Bildträger
Lindenholz
Die Holztafel ist an den äußeren Kanten bis zu 8 mm stark. Insgesamt beträgt ihre Stärke 2,8 cm. Sie besteht aus 5 senkrecht verlaufenden Brettern, sodass der Faserverlauf des Holzes senkrecht ist. Im Röntgenbild wird sichtbar, dass die Bretter glatt und ohne andere Hilfsmittel miteinander verleimt sind. Es handelt sich ausschließlich um Seitenbretter mit schräg liegenden Jahresringen. Die Verleimung erfolgte zwischen Kern- und Splintholzseiten. Betrachtet man das Gemälde von vorne, so liegen die Kernholzseiten aller Bretter links und ihre Splintholzseiten rechts.
Die einzelnen Bretter besitzen jeweils folgende Breite (von links nach rechts gesehen):
Brett 1: 8,8 cm (oben); 9,8 cm (unten)
Brett 2: 12,2 cm (oben); 12,2 cm (unten)
Brett 3: 20,9 cm (oben); 20,9 cm (unten)
Brett 4: 13,8 cm (oben); 14,2 cm (unten)
Brett 5: 9,5 cm (oben); 7,3 cm (unten)
An der linken Bildkante in der unteren Bildpartie finden sich zwei übereinander liegende Astansätze, die bei der Tafelherstellung weder entfernt noch kaschiert wurden. Die Gemälderückseite zeigt relativ grobe Bearbeitungsspuren. Es finden sich zahlreiche, unterschiedlich breite, muldenförmige senkrechte, waagerechte und diagonal von links oben nach rechts unten über die Fugen hinweg verlaufende Werkzeugspuren, die von einem Schropphobel stammen könnten. Deren Breite beträgt bis zu 2 cm. Die Holztafel zeigt in den Randbereichen umlaufend einen maximal 2 cm tiefen Falz. Die Falzbreite ist umlaufend etwa 1,5 cm bis 1,8 cm breit. Der Falz ist zur Innenseite hin abgefast.
Grundierung und Imprimitur
Es handelt sich um eine weiße Kreidegrundierung. Vermutlich liegt darüber eine bleiweißhaltige Imprimitur. Unten links zeigen sich im Röntgenbild weiße, streifige, diagonal von links unten nach rechts oben verlaufende Pinselspuren, die den Formen der Malerei zuwiderlaufen. Im Streiflicht sind diese ebenfalls als Pinselstruktur in der Oberfläche im Bereich des Gewandes und des Hintergrundes sichtbar. Ein Grundiergrat ist lediglich am oberen und unteren Tafelrand vorhanden. Nach außen hin zeigt er jeweils eine leicht ansteigende, wulstige Form. Am unteren Rand der Bildfläche befinden sich originale Farbspuren, die außerhalb des Grundiergrates direkt auf dem Holz liegen.
Unterzeichnung
Bei der Untersuchung im Infrarotlicht zeigen sich relativ feine grafische schwarze Unterzeichnungslinien, die wohl mit einem spitzen schwarzen Stift ausgeführt wurden. Zum Teil sind diese bereits mit bloßem Auge sichtbar, was sicherlich auch auf einer Transparenzerhöhung der Farbe wegen des hier enthaltenen Bleiweißes zurückzuführen ist. Dies betrifft etwa das Gesicht, wo die Konturen der Augen, der Nase, des Mundes und der Stirnfalten vorab zeichnerisch angelegt wurden, aber auch den Bereich der Hände, wo neben den Umrisslinien auch einige, zum Teil schraffurartige Linien im Handinneren unterzeichnet sind. Zudem erkennt man eine detaillierte Unterzeichnung in der Partie des gekräuselten weißen Kragens. Die Unterzeichnungslinien stimmen in der Formgebung weitgehend mit der der Malerei überein.
Farbschichten und Metallauflagen
PIGMENTE: ( Röntgenfluoreszenzanalyse und optische Spektroskopie
An allen Messpunkten, auch in dunklen Partien, wurde Blei nachgewiesen (vermutlich Bleipigment in Grundierung und/oder Imprimitur).
Grau: 1,11 (Hintergrund): Bleiweiß, wahrscheinlich Kohlenstoffschwarz, Kupferpigment
Rot: 4,5 (Inkarnat Wange; Lippe): etwas Zinnober, Bleiweiß; 7 (Hemd): Zinnober, Bleiweiß, ev. auch Farblack dabei (mikroskopisch)
Blau: 2 (Wappen): Berlinerblau (somit nach 1706 aufgebracht)
Weiß: 8,13 (Kragen; Untergrund): Bleiweiß
Gelb: 3 (Aufschrift): Auripigment (damit wahrscheinlich später); 12 (Buch): Blei-Zinn-Gelb
Braun: 9 (Pelz): wahrscheinlich Ocker
Schwarz: 6,10 (Kragen, Mantel): wahrscheinlich Kohlenstoffschwarz (Schrift): wahrscheinlich Kohlenstoffschwarz, Kupferpigment
Grundierung: 10 (freiliegender weißer Grund): viel Calcium (wahrscheinlich Kreidegrund)
Der Künstler hat bei der Ausführung der Malerei vermutlich Temperafarben verwendet. Man erkennt in dunklen Hintergrund- und Gewandbereichen feine Risse, die nur in der oberen Farbschicht liegen. Sie haben relativ breite, leicht nach oben gewölbte Rissränder und scheinen während des Trocknungsprozesses einer eher wässrig gebundenen überleimten Farbe entstanden zu sein. Andere Partien mit pastoserem Farbauftrag lassen vermuten, dass hier ein höherer Ölanteil vorliegt. Über einer weißen Imprimitur liegt eine dünne, transparente, gelblichbraune Schicht. In dunkleren Schattenbereichen der Malerei hat man sie bereits vor der weiteren Bemalung dichter aufgebracht. So bildet sie den Grundton für die außen liegenden Schattenpartien der Inkarnate, die Haare und die Pelzbereiche innerhalb der Schaube. Eventuell wollte der Künstler mit dieser Untermalung zudem der kühlen grauen Hintergrundfarbe einen wärmeren, ins Grün gehenden Farbton geben. Mikroskopisch konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob diese Untermalung auch in weiteren Bereichen vorhanden ist. Im Anschluss hat der Künstler zunächst die Farbe des Inkarnates und dann die des Gewandes aufgebracht. Die Farbkonturen des Hintergrundes liegen in überlappenden Bereichen - bis auf unerhebliche Nachbesserungen -über denen der Figur, wurden also danach angelegt. Abschließend fand die Ausgestaltung des Fenstersimses im unteren Bildbereich statt. Die Partie der Haare wurde in umrandender Formgebung vom Hintergrundauftrag ausgespart. Auf die später gesetzte Grundfarbe wurden abschließende Höhungen in Form von schmalen, relativ pastosen hellgrauen und weißen Haarsträhnen aufgesetzt. Sie liegen über der Hintergrundfarbe und auch im Bart über der Farbschicht des Inkarnats. Ebenso wurde die gelblichbraune, an dieser Stelle in einer größeren Schichtendicke aufgebrachte Untermalung im Bereich des Pelzes von dem darauf folgenden Farbauftrag der schwarzen Schaube ausgespart. Die feinen abschließenden Härchen des Pelzes wurden dann jedoch ebenfalls wiederum auf das Schwarz gemalt. In dem grünlichgrauen Hintergrund ließen sich mittels Röntgenfluoreszenzanalyse und optischer Spektroskopie die Pigmente Bleiweiß und Kohlenstoffschwarz sowie Kupferpigmente nachweisen. Unter dem Stereomikroskop werden zudem vereinzelt gelbe Pigmente sichtbar. Ungewöhnlicherweise konnte die oftmals in Hintergründen Lucas Cranach d. J. enthaltene vergraute Smalte als Pigment bei der Malschichtanalyse nicht gefunden werden. Den Block des Buches bildet eine helle gelbe Farbschicht Der Einband besteht aus einer rötlichweiß pigmentierten Schicht, über der erhöhte weiße Verzierungen liegen. Der parallel zur unteren Bildkante verlaufende Fenstersims zeigt folgenden maltechnischen Aufbau: Zuunterst findet sich eine cremefarbene Schicht. Entlang der unteren Bildkante zeigt sich darüber liegend ein perspektivisch abgesetzter dunklerer Streifen, in dem mehr Rotpigmente enthalten sind, wodurch ein schimmernder Rosafarbton erzeugt wird. Die mit schwarzer Farbe aufgetragene Pinselschrift wurde zuletzt aufgetragen. Der vorhandene Firnis ist nicht mehr der originale.
Es lässt sich festhalten, dass das Gemälde Gm 93/80 „Philipp Melanchthon (1497-1560)" in fast allen Details des maltechnischen Aufbaus einschließlich der verwendeten Materialien mit dem dazugehörigen Pendant Gm 93/79, „Martin Luther (1483-1546)" übereinstimmt.
Rahmung
Alter, nicht mehr verwendeter, nicht originaler Ankaufsrahmen: Holz, polimentversilbert, gelbliche/braune Überzüge
Neuer, jetzt verwendeter Rahmen: Profilierte Leiste, Grundrahmen aus Kiefer; Kirschbaumleisten und gebeiztes Wurzelfurnier
Maße des jetzigen Zierrahmens: 100 cm x 78 cm x 9,5 cm (verglast)
- untersucht von Ulrike Hügle
- untersucht von Mathias Lang