Eine unbekannte Frau, früher genannt Sybille von Cleve, Gemahlin von Johann Friedrich von Sachsen

Eine unbekannte Frau, früher genannt Sybille von Cleve, Gemahlin von Johann Friedrich von Sachsen

Titel

Eine unbekannte Frau, früher genannt Sybille von Cleve, Gemahlin von Johann Friedrich von Sachsen

[The National Trust, Waddesdon Manor, revised 2015]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[The National Trust, Waddesdon Manor, revised 2015]

Prächtig gewandet mit Perlen und Geschmeide, stellt dieses Bildnis einer Adligen zweifellos ein Mitglied des Hofs von Herzog Friedrich III von Sachsen da, wo Cranach als Hofmaler wirkte. Vormals wurde die Dargestellte als Friedrichs Nichte identifiziert, das datierte Gemälde stammt jedoch aus dem Jahr 1515 als diese Sibylle von Cleve

Prächtig gewandet mit Perlen und Geschmeide, stellt dieses Bildnis einer Adligen zweifellos ein Mitglied des Hofs von Herzog Friedrich III von Sachsen da, wo Cranach als Hofmaler wirkte. Vormals wurde die Dargestellte als Friedrichs Nichte identifiziert, das datierte Gemälde stammt jedoch aus dem Jahr 1515 als diese Sibylle von Cleve erst drei Jahre alt war. Erst 1526 heiratete Sibylle Friedrichs Neffe Johann Friedrich I. (1502-1556). Die Halskette der Dame entsprach der Mode für flämische und deutsche Damen in den ersten Jahren des 16. Jh.

[The National Trust, Waddesdon Manor, revised 2015]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere

[The National Trust, Waddesdon Manor, revised 2015]

Datierung
1515

Datierung

1515

[datiert]

Maße
Maße Bildträger (lichtes Maß): 55,3 x 37,4 cm

Maße

  • Maße Bildträger (lichtes Maß): 55,3 x 37,4 cm

  • [The National Trust, Waddesdon Manor, revised 2015]

Signatur / Datierung

Bezeichnet und datiert links unten: geflügelte Schlange und Jahreszahl "1515"

Signatur / Datierung

  • Bezeichnet und datiert links unten: geflügelte Schlange und Jahreszahl "1515"

  • [The National Trust, Waddesdon Manor, revised 2015]

Inschriften und Beschriftungen
  • in der Haube: "H" als sich wiederholendes Muster (x3)

[cda, 2015] Auf dem Rahmen, unterhalb der Mitte:
Aufkleber: "Luc …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

    • in der Haube:
  • "H" als sich wiederholendes Muster (x3)

  • [cda, 2015]

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Auf dem Rahmen, unterhalb der Mitte: Aufkleber: "Luc Cranach"

  • [The National Trust, Waddesdon Manor, revised 2015]

Eigentümer
Waddesdon, The Rothschild Collection (Rothschild Family Trust)
Besitzer
The National Trust, Waddesdon Manor
Standort
Waddesdon
CDA ID
UK_WM_138-1996
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/UK_WM_138-1996/

Provenienz

  • erworben von Alice de Rothschild (1847-1922)
  • als Erbe an ihren Großneffen James de Rothschild (1878-1957)
  • als Erbe an dessen Frau Dorothy de Rothschild (1895-1988)
  • an den Rothschild Family Trust, Sammlung: Waddesdon, The Rothschild Collection
  • als Leihgabe seit 1996, The National Trust, Waddesdon Manor
    [The National Trust, Waddesdon Manor, revised 2015]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Lange 2015 34 Fig. 6
Autor/inJustus Lange
TitelLucas Cranach und die Landgrafschaft Hessen
Veröffentlichungin Julia Carrasco, Justus Lange, Benjamin D. Spira, Timo Trümper, Stiftung Schloss Friedenstein Gotha and Museumslandschaft Hessen Kassel, eds., Bild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation, [Exhib. Cat. Gotha, Kassel]
Ort der VeröffentlichungHeidelberg
Jahr der Veröffentlichung2015
Seiten29-42

Forschungsgeschichte / Diskussion

[...] Aus einem Brief von Annas Tochter Elisabeth (1502 -1557), die mit Herzog Johann dem Beständigen (1498 - 1537) verheiratet war, vom 27. Februar 1534 an Kurfürsten Johann Friedrich, geht hervor, dass dessen Hofmaler ("mester Luckes") ein Porträt Elisabeths in zweifacher Ausführung geschaffen hatte - für Elisabeth und Kurfürst Johann Friedrich - sowie ein Bildnis ihrer Mutter ("m. fraw mutter selgen kounterfett"). [1] Man darf annehmen, dass das Porträt wohl vor Annas Tod 1525 entstanden sein wird. Weder das Porträt von Elisabeth noch dasjenige ihrer Mutter sind jedoch bislang aufgetaucht bzw. identifiziert. [2] Hier lässt sich eine gewisse Engführung der Cranach-Forschung beobachten, da bei der Identifizierung der von Cranach Porträtierten meist nur der kursächsische Personenkreis in den Blick genommen wird und man folglich bei weiblichen Personen häufig sächsische Prinzessinnen dargestellt meint. Exemplarisch kann dies bei dem Porträt einer vornehmen Dame vor Augen geführt werden, das mit Cranachs Signet und der Jahreszahl 1515 bezeichnet ist. [3] Schon aufgrund dieser Datierung kann die Dargestellte, wie vorgeschlagen, nicht die sächsische Fürstin Sybille von Kleve sein, da diese zu dem Zeitpunkt erst drei Jahre alt war. [4] Dennoch vermutete man eine andere vornehme sächsische Dame in der Porträtierten. Genauso gut könnte aber hier eine Dame eines anderen Fürstenhauses dargestellt sein. Verlockend wäre zum Beispiel - wenngleich eindeutige Belege bislang fehlen - das Bildnis der Landgräfin Anna zu erkennen. Diese war zum Zeitpunkt der Bildentstehung 30 Jahre alt und galt allgemein als sehr hübsch, was ihr am Kaiserhof den Namen "Frau Venus" einbrachte. Ihre Vorliebe für kostbaren Schmuck, der zu Streitigkeiten mit ihrem Sohn führen sollte, ist ebenfalls belegt und passt recht gut zu dem Porträt. [5] Schließlich ist in der Haube der Dame ein "H" mit Perlen eingestickt, was auf die Landgrafschaft Hessen verweisen könnte. Auch lassen historische Umstände ein Porträt der Landgräfin zu dieser Zeit besonders plausibel erscheinen. 1514 war Anna nach fast 5-jähriger Auseinandersetzung mit der hessischen Ritterschaft auf dem Landtag in Homberg endlich als Regentin anerkannt worden, wie es das zweite Testament ihres Mannes von 1508 vorgesehen hatte. [6] Im Winter 1514/15 hielt sie sich am Kaiserlichen Hof in Innsbruck auf, wo sie Maximilian I. versprach, ihrem Sohn an seinem 14. Geburtstag die Regierung der Landgrafschaft zu übergeben. [7] Ein Porträt der nun anerkannten Regentin scheint demnach zu diesem Zeitpunkt oder wenig später denkbar. [8] 1515 wurde zudem die Heirat von Annas Tochter Elisabeth mit Herzog Johann dem Beständigen von Sachsen verabredet. [9] Wenngleich letztendlich offen bleiben muss, ob das hier vorgestellte Porträt die Landgräfin zeigt, so muss es ein solches dem Brief ihrer Tochter zufolge in jedem Fall gegeben haben.

[1] "Auf E. L. beger hatt mich mester Lukes gestern ab gemallet. E. L. wert aber wenck schonest an mir sen. Ich byt, E. L. wol mir E. L. angesych gemallet auch scheycken sammt E. L. gemal, schwestern und keynttern, und E. L. wol mester Luckest schreiben, das er mir m. fraw mutter selgen kounterfett auch scheycken will, dan mester Luckest hatt es noch, und meyn schoune gestal auch." Werl 1965, 23-37, hier 27.

[2] Die von Werl vorgeschlagene Identifizierung der beiden nahezu identischen Bildnisse einer vornehmenen Dame in Darmstadt und Lyon - so verlockend die Vorstellung ist - kann nicht zutreffen, da die Dargestellte einen Brautkranz trägt. Vgl. hierzu Ausst. Kat. Basel 1974, Nr. 627.

[3] Öl auf Holz, 53,3 x 37,4 cm, Waddesdon Manor, The Rothschild Collection (Dauerleihgabe des Rotheschild Family Trust), Inv. Nr. 138.1996. Für Informationen sowie die Zusendung eines Fotos danke ich Rachel Jacobs, Waddesdon Manor.

[4] Siehe den Eintrag von Philippa Plock in der Sammlungsdatenbank http://collection.waddesdon.org.uk

[5] Puppel 2004; Köttelwesch 2013, 15.

[6] Puppel 2004, 50f.

[7] Puppel 2005, 60.

[8] 1514 entstanden zudem Cranachs großformatige Porträts von Annas jüngerer Schwester Katharina und ihrem Mann Herzog Heinrich von Sachsen. Ausst. Kat. Chemnitz 2005, 424-431.

[9] Ausst. Kat. Marburg 2004, 192; Tieme 2010, 14-16.

[Lange 2015, 33-35]

Lucas Cranach der Ältere wurde im Alter von 33 Jahren 1505 zum Hofmaler Friedrichs III. ernannt. Außer einer kurzen Reise in die Niederlande 1508-1509 war Cranach die meiste Zeit damit beschäftigt, zahlreiche Bildnisse und Gemälde religiösen und mythologischen Inhalts zu fertigen, außerdem Wandmalereien und Drucke. Er replizierte und variierte Bildnisse innerhalb seiner Werkstatt um den Bedarf zu decken, wenn auch von diesem Bildnis keine weitere Version bekannt ist. Es trägt seine Signatur, die geflügelte Schlange, die ihm als Wappen vom Kurfürsten 1508 verliehen wurde. Nach dem Tode Friedrichs arbeitet Cranach weiter für dessen Nachfolger.

Das Bildnis zeigt eine bei Cranach typische gelängte Darstellung der Porträtierten, die entweder in Ganz- oder Halbfigur gegeben ist, kombiniert mit einem passiven Gesichtsausdruck. Dies lenkt die Aufmerksamkeit auf das Schmuckwerk, dessen Pracht im Detail wiedergegeben ist. Winzige Perlen schmücken die Kopfbedeckung und das Kleid der Dame. Die schwere goldene Halskette ist üblich bei Cranachs weiblichen Bildnissen. Während in England und Frankreich solche Ketten ausschließlich von Männer getragen wurden, gehörten sie in Flandern und Deutschland zu den Accesoires der Frauen. Je schwerer die Halskette, desto höher war der soziale Status der Familie. Die vier verwobenen Halsketten der Dargestellten müssen recht schwer gewesen sein. Das Bildnis ähnelt jenem Cranachs, das möglichweise Prinzessin Emilia von Sachsen zeigt (1537, Statens Museum for Kunst, Kopenhagen). Dies zeigt, dass die Dargestellte aus den höchsten Reihen des Adels kommen muss.

Phillippa Plock, 2012

[http://collection.waddesdon.org.uk/search.do;jsessionid=a2-0PE+DSIgX3fvZG9NzkpKi?id=41237&db=object&page=1&view=detail] (accessed 22.06.2014)

  • Eine unbekannte Frau, früher genannt Sybille von Cleve, Gemahlin von Johann Friedrich von Sachsen, 1515

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