Madonna und Kind mit Engeln

Folgende Untersuchungsverfahren wurden angewandt: Infrarot-Reflektografie (erstellt von Sotheby’s), lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung und UV-Fluoreszenzuntersuchung.

Die Tafel besteht aus zwei Brettern, die in vertikaler Ausrichtung verleimt sind (oben ca. 9 / 26 cm, unten ca. 8,8 / 25,8 cm).

Wahrscheinlich handelt es sich um Buchenholz.

Am oberen und unteren Tafelrand ist der Grundiergrat erhalten (partiell mit schwarzer Farbe überdeckt), am linken und rechten Tafelrand nicht. Dieses Phänomen wurde auch an anderen Tafeln aus der Cranach-Werkstatt beobachtet.

Ein unregelmäßiges Craquelé im Bereich der Brettfuge lässt deren Beklebung mit Fasern annehmen, bevor die Grundierung erfolgte. Die partielle Applikation tierischer Fasern über Brettfugen war übliche Praxis in der Cranach-Werkstatt ab den 1520er Jahren.

Im Infrarot-Reflektogramm ist eine Unterzeichnung nicht eindeutig erkennbar. Einzelne dunkle Linien im Bereich der Beine des Kindes könnten auf eine partielle Unterzeichnung mit einem dunklen, trockenem Medium hinweisen. In anderen Bereichen sind mikroskopisch rötliche Linien sichtbar und suggerieren die Verwendung von Rötel, der mittels IRR nicht detektiert werden kann.

Ab den 1530er Jahren nutzten Mitarbeiter der Cranach-Werkstatt vielfach Rötel und/oder schwarze Kreide für Unterzeichnungen. Dementsprechend gibt es zahlreiche Gemälde auf denen mittels IRR keine Unterzeichnung nachgewiesen werden kann.

Der Farbauftrag, teils mit lebhaftem Pinselstrich, teils mit einer subtilen Modulation von Licht und Schatten in Tupftechnik, wirkt souverän und steht im Einklang mit anderen Werken der Cranach-Werkstatt der 1530/40er Jahre. Details wie z. B. die Haare wurden mit feinen Linien souverän gezeichnet. Die gemusterten gestickten Bordüren der Kleider und des Vorhangs sind mit blassgelben, hellgelben und rosafarbenen Akzenten ausgeführt.

Das Schlangensignet am oberen Rand hat einen auffällig geformten Flügel (oben "eingerollt"). Während eine visuelle Prüfung unter begrenzter Vergrößerung ergab, dass dieses Signet wohl als entstehungszeitlich zu bewerten ist, erscheint die Form der Flügel nicht typisch für die Signetformen, die mit Lucas Cranach dem Älteren oder Cranach dem Jüngeren in Verbindung gebracht werden. Es gibt jedoch andere Werke aus der Cranach-Werkstatt mit einer ähnlichen Signetform (z.B. https://lucascranach.org/DE_SMS_G204).

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich, 15.12.2021, Übersetzung aus dem Englischen]

Träger:

• Tafel leicht beschnitten, ohne signifikante Änderung von Format und Größe

• Tafel gedünnt auf 3,5 – 4 mm und parkettiert

• leicht konvexe Form, jedoch stabiler Zustand

Bildschichten:

• unter UV-Strahlung wenige kleine Retuschen sichtbar, insbesondere am unteren Tafelrand

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich, 15.12.2021]