Christus als Weltheiland

Christus als Weltheiland

Titel

Christus als Weltheiland

[Domstift Naumburg, revised 2014]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[Schade, in Kunde 2006, 137]

Kieferholz

[Friedländer, Rosenberg 1979, No. 78]
[Friedländer, Rosenberg 1932, No. 71]

Christus steht überlebensgroß auf schmalem Bodenstreifen vor hellblauem Grund. Die rechte Hand ist zum Segen erhoben, die linke hält die vom Kreuz bekrönte Weltkugel. Ein weiter Mantel fällt von den Schultern herab und gibt wirksame Entfaltung für die Bewegungen breiter Goldborten. Aus der Gewandmasse treten die Innenseiten der tiefen Ärmel

Christus steht überlebensgroß auf schmalem Bodenstreifen vor hellblauem Grund. Die rechte Hand ist zum Segen erhoben, die linke hält die vom Kreuz bekrönte Weltkugel. Ein weiter Mantel fällt von den Schultern herab und gibt wirksame Entfaltung für die Bewegungen breiter Goldborten. Aus der Gewandmasse treten die Innenseiten der tiefen Ärmel gelbrot flammend hervor. Das in Gold und Seide erstarrte Kleid fasst die Figur in einfachen Umrissen zusammen.

Die Füße deuten labiles Stehen ähnlich der Figur des Judas Thaddäus bei Cranachs Holzschnittreihe der Apostel an. Mit der leichten Neigung des Kopfes ist die Mittelachse verlassen. Der Untersicht des Gesichtes, die bei der Größe der Figur zu erwarten wäre, ist dadurch entgegen gewirkt. Fast scheint die riesige Gestalt zu schwanken.

Die Vergrößerung aller Form gibt dem Gesicht bei einer Höhe des Kopfes von 32,5 cm eine ungewohnte Breite. Auffallend sind die Augenöffnungen. Das Gesicht erscheint dadurch starr. Doch sind die Augen selbst ganz in der gewohnten Weise Cranachs gemalt, fern den Grobheiten mancher Werkstattbilder. Auch die Bartpartie ist sehr fein ausgeführt. Abgesehen von diesen kaum wahrnehmbaren Glanzstücken des Bildes sind einzelne Teile der Mantelborte mit ihren Perlen und Edelsteinen und dem frei gemalten Ornament zu bewundern. Ungewöhnlich ist die Ausbildung der Glorie um den Kopf, vielleicht ist sie weitgehend ein Ergebnis später Überarbeitung. Doch gibt es im Holzschnitt Cranachs vergleichbare Formen.

[Schade, in Kunde 2006, 137, 139]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere

[Domstift Naumburg, revised 2014]
[Schade, in Kunde 2006, 137]

Datierung
um 1515 - 1516

Datierung

um 1515 - 1516

[Domstift Naumburg, revised 2014]
[Schade, Kunde 2006, 137]
[Friedländer, Rosenberg 1979, No. 78]
[Friedländer, Rosenberg 1932, No. 71]

Maße
Maße Bildträger: 224 x 110 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 224 x 110 cm

  • [Schade, in Kunde 2006, 137]

  • 228 x 110 cm

  • [Friedländer, Rosenberg 1979, No. 78]

  • [Friedländer, Rosenberg 1932, No. 71]

Eigentümer
Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz
Besitzer
Domstift Naumburg
Standort
Naumburg
CDA ID
DE_DSN_NONE-DSN003
FR (1978) Nr.
FR078
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_DSN_NONE-DSN003/

Provenienz

  • Zeitz, Michaeliskirche (ehemals Dom St. Peter und Paul Zeitz)
  • dann Kirche St. Nikolai Zeitz

[Schade, in Kunde 2006, 137]

Ausstellungen

  • Dresden 1899, Nr. 112

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Heydenreich 2007 B 38
Autor/inGunnar Heydenreich
Titel"... dass Du mit wunderbarer Schnelligkeit malest". Virtuosität und Effizienz in der künstlerischen Praxis Lucas Cranachs d. Ä.
Veröffentlichungin Bodo Brinkmann, ed., Cranach der Ältere, Exhib. Cat. FrankfurtA
Ort der VeröffentlichungOstfildern
Jahr der Veröffentlichung2007
Seiten29-47
Kunde 2006 137-139 No. 21
Autor/inHolger Kunde
TitelDer Naumburger Domschatz. Sakrale Kostbarkeiten im Domschatzgewölbe
ReiheKleine Schriften der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz
Band3
Ort der VeröffentlichungHaldensleben
Jahr der Veröffentlichung2006
Exhib. Cat. Kronach 1994 362
Herausgeber/inClaus Grimm, Johannes Erichsen, Evamaria Brockhoff
TitelLucas Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus Franken [Festung Rosenberg, Kronach 17.05 - 21.08.1994; Museum der Bildenden Künste, Leipzig 07.09 - 06.11.1994]
ReiheVeröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur
Band26
Ort der VeröffentlichungAugsburg, Coburg
Jahr der Veröffentlichung1994
Friedländer, Rosenberg 1979 No. 78
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Friedländer, Rosenberg 1932 71
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1932
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/friedlaender1932
Flechsig 1900 B Plate 15
Autor/inEduard Flechsig
TitelTafelbilder Lucas Cranachs d. Ä. und seiner Werkstatt
Band1, 2
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1900
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/flechsig1900text
Exhib. Cat. Dresden 1899 112
Herausgeber/inKarl Woermann
TitelDeutsche Kunstausstellung Dresden 1899. Abteilung Cranach-Ausstellung. Wissenschaftliches Verzeichnis der ausgestellten Werke
Ort der VeröffentlichungDresden
Jahr der Veröffentlichung1899
Link http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002A2400000000

Forschungsgeschichte / Diskussion

Das großformatige Bild steht im Werk des Künstlers allein. Es ist schon des Maßstabs wegen mit anderen Arbeiten Cranachs kaum zu vergleichen. Die Tafel war wohl für den Zeitzer Dom vorgesehen. Als Auftraggeber kommen am ehesten die Bischöfe Johannes III. von Schönberg (1492 – 1517) und Philipp von Wittelsbach (1517 -1541) in Frage. […]

Das Bild des Salvators scheint in Zeitz und Naumburg besonders beliebt gewesen zu sein, doch bedürfte es noch einer besonderen Untersuchung. Das Motiv des Salvators bedarf einer besonderen Erklärung. Es war in Venedig im 15. Jahrhundert verbreitet. Seine Vorgeschichte führt nach Flandern zurück, wo van Eyck und Rogier van der Weyden Brustbilder geschaffen haben. In Venedig, sind zu nennen: Antonello da Messina, Giovanni Bellini, Andrea Previtali (zwei Gemälde in London), Cima da Conegliano und Jacopo de’Barbari, der bekanntlich neben Cranach in Wittenberg gearbeitet hat.

Im Werke Cranachs bildet die Holzschnittfolge des 'Heiland mit den Aposteln' einen Vergleich. Wie hier zwischen Körper und Mantel, zwischen Stand- und Spielbein, zwischen hochangewinkelter Rechter und tief haltender Linker unterschieden ist, dazu gibt es im großen Gemälde keinen Vergleich. Selbst das beim Holzschnitt gut gelöste Detail des (frontalen) Kreuzes auf der Kugel ist zum perspektivischen Schreckensstück verdreht worden. Der Sinn von solch schwer wiegenden Veränderungen ist darin zu vermuten, dass im Gemälde dem Bezug des Herausblickens aus dem Bilde zuliebe alle anderen Gesten und Zeichen gedämpft worden sind. Daher das Herabsinken der Segenshand und das Einbinden der Weltkugel in den unförmigen Umriss. Es liegt nahe, an die Einwirkung von Formulierungen zu denken, wie sie Nikolaus von Cues, und vor ihm vielleicht andere, zu Papier gebracht haben, gleichsam von der Art: Ihr seht mich, aber meine Augen verfolgen Euch immerwährend zu jedem Ort Eures Aufenthaltes.

[Schade, in Kunde 2006, 137]

  • Christus als Weltheiland, um 1515 - 1516

Abbildungen

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Kunsttechnologische Untersuchung

03. 2015Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
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Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges schwarzes Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- relativ freie Unterzeichnung

- dünne Linien

Funktion:

- relativ verbindliche Vorgabe für die Malerei; Hauptkonturen und Gesichtszüge angegeben; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses; keine Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Werkstatt Lucas Cranach des Älteren

[Sandner, Smith-Contini, Heydenreich, cda 2015]

  • fotografiert von Gunnar Heydenreich
  • fotografiert von Ingo Sandner

Erhaltungszustand

Datum1932

Der Goldgrund ist roh erneuert.

[Friedländer, Rosenberg 1932, No. 71]

Restaurierungsgeschichte

Datum2005 - 2006

Maßnahmen:

Abnahme des Oberflächenschmutzes

Festigung der gelockerten Malschicht

Erhaltener Firnis wurde regeneriert

Kittung von Fehlstellen in der Malschicht

Farbliche Integration von verfärbten Retuschen und von Verletzungen der Malschicht

Montage eines Rückseitenschutzes

In: [Kunde 2006, 137]

  • restauriert von Ellen Hanspach

Datum1865

Restaurierung:

Berlin 1865 durch Christian Xeller und seinen Assistenten Stübbe. Folgende Eingriffe an der Malerei des Tafelbildes können anhand der 2005/06 erfolgten maltechnischen Untersuchung rekonstruiert werden: Das Bildformat wurde auf der rechten Seite reduziert; die Rückseite wurde mit einem mehrschichtigen Schutzanstrich versehen; der Hintergrund und der Fußboden sind übermalt; der Nimbus ist überfasst. Die linke Außenkontur des Mantels ist durch eine Übermalung um circa einen Zentimeter nach außen verschoben; die verletzte rechte Gewandpartie ist großflächig übermalt; eine rote Lackschicht im roten Mantel wurde flächig gedünnt; zahlreiche kleinere Retuschen befinden sich in der gesamten Figur; nachweislich wurden zwei Firnisschichten abgenommen.

[Hochschule für Bildende Künste Dresden, 2005/06 durch Ellen Hanspach als Abschlussarbeit unter Betreuung von Professor Schiessl]

  • restauriert von Christian Xeller
  • restauriert von Stübbe

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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<Autorenname>, 'Christus als Weltheiland', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_DSN_NONE-DSN003/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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'Christus als Weltheiland', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_DSN_NONE-DSN003/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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