Magdalenenaltar: Hl. Martha

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges, schwarzes Zeichenmedium, Pinsel; erster Entwurf angelegt mit feinem Kreidestift

Typ/Duktus:

- detaillierte und freie Unterzeichnung

- dünne bis etwas breitere Linien; feine Linien für die erste Anlage

Funktion:

- relativ verbindliche Vorgabe für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge angegeben; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses (z.B. rechter Arm)

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Simon Franck/Meister der Gregorsmesse?

[Smith, Sandner, Heydenreich, cda 2013]

Die Unterzeichnung der Flügelbilder ist zielorientiert, dabei aber auch wesentlich konventioneller gehalten [im Vergleich zum Predella] und zeigt die sichere Hand cranachscher Werkstattroutine. [1] Sie beschränkt sich auf Konturen und großzügige Angaben von Binnengliederung als Lokalisierungshilfe für die ausführenden Mitarbeiter. [...] Die ‚Martha‘ weist eine Zeichnung auf, die in ihrer Machart herausragt: Mit breitem Pinsel und reichlich Farbe, die – wie in großer Eile – kaum abgestreift wird und an den Strich-Enden tropfenartig zusammenläuft, werden Kontur und Binnengliederung von Kopf- und Schultertuch angelegt. Spontan und sicher zugleich wirkt dies. Das Gesicht dagegen ist nur sparsam konturiert. Dieselbe Charakteristik zeigt auch der Drachen zu ihren Füßen.

[1] Man vergleiche dazu das reichhaltige Material im [Exhib. Cat. Eisenach 1998]

[Schawe 2007 B, 236, 238]

Holzartenbestimmung: Lindenholz (Tilia sp.)

- Lindenholz

- sechs vertikal stumpf verleimten schmalen Brettern

- die Stärke der Tafel beträgt nur noch 5 bis 6 mm

- zusätzlich Fugensicherungen wurden hier nicht gefunden

- originales Format in der Höhe

- in einem Arbeitsrahmen dünn und gleichmäßig grundiert

- der Grundiergrat ist nur an Ober- und Unterkante erhalten

- als Material wurde wohl ein Leim-Kreide-Gemisch verwendet

- die bei Cranach und seinen Schülern oft zu findende farbige oder auch weiße Imprimatur wurde hier nicht festgestellt

Im Doerner Institut wurden von allen Bestandteilen des Altars ausschnittweise Infrarotaufnahmen gemacht […]. Dabei ließ sich feststellen, dass die detaillierte, schwungvoll und vermutlich mit Pinsel ausgeführte Unterzeichnung bis auf kleine Abänderungen in der malerischen ausführung übernommen wurden.

Aus konservatorischen Gründen wurden aus der Malschicht keine Probe entnommen, aussagen über Bindemittel und Pigmente bleiben daher spekulativ. Vermutlich handelt es sich um ein Gemisch aus Tempera- und Ölmalerei. Das gleichmäßig feine Alterungscraquelé und das Fehlen von Veränderungen weisen darauf hin, dass der malerische Bildaufbau in hoher handwerklicher Qualität ausgeführt wurde.

[Staudacher, Büchel 2007, 228-229]

Restaurierung

Bildträger:

• seitlich angeschnitten

• die Stärke der Tafel beträgt nur noch 5 bis 6 mm

• durch den Verschnitt ist Holzmaterial verloren gegangen; an einigen Stellen ist die Holztafel durch die Säge rückseitig angeschnitten und beschädigt

• ganzflächig auf eine Tischlerplatte aufgeleimt

• zum Zwecke der Stabilisierung wurden wohl erst im 20. Jahrhundert rückseitig auf die Fugen vereinzelte Klötzchen aufgeleimt

• zwei Querleisten liegen lose auf und werden von zwei aufgeleimten und passgenau abgeschrägten Klötzchen gehalten

Malschicht:

• flächige Überarbeitungen; ein deckendes Übermalen vor allem der kräftigen Farben in den Gewändern und im Blau des Himmels

• in allen Farbbereichen sind verputzte Craquelékanten festzustellen, an denen die weiße Grundierung freiliegt.

• zum Teil wurden die Schäden bereits früher überretuschiert

Firnis:

• stark gegilbt

[Staudacher, Büchel 2007, 228, 229, 230]

• lose Stellen der Malschicht im Randbereich gefestigt und die Oberfläche gereinigt

• da ein Firnisabnahme mit Lösungsmitteln zwar schnell und sauber durchzuführen gewesen wär, die beriebenen Craqueléränder aber weiter angegriffen hätte, wurde der letzte Überzug auf eine sehr viel aufwendigere Art mechanisch abgenommen; ebenfalls entfernt wurden auf diese Weise flächig erhaltene Reste stark gegilbter, älterer Überzüge vor allem in dunklen Bereichen

• alte Retuschen, die einen fleckigen Gesamteindruck verursachten, wurden mechanisch entfernt.

• die groben, dunkelblauen Übermalung im Bereich des Himmels erwiesen sich als nur schwer löslich; eine Abnahme hätte die originale Malschicht angegriffen. Sie wurden daher belassen und durch Retuschen farblich integriert.

• die alten Kittungen wurden, soweit möglich, belassen, nachgekittet und strukturiert; neue waren fast nur in den Randbereichen und um die Holzausflickungen nötig

• nach Ausführung dieser Arbeiten wurde ein dünner Zwischenfirnis aufgetragen

• Retusche

• abschließend wurde ein weiterer Firnis aufgetragen

[Staudacher, Büchel 2007, 232, 233]

• in der Zeit vor 1814 wurden die Seitenflügeln auseinandergesägt

[Staudacher, Büchel 2007, 227]