Friedrich der Weise in Verehrung der apokalyptischen Muttergottes

Friedrich der Weise in Verehrung der apokalyptischen Muttergottes

Titel

Friedrich der Weise in Verehrung der apokalyptischen Muttergottes

[Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, revised 2011]

Die Madonna auf der Mondsichel, von Friedrich dem Weisen verehrt

[Friedländer, Rosenberg 1978, no. 83]

Malerei auf Holz, 1925 auf Leinwand übertragen

Material / Technik

Malerei auf Holz, 1925 auf Leinwand übertragen

[Heydenreich, cda 2011]

Friedrich der Weise kniet in Gebetshaltung links hinter einem Betpult, das mit einem Überwurf aus dunkelrotem Samt versehen ist. Sein Blick geht nach rechts, wo vor Goldgrund auf der Mondsichel die gekrönte Maria in rotem Gewand mit dem Jesuskind steht. Sie ist umgeben von einer dunkelblauen Wolkengloriole, die von Putten

Friedrich der Weise kniet in Gebetshaltung links hinter einem Betpult, das mit einem Überwurf aus dunkelrotem Samt versehen ist. Sein Blick geht nach rechts, wo vor Goldgrund auf der Mondsichel die gekrönte Maria in rotem Gewand mit dem Jesuskind steht. Sie ist umgeben von einer dunkelblauen Wolkengloriole, die von Putten und Engelsköpfen belebt wird. Sowohl das Ende des weißem Tuches mit dem Maria das Kind hält als auch Jesus selbst scheinen sich in Richtung des Betenden zu bewegen. Hinter diesem steht der heilige Bartholomäus in einem Buch lesend und mit dem Schindermesser in der Hand. Hinter dem Heiligen wird ein Bereich mit schwarz-goldenem Brokat sichtbar, der gegen den Goldgrund Marias durch einen dunkelbraunen Streifen abgegrenzt ist.

[Görres, cda 2012]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere

[Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, revised 2011]

Datierungen
um 1515
um 1516

Datierungen

um 1515

[Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, revised 2011]

um 1516

[Friedländer, Rosenberg 1978, No. 83]

um 1515 - 1516

[Böhlitz 2005, 31]

Maße
Maße Bildträger: 114,5 x 90 cm (von Holz auf Leinwand übertragen)

Maße

  • Maße Bildträger: 114,5 x 90 cm (von Holz auf Leinwand übertragen)

  • [Heydenreich, cda 2011]

Signatur / Datierung

Keine

Eigentümer
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Besitzer
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Standort
Karlsruhe
CDA ID
DE_SKK_2749
FR (1978) Nr.
FR083
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_SKK_2749/

Provenienz

  • Aschaffenburg, Sammlung Rentamtmann Kees
  • Darmstadt, Sammlung Geheimrat Schäfer
  • Berlin, Julius Böhler
  • Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Leihgabe von Frau Haberstock
    [Friedländer, Rosenberg 1978, No. 83]

Ausstellungen

  • Karlsruhe 1992
  • München 2006

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Heydenreich 2021 B 60, 69 Fig. 5
Autor/inGunnar Heydenreich
TitelHans Kemmer: Spuren künstlerischer Gestaltungsprozesse. Teil II: Wittenberg
Veröffentlichungin Dagmar Täube, ed., Lucas Cranach der Ältere und Hans Kemmer. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation [Lübeck, St. Annen-Museum]
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2021
Seiten59-69
Cat. Coburg 2018 123, fn. 11 under no. 22
Autor/inKlaus Weschenfelder
TitelCranach in Coburg. Gemälde von Lucas Cranach d.Ä., Lucas Cranach d.J., der Werkstatt und des Umkreises in den Kunstsammlungen der Veste Coburg
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2018
Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015 103 under Nos. 6, 7
Herausgeber/inJulia Carrasco, Justus Lange, Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha, Benjamin D. Spira, Timo Trümper
TitelBild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation, [Gotha, Herzogliches Museum; Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister, Schloss Wilhelmshöhe]
Ort der VeröffentlichungHeidelberg
Jahr der Veröffentlichung2015
Messling 2010 15 8
Autor/inGuido Messling
TitelBlicke auf Cranach
Veröffentlichungin Guido Messling, ed., Die Welt des Lucas Cranach. Ein Künstler im Zeitalter von Dürer, Tizian und Metsys, Exhib. Cat. Brussels
Ort der VeröffentlichungBrussels
Jahr der Veröffentlichung2010
Seiten12-25
Böhlitz 2005 31, 39 Fn. 28
Autor/inMichael Böhlitz
TitelAltargemälde von Lucas Cranach dem Älteren, Lucas Cranach dem Jüngeren und ihren Schülern im Chemnitzer Raum
Veröffentlichungin Harald Marx, Ingrid Mössinger, Karin Kolb, ed., Cranach. Exhib. Cat. Chemnitz
Ort der VeröffentlichungCologne
Jahr der Veröffentlichung2005
Seiten18-43
Bambach-Horst 1994 87-89
Autor/inEva Bambach-Horst
TitelDie Bildnisse Friedrichs des Weisen. Die Schematisierung eines Herrscherbildes zwischen Heiligenkult und Reformation [Dissertation]
Ort der Veröffentlichung[Frankfurt a. M.]
Jahr der Veröffentlichung1994
Exhib. Cat. Karlsruhe 1992 73-79 12
Autor/inDietmar Lüdke, Ines Dresel, Horst Vey
TitelChristus und Maria. Auslegungen christlicher Gemälde der Spätgotik und Frührenaissance aus der Karlsruher Kunsthalle[Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle]
Ort der VeröffentlichungKarlsruhe
Jahr der Veröffentlichung1992
Cat. Karlsruhe 1988 55
Titel150 Gemälde vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Ort der VeröffentlichungKarlsruhe
Jahr der Veröffentlichung1988
Strieder 1975 170
Autor/inPeter Strieder
TitelLucas-Cranach-Ausstellung in Basel (Ausst. Besprechung)
ZeitschriftKunstchronik
JahrgangJg. 28, Heft 5
Jahr der Veröffentlichung1975
Seiten165-171
Exhib. Cat. Basel 1974/1976 489-490 No. 339 Fig. 268
Autor/inDieter Koepplin, Tilman Falk
TitelLukas Cranach. Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphik
Band1, 2
Ort der VeröffentlichungBasel, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1974
Link http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:16-diglit-104522
Friedländer, Rosenberg 1932 76
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1932
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/friedlaender1932
Flechsig 1900 B pl. 20
Autor/inEduard Flechsig
TitelTafelbilder Lucas Cranachs d. Ä. und seiner Werkstatt
Band1, 2
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1900
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/flechsig1900text
Exhib. Cat. Dresden 1899 128
Herausgeber/inKarl Woermann
TitelDeutsche Kunstausstellung Dresden 1899. Abteilung Cranach-Ausstellung. Wissenschaftliches Verzeichnis der ausgestellten Werke
Ort der VeröffentlichungDresden
Jahr der Veröffentlichung1899
Link http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002A2400000000

Forschungsgeschichte / Diskussion

Der sächsische Kurfürst Friedrich III. (1463-1525), genannt „der Weise“, gehört zu den interessantesten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte zu Beginn der Neuzeit: gebildet und kunstsinnig, machtbewusst und friedliebend, eigenwillig und fromm. Er war der Schutzherr der Reformation und blieb doch stets dem alten Glauben treu. Die diesseitige und die jenseitige Welt hatte er gleichermaßen fest im Blick. Cranachs Karlsruher Gemälde macht dieses Bewusstsein für „Zeit und Ewigkeit“ eindrucksvoll anschaulich.

Friedrich der Weise ist kniend vor einem Betpult dargestellt. Die mit Fingerringen geschmückten Hände hat er andächtig zusammengelegt. Er trägt ein mit Perlen besticktes Hemd, darüber eine weite Schaube mit Pelzkragen, gepufften Ärmeln und Goldverzierungen. Der sorgfältig gestutzte Kinnbart gehört ebenso zur vornehmen Männermode der Zeit wie die goldene Netzhaube. Hinter dem betenden Fürsten steht sein persönlicher Patron, der Apostel Bartholomäus. Mit seinen Händen hält dieser die heilige Schrift, in die er sich vertieft, und ein Messer, das an sein grausames Martyrium gemahnt: Der König von Armenien ließ dem missionierenden Apostel der Legende nach vor der Enthauptung die Haut abziehen. Friedrich war stolz darauf, in seinem Reliquienschatz einen Teil der Gesichtshaut zu besitzen.

Über die Hälfte des Bildes nimmt eine Vision ein: Vor Friedrichs geistigem Auge erscheint die Gottesmutter in Gestalt des in der Offenbarung Johannis geschilderten „apokalyptischen Weibes“: Maria steht, ihr Kind im Arm, auf einer Mondsichel. Sie ist „mit der Sonne bekleidet“ – von Cranach durch die in den Goldgrund punzierten, in alle Richtungen weisenden Strahlen zum Ausdruck gebracht – und trägt als Himmelskönigin eine Krone. Durch den Wolkenkranz, in dem sich 25 Putten tummeln, ist sie als „domina angelorum“, als Herrin der Engel gekennzeichnet.

Zwei Sphären – eine weltliche und eine überweltlich-heilige – durchdringen sich: Der Apostel ist in Friedrichs mit kostbarem Brokatstoff ausgeschlagenen Andachtsraum eingetreten. Das Messer – sein Attribut – und das Betpult stellen die Verbindung zu der Marienerscheinung her. Die enge Stube wird von überwirklichem Glanz erfüllt und weitet sich ins Unendliche.

Friedrich der Weise war einer der einflussreichsten Fürsten des Reiches. 1519 verhalf er dem jungen Habsburger Karl V. auf den Kaiserthron. Bald danach stellte er sich schützend vor Luther und bot dem Papst die Stirn. Hier erscheint er ganz demütig – auf den Knien vor einer noch höheren Macht: der „regina coelorum“ und ihrem Sohn, dem Weltenherrscher. Ernst und innig erweist der Kurfürst seine Verehrung. Er lässt von seinem Hofmaler Cranach jedoch auch ins Bild setzen, wie sich das Christkind ihm zuwendet, ja nach ihm zu greifen scheint. Diese Gebärde wird durch das sich zum Fürsten hin bauschende weiße Tuch noch unterstrichen: Friedrich erscheint als ein Begnadeter, er genießt den Schutz und das Wohlwollen Christi. Das Gemälde ist insofern – wie Friedrichs berühmte Reliquiensammlung – ein Zeugnis des Glaubens und der Repräsentation.

Holger Jacob-Friesen

  • Friedrich der Weise in Verehrung der apokalyptischen Muttergottes, um 1515

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Kunsttechnologische Untersuchung

07. 2011Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr

Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges, schwarzes Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- detaillierte und freie Unterzeichnung

- dünne Linien

Funktion:

- relativ verbindliche Vorgabe für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge angegeben; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- Präzisierungen der Form während des Malprozesses; Änderungen (z.B. Kopf Friedrich des Weisen, rechte Hand und Tuch der Madonna)

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Lucas Cranach der Ältere

[Smith, Sandner, Heydenreich, cda 2012]

Unterzeichnung

Freihandzeichnung mit flüssigem schwarzen Zeichenmedium (partiell möglicherweise auch Stift), Abweichungen in der malerischen Ausführung deutlich im Kopf des Kurfürsten (Blickrichtung ursprünglich nach oben, vermutlich zur Muttergottes gerichtet) und in den Händen der Muttergottes (rechte Hand umfasste ursprünglich den Oberkörper des Christusknaben)

[Heydenreich, cda 2011]

  • fotografiert von Gunnar Heydenreich
  • fotografiert von Ingo Sandner

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Friedrich der Weise in Verehrung der apokalyptischen Muttergottes', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SKK_2749/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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'Friedrich der Weise in Verehrung der apokalyptischen Muttergottes', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SKK_2749/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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