Epitaph für Paul Eber und seine Familie: Die Arbeiter im Weinberg des Herrn

Epitaph für Paul Eber und seine Familie: Die Arbeiter im Weinberg des Herrn

Titel

Epitaph für Paul Eber und seine Familie: Die Arbeiter im Weinberg des Herrn

[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 101]

Malerei auf Laubholz

Material / Technik

Malerei auf Laubholz

[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 101]

Das Epitaph weist die typische Struktur eines Ädikula-Epitaphs der Renaissance auf. Der durch plastische Konsolen eingefasste zentrale Teil trägt das Mittelbild von Lucas Cranach d. J. [...]. Darüber befand sich einst eine Bekrönung in Form eines von Engelsköpfchen eingefassten Medaillons, auf dem eine Darstellung der Personifikation der Hoffnung zu sehen

Das Epitaph weist die typische Struktur eines Ädikula-Epitaphs der Renaissance auf. Der durch plastische Konsolen eingefasste zentrale Teil trägt das Mittelbild von Lucas Cranach d. J. [...]. Darüber befand sich einst eine Bekrönung in Form eines von Engelsköpfchen eingefassten Medaillons, auf dem eine Darstellung der Personifikation der Hoffnung zu sehen war. Unter dem Mittelbild, möglicherweise direkt auf der Rahmenleiste, wurde eine [...] kleine Tafel mit Ebers Symbolum-Spruch angebracht: SYMBOLVM REVERENDI VIRI D[omi]N[i] D[octoris] PAVLI EBERI: PSAL: CXIX LVCERNA PEDIBVS MEIS VERBVM TVVM, ET LVMEN SEMITIS MEIS. In der durch Gesimse abgesteckten, von kleinen konkaven Reliefpfeilern mit ionischen Kapiteln eingefassten Sockelzone unter dem Bild hat sich eine gereimte Erläuterung des Bildinhaltes in deutscher Sprache erhalten. [...] Den unteren Abschluss des Epitaphs, ebenso bis heute erhalten, bildete eine ungewöhnlich große Inschrifttafel, umgeben von einer mit Pflanzenornamenten verzierten Metallbandimitation. Die Tafel trägt eine lateinische, in schwarzen Kapitälchen geschriebene Gedenkinschrift.

Das Epitaphbild zeigt sich bereits auf den ersten Blick als eine inhaltsreiche "Bilderpredigt". [...] Ausgangspunkt dieser Epitaph-Predigt ist das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg des Herrn aus dem Matthäusevangelium (Mt 20,1-16), in dem die Rede davon ist, wie der Hausherr an einem Tag nacheinander fünf Arbeitergruppen in seinem Weinberg einstellt und ihnen zum Tagesabschluss den gleichen vereinbarten Lohn unabhängig von der Arbeitszeit bezahlt. [...] Hier sind sie reduziert auf zwei Gruppen von Arbeitern. Diese arbeiten unabhängig voneinander in zwei Teilen des Weinbergs, die von einem bergauf verlaufenden Weg getrennt sind. Den linken Teil besetzen die Vertreter der katholischen Kirche. Jeder von ihnen ist gemäß dem Rang gekleidet.[...] Es gibt den Papst, Kardinale und Bischöfe, einfache Priestern und Mönchen. [...] Sie reißen Weinstöcke aus dem Boden, um sie anschließend zu verbrennen, sie zerstören den Zaun, verschütten den Brunnen mit Steinen und verwüsten den Weinberg so sehr, dass er keine Früchte mehr bringen kann. Die Arbeiter drängeln sich bereits vor dem Tor, um den versprochenen Lohn zu bekommen. Der an ihrer Spitze stehende Papst scheint aber nicht zufrieden zu sein. In der Rolle des Herrn tritt Jesus selbst auf, der von Aposteln begleitet wird. Auf der anderen Seite des Weinbergs sieht die Situation ganz anders aus. Hier arbeiten die Reformatoren in Gelehrtentracht. Die Reformatoren sind mit der Arbeit im Weinberg des Herrn so beschäftigt, dass es ihnen nicht einfällt, die Arbeit zu unterbrechen und sich anzustellen um Lohn zu bekommen. Neben Paul und Helene Eber sehen wir ihre vier Töchter und sechs Söhne, dahinter drei weitere Söhne sowie der Schwiegersohn, Magister Johann Leupold.

Weitere abgebildete Reformatoren:

Martin Luther (1483-1546), Philipp Melanchthon (1497-1560), Johannes Forster (1496-1558), Caspar Cruciger (1504-1548), Justus Jonas (1493-1555), Georg Major (1502-1574), Paul Krell (1531-1529), Georg Spalatin (1484-1545), Georg Rörer (1492-1557), Sebastian Fröschel (1497-1570)

Zusammenfassung aus: [Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 101-108]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Jüngere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Jüngere

[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 101] [Exhib. Cat. Berlin 1937, no. 140]

Datierungen
1573 - 1574
um 1560 - 1570

Datierungen

1573 - 1574

[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 101]

um 1560 - 1570

[Exhib. Cat. Berlin 1937, no. 140]

Maße
Maße Bildträger: 127 x 145 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 127 x 145 cm

  • Maße Schriftfeld: 23 x 18 cm

  • Maße Kartusche mit Schriftfeld: 74 x 193 cm

  • [Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 101]

Signatur / Datierung

keine

Inschriften und Beschriftungen
  • in vier Spalten (zweimal zwei) geschrieben in der Sockelzone: Wundern magst dich o leser mildt,
    Was das sey fur …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

    • in vier Spalten (zweimal zwei) geschrieben in der Sockelzone:
  • Wundern magst dich o leser mildt,

  • Was das sey fur ein seltzam Bildt.

  • So stehenn thutt ann diser stadt,

  • Unnd viell gemeldes inn sich hatt.

  • So wiss und mercke vleissigk drauff.

  • Was deutung hann die zweene hauff.

  • Der Bergk die Christlich Kirch bedeütt,

  • Darin sindt böss und frumme Leuhtt.

  • Auff einner seitt Papistenn sinndt,

  • Ein gottlos böss und frech gesinndt.

  • Die reissenn gottes Weinnberg einn,

  • So er gebawtt durchs wortte feinn.

  • Den Brunn dess Lebens sie auch füln

  • Durch Ihre Werck, gotts gnad zuhüln;

  • Verfinstern also gottes Wortt,

  • Das leüchtet klar an allem Ortt.

  • Dagegenn auff der ander seitt,

  • Stehenn viell dapffer gelarter Leuhtt,

  • Mitt ihrenn Instrumentenn all,

  • So mann Im Weinnberg haben soll.

  • Die reümen, schneiden, binden, hawenn,

  • Den Bergk gottes sie wieder bawenn,

  • Sie tilgen aus all falschen lehr;

  • Thun trewlich fördern gottes ehr,

  • Den Brunn des lebens auch gar rein,

  • Sie wieder thun aufreumen feinn.

  • Unnd machenn wieder offennbar

  • Gottes gnad, so vor verfinstert war

  • Die Recht meinung O frommer christ,

  • dieses kunstreichenn Bildes ist.

  • Drumb danck du gott für seine gnadt,

  • Das er sein Wort uns wieder geben hatt.

    • auf einer Inschrifttafel, die als unteren Abschluss des Epitaphs dient:
  • REVERENDVS ET CLARISSIMVS VIR DOMINVS PAVLVS EBERVS

  • SACRAE THEOLOGIAE DOCTOR ET PROFESSOR NATVS IN VRBE

  • FRAN-/ CLAE KITTINGA HONESTIS PARENTIBVS ANNO CHRISTI

  • MILLESIMO QVINGENTESIMO, VNDECIMO, DIE NOVEMBRIS

  • OCTAVO INFELICI QVODAM CASV EQVO EXCVSSVS,/ ET AB ILLO

  • LONGE LATEQVE RAPTATVS CORPORIS DECVS STATVRAM AC ROBVS

  • AMISIT PVER ANNO CHRISTI MILLESIMO QVINGENTESIMO,

  • VI-/ GESIMO QVARTO AETATIS TREDECIMO. VIDIT ANNO SEQVENTI

  • TRISTEM PATRIAE CALAMITATEM ORTAM A SEDITIOSIS TVMVLTIBVS

  • RVSTICORVM,/ TOTA PASSIM GERMANIA COMMOTORVM. POSTEA

  • NORIBERGAE AVDITO ALIQVANDIV VIRO CLARISSIMO D[omino]

  • IOACHIMO CAMERARIO ET IACTIS ERV-/ DITIONIS SOLIDAE

  • FVNDAMENTIS FOELICISSIMIS, VENIT IN HANC ACADEMIAM ANNO

  • CHRISTI MILLESIMO, QVINGENTESIMO, TRIGESIMO SECVNDO/

  • AETATIS VIGESIMO PRIMO, VBI DILIGENTIA ET ASSIDVITATI SVMMA

  • AVDIVIT ANNOS QVATVORDECIM LVTHERVM ET PHILIPPVM ET VT

  • ERAT INGENIO / DOCTRINARVM AVIDO ET CAPACI ET AD SVMMA

  • OMNIA FACTO, INTRA HOC TEMPVS COGNITIS OMNIBVS

  • PHILOSOPHIAE PARTIBVS SIC EMINERE ATQVE INCLA-/ RESCERE

  • COEPIT, VT ANNO MILLESIMO QVINGENTESIMO, QVADRAGESIMO

  • QVARTO, IN SENATVM PROFESSORVM COOPTARETVR AC

  • PRECIPVAM IN DO-/ CENDO LAVDEM OMNIVM TESTIMONIO DE-

  • MERERETVR. VIDIT ET HVIVS ACADEMIAE ET OPPIDI

  • CALAMITATES ET LIBE-/ RATIONES ANNO MILLESIMO

  • QVINGENTESIMO, QVADRAGESIMO SEPTIMO ET OBSIDIONEM

  • ANIMO EXCELSO ET MAGNO PERTV-/ LIT. ANNO VERO MILLESIMO

  • QVINGENTESIMO QVINQVAGESIMO OCTAVO PROPTER PIETATEM

  • DOCTRINAM PRVDENTIAM ET / FIDEM EXCELLENTEM

  • CONSENTIENTIBVS ACADEMIAE ET SENATVS SVFFRAGIIS AD

  • GVBERNATIONEM ECCLESIAE IN / HOC OPPIDO VOCATVS ET

  • GRAVISSIMO IVDICIO ILLVSTRISSIMI ET INCLVTI PRINCIPIS AC

  • DOMINI, DOMINI AVGVSTI SAXONIAE / DVCIS ET SEPTEMVIRI

  • MVNERE ILLO IVDICATVS EST DIGNISSIMVS, CVI PRAEFVIT

  • VIGILANTIA SOLLICITVDINE ET FIDE SVM-/ MA, ET QVIDEM INTER

  • MANIFESTA ET ILLVSTRIA PRAESENTIAE AC BENEDICTIONIS DIVINAE

  • TESTIMONIA ANNOS VNDECIM ADHIBI-/ TVS INSPECTIONI

  • ECCLESIARVM IN HIS REGIONIBVS, COLLOQVIIS ITEM SYNODIS

  • ECCLESIASTICIS ALIQVOT IN QVIBVS PRAECIPVE PRVDENTIA,/

  • VIRTVS, PIETAS FIDES ET INTEGRITAS EIVS PERPETVA ENITVIT

  • EVMQ[ue] CHARVM FECIT PRINCIPI, ACADEMIAE ECCLESIAE ET BONIS

  • VBIQ[ue] VNIVERSIS. / A[nn]O AVTEM M. D. LXIX. DIE DECEMBR[is]:

  • X. AETATIS LVIII. FRACT[us] NON TAM AETATE QVAM DOLORE QVEM

  • EX DISSIDIIS ECCLESIASTICIS PERCIPIEBAT / ACERBISSIMVM, ET

  • DOMESTICA POSTREMI ILLIVS ANNI SVI CALAMITATE, CVM PAVLO

  • ANTE TRIA FAMILIAE SV AE FVNERA EXTVLISSET IN QVIBVS ET /

  • CONIVGIS FVIT ELENAE KVFFNERINAE QVAM DILEXIT TENERRIME, IN

  • ARDENTI DEI INVOCATIONE PLACIDISSIME DECESSIT PROSPICIENS

  • AC PRESAGIENS / ANIMO MVTATIONES TRISTES, QVAE NON MVLTO

  • POST IN HAC SCHOLA EVENERVNT: HVIC DE QVATVOR DENIS

  • LIBERIS SVPERSTITES DVO FILI, ET DV AE NATAE, VT PATRI SVAVISSIMO

  • ET CHARISSIMO GRATITVDINIS AC PIETATIS MONVMENTVM HOC

  • SVO SVMPTV FIERE CVRARVNT.

  • Harasimowicz in: [Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 102-104]

Eigentümer
Evangelische Stadtkirche St. Marien, Wittenberg
Besitzer
Evangelische Stadtkirche St. Marien, Wittenberg
Standort
Wittenberg
CDA ID
DE_ESKStMW_NONE-ESKStMW012
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_ESKStMW_NONE-ESKStMW012/

Provenienz

Das Epitaph für Paul Eber wurde von zwei Söhnen und zwei Töchtern gestiftet [...] vermutlich nach 1572.
Es befindet sich jetzt an der Ostwand im Chor der Stadtkirche St Marien, Wittenberg.
[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 101, 102]

Ausstellungen

Berlin 1937, Nr. 140

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Harasimowicz, Seyderhelm 2015 101-112
Herausgeber/inJan Harasimowicz, Bettina Seyderhelm
TitelCranachs Kirche. Begleitbuch zur Landesausstellung Sachsen-Anhalt Cranach der Jüngere 2015
Ort der VeröffentlichungMarkkleeberg
Jahr der Veröffentlichung2015
Exhib. Cat. Berlin 1937 50-52 140 Pl. 107
Herausgeber/inStaatliche Museen, Berlin
TitelLucas Cranach d. Ä. und Lucas Cranach d. J. Gemälde, Zeichnungen, Graphik
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1937

Forschungsgeschichte / Diskussion

Paul Eber war Vertreter der zweiten Generation der Wittenberger Reformatoren, Freund und enger Mitarbeiter von Philipp Melanchthon (1497-1560). Er wurde am 8. November 1511 im fränkischen Kitzingen geboren. [...] Aber bereits 1526 nahm man ihn als Schüler in das Ägidiengymnasium in Nürnberg auf. Am 1. Juni 1532 wurde er an der Universität Wittenberg immatrikuliert und blieb in Melanchthons Obhut. […] Am 27. April 1536 erlangte er die Magisterwürde […], unterrichtete Philosophie, Physik und antike Schriftsteller; 1557-1558 leitete er den Lehrstuhl für hebräische Sprache und nach Bugenhagens Tod übernahm er die Professur für Theologie, wurde Pfarrer der Stadtkirche und Generalsuperintendenten des sächsischen Kurkreises. Nach Melanchthons Tod setzte er auch seiner Sonntagsvorlesungen fort. Er war auch ein begabter Dichter und verfasste Kirchenlieder.

Zusammenfassung aus: [Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 102]

  • Epitaph für Paul Eber und seine Familie: Die Arbeiter im Weinberg des Herrn, 1573 - 1574

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