Fragment einer Salome

Fragment einer Salome

Titel

Fragment einer Salome

[cda 2019]

Die Tochter der Herodias

"L. Cranach (Werkstatt), Die Tochter der Herodias in rothem Kleid, rothem Federhut und Goldschmuck, das Haupt des Täufers auf der Schüssel haltend, Halbfigur auf schwarzem Grunde", [Aldenhoven 1890, No. 359][1] [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Herodias das Haupt Johannes in einer Schüssel haltend

"Cranach, Lucas Sunders 'Herodias das Haupt Johannes in einer Schüssel haltend'", [Verzeichnis 1826, fol. 62, No. 90][1] [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Die Historie mit dem Haupte Johannes in einer Schüßel

"Die Historie mit dem Haupte Johannes in einer Schüßel und in einem längligten Rahmen eingefasst, über Conditioniret von Lucas Cranachen"
[Inventar 1721, fol. 470, No. 42][1] [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Die Herodias mit Johannis Kopff

"Die Herodias mit Johannis Kopff", [Nachlass-Inventar 1681, No. 24][1] [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Die Herodias mit dem Haupt Johannis

"Lux[Lucas] Mahler. Die Herodias mit dem Haupt Johannis", [Inventar 1659, fol. 1, No. 3][1] [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Die Herodias mit dem Haupt Johannis

"Die Herodias mit dem Haupt Johannis, Lux [Lucas] Mahler", [Inventar 1656, fol. 1, No. 5][1] [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Die Herodias, wie Sie Johannes Kopff auf der Schüßel tragett

[Inventar 1644, fol. 31][1] [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Sibylle von Sachsen

Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam 1972 [Exhib. Cat. Gotha 2015, 279]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[cda 2019]

Malerei auf Tannenholz

[Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Die Dame trägt ein reich gefaltetes und geschlitztes Brokatgewand in leuchtend roter Farbe sowie einen federbesetzten Hut vor einem inzwischen hellem Hintergrund. Die Tafel ist das Fragment eines größeren Gemäldes. Sie bildete ursprünglich den oberen Teil einer halbfigurigen, 84 x 57 messenden Salomedarstellung, die 1936 aus den Gothaer Sammlungen an

Die Dame trägt ein reich gefaltetes und geschlitztes Brokatgewand in leuchtend roter Farbe sowie einen federbesetzten Hut vor einem inzwischen hellem Hintergrund. Die Tafel ist das Fragment eines größeren Gemäldes. Sie bildete ursprünglich den oberen Teil einer halbfigurigen, 84 x 57 messenden Salomedarstellung, die 1936 aus den Gothaer Sammlungen an den Kunsthandel verkauft wurde. Nur der abgesägte Teil mit der Johannesschüssel kehrte im selben Jahr nach Gotha zurück, der Rest des Gemäldes gilt heute als verschollen. Dieser Eingriff erfolgte aus rein kommerziellen Gründen, wurde doch so aus einer 'femme fatale' ein für den Markt attraktives Frauenbildnis, welches als ein Porträt der Sibylle von Sachsen angeboten wurde.

[Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015, 278-279, No. 99]

Zuschreibungen
Lucas Cranach der Ältere
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Lucas Cranach der Ältere

[Exhib. Cat. Gotha 2015, 278, No. 99]
"Cranach, Lucas Sunders 'Herodias das Haupt Johannes in einer Schüssel haltend'", [Verzeichnis 1826, fol. 62, No. 90][1]
"über Conditioniret von Lucas Cranachen"
[Inventar 1721, fol. 470, No. 42][1]
"Lux[Lucas] Mahler. Die Herodias mit dem Haupt Johannis"
[Inventar 1659, fol. 1, No. 3][1]
"Die Herodias mit dem Haupt Johannis, Lux[Lucas] Mahler"
[Inventar 1656, fol. 1, No. 5][1]
[1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

oder Nachahmer von Lucas Cranach d. Ä.
[unveröffentlichter Untersuchungsbericht Heydenreich, Gras, 21.10.2024]

"L. Cranach (Werkstatt)"
[Aldenhoven 1890, No. 359][1]

"Akte 3425 I und II, Schloßmuseum,[...] Galerie Buck an Schenk zu Schweinsberg am 2.6.1936 nach Friedländer und Buchner späte Werkstattarbeit Cranachs bzw. Schule, lt. Buchner noch nicht einmal das. Galerie Abels schickt im Oktober 1936 "das blutige Haupt und den Rahmen" nach Gotha zurück." [1]
[1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Umkreis von Lucas Cranach dem Älteren

"als Schule L. Cranach d. Ä."
[Parthey 1863, I, 699, No. 5][1]

"Schule Cranachs"
[Schneider 1868, Abt. V, No. 122][1]

[1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]

Lucas Cranach der Jüngere

Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam 1972 [Exhib. Cat. Gotha 2015, 278]

Nachahmer von Lucas Cranach dem Älteren

oder Werkstatt Lucas Cranach der Ältere
[unveröffentlichter Untersuchungsbericht Heydenreich, Gras, 21.10.2024]

Datierungen
um 1535 - 1600
um 1520 - 1535

Datierungen

um 1535 - 1600

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht Heydenreich, Gras, 21.10.2024]

um 1520 - 1535

[Exhib. Cat. Gotha 2015, 278-279, under No. 99]

Maße
Maße Bildträger: 54 x 47,5 cm (ehemals 84 x 57 cm)

Maße

  • Maße Bildträger: 54 x 47,5 cm (ehemals 84 x 57 cm)

  • [Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam 1972, in: Exhib. Cat. Gotha 2015, 278]

Signatur / Datierung

Keine

Eigentümer
Privatbesitz
Besitzer
Privatbesitz
CDA ID
PRIVATE_NONE-P280
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P280/

Provenienz

  • 1644 Kaufhaus Gotha [Inventar 1644, fol. 31][1] kam nach Gotha über die Mitgift der Herzogin Elizabeth Sophie von Sachsen-Altenburg [Exhib. Cat. Gotha 2015, 279]
  • in Gothaer Kunstkammer seit 1656 [Inventar 1656, fol. 1, No. 5][1]
    [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 52]
  • 1936 verkauft an die Galerie Buck, Mannhein
  • im selben Jahr Rückgabe des unteren Fragments nach Gotha
  • der obere Teil tauchte zuletzt 1972 im Kunsthandel (Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam) als ein Werk von Cranach d. J. (Sibylle von Sachsen, Holz, 54 x 47,5 cm) auf, vgl. Jacoby 2002, 208 f.
    [Exhib. Cat. Gotha 2015, 278-279, no. 99]
  • Privatsammlung, Ile-de-France
  • Artcurial, Paris, Maîtres anciens & du XIXe siècle, 26. November 2024, Los 8
    [Website Artcurial, accessed 29-11-2024]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015 278, 279 99 Pl. p. 279
Herausgeber/inJulia Carrasco, Justus Lange, Benjamin D. Spira, Timo Trümper, Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha
TitelBild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation, [Gotha, Herzogliches Museum; Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister, Schloss Wilhelmshöhe]
Ort der VeröffentlichungHeidelberg
Jahr der Veröffentlichung2015
Exhib. Cat. Gotha 2001 1.19
Herausgeber/inGotha Kultur, Allmuth Schuttwolf
TitelErnst der Fromme (1601-1675), Bauherr und Sammler. Katalog zum 400. Geburtstag Herzog Ernsts I. von Sachsen-Gotha und Altenburg
Ort der VeröffentlichungGotha
Jahr der Veröffentlichung2001
Exhib. Cat. Gotha 1994 52
Herausgeber/inStiftung Schloss Friedenstein, Gotha
TitelGotteswort und Menschenbild. Werke von Cranach und seinen Zeitgenossen
Ort der VeröffentlichungGotha
Jahr der Veröffentlichung1994
Parthey 1863-1864 699 (Bd. 1) No. 5
Autor/inGustav Parthey
TitelDeutscher Bildersaal. Verzeichnis der in Deutschland vorhandenen Oelbilder verstorbener Maler aller Schulen
Band1, 2
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1864

Forschungsgeschichte / Diskussion

"In verschiedenen Bibeldramen des 16. Jahrhunderts diente die Tragödie von Johannes dem Täufer als Exemplum für die Verfehlungen eines Herrschers, für Tyrannentum und die katholische Abgötterei. [1] Diese Vereinnahmung der biblischen Geschichte, insbesondere von protestantischer Seite, lässt sich gerade auch bei den ernestinischen Kurfürsten beobachten, die sich mit Johannes dem Täufer identifizierten. Dessen unerschütterliche Glaubenstreue, die zur Gefangenschaft und dann zum Martyrium führte, bot eine willkommene Parallele zum Schicksal des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen von Sachsen. Dieser hatte den Heiligen, den ersten Bekenner Christi, als Namenspatron. Im Kampf für den protestantischen Glauben gegen den katholischen Kaiser in Gefangenschaft geraten, wurde Johann Friedrich 1547 zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde erst auf Bitten einflussreicher Fürsten in eine lebenslange Haft umgewandelt. Der Bezug der Vita Johann Friedrichs auf ein Martyrium für den Glauben wird auch in der Gedankschrift auf seinen Tod 1554 hergestellt. [2]

Gothaer Salomedarstellung verwandt ist ein Bild in Budapest (um 1526/30), welches ebenfalls Salome losgelöst aus einem narrativen Zusammenhang vor einem schwarzen Hintergrund zeigt. [3] Das leuchtend rote, geschlitzte Kleid unterscheidet sich zwar in mehreren Details, zeigt aber einen ähnlichen Faltenwurf. Anstatt eines Federhuts trägt Salome einen Brautkranz im Haar. Verschiedene weibliche Halbfiguren sind Zitate des oberen Teils der Gothaer Tafel, erreichen aber nicht deren Qualität und können in den Cranach Umkreis oder die Nachfolge eingeordnet werden. [4] Zudem hat sich eine gettreue Kopie des Gemäldes von Christian Richter in Braunschweig erhalten (um 1640/50), die das langanhaltende Interesse an der cranachschen Bildfindung bezeugt.[5] Nach Ansicht von Schade ist das Gothaer Werk in die Cranach Nachfolge einzuordnen und entstand erst um 1600. Die Stilistik und hohe malerische Qualität der Tafel, die auch noch einmal durch die jüngste Restaurierung (2014/15) bestätigt wurde, sowie die zahlreichen Kopien lassen es allerdings lohnend erscheinen, die Abschreibung aus dem Werk Cranachs und die späte Datierung noch einmal kritisch zu hinterfragen. [6] Eine frühere Datierung stützt sowohl die ursprüngliche Tafelgröße, die einem der bevorzugten Standardmaße der Cranach-Werkstatt zwischen ca. 1520 und ca. 1535 entspricht, als auch das Trägermaterial Tannenholz, das dort im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts besonders häufig Verwendung fand. [7] Die bei einer fragwürdigen Restaurierung des oberen Bildteils freigelegte Jahreszahl trägt indes nicht zur Klärung der Datierungsfrage bei. [8] 1972 hatte man den dunklen Hintergrund als nicht original eingestuft und entfernt, wodurch ein erheblicher Verlust von originaler Malerei im Bereich der Konturen in Kauf genommen wurde. Das Bildnis der Salome erschien nun vor einem merkwürdig fleckigen hellen Fond, der für Cranach sehr ungewöhnlich erscheint. Rechts des Kopfes waren bei dieser Maßnahme angeblich die Cranach Schlange und die Datierung 1549 sichtbar geworden. Neueste technologische Untersuchungen des unteren Teilstücks konnten nun zweifelsfrei nachweisen, dass die Tafel nie einen weißen Hintergrund hatte und es sich hierbei nur um die helle Grundierung handeln kann, wodurch auch die Originalität der damals freigelegten Beschriftung angezweifelt werden muss.

Das Gothaer Salomebild stammt aus altem ernestinischem Besitz und kam über die Mitgift der Herzogin Elizabeth Sophie von Sachsen-Altenburg (1619-1680) aus Altenburg nach Gotha, wo es 1644 erstmals urkundlich erwähnt wird. [9] Auch diese prominente Provenienz könnte für eine Neubewertung der Tafel sprechen."

[1] Washof 2007, 331

[2] Exhib. Cat. Gotha 1994, 162, Nr. 2.49

[3] Cranach d. Ä. um 1526/30, Szépmüvészeti Múzeum, Inv. Nr. 145, siehe Exhib. Cat. Brüssel 2010, 213, Nr. 115

[4] Cranach-Nachfolge, Weibliche Halbfigur mit Federhut, Öl auf Holz, 62 x 52,5 cm, Aufbewahrungsort unbekannt (Dorotheum 2010); Monogrammist HVK, Weibliche Halbfigur mit Federhut, Öl auf Holz, 23 x 19,2 cm, Aufbewahrungsort unbekannt (Koller 2007); Cranach Nachfolge, Webliche Halbfigur mit Federhut, 17. Jh., 58,5 x 51,5 cm, Aufbewahrungsort unbekannt (Boisgirard Antonini, Paris, 13. August 2006); Cranach-Werkstatt, Weibliche Halbfigur mit Federhut, 16. jahrhundert, Staatsgalerie im Schloss Johannisburg, Aschaffenburg; Cranach-Werkstatt, Weibliche Halbfigur mit Federhut, Öl auf Holz, 57 x 50 cm, Louisville (Kentucky), Speed Art Museum.

[5] Christian Richter, Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers, Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig. Siehe Jacoby 2002, 206 ff.

[6] Die Restaurierung wurd großzügig gefördert durch den Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein Gotha e. V.

[7] Heydenreich 2007, 43 und 47 f.

[8] Jacoby 2002, 209

[9] Exhib. Cat. Gotha 2001, 49.1

[Exhib. Cat. Gotha 2015, 278-279, no. 99]

Die Brettfugen und das Craquelé in der vorliegenden Tafel und in dem Fragment mit der Johannesschüssel in Gotha entsprechen einander, d. h. beide Fragmente bildeten ursprünglich ein Gemälde mit der Darstellung der Salome und dem abgetrennten Haupt des Johannes. Die vorliegende Tafel ist heute mit einer Breite von 47,6 cm deutlich schmaler als das Fragment in Gotha (57 cm), d. h. die vorliegende Tafel wurde auf beiden Seiten um jeweils etwa 5 cm beschnitten. Am oberen Rand ist der Grundierrand teilweise erhalten und am unteren Rand schließt die Darstellung mit der Johannesschüssel unmittelbar an die vorliegende Tafel an, d. h. hier sind nur wenige Millimeter der Darstellung durch den Sägeschnitt verloren gegangen. Die Befunde lassen eine ursprüngliche Größe des Gemäldes von ca. 87 x 57 cm rekonstruieren.

1936 wurde das Gemälde zerteilt und das vorliegende Fragment zudem in der Stärke von ca. 9 auf ca. 4 mm reduziert. Nachfolgend erfolgte eine Abtragung der ursprünglichen schwarzen Hintergrundfarbe. Vereinzelt lassen grüne Farbspuren darauf schließen, dass zwischenzeitlich eine grüne Gestaltung des Hintergrunds angestrebt wurde. Heute erscheint die freigelegte originale Grundierschicht gelb getönt. Die Aufschrift „1549“ und das Signet liegen auf der Grundierschicht, d. h. sie wurden erst nach Abnahme der schwarzen Hintergrundfarbe hinzugefügt und datieren nicht aus der Entstehungszeit des Gemäldes. Die Frage, ob diese Aufschrift eine frühere Datierung aufgreift, die sich einst auf der schwarzen Hintergrundfarbe befand, kann hier nicht beantwortet werden.

Die ursprüngliche Größe der Tafel entspricht dem in der Cranach-Werkstatt häufig verwendeten Standardformat „D“. An dem unteren Fragment wurde in Gotha die Holzart Tannenholz bestimmt. Tannenholz fand in der Cranach-Werkstatt in der Zeit um 1515 – 25 gelegentliche Verwendung als Bildträger, insbesondere für Altarretabel.

Die Unterzeichnung mit dünnen flüssigen Linienzügen und auffälligen kurzen Parallelschraffuren unterscheidet sich deutlich von Werken, die von der Forschung übereinstimmend Lucas Cranach d. Ä. zugeschrieben werden. Auch auf Werken der Cranach-Werkstatt sind in den 1530er und 1540er Jahren Unterzeichnungen mit einem flüssigen Medium und entsprechend schmalen Linien nicht typisch. Die Unterzeichnung der vorliegenden Tafel durch einen Maler außerhalb der Cranach-Werkstatt ist nach unserer Einschätzung nicht auszuschließen.

Die nachgewiesenen Pigmente fanden in der Cranach-Werkstatt wie auch in anderen Malerwerkstätten der Frühen Neuzeit sowie in jünger Zeit häufige Verwendung. Der Nachweis des Pigments Bleizinngelb lässt auf eine Entstehung des Gemäldes vor 1750 schließen.

Mehrere der dargestellten Bildelemente sind auch auf anderen Cranach-Gemälden erhalten: So gleicht z.B. der rote Hut mit den Federbäuschen dem Hut der Omphale auf dem 1537 datierten Gemälde Herkules bei Omphale in Braunschweig. Der Johanneskopf auf dem Fragment in Gotha, der Kopf des Holofernes auf der Tafel mit Judith und Holofernes in Güstrow, der Johanneskopf auf der Darstellung der Salome in Budapest sowie ein weiteres Fragment mit dem Johanneskopf in Privatbesitz gehen offensichtlich auf eine gemeinsame Vorlage zurück. Folglich war der Maler, der die vorliegende Bildkomposition entwickelte, mit dem in der Cranach-Werkstatt in den Jahren um 1535 – 1545 verwendeten Formenrepertoire bestens vertraut.

In der malerischen Umsetzung verschiedener Details, wie z.B. Schmuck, Hemdkragen und Augen sind Unterschiede zu Werken aus der Cranach-Werkstatt erkennbar. Auch wenn sich die malerische Qualität aufgrund von Beschädigungen und Retuschen heute nur noch eingeschränkt beurteilen lässt, so erreicht die Ausführung nach unserer Einschätzung nicht die Qualität der Werke, die von der Forschung übereinstimmend Lucas Cranach d. Ä. zugeschrieben werden.

Nach unserer Beurteilung erscheint die Entstehung des vorliegenden Gemäldes in der Wittenberger Cranach-Werkstatt möglich und zugleich könnten die Besonderheiten des Bildträgers, der Unterzeichnung und der malerischen Ausführung als Hinweise auf eine Entstehung außerhalb der Werkstatt und zu einem späteren Zeitpunkt gewertet werden. Im Ergebnis der bisherigen Untersuchungen erachten wir das vorliegende Fragment mit der Darstellung der Salome als ein stark geschädigtes Werk der Werkstatt oder eines Nachahmers von Lucas Cranach d. Ä. aus den Jahren zwischen etwa 1535 und 1600. Wir empfehlen weiterführende Untersuchungen.

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht Heydenreich, Gras, 21.10.2024]

  • Fragment einer Salome, um 1535 - 1600

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Kunsttechnologische Untersuchung

21.10.2024Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • Infrarot-Reflektografie
  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • UV-Fluoreszenzfotografie

Bildträger

Bildträger ist eine in jüngerer Zeit auf etwa 4 mm Stärke gedünnte Holztafel mit vertikalem Faserverlauf. Die Tafel besteht aus drei Brettern (vgl. Röntgenaufnahme). Auf der Rückseite ist am oberen Rand im Bereich der Brettfuge ein sogenannter Schwalbenschwanz in die Holztafel eingelassen. Die Tafel ist umlaufend beschnitten (vgl. Zustand).

Grundierung und Imprimitur

Auf dem Bildträger liegt eine weiße Grundierschicht. Am oberen Rand sind Reste eines Grundierrandes erhalten, unten und an den seitlichen Rändern fehlen diese. Im Bereich des Johanneskopfes lassen Schabspuren die Glättung der Grundierschicht mit einer Klinge vermuten.

Unterzeichnung

Im Infrarotreflektogramm sind Unterzeichnungslinien erkennbar, die mit einem schwarzen Medium ausgeführt wurden. Umrisslinien und Binnenformen erscheinen mit dünnen Linien (Feder oder Pinsel?) detailreich umrissen. Schatten sind teils mit kurzen Parallelschraffuren angegeben. Eine Präzisierung der einzelnen Formen erfolgte mit dem Farbauftrag. Signifikante Veränderungen der Komposition im Werkprozess sind nicht erkennbar.

Zeichenmedium und stilistische Ausprägung der Unterzeichnung gleichen der Ausführung auf dem Fragment mit dem Johanneskopf in Gotha.

Farbschichten und Metallauflagen

Mittels RFA konnten folgende Elemente nachgewiesen und in Verbindung mit den optischen Merkmalen Signale für folgende Farbmaterialien ermittelt werden:

Grün (Schmuckstein): Pb, Ca, Fe, Hg, Cu, Mn, Sr

Pb: Bleiweiß; Ca: Kreide/Gips (?); Fe/ Mn: Eisenoxid/Ocker (?); Hg: Zinnober; Cu: Kupferhaltiges Grün- / Blaupigment (?); Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?)

Gelb (Halsschmuck): Pb, Fe, Ca, Hg, Mn, Zn, Cu, Sn, Sr

  • Pb: Bleiweiß; Pb/ Sn: Bleizinngelb (?); Fe/ Mn: Eisenoxid/Ocker (?); Ca: Kreide/Gips (?); Hg: Zinnober; Zn: Zinkweiß (?, Retusche?); Cu: Kupferhaltiges Grün- / Blaupigment (?); Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?)

Rot (Schmuckstein): Pb, Fe, Ca, Hg, Mn, Sn, Zn, Cu, Sr

Pb: Bleiweiß; Pb/ Sn: Bleizinngelb (?); Fe/ Mn: Eisenoxid/Ocker (?); Ca: Kreide/Gips (?); Hg: Zinnober; Zn: Zinkweiß (?, Retusche?); Cu: Kupferhaltiges Grün- / Blaupigment (?); Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?)

Weiß (Perle): Pb, Ca, Fe, Zn, Hg, Sr

Pb: Bleiweiß; Ca: Kreide/Gips (?); Fe: Eisenoxid/Ocker (?); Zn: Zinkweiß (?, Retusche?); Hg: Zinnober; Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?)

Gelb (Halsschmuck): Pb, Ca, Fe, Hg, Mn, Sn, Cu, Sr

Pb: Bleiweiß; Pb/ Sn: Bleizinngelb (?); Ca: Kreide/Gips (?); Fe/ Mn: Eisenoxid/Ocker (?); Hg: Zinnober; Cu: Kupferhaltiges Grün- / Blaupigment (?); Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?)

Rot (Kleid): Ca, Pb, Fe, Hg, Cd, Se, Sr, Cu

Ca: Kreide/Gips (?); Pb: Bleiweiß; Fe: Eisenoxid/Ocker (?); Hg: Zinnober; Cd/ Se: Cadmiumrot (Retusche?); Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?); Cu: Kupferhaltiges Grün- / Blaupigment (?)

Rot (Ärmel): Ca, Hg, Pb, Sr

Ca: Kreide/Gips (?); Hg: Zinnober; Pb: Bleiweiß; Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?)

Hellgelb (Hintergrund): Ca, Zn, Fe, Pb, Sr

Ca: Kreide/Gips (?); Zn: Zinkweiß (?, Retusche?); Fe: Eisenoxid/Ocker (?); Pb: Bleiweiß; Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?)

Baun (Inkarnat): Ca, Pb, Fe, Hg, Sr, Mn, Zn,

  • Ca: Kreide/Gips (?); Pb: Bleiweiß; Fe/ Mn: Eisenoxid/Ocker (?); Hg: Zinnober; Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?); Zn: Zinkweiß (?, Retusche?)

Inkarnat: Pb, Ca, Hg, Fe, Sr

  • Pb: Bleiweiß; Ca: Kreide/Gips (?); Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/Ocker (?); Sr: Bestandteil von Kreide/Gips (?)

In der Bildschicht ließen sich folgende Pigmente bestimmen: Bleiweiß, Bleizinngelb, Zinnober Kupfergrün und rotes Eisenoxidpigment. Der Farbauftrag erfolgte mehrschichtig deckend bis lasierend mit Pinseln.

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht Heydenreich, Gras, 21.10.2024]

Erhaltungszustand

Datum21.10.2024

Das Gemälde befindet sich in einem stark geschädigten und stabilen Zustand. Insbesondere in den Bereichen der Brettfugen gibt es Fehlstellen in der originalen Bildschicht, die gekittet und retuschiert wurden (vgl. Röntgenaufnahme). Möglicherweise wurden die Brettfugen auch neu verleimt. Auf der Rückseite befindet sich ein nach 1936 aufgebrachtes Flachparkett, dessen Ausführung sich von dem älteren Parkett auf der Rückseite des Gothaer Fragments unterscheidet.

Der ursprünglich schwarze Hintergrund wurde nach 1936 bis auf die Grundierschicht abgetragen. In mehreren Bereichen erhaltene Farbspuren lassen darauf schließen, dass der Hintergrund zwischenzeitlich grün gestrichen wurde. Heute ist im Hintergrund die gelblich getönte Grundierschicht mit einem ausgeprägten Craquelé sichtbar. In den Konturbereichen der Darstellung sind partiell noch Spuren der ursprünglichen schwarzen Gestaltung des Hintergrunds erhalten. Mit der Abtragung der schwarzen Hintergrundfarbe wurden u.a. die Spitzen der Hutfedern beschädigt und nachfolgend ergänzt.

Das Schlangensignet und die Datierung „1549“ sind mit bräunlicher Farbe auf der Grundierschicht ausgeführt. Auf dem Signet und der Datierung liegen partiell grüne Farbreste.

Im Bereich der linken Brettfuge gibt es signifikante Fehlstellen in der Bildschicht. So sind u.a. das rechte Auge, der rechte Nasenflügel und der Mund der Dame erheblich beschädigt und in jünger Zeit ergänzt worden (vgl. Röntgenaufnahme, Infrarotreflektogramm, UV-Aufnahme). Das Craquelé ist in mehreren Bildbereichen, insbesondere im oberen Randbereich mit einem Stift nachgezeichnet.

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht Heydenreich, Gras, 21.10..2024]

  • untersucht von Gunnar Heydenreich
  • untersucht von Laura Gras

Datum2014 - 2015

Neueste technologische Untersuchungen des unteren Teilstücks konnten nun zweifelsfrei nachweisen, dass die Tafel nie einen weißen Hintergrund hatte und es sich hierbei nur um die helle Grundierung handeln kann, wodurch auch die Originalität der damals freigelegten Signatur angezweifelt werden muss.

[Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015, 278-279, No. 99]

Restaurierungsgeschichte

Datum1972

Entfernung des als nicht original eingestuften Hintergrundes, dadurch erheblicher Verlust von originaler Malerei, Hintergrund erschien dadurch fleckig hell.

Bei dieser Maßnahme waren angeblich rechts des Kopfes die Cranach Schlange und die Datierung 1549 sichtbar geworden.

[Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015, 278-279, No. 99]

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