Martin Luther als Augustinermönch mit Doktorhut und Kutte, Halbfigur nach links, in Rundmedaillon mit Inschrift und Wappenschild mit Rose

Martin Luther als Augustinermönch mit Doktorhut und Kutte, Halbfigur nach links, in Rundmedaillon mit Inschrift und Wappenschild mit Rose

Druckgrafik, Holzschnitt

Die Inschrift „DOCTOR.MARTINVS.LVTTER.AVGVSTINER:WITTENB:“ des Holzschnitts umgibt eine Darstellung Martin Luthers, die ihn als Halbfigur mit sprechend erhobener Linken nach links gewandt zeigt. Er trägt einen Doktorhut sowie eine weite Kutte oder Schaube.

Es dürfte sich hierbei um die früheste überlieferte bildliche Darstellung Luthers handeln. Auffällig sind die formalen und kompositorischen Brüche:

Die Inschrift „DOCTOR.MARTINVS.LVTTER.AVGVSTINER:WITTENB:“ des Holzschnitts umgibt eine Darstellung Martin Luthers, die ihn als Halbfigur mit sprechend erhobener Linken nach links gewandt zeigt. Er trägt einen Doktorhut sowie eine weite Kutte oder Schaube.

Es dürfte sich hierbei um die früheste überlieferte bildliche Darstellung Luthers handeln. Auffällig sind die formalen und kompositorischen Brüche: Die gespiegelte Form der Inschrift ist wohl darauf zurückzuführen, dass der Entwerfer bzw. Formschneider die Inschrift auf dem Druckstock nicht spiegelbildlich anlegte. Es ist zu vermuten, dass er für das gesamte Sujet eine Vorlage benutzte, die er für seinen Holzschnitt nicht konterte. Daher dürfte es sich auch bei der linken, in klassischem Redegestus erhobenen Hand ursprünglich um die rechte gehandelt haben.[1] Die in eine hochrechteckige Umfassungslinie eingespannte kreisrunde Umrandung des Bildnisses verleiht diesem die Form eines Medaillons. Die in der Literatur geäußerte Vermutung, dem Rundbildnis könnte eine heute verschollene Medaille als Vorlage gedient haben, bleibt indes Spekulation.[2] Der Wappenschild, auf dem eine Rose platziert ist, ist plastisch ausgeformt wiedergegeben und liegt auf dem Inschriftenmedaillon auf. Er befindet sich ferner nicht in der vertikalen Achse, sondern ist leicht nach links versetzt.

Das Wappen nimmt erstmals die Rose auf, mit der Luther spätestens seit 1517 seine Briefe siegelte und die 1524 zur berühmten „Lutherrose“ erweitert wurde.[3] Der hier wiedergegebenen Rose fehlen noch das mittig gesetzte Herz und das darin enthaltene Kreuz.

Die summarisch umschriebene Physiognomie, die Kutte mit aufgeschlagener Kapuze sowie der breite und hoch aufragende Doktorhut sind Bildformeln, die Luther nicht allein als Mönch, sondern auch als Redner definieren.[4] Dass diesem Holzschnitt vielfach eine ästhetisch nachgeordnete Ausführung zugeschrieben wird,[5] deckt sich mit der Beobachtung, dass Wolfgang Stöckel in der Entstehungszeit des Holzschnitts I.1D1 vermehrt tagesaktuelle Flugschriftenliteratur und qualitativ weniger hochwertige Drucke für die Universität produzierte,[6] die auch nur selten mit Illustrationen versehen waren.[7]

In allen drei Drucken Wolfgang Stöckels ist der Holzschnitt auf dem Titelblatt der firmierten und datierten Druckschrift Ein Sermon gepredigt zu Leipzig unterhalb des Bildnisses platziert. Unter der Darstellung wird der Drucker, der Ort der Drucklegung sowie das Jahr der Drucklegung ausgewiesen. Für die Erstauflage ist eine Datierung zwischen Anfang August und 3. September 1519 belegbar.[8] Die insgesamt 16 im Rahmen des KKL autopsierten Druckbelege umfassen sowohl die beiden Ausgaben des Jahres 1519 a) und b) als auch die Ausgabe des Folgejahres c). Während schon bei den früheren Abzügen die Einfassungslinie unten stets eine kurze Unterbrechung aufweist, kommt bei den späteren Abzügen rechts daneben ein weiterer, breiter Ausbruch der Linie hinzu.

Verwendung in Druckschriften:

a) Ein Sermon geprediget tzu Leipßgk || vffm Schloß am tag Petri vñ pau||li im xviiij. Jar/ durch den wirdigen vater Doctorem || Martinũ Luther augustiner zu Wittenburgk/ mit || entschuldigung etzlicher artickel/ ßo ym von || etzlichen seiner abgunstigen zugemessen || seyn/ in der tzeit der Disputacion zu || Leipßgk gehalten.||

VD16 L 6193; Benzing 398; WA 2, S. 241–249

Format: Quart

Erscheinungsdatum: 1519 [Impr.], zwischen Anfang August und 3. September 1519 [WA 2, S. 241 – WABr 2, S. 434, Nr. 120]

Offizin: Wolffgang Stöckel [Impr.]

Position des Bildnisses im Buchverbund: A1r

b) Ein Sermon geprediget tzu Leipßgk || vffm Schloß am tag Petri vñ pau=||li ym. xviiij. Jar/ durch den wirdigen vater Doctorem || Martinũ Luther augustiner zu Wittenburgk/ mit || entschuͤldigung etzlicher artickel/ ßo ym von || etzlichen seiner abguͤnstigen zugemessen || seyn/ in der tzeit der Disputacion zu || Leipßgk gehalten.

VD16 L 6194; Benzing 399; WA 2, S. 241–249

Format: Quart

Erscheinungsdatum: 1519 [Impr.] ab Anfang August 1519 [KKL 2022]

Offizin: Wolffgang Stöckel [Impr.]

Position des Bildnisses im Buchverbund: A1r

c) Ein Sermon geprediget zu Leipßgk || vffm Schloß am tag Petri vnd || Pauli ym.xviiij.Jar/ durch den wirdigẽ vater Docto||rem Martinum Luther augustiner zu Witten=||burgk/ mit entschuldigung etzlicher artickel || ßo ym von etzlichen seiner abguͤnstigẽ || zugemessen seyn/ in der tzeyt der Dis||putacion tzu Leypßgk gehalten.

VD16 L 6197; Benzing 403; WA 2, S. 241–249

Format: Quart

Erscheinungsdatum: 1520 [Impr.]

Offizin: Wolffgang Stöckel [Impr.]

Position des Bildnisses im Buchverbund: A1r

Amalie Hänsch, Thomas Klinke


[1] Vgl. die Katalogeinträge zu I.2D1 sowie I.2D2.

[2] Vgl. Warnke 1984, S. 10f. und Conermann 2017, Abb. 143.

[3] Vgl. ausführlich Conermann 2017; zur Datierung genauer Knaake 1872, S. 462–490, bes. 481, wonach bereits der erste Brief Luthers an Christoph Scheurl vom 27. Januar 1517 das „Bruchstück“ eines Siegels trägt, auf dem, „soweit es erkennbar war, deutlich die Gestalt einer Rose sich zeigte“.

[4] Vgl. Warnke 1984, S. 9–11 und WA 2, S. 246–249; Brecht 1983, S. 302–304; Ausst.-Kat. Nürnberg 1983, S. 173f.; Ausst.-Kat. Wolfenbüttel 2017, Abb. 143.

[5] Vgl. u.a. Warnke 1984, S. 9–11; Gerstlauer 1924, S. 23, erwähnt I.1D1 nicht, bezeichnet die wenigen überlieferten Titeleinfassungen Wolffgang Stöckels als „keine Meisterstücke der Holzschneidekunst“, die fast alle „etwas Eigentümliches und Kurioses an sich haben“; vgl. Strübel 1879; Erler 1895–1902.

[6] Zu den Arbeiten Wolfgang Stöckels vgl. Gerstlauer 1924, S. 20–25.

[7] Vgl. ebd., S. 21.

[8] Vgl. WA 2, S. 241, und WABr 2, S. 434, Nr. 120.

Quellen / Publikationen:

Ausst.-Kat. Nürnberg 1983, S. 173–174, Nr. 213; Brecht 1983, S. 302–304; Ficker 1934, S. 114, Nr. 4; Warnke 1984, S. 10f; Ficker 1920, S. 5; Conermann 2017, Abb. 143.

Zuschreibungen
Unbekannt, Inventor*in
Wolfgang Stöckel, printer

Zuschreibungen

Unbekannt, Inventor*in

[KKL 2022]

Datierungen
zwischen Anfang August und 3. September 1519
ab Anfang August 1519

Datierungen

zwischen Anfang August und 3. September 1519

"Ein Sermon gepredigt zu Leipzig", [VD16 L 6193]

ab Anfang August 1519

"Ein Sermon gepredigt zu Leipzig", [VD16 L 6194]

1520

"Ein Sermon gepredigt zu Leipzig", [VD16 L 6197]

Maße
Darstellung: 80 (+/-2) x 60 (+/-1) mm

Maße

  • Darstellung: 80 (+/-2) x 60 (+/-1) mm

  • [Thomas Klinke, KKL 2022]

Signatur / Datierung

Keine

CDA ID
ANO_H-NONE-001
KKL-Nr.
I.1D1, Teil der Bildnisgruppe I
Permalink
https://lucascranach.org/de/ANO_H-NONE-001/

Quellen

Position im Band
VD16 L 6197 title
Autor/inMartin Luther
TitelEin Sermon gepredigt zu Leipzig
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1520
BuchformatQuart
ReferenzenVD 16 L 6197, Benzing, Claus 1989 403, Weimarer Ausgabe WA 2, 242F
VD16 L 6193 title
Autor/inMartin Luther
TitelEin Sermon gepredigt zu Leipzig
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1519
BuchformatQuart
ReferenzenVD 16 L 6193, Benzing, Claus 1989 398, Weimarer Ausgabe WA 2, 242A
VD16 L 6194 title
Autor/inMartin Luther
TitelEin Sermon gepredigt zu Leipzig
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1519
BuchformatQuart
ReferenzenVD 16 L 6194, Benzing, Claus 1989 399, Weimarer Ausgabe WA 2, 242B
  • Martin Luther als Augustinermönch mit Doktorhut im Ordenshabit, Halbfigur nach links gewandt, in zweikonturigem Rund, mit Inschrift und Luther-Rose, ab Anfang August 1519
Zustand / Auflage
Einziger Zustand, 2. Auflage
Datierung
ab Anfang August 1519

Datierung

ab Anfang August 1519

[entspricht Datierung Druckschrift]

Material / Technik
Druck auf Hadernpapier mit Vergé-Struktur

Material / Technik

Druck auf Hadernpapier mit Vergé-Struktur

[Thomas Klinke, KKL 2020]

Kurzbeschreibung
Illustration
Maße
Blatt: 210 x 153 mm

Maße

  • Blatt: 210 x 153 mm

  • Darstellung: 80/79 x 59 mm

  • [Thomas Klinke, KKL 2020]

CDA ID
DE_HABW_G702-4Helmst8
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_HABW_G702-4Helmst8
Eigentümer
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Besitzer
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Standort
Wolfenbüttel

Quellen

Position im Band
VD16 L 6194
Autor/inMartin Luther
TitelEin Sermon gepredigt zu Leipzig
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1519
BuchformatQuart
ReferenzenVD 16 L 6194, Benzing, Claus 1989 399, Weimarer Ausgabe WA 2, 242B

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Kunsttechnologische Untersuchung

2018 - 2021Technologische Untersuchung

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Anomalien am Wasserzeichendraht:

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[Thomas Klinke, KKL 2020]

  • untersucht von Thomas Klinke

2018 - 2021Technologische Untersuchung

  • Papieruntersuchung / Strukturanalyse

Bildträger

Papierstruktur: vergé

Papierstärke: 0,22 – 0,18 mm

Kettlinien, Orientierung zur Darstellung: quer

Kettlinien, relative Intervalle: [.] 40,35,36,36,37 [.] mm

Ripplinien, relative Dichte: nicht identifizierbar

Faserverteilung: inhomogen wolkig

Anomalien im Papiervlies:

Siebseite: Verso

Stegschatten: nicht vorhanden

Stegschatten, relative Breite:

Anomalien im Siebbild:

[Thomas Klinke, KKL 2020]

Prozess, Medium

Druckplatte, Qualität: mittlere Qualität

Abzug, Qualität: mittlere Qualität

Markante Merkmale an Druckplatte und Abzug:

[Thomas Klinke, KKL 2020]

  • untersucht von Thomas Klinke

Erhaltungszustand

Datum2018 - 2021

  • untersucht von Thomas Klinke

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