Bildträger
Als Bildträger fungiert eine fein gewebte Leinwand in Leinenbindung aus einem Stück. Der vorhandene Keilrahmen ist nicht original.
Das originale Bildformat wurde vermutlich geringfügig verkleinert: an allen vier Seiten führt die Malschicht auf den Umschlagkanten weiter, meist in der monochromen, hellen Farbe des Architekturhintergrundes, teilweise die Malerei des Vordergrundes (Marmorboden) fortsetzend. Auf den Umschlagkanten finden sich gemalte schwarze Ränder. Vermutlich waren die Umschlagkanten ursprünglich in die Bildfläche integriert. In diesem Fall wäre die Leinwand mit flachen – also nicht um die Kanten des Spannrahmens gehenden – Rändern aufgespannt gewesen, die mit einfachen, direkt aufgesetzten Rahmenleisten abgedeckt worden wären. Die gemalten schwarzen Randlinien stehen wahrscheinlich in Zusammenhang mit dieser recht gebräuchlichen Art des Aufspannens und Rahmens [vergleiche Heydenreich 2007 B, 251-252]. Die umgeschlagenen Ränder wurden je nach vorhandener Breite bündig mit dem Keilrahmen beschnitten, vermutlich im Zuge der Doublierung; eine Ausnahme bildet die Oberkante, wo eine Webkante zumindest großteils erhalten geblieben ist (vgl. Abb. AT_KHM_GG3141_FR-none_2012-03-30_Detail_02). Hier hat der schwarze Rand eine Breite von ca. 2 cm; es lassen sich ausgeprägte Spanngirlanden und originale Nagellöcher beobachten, demnach war die Formatveränderung hier wohl am geringsten. Auch am rechten Spannrand finden sich zum Teil recht ausgeprägte Spanngirlanden, das Bild scheint hier nur marginal beschnitten worden zu sein, am linken Spannrand aufgrund der weniger deutlichen Spanngirlanden vermutlich etwas mehr. An der Unterkante dürfte das Format ebenfalls nur geringfügig verändert worden sein.
Grundierung und Imprimitur
- weiße Grundierung, nicht analysiert
Unterzeichnung
Bei der Untersuchung mit Infrarotreflektografie konnte nur in wenigen Bereichen eine Unterzeichnung sichtbar gemacht werden. Im Gesicht der Dargestellten finden sich Angaben für die Gesichtszüge (Augen und Augenbrauen, Nase, Mund, Ohr, Konturen von Wangen und Kinn). Die Linien sind sehr fein und scheinen in einem trockenen Medium ausgeführt worden zu sein. Hier ist die Unterzeichnung auch mit freiem Auge zu erkennen (vgl. Abb. AT_KHM_GG3141_FR-none_2012-03-30_Detail_06). Die Zeichnung wirkt sehr kontrolliert und sicher und lässt vermuten, dass sie von einer Porträtvorlage übertragen worden ist. Weitere Linien lassen sich in der Halskrause, an der Kontur des Halsausschnitts des Kleides links und im Gewand unterhalb ihrer rechten Hand erkennen, wo sich eine kurze vertikale Linie findet. Neben dieser die Figur betreffenden Unterzeichnung finden sich weitere Linien, die Konstruktionsangaben für den Architekturhintergrund darstellen: Im Bereich von Halskrause/Hemd findet sich eine bogenförmige Linie, die die Kontur des untersten Bogen fortzusetzen scheint, eine weitere sehr kurze rechts neben dem Ohr ist ebenfalls der Architektur zuzuordnen. Im Hintergrund rechts findet sich eine lange diagonale Linie, die sich im Brustbereich fortsetzt, möglicherweise eine Fluchtlinie analog zu jener auf der linken Seite im männlichen Pendant (Kurfürst August von Sachsen, AT_KHM_GG3252_FR-none). Links unten ist eine horizontale Linie zwischen den beiden grünen Architekturteilen erkennbar.
Farbschichten und Metallauflagen
Die Anlage der Komposition erfolgte mit meist deckendem Farbauftrag und partiell recht deutlichem Pinselduktus, insbesondere in den zügig gemalten Partien des Architekturhintergrundes. Mit großem Detailreichtum wurden Verzierungen der Kleidung und der kostbare Schmuck der Dargestellten ausgearbeitet, Höhungen und Glanzlichter zeigen einen leicht pastosen Farbauftrag. Der Marmorboden wurde in dünn-lasierender Malweise ausgeführt.
Die Abfolge des Farbauftrags lässt sich wie folgt annehmen: zunächst wurde vermutlich das Inkarnat angelegt, gefolgt von den schwarzen Gewandpartien (mit Ausnahme des Hutes) und dem Marmorboden im Vordergrund. Danach wurde die Hintergrundarchitektur gemalt, zuerst die grünen, gefolgt von den hellen Partien und dem kühlen, blau-grauen Bogendurchblick; der Farbauftrag von Hinter- und Vordergrund beschneidet die Figur. Weiße Partien, wie etwa die Halskrause oder Schmuck- und Zierelemente ihrer Kleidung, gelangten zuletzt zur Ausführung. Helle Partien wie Inkarnat und Hemd wurden lokal untermalt. Diese vermutlich bleiweißhaltige, relativ großzügig aufgetragene Untermalung lässt sich gut in den Röntgenaufnahmen erkennen (vgl. Abb. AT_KHM_GG3141_FR-none_2012-03-23_Detail_01_X-radiograph und AT_KHM_GG3141_FR-none_2012-03-23_Detail_02_X-radiograph). Die Röntgenaufnahmen zeigen auch die kompakt aufgetragenen, wenig vertriebenen Höhungen in Gesicht und Händen. Am rechten Ärmel lässt sich ein Pentiment in der gekrausten Manschette beobachten, die ursprünglich etwas weiter links angelegt worden war.
Die an den heute umgeschlagenen Rändern vorhandenen gemalten schwarzen Randlinien sind ein Indiz dafür, dass das Bild ursprünglich wohl flach auf einen Spannrahmen aufgespannt war. Einfache, direkt auf die Ränder aufgesetzte Leisten hätten als Rahmen fungiert (siehe dazu auch unter ‚Bildträger‘).
Rahmung
- verfasst von Monika Strolz