Auf sandigem, mit Kieseln übersätem Boden sind die drei Kreuze in streng geometrischer Anordnung errichtet. Frontal und mittig nimmt das Kreuz Christi in halber Tiefe der flachen Raumbühne fast die gesamte Bildhöhe ein. Die schräggestellten Schächerkreuze sind etwas tiefer im Raum positioniert; zugleich ragen jedoch ihre Kreuzbalken bis in die
Auf sandigem, mit Kieseln übersätem Boden sind die drei Kreuze in streng geometrischer Anordnung errichtet. Frontal und mittig nimmt das Kreuz Christi in halber Tiefe der flachen Raumbühne fast die gesamte Bildhöhe ein. Die schräggestellten Schächerkreuze sind etwas tiefer im Raum positioniert; zugleich ragen jedoch ihre Kreuzbalken bis in die oberen Bildecken und damit bis in den
äußersten Vordergrund. Dies fällt besonders deswegen ins Auge, weil der Querschnitt der Rundhölzer als Viertelkreis mit der Bildecke als Mittelpunkt vorgeführt wird. Die strenge Symmetrie, die feste Einbindung in die Bildfläche, sowie der perspektivische Tiefenzug der Kreuzarme definieren zusammen eine beengte Bühne, umreißen einen Kastenraum geringer Tiefe. Einen Mittelgrund gibt es nicht; der Horizont ist nur zu erahnen: In etwa einem Drittel der Bildhöhe geht die helle Sandfarbe in das Blau-Weiß eines von Wolken zerfetzten Himmels über, der sich nach oben hin bis zu einem schwarzen Nachthimmel verdüstert. Die elegante Figur des Gekreuzigten mit nach links geneigtem Haupt, Dornenkrone und wehenden Lendentuchzipfeln auf beiden Seiten folgt dem verbreiteten Typus des gespannten oder gestreckten Christus. Die Schächer sind als vollbärtige, bäuerliche Gestalten gegeben, der Gute Schächer links deutlich jünger und athletischer gebaut als sein Gegenüber zur Rechten. An der Enge des Raumes orientiert sich auch die kompakte Figurenkomposition. Um den Kreuzstamm des Guten Schächers scharen sich die Muttergottes mit dem Evangelisten Johannes und zwei weitere Marien. Mit geschlossenen Augen und schlaffherabhängenden Armen ist die Muttergottes im Begriff, in sich zusammenzusinken. Johannes greift ihr von hinten stützend unter die Arme. Von rechts spricht eine der heiligen Frauen mit gefalteten Händen der Muttergottes Mut zu. Rechts vor dieser Frau kniet Maria Magdalena vor dem Kreuzstamm, den sie mit den Armen fest umschlingt. Hinter ihr taucht Stephaton auf, der mit der Rechten den Ysop hochreckt und in der Linken die Essigkanne hält. Sein Hemd ist verrutscht und entblößt die rechte Schulter; zugleich streckt er dem Gekreuzigten die Zunge heraus. Rechts steht ein Gerüsteter mit einer zweizinkigen Pike unter dem Kreuz. Mit der Linken fasst er einen barfüßigen Knaben am Arm, der zum Kreuz aufblickt. Der Blick des Soldaten fällt auf den grüngekleideten bärtigen Greis rechts neben ihm, dessen zum Spalt geschlossene Augen auf Blindheit schließen lassen. Da auch der Knabe einen grünen Rock trägt, ist der Zusammenhang der beiden Figuren evident: Bei dem Greis muss es sich um den blinden Longinus handeln, dem der Knabe beim Stich in die Seite Christi die Lanze führen wird. Daneben steht vor dem Schächerkreuz der Zenturio in goldener Rüstung mit zum Redegestus erhobener Rechter und aus dem Bild blickend. Sein Gesprächspartner ist ein feister Herr in Gelehrtentracht, nämlich einer roten ärmellosen Schaube und einer hohen Kappe gleicher Farbe. Gemeint ist wohl ein Hohepriester, der mit ausgestreckter rechter Hand argumentiert. Im strengen Profil gesehen, schliesst er die Komposition zum Bildrand hin ab. Lanzen und Köpfe, die hinter dieser Gruppe hervorragen, deuten weitere Soldaten an.
[Cat. Frankfurt 2005, 181-187]
- Zuschreibung
- Lucas Cranach der Ältere
Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere | [Cat. Frankfurt 2005, 181-187] |
- Datierungen
- um 1515 - 1520
um 1508 - 1510
Datierungen
um 1515 - 1520 | [Friedländer, Rosenberg 1978, No. 92] |
um 1508 - 1510 | [Cat. Frankfurt 2005, 181-187] |
um 1515 | [Exhib. Cat. Hamburg 2003, 171, 172, No. 28] |
- Maße
- Maße Bildträger: 42,4 x 28,3 x 1,1 cm
Maße
Maße Bildträger: 42,4 x 28,3 x 1,1 cm
[Cat. Frankfurt 2005, 181-187]
Maße Bildfläche: 40,7 x 27,1 cm
[Cat. Frankfurt 2005, 181-187]
- Signatur / Datierung
Bezeichnet rechts unten mit der nach links gewandten Schlange mit aufgerichteten Flügeln
Signatur / Datierung
Bezeichnet rechts unten mit der nach links gewandten Schlange mit aufgerichteten Flügeln
[Cat. Frankfurt 2005, 181-187]
- Inschriften und Beschriftungen
Am Kreuz "INRI" Rückseite:
- oben mit rotbraunem Pinsel "No. 20."
- links darunter rotes achteckiges Siegel mit vollständigem Wappen (Adler über gekreuzten …
Inschriften und Beschriftungen
Inschriften, Wappen:
Am Kreuz "INRI"
Stempel, Siegel, Beschriftungen:
Rückseite:
- oben mit rotbraunem Pinsel "No. 20."
- links darunter rotes achteckiges Siegel mit vollständigem Wappen (Adler über gekreuzten Schwertern, Spangenhelm, Helmzier Adler)
- auf halber Höhe mittig schwarzes Siegel (bekrönter [...] gevierter Schild: Sachsen ?)
- darunter Klebezettel mit Aufschrift "G.1066."
[Cat. Frankfurt 2005, 181-187]
- Eigentümer
- Städel Museum Frankfurt a.M.
- Besitzer
- Städel Museum Frankfurt a.M.
- Standort
- Frankfurt am Main
- CDA ID
- DE_SMF_1066
- FR (1978) Nr.
- FR092
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/DE_SMF_1066/