Dieser Holzschnitt weist große Ähnlichkeiten mit Hans Baldungs Griens I.2D2 und seinem Nachschnitt I.2D3a auf. Das formelhaft stilisierte Abbild dürfte aufgrund des ebenfalls nach unten hin verkürzten Bildausschnitts allerdings eher auf I.2D3a denn auf die ursprüngliche Vorlage Hans Baldung Griens zurückgehen. Allgemein wird die Qualität des Druckstock im Vergleich zu
Dieser Holzschnitt weist große Ähnlichkeiten mit Hans Baldungs Griens I.2D2 und seinem Nachschnitt I.2D3a auf. Das formelhaft stilisierte Abbild dürfte aufgrund des ebenfalls nach unten hin verkürzten Bildausschnitts allerdings eher auf I.2D3a denn auf die ursprüngliche Vorlage Hans Baldung Griens zurückgehen. Allgemein wird die Qualität des Druckstock im Vergleich zu seinen möglichen Vorbildern als deutlich minderwertig eingestuft.[1] Tatsächlich sind die Binnenschraffuren einfach gehalten, der Hintergrund der Wandöffnung scheint aufgrund dichter Setzung von Linien fast völlig geschwärzt, der Ausdruck von Luthers Augen wirkt durch ihre schwungvoll zugespitzte Mandelform abstrahiert.
Der Druckstock fand jeweils einmal in einer Druckschrift und einem Einblattdruck Verwendung.
Für die Verwendung des Holzstocks a) in der undatierten und unfirmierten Druckschrift „De Captivitate Babylonica“, wird die Offizin Adam Petris in Basel[2] angenommen. Eine Datierung nach Oktober 1520 ist sicher, eine Datierung nach der gleichnamigen, in Basel erschienenen Druckschrift (I.2D3a; VD16 L 4188) wahrscheinlich. Das Bildnis wird auf dem Verso des Titels mit dem bereits zweimal genutzten Vierzeiler in minimaler typographischer Variation verwendet.[3] Die Zahl von insgesamt knapp über 20 im Rahmen des KKL erschlossenen Belegen kann als Hinweis auf eine im Vergleich zu I.2D2 deutlich geringere Zahl von Abzügen gelesen werden.
Die Verwendung b) des Druckstocks auf dem im Kupferstichkabinett Berlin vorliegenden Flugblatt „Christianae Libertatis Propvgnatoribvs“[4] ist unfirmiert und undatiert. Das Berliner Flugblatt ist dem Straßburger Druck (I.2D2) und dem Weimarer Flugblatt (I.2D3a) extrem ähnlich, aber nicht mit ihnen identisch. Entgegen anderer Annahmen ist I.2D4a mit der Druckschrift a) wohl nach Basel zu verorten.[5] Eine Datierung auf Anfang 1521 liegt durch die Depeschen Aleanders, der einen Einblattdruck dieser Art benennt, nahe.[6] Martin Luther und Ulrich von Hutten sind hier im Stil eines Doppel-Bildnisses einander zugewandt dargestellt, eingebettet zwischen der Superscriptio „M. LVTHERO“ sowie „VL. AB HVTTE“ sowie einer jeweils vierzeiligen Subscriptio. Die Subscriptio des Luther-Bildnisses ähnelt den Bildnissen I.2D2 und I.2D3a bis auf geringe Abweichungen.[7] Der Einblattdruck wurde später zerteilt, in den vorderen und hinteren Spiegel eines Exemplars der 1522 erschienen Druckschrift Auslegung der Episteln und Evangelien eingeklebt und erst im 20. Jahrhundert wieder zusammengefügt.[8]
Verwendung in Druckschriften:
a) DE CAPTI || VITATE BABY|| LONICA EC-|| CLESIAE .||PRAELVDIDM || MARTINI LVTHERI.||
VD16 L 4185; Benzing 708; WA 6, S. 489E
Format: Quart
Erscheinungsdatum: nach Oktober 1520 [KKL 2022]
Offizin: Adam Petri, Basel [KKL 2022; VD16; WA 6, S. 490f.]
Position im Buchverbund: A1v
Verwendung für Einblattdrucke:
b) CHRISTIANAE LIBERTATIS || PROPVGNATORIBVS.
Erscheinungsdatum: vor 13. Februar 1521 [Kalkoff 1897, S. 80]
Offizin: Adam Petri, Basel [KKL 2022; Schottenloher 1913, S. 223; Scribner 1981, Nr. 6]; Johann Schott [Kaufmann 2019, S. 268ff.]
Amalie Hänsch, Thomas Klinke
[1] Vgl. Hagelstange 1907, S. 106: „Der Holzschnitt selbst ist so schlecht, wie es die Kopie einer Kopie nur zu sein vermag.“
[2] So VD16 L 4185; Benzing 708; WA 6, S. 489E; Hagelstange 1907, S. 106, Abb. 4; Schottenloher 1913, S. 223; Ficker 1934, Nr. 13; Scribner 1981, S. 252, Nr. 6.
[3] Die Subscriptio zeigt nur geringe Abweichungen in Orthographie und Grammatik zu I.2D1 und I.2D2: secla / sæcla; uidere / videre; deos / Deos; aber: deprimet / deprimit.
[4] Vgl. Staatsbibliothek Berlin, Sign. A II 34 ([DE_SBB_PortrSlg-SlgLutherAII34a] bzw. [DE_SBB_PortrSlg-SlgLutherAII34b]).
[5] Dass Kaufmann 1998, S. 221, und ders. 2019, S. 260ff., den Druck mit Kalkoff 1925, S. 42, Straßburg zuschreibt, erklärt sich wohl dadurch, Kalkoff I.2D2 und I.2D4a fälschlicherweise für identisch hält.
[6] Aleanders Beschreibung (vgl. Kalkoff 1897, S. 80) kann nicht mit Sicherheit auf diesen Druck bezogen werden. Einen weiteren Hinweis auf paarweise auftretende gedruckte Bildnissen Luthers mit Hutten vor dem 17. Februar 1521 bietet Horawitz / Hartfelder 1886, Nr. 421, und Kaufmann 2012, S. 391.
[7] Vgl. Anm. 3.
[8] Vgl. VD16 L 4551; Benzing 1062.
Quellen/Publikationen:
Hagelstange 1907, S. 106; Schottenloher 1913, S. 223; Ficker 1934, S. 115, Nr. 13; Scribner 1981, S. 252, Nr. 6; Kaufmann, 2019, S. 268.
- Zuschreibung
- Unbekannt nach Hans Baldung Grien, Inventor*in
Zuschreibung
Unbekannt nach Hans Baldung Grien, Inventor*in | [KKL 2022] |
- Datierungen
- nach Oktober 1520
vor 13. Februar 1521
Datierungen
nach Oktober 1520 | "De Captivitate Babylonica", [VD L 4185] |
vor 13. Februar 1521 | [KKL 2022] |
- Maße
- Darstellung: 152 (+/-2) x 116 (+/-3) mm
Maße
Darstellung: 152 (+/-2) x 116 (+/-3) mm
[Thomas Klinke, KKL 2022]
- Signatur / Datierung
Keine
- CDA ID
- ANO_HVI-7-5
- KKL-Nr.
- I.2D4a, Teil der Bildnisgruppe I
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/ANO_HVI-7-5/