Triptychon [linker Flügel]: Heilige Katharina [recto]; Christus als Schmerzensmann [verso]

Triptychon [linker Flügel]: Heilige Katharina [recto]; Christus als Schmerzensmann [verso]

Titel

Triptychon [linker Flügel]: Heilige Katharina [recto]; Christus als Schmerzensmann [verso]

[cda 2023]

Malerei auf Tannenholz (Abies sp.)

Material / Technik

Malerei auf Tannenholz (Abies sp.)

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 07.01.2024]

Die Innenseite der Tafel zeigt eine ganzfigurige Darstellung der Heiligen Katharina, die in einer Nische steht. Sie trägt ein grünes Kleid und einen roten Umhang. Ihr Haar ziert ein dünnes schwarzes Band, Strähnen sind seitlich zu einem dekorativen Dutt geknotet, der Rest fällt locker über die Schultern. Ihr Kopf wird

Die Innenseite der Tafel zeigt eine ganzfigurige Darstellung der Heiligen Katharina, die in einer Nische steht. Sie trägt ein grünes Kleid und einen roten Umhang. Ihr Haar ziert ein dünnes schwarzes Band, Strähnen sind seitlich zu einem dekorativen Dutt geknotet, der Rest fällt locker über die Schultern. Ihr Kopf wird von einem vergoldeten Heiligenschein umrahmt. Sie ist mit ihren Attributen - dem Schwert und dem Rad - dargestellt.

Die Tafelaußenseite zeigt Christus als Schmerzensmann in Ganzfigur vor dunklem Hintergrund. Ein Heiligenschein mit kurzen Strahlen umgibt seinen mit Dornen gekrönten Kopf. Seine Hände sind gefesselt und sein ganzer Körper ist mit Wunden bedeckt.

[cda 2023]

Zuschreibungen
Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt
Hans Kemmer ? (in der Werkstatt von Cranach d. Ä.)

Zuschreibungen

Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt
Hans Kemmer ? (in der Werkstatt von Cranach d. Ä.)

[Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt (Hans Kemmer?) Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 07.01.2024]

Datierungen
um 1515 - 1517
um 1512 - 1514

Datierungen

um 1515 - 1517

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 07.01.2024]

um 1512 - 1514

"zeitlich nahe FR47-48" (FR1932) [Handschriftliche Notiz rückseitig auf einer s/w Fotografie; Koepplin Archiv]

Maße
Maße Bildträger: 121 x 37,5 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 121 x 37,5 cm

  • [Handschriftliche Notiz rückseitig auf einer s/w Fotografie; Koepplin Archiv]

  • Maße Bildträger: ca. 122,6 x 40,4 cm

  • Maße mit mit Rahmen: 137,4 x 48,2 x 5,8 cm

  • [Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 07.01.2024]

Signatur / Datierung

keine

Inschriften und Beschriftungen
  • recto, oben
    "MORIB I[N]GENIO CATHERI[N]A:STEMATE FELIX: || ET CRISTV ET MARIA:COCILIARE POTEST:"
  • recto, unten: "S: KATHERINA"

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

    • recto, oben
  • "MORIB I[N]GENIO CATHERI[N]A:STEMATE FELIX: || ET CRISTV ET MARIA:COCILIARE POTEST:"

    • recto, unten:
  • "S: KATHERINA"

Eigentümer
Privatbesitz
Besitzer
Privatbesitz
CDA ID
PRIVATE_NONE-P439
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P439/

Provenienz

  • vor dem 2. Weltkrieg in Wien
    [Handschriftliche Notiz auf der Rückseite einer Fotokopie; Koepplin Archiv]

  • Schweizer Privatbesitz

  • Auktion Stuker, Bern, 1972

  • Galerie Miethke, Wien

  • versteigert im Auktionshaus Koller, Zürich, 31.03.2023, Los 3014
    [Kollerauktionen online, accessed 27.03.2024]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Auct. Cat. Zürich 2023 20-27 3014
Herausgeber/inKoller, Zürich
TitelAuktionskatalog Gemälde Alte Meister & des 19. Jh., Zeichnungen und alte Grafik, Auktion 31.032023
Ort der VeröffentlichungZürich
Jahr der Veröffentlichung2023

Forschungsgeschichte / Diskussion

D. Koepplin ordnet die beiden Gemälde (Flügel) in den gleichen Entstehungszeitraum ein wie FR47-48 (Friedländer, Rosenberg 1932) und hält sie für älter als FR98a.

[Handschriftliche Notiz auf der Rückseite einer s/w Fotografie, Koepplin Archiv]

Diskussion der Untersuchungsergebnisse

Wesentliche Merkmale des Bildträgers, u.a. Holzart, Brettbreiten, Faserbeklebungen und Grundierungsauftrag finden Entsprechung in anderen Werken der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. aus den Jahren um 1515-20. Größe und Proportionen der Mitteltafel gleichen dem in der Cranach-Werkstatt häufig verwendeten Standardformat „E“. Die gezeichnete Kompositionsanlage auf dem Malgrund lässt sich in ähnlicher Form auf anderen Werken aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. erkennen. Die nachgewiesenen Pigmente fanden in der Cranach-Werkstatt wie auch in anderen Malerwerkstätten der frühen Neuzeit sowie in jünger Zeit häufige Verwendung. Die Techniken der Blattmetallverzierungen und des Farbauftrags entsprechen ebenfalls Praktiken in der Wittenberger Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. in den Jahren um 1515-20. Materialien und technischen Merkmale lassen darauf schließen, dass Mitteltafel und beide Flügelgemälde als Einheit, d.h. als ein Flügelretabel konzipiert und realisiert wurden. Nach unserer Einschätzung ist dieses Retabel mit großer Wahrscheinlichkeit in den Jahren um 1515-17 in der Wittenberger Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. entstanden.

Das untersuchte Retabel zeichnet sich durch eine hohe malerische Qualität aus. Die formale und stilistische Ausprägung von Unterzeichnung und malerischer Ausführung unterscheidet sich nach unserer Einschätzung jedoch von anderen Werken, die von der Forschung übereinstimmend als eigenhändige Werke Lucas Cranach d. Ä. angesehen werden. So gibt es Unterschiede z.B. in der malerischen Umsetzung der Inkarnate, der Gewänder und des Blattwerks, die eher auf die Ausführung durch einen Werkstattmitarbeiter schließen lassen.

Zugleich lassen die Unterzeichnung und auch einige malerische Details, wie z.B. die Gestaltung der Inkarnate und der Gewänder einschließlich der Brokatmuster, der Flügel des Engels, der Bordüre des Baldachins, des Laubwerks, der Aufschriften in Renaissance Kapitalis mit überstehendem Deckbalken (teils in jüngerer Zeit übermalt) große Ähnlichkeiten zu Werken erkennen, die dem sogenannten Meisterschüler Hans Kemmer zugeschrieben werden konnten, der von etwa 1515 bis etwa 1521 in der Cranach-Werkstatt tätig war.

Einige Korrekturen im Malprozess, wie z.B. in den Augen der Maria auf der Mitteltafel erscheinen mit großer Sicherheit ausgeführt. Qualität und Form dieser Korrekturen finden durchaus Entsprechung in Werken Lucas Cranachs d. Ä. und lassen nach unserer Einschätzung eine Ausführung durch den Meister vermuten.

Im Ergebnis dieser Untersuchungen erachten wir das vorliegende Triptychon als ein qualitätsvolles und sehr gut erhaltenes Werk von Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt. Technische und stilistische Besonderheiten lassen eine überwiegende Ausführung durch Hans Kemmer vermuten.

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 07.01.2024]

  • Triptychon [linker Flügel]: Heilige Katharina [recto]; Christus als Schmerzensmann [verso], um 1515 - 1517

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Kunsttechnologische Untersuchung

07.01.2024Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • UV-Fluoreszenzfotografie
  • Instrumentelle Materialanalyse
  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung

Bildträger

Die Flügelgemälde bestehen jeweils aus drei Brettern ähnlicher Breite in vertikaler Ausrichtung. Im Röntgenbild erscheint auch deren Holzstruktur der Mitteltafel sehr ähnlich, so dass wahrscheinlich für beide Flügel ebenfalls Tannenholz verwendet wurde. Mitteltafel und Flügelgemälde sind mit einer jüngeren Rahmenkonstruktion eingefasst, die eine weitere Untersuchung des Holzes der Flügel nicht zuließ. Die Röntgenaufnahmen zeigen, dass die Bildfläche der Flügelgemälde oben und unten durch die Rahmen teilweise abgedeckt werden.

Die Röntgenaufnahme lässt auch erkennen, dass auf die Bildseite der Mitteltafel vor dem Auftrag der Grundierung Fasermaterial in drei Bahnen am oberen Rand, am unteren Rand und in der Bildmitte quer zur Ausrichtung der Bretter appliziert wurde. Auch beide Flügelgemälde weisen entsprechende Faserapplikationen in drei horizontal ausgerichteten Bahnen oben, mittig und unten auf.

Grundierung und Imprimitur

Die Flügelgemälde wurden beidseitig grundiert. In den Röntgenaufnahmen sind Grundierränder sichtbar. In mehreren Bereichen lassen die Röntgenaufnahmen Bläschen in der Grundierschicht erkennen. Das Röntgenbild zeigt keine Hinweise für das Vorhandensein einer bleiweißhaltigen Imprimitur.

Unterzeichnung

Flügelinnenseiten:

Im Infrarotreflektogramm sind Unterzeichnungslinien erkennbar, die mit einem flüssigen grauschwarzen Medium und Pinsel ausgeführt wurden. Die partielle Verwendung einer Zeichenfeder ist nicht auszuschließen. Konturen und Binnenformen erscheinen mit schwungvollen Linien sicher umrissen. In mehreren Bereichen gibt es geringfügige Abweichungen zwischen der zeichnerischen Kompositionsanlage und der malerischen Ausführung.

Flügelaußenseiten:

Die Darstellungen von Maria und Christus auf den Flügelaußenseiten erscheinen mit zahlreichen suchenden Linien skizzenhafter umrissen als die Figuren auf der Mitteltafel. So ist z.B. die Position der gefalteten Hände der Maria zunächst mit mehreren einander teils überlagernden großen Linienschlaufen angegeben. Auch die Konturen der Gesichter und Gewänder wurden mehrfach korrigierend überzeichnet und schließlich erst mit dem Farbauftrag in ihrer finalen Form fixiert. Auf den Außenseiten scheinen sich die Linienzüge bei großer Vergrößerung teils in einzelne Punkte aufzulösen.

Farbschichten und Metallauflagen

Mittels RFA konnten folgende Elemente nachgewiesen und in Verbindung mit den optischen Merkmalen Signale für folgende Farbmaterialien ermittelt werden:

Gold MP 1: Ca, Fe, Au, Pb, Ti, Sr (Ag)

Ca: Kreide/ Gips; Fe/ Ti: Eisenoxid/ Ocker/ Bolus; Au: Gold; Pb: Bleiweiß; Sr: Bestandteil von „Kreide“ (?)

Gelb MP 2: Ca, Pb, Fe, Sn, Hg Sr

Ca: Kreide/ Gips (?); Pb: Bleiweiß; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Pb/ Sn: Bleizinngelb; Hg: Zinnober; Sr: Bestandteil von „Kreide“ (?)

Grün MP 3: Cu, Ca, Pb, Fe, Sn, Sr

Cu: Kupferhaltiges Grün / Blau (?); Ca: Kreide/ Gips (?); Pb: Bleiweiß; Pb/ Sn: Bleizinngelb; Sr: Bestandteil von „Kreide“ (?)

In den mikroskopisch und strahlendiagnostisch als entstehungszeitlich bewerteten Bildschichten aller drei Tafeln konnten folgende Pigmente ermittelt werden: Bleiweiß, Bleizinngelb, gelber Ocker, rotes Eisenoxidpigment, Zinnober, Azurit, und kupferhaltiges Grünpigment. Als Blattmetallauflagen wurden Gold und Zwischgold bestimmt. In retuschierten Bereichen ist u.a. Messingpulver (Goldbronze) nachweisbar.

Flügelinnenseiten:

Die malerische Gestaltung von Inkarnaten und Gewändern der Heiligen auf den Flügelinnenseiten entspricht aus technischer Sicht weitgehend der Ausführung auf der Mitteltafel: Das grüne Gewand der hl. Katharina ist mit einem gelblichen Grünton unterlegt und darauf mit einem intensiveren Grünton modelliert. Das gelbe Mantelinnenfutter ist zunächst mit gelber Farbe angelegt und dann in Grautönen mit einem höheren Anteil an Blaupigment modelliert.

Flügelaußenseiten:

Die Außenseiten erscheinen insgesamt in weniger Arbeitsschritten und mit vergleichsweise geringerem malerischen Aufwand realisiert. Die Inkarnate sind im Vergleich mit denen auf den Innenseiten etwas gröber ausgeführt.

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 07.01.2024]

  • untersucht von Diana Blumenroth
  • untersucht von Gunnar Heydenreich

Erhaltungszustand

Datum07.01.2024

Die Tafeln befinden sich in einem geringfügig geschädigten und relativ stabilen Zustand. Es gibt Fraßgänge von inaktivem Schadinsektenbefall und mehrere vertikal verlaufende Risse in den Holzträgern, sichtbar u.a. auf den Flügelaußenseiten. Im Streiflicht erscheinen die Bretter geringfügig verwölbt. Die Bildschichten weisen ein feines Alterscraquelé auf. Fehlstellen in der Bildschicht wurden in mehreren Phasen bearbeitet. Alle Tafeln lassen mehrere Firnisaufträge erkennen.

Die Goldnimben erscheinen berieben. Sie wurden in der Vergangenheit mehrfach überarbeitet und Neuvergoldungen teils wieder reduziert. Aufschriften wurden mit schwarzer Farbe und Goldbronze überarbeitet.

Durch die moderne Rahmung erscheinen die Flügelgemälde derzeitig gegenüber der Mitteltafel zu tief montiert. Darüber hinaus decken die Rahmen der Flügelgemälde oben und unten einige Quadratzentimeter der Bildfläche ab.

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 07.01.2024]

  • untersucht von Gunnar Heydenreich
  • untersucht von Diana Blumenroth

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Triptychon [linker Flügel]: Heilige Katharina [recto]; Christus als Schmerzensmann [verso]', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P439/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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'Triptychon [linker Flügel]: Heilige Katharina [recto]; Christus als Schmerzensmann [verso]', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P439/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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