Das Parisurteil

Der trojanische Königssohn Paris, der als Schafhirte lebte, wurde von dem Götterboten Merkur aufgesucht. Dieser bat ihn zu entscheiden welche der drei Göttinnen - Juno, Minerva, Venus - die Schönste sei. Die Entscheidung des Paris für Venus, die ihm als Gegenleistung die schönste Sterbliche als Frau versprach, führte zum Trojanischen Krieg und dem Untergang Trojas.

In einer späteren Version der Geschichte von Guido delle Colonne (13. Jahrhundert) war Paris ein Ritter, der während einer Jagdpause sein Pferd an einen Baum band und einschlief. Im Traum erschienen ihm dann Merkur und die drei Göttinnen. Nachdem Paris die Göttinnen gebeten hatte sich zu entkleiden und seine Wahl aus Venus fiel, erwachte er aus dem Traum.

In seinem Gemälde scheint Cranach dieser Version zu folgen: In Mitten eines Waldes scheint Paris, als Ritter gekleidet, gerade aus einem Traum zu erwachen. Merkur ist als alter Mann dargestellt, dessen Kristallkugel die lateinische Inschrift "MONET" trägt und in Bezug auf das Urteil des Paris als Rat oder Warnung zu verstehen ist.

Wie in Cranachs anderen Versionen dieses Bildthemas sind die Göttinnen schwer zu identifizieren. Wahrscheinlich ist es Venus, die direkt neben Paris steht und den Betrachter einen wissenden Blick zuwirft.