Bildträger
Die Tafel besteht aus einem Brett mit vertikaler Faserrichtung (35,6 x 27,2 cm). Entsprechend dem makroskopischen Erscheinungsbild handelt es sich um Laubholz. Im Röntgenbild sind keine Faserapplikationen erkennbar. Die Tafel wurde in jüngerer Zeit rückseitig bis auf etwa 1 mm Stärke gedünnt und auf eine neue Trägerplatte mit einer Stärke von 7 mm geleimt sowie parkettiert.
Links überlagern Grundiergrat und Tafelrand einander; hier ist eine Leiste von ca. 8 mm Breite angeleimt. Die Tafel wurde an allen Rändern geringfügig beschnitten, ohne dabei die ursprüngliche Bildfläche zu verkleinern.
Grundierung und Imprimitur
Die Tafel ist weiß grundiert. Umlaufend am Rand sind Grundierränder erhalten, oben ca. 8-9 mm, rechts ca. 5-6 mm unten ca. 8-9 mm vom Tafelrand. Die Grundierränder lassen darauf schließen, dass sich die Tafel während des Grundierungsauftrags in einem Rahmen befand.
Unterzeichnung
Im Infrarotreflektogramm sind Unterzeichnungslinien erkennbar, die mit einem schwarzen flüssigen Medium und einem Spitzpinsel ausgeführt wurden. Konturlinien und einzelne Binnenformen sind mit einfachen oder teils einander überlagernden Linienzügen unterschiedlicher Breite angelegt. Detailformen, wie Hände, Arme, Füße und Gesichter wurden mit dem nachfolgenden Farbauftrag präzisiert und dabei teilweise in der Position geringfügig korrigiert.
Farbschichten und Metallauflagen
Mittels RFA konnten folgende Elemente nachgewiesen und in Verbindung mit den optischen Merkmalen Signale für folgende Farbmaterialien ermittelt werden:
Gelb: Pb, Sn, Cu, Fe, Mn
Pb/ Sn: Bleizinngelb; Cu: kupferhaltiges Grünpigment (?); Fe/ Mn: Ocker/ Erdpigment (?)
Inkarnat: Pb, Ca, Hg, Fe, (Cu)
Pb: Bleiweiß; Ca/ Sr: Kreide/ Gips (?); Hg: Zinnober; Fe: Ocker/ Eisenoxid (?)
Grün: Pb, Cu, Sn, Zn, Ca, Sr, (Fe)
Pb: Bleiweiß; Cu: Kupferhaltiges Grünpigment (?); Ca/ Sr: Kreide/ Gips (?); Pb/ Sn: Bleizinngelb; Zn: Trocknungsmittel? Zinkweiß (Retusche)?
Blau: Cu, Pb, Ca, Fe, Sr, (Zn), (Hg)
Cu: Azurit; Pb: Bleiweiß; Ca/ Sr: Kreide/ Gips (?); Fe: Ocker/ Eisenoxid (?)
Rot: Ca, Hg, Pb, Fe, Cu, Zn, Sr
Ca/ Sr: Kreide/ Gips (?); Hg: Zinnober; Pb: Bleiweiß; Fe: Ocker/ Eisenoxid (?); Cu: kupferhaltiges Grünpigment oder Azurit(?); Zn: Trocknungsmittel, Zinkweiß (?); Pb/ Sn: Bleizinngelb (?)
In der Bildschicht konnten folgende Pigmente identifiziert werden: Bleiweiß, Bleizinngelb, Zinnober, Azurit, Eisenoxidpigment und ein kupferhaltiges Grünpigment.
Der Farbauftrag erfolgte mehrschichtig deckend bis lasierend mit Pinseln. Inkarnate wurden mit einer hellen Ausmischung (u.a. Bleiweiß, Zinnober und Eisenoxidpigmente) angelegt und Schatten durch Zusatz von schwarzen (Pflanzenschwarz?) und braunen Pigmenten vertieft. Nachfolgend wurden Volumen sowie Reflexlichter mit helleren Ausmischungen hervorgehoben und Schatten mit graubrauner Farbe abgestuft. Die unterschiedlichen Bleiweißanteile formen im Röntgenbild ein virtuelles Relief. Das rote Gewand wurde zinnoberrot untermalt. Darauf sind Faltenstege (Bleiweiß) und Falten unter Verwendung eines roten Farblacks modelliert. Die Gestaltung des blauen Mantels (Azurit) sowie des grünen Innenfutters (Kupfergrün) erfolgte auf einer grauen Untermalung.
Der blaue Himmel (Bleiweiß, Azurit) ist mit grauer Farbe in feinen Abstufungen untermalt. Der Auftrag der blauen Farbe erfolgte teils stupfend und teils streichend. Der Horizont ist mit Bleizinngelb gelb aufgelichtet (Bleizinngelb).
Die grüne Landschaft im Mittelgrund ist teils grau und teils schwarz unterlegt, darauf ist das Blattwerk mit unterschiedlichen grünen bis gelblichen Farbmischungen in opaken und lasierenden Schichten modelliert. Im Hintergrund sind Berglandschaften, Architektur und mehrere Figuren mit dem Spitzpinsel detailreich gezeichnet. Für beide Nimben und die Einfassungen der Gewänder nutzte der Maler Muschelgold.
Auf dem Felsen über der linken Schulter von Maria befindet sich ein schwarzer wellenförmiger Linienzug, der einem Schlangensignet ähnelt. Mikroskopisch lässt sich hier nur ein jüngerer schwarzer Farbauftrag erkennen, er ein Schlangensignet nachahmt. Spuren eines entstehungszeitlichen Schlangensignets oder einer Datierung sind nicht sichtbar.
Rahmung
Der ursprüngliche Zierrahmen ist nicht erhalten.
[unveröffentlichter Untersuchungsbericht Heydenreich, Gras, 02.11.2024]
- untersucht von Gunnar Heydenreich
- untersucht von Laura Gras