2012-15 freigelegt).

Signatur / Datierung

  • Bezeichnet am rechten Rand: Schlangensignet mit gesenkten Flügeln in gelber Farbe (fragmentarisch erhalten, während der Restaurierung 2012-15 freigelegt).

Inschriften und Beschriftungen

Links der Mitte oben in gelber Farbe:
"HERCVLEIS MANIBVS DANT LYDAE PENSA PVELLAE IMPERIVM DOMINAE FERT DEVS ILLE SVAE. …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • Links der Mitte oben in gelber Farbe:

  • "HERCVLEIS MANIBVS DANT LYDAE PENSA PVELLAE IMPERIVM DOMINAE FERT DEVS ILLE SVAE. SIC CAPIT INGENTIS ANIMOS DAMNOSA VOLVPTAS FORTIAQVE ENERVAT PECTORA MOLLIS AMOR."

  • Mit der Abnahme von Übermalungen konnten im Hintergrund rechts neben dem Spinnrocken Fragmente einer weiteren Inschrift in deutscher Sprache bestimmt werden:

  • "ES W[?]AER I[…]E KAIN MAN SO […] IN // […]EWAN[?] GEO[?]ENAT DVRCH FR[…]U[…]T […]"

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

    • mit blauer Kreide "55867"
    • auf der Rückseite auf dem Zierrahmen ein Aufkleber: "Treuhandbüro Eize GmbH, Schlägelstr. 9, 47198 Duisburg, Tel…, M. und H. Stemmler GmbH, Inv. Nr. 418"
  • [unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich, 19.09.2018]

Eigentümer
Privatbesitz
Besitzer
Privatbesitz
CDA ID
PRIVATE_NONE-P321
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P321/

Provenienz

  • Sammlung Stemmler, Köln
  • Kunsthaus Lempertz, 468. Lempertz-Auktion, Köln, 17.05.1962, Lot 42
    [unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich, 19.09.2018]
  • Privatsammlung, Bamberg, seit 2007
    [https://www.bamberger-antiquitaeten.de/unser-angebot/antiquitaet/herkules-und-omphale-lucas-cranach-dae-und-werk/; accessed 10.08.2020]

Ausstellungen

Lübeck 2021, Nr. 43

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Lübeck 2021 240, 241 043 Fig. p. 241
Herausgeber/inDagmar Täube
TitelLucas Cranach der Ältere und Hans Kemmer. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation [Lübeck, St. Annen-Museum]
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2021

Forschungsgeschichte / Diskussion

Die Gemälde Lucas Cranachs d.Ä. und seiner Werkstatt aus den 1530er Jahren sind häufig mit einem schwarzen trockenen Zeichenmedium, vermutlich mit schwarzer Kreide sparsam unterzeichnet. Die stilistischen Merkmale der Unterzeichnung auf der vorliegenden Tafel unterscheiden sich von denen auf Werken von Cranach d. J. und Hans Cranach. Lucas Cranach d.J. zeichnete seine Kompositionsanlagen mit kürzeren Linienzügen. Hans unterzeichnete die Tafel Herkules am Hof der Omphale (1537, ES_MTB_108-1929-15) feinteiliger und verbindlicher für den nachfolgenden Farbauftrag. Die Unterzeichnung auf der vorliegenden Tafel gleicht anderen Lucas Cranach d. Ä. zugeschriebenen Kompositionsanlagen. Die nachgewiesenen Techniken des Farbauftrags, wie z.B. die Gestaltung grüner und roter Samtgewänder auf einer flächigen schwarzen Untermalung, gehören zu den charakteristischen Praktiken Lucas Cranachs d. Ä. und seiner Werkstatt. Zahlreichen Präzisierungen der grob fixierten Kompositionsanlage während des Malprozesses und besonders qualitätsvolle Inkarnate könnten Indizien für die Ausführung durch Cranach d. Ä. sein.

Struktur und Verteilung der im Röntgenbild sichtbaren Fasern finden sich ähnlich auf zahlreichen anderen Cranach-Tafeln. Ebenfalls konnten schwarze Randeinfassungen auf vielen Cranach-Gemälden dokumentiert werden.

Die Ausformung der Buchstaben in der Inschrift (z.B. „M" und „AE") unterscheidet sich hingegen von den Inschriften auf anderen Darstellungen von Herkules am Hof der Omphale (u.a. DE_HAUMB_GG25, F_FBT_P70, DK_SMK_KMSsp727, DE_USG-Lost_39, ES_MTB_108-1929-15; PL_MNW_MOb2536). Ein ähnlicher Schriftyp ist z.B. auf der Tafel Christus und die Ehebrecherin (1537 oder später; CZ_NGP_DO4211) erkennbar. Diese Beobachtung liefert einen Hinweis für die arbeitsteilige Ausführung dieser und anderer Tafeln.

In die Bildkomposition sind zahlreiche Elemente aufgenommen, die auch auf anderen Werken aus der Cranach-Werkstatt ab etwa 1532 Verwendung fanden, so z.B. der tote Erpel an der Wand, Hals- und Kopfschmuck der Damen sowie mehrere Hände. Auf der vorliegenden Tafel erscheint die spielerische Verquickung der Hände von Herkules und einer Dienerin besonders raffiniert. Obwohl das Signet nur fragmentarisch erhalten ist, besteht kein Zweifel, dass hier angewinkelte Vogelflügel dargestellt sind. Diese Signetform ist auf Werken der Cranach-Werkstatt nach heutigem Kenntnisstand erstmals mit dem 1535 datierten Gemälde Herkules am Hof der Omphale (DK_SMK_KMSsp727) nachgewiesen.

[unveröffentlicher Untersuchungsbericht, Heydenreich 19.09.2018]

  • Herkules am Hof der Omphale, um 1535 - 1538

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Kunsttechnologische Untersuchung

19.09.2018Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • Infrarot-Reflektografie
  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • UV-Fluoreszenzfotografie

Bildträger

Die Holztafel (83 x 120,8 x 0,7 cm) besteht aus mehreren Laubholzbrettern unterschiedlicher Breite. Die Bretter sind in horizontaler Ausrichtung stumpf miteinander verleimt. Die Brettkanten verlaufen nicht parallel zueinander.

In der Röntgenaufnahme ist die Applikation von Fasermaterial in breiten Streifen quer zur Brettrichtung nachweisbar.

Am linken Bildrand gibt es oberhalb der Mitte eine originale Holzintarsie.

Proportion und Größe des Bildträgers entsprechen einem der in der Cranach-Werkstatt ab etwa 1520 häufig verwendeten Standardformate („E").

Grundierung und Imprimitur

Die Tafel ist weiß grundiert; vermutlich handelt es sich um einen Kreidegrund.

Grundierränder sind nicht sichtbar.

Am linken und rechten Tafelrand gibt es einen schwarz gemalten Rand von ca. 1 cm Breite.

Unterzeichnung

Mittels Infrarotreflektografie (Osiris, 900-1700nm) ließ sich eine mit dunkler Kreide ausgeführte Unterzeichnung visualisieren. Die freie und souveräne Zeichnung der Figuren konzentriert sich mit geschwungenen Linienzügen unterschiedlicher Länge auf die Anlage wesentlicher Konturlinien und Binnenformen. Köpfe, Hände und Gewänder wurden nur mit wenigen Linien fixiert und nachfolgend mit dem Farbauftrag ausdifferenziert. Hals- und Schulterkontur der Dame rechts neben Herkules erscheinen im Arbeitsprozess weiter nach links versetzt. Auch in den Gesichtern lässt sich nur eine sehr sparsame Angabe von Mund, Nase, Augen und Augenbrauen erkennen. Detailformen wurden hier ebenso mit dem nachfolgenden Farbauftrag präzisiert und dabei teilweise in ihrer Position verschoben, deutlich sichtbar z.B. im Gesicht der Dame hinter Herkules.

Farbschichten und Metallauflagen

Die Anlage der Gesichter erfolgte mit einer hellen Farbmischung aus Bleiweiß und zinnoberroten Pigmenten. Schatten wurden mit halbtransparenten braun-schwarzen Tönen modelliert. Rötliche Farbe diente zur Akzentuierung der Wangen. Plastizität und Beleuchtung wurden nachfolgend mit hellerer deckender Inkarnatfarbe sensibel herausgearbeitet. Die Augen einschließlich Wimpern und Reflexlichtern erscheinen routiniert ausgeführt. Auch die Kopfhaare sind auf flächiger rötlichbrauner Unterlegung mit feinen und sicher gesetzten Strichen differenziert. Das rote und das grüne Samtgewand wurden auf einer schwarzen flächigen Untermalung mit roten bzw. grünen Faltenstegen modelliert und anschließend mit halbtransparenten Lasuren harmonisiert. Auf dem flächig in braun angelegten Pelz sind mit einem Pinsel mit gespaltener Spitze einzelne dunkle Pelzhaare gezeichnet. Wesentliche Veränderungen der Bildkomposition innerhalb des Malprozesses lassen sich im Röntgenbild (Seifert ERESCO 150KV/0,5mA / Examion CR 3X-pro) nicht erkennen. Die Fragmente der deutschsprachigen Bildinschrift im Hintergrund sind heute nur noch durch Glanzunterschiede erkennbar. Möglicherweise wurde dieser Text bereits im Entwurfsstadium verworfen und mit der lateinischen Inschrift ersetzt.

[unveröffentlicher Untersuchungsbericht, Heydenreich 19.09.2018]

  • untersucht von Gunnar Heydenreich

Erhaltungszustand

Datum19.09.2018

Das Gemälde wurde in der Vergangenheit erheblich beschädigt. Die Tafel wurde in jüngerer Zeit auf der Rückseite gedünnt und mit einem Flachparkett verstärkt sowie am oberen und unteren Rand leicht beschnitten. Die Dünnung der Rückseite und die nachfolgende Stabilisierung mit aufgeleimten Parkettleisten führten zu einer leichten waschbrettartigen Verformung der Holztafel. Auf der Rückseite liegen Fraßgänge von inaktivem Anobienbefall offen.

Die Malschicht ist in vielen Bereichen erheblich berieben. Insbesondere sind hiervon der Kopf des Herkules und mehrere Gewänder betroffen. Die Gesichter der Damen befinden sich hingegen in einem relativ guten Zustand. Bis 2012 war das Gemälde durch umfangreiche Ergänzungen und Übermalungen stark entstellt. Mit der 2015 abgeschlossenen Restaurierung konnten diese Überarbeitungen vollständig abgenommen und die Fehlstellen zurückhaltender retuschiert werden. Dies geschah im Gesicht und Bart des Herkules auf der Grundlage der vorhandenen originalen Substanz. Die natürliche altersbedingte Craquelébildung in der Malschicht ist partiell durch die originale Applikation von Fasern auf der Holztafel stärker ausgebildet.

Der originale Zierrahmen ist nicht erhalten.

[unveröffentlicher Untersuchungsbericht, Heydenreich 19.09.2018]

  • untersucht von Gunnar Heydenreich

Restaurierungsgeschichte

Datum2012 - 2015

Konservierung zwischen 2012 - 2015 durch Holger Manzke, Potsdam

[unveröffentlicher Untersuchungsbericht, Heydenreich 19.09.2018]

  • restauriert von Holger Manzke

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Herkules am Hof der Omphale', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P321/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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'Herkules am Hof der Omphale', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P321/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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