Gesetz und Gnade

Gesetz und Gnade

Titel

Gesetz und Gnade

[cda 2017]

Sündenfall und Erlösung

[Friedländer, Rosenberg 1979, Nr. 221B]

Allegorie auf das Alte und Neue Testament

[Rhode 1928 A, pl. 4]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[Fleck 2010, 489-490]

Da die Sünde für Luther untrennbar mit dem menschlichen Wesen verbunden ist, bedarf der Gläubige des mosaischen Gesetzes, um sich seiner Sündhaftigkeit bewusst zu werden. Er muss erkennen, dass er an den Geboten des strafenden alttestamentarischen Gottes in jedem Fall scheitert und darüber verzweifeln wird. Diese Verzweiflung ist gleichsam Voraussetzung

Da die Sünde für Luther untrennbar mit dem menschlichen Wesen verbunden ist, bedarf der Gläubige des mosaischen Gesetzes, um sich seiner Sündhaftigkeit bewusst zu werden. Er muss erkennen, dass er an den Geboten des strafenden alttestamentarischen Gottes in jedem Fall scheitert und darüber verzweifeln wird. Diese Verzweiflung ist gleichsam Voraussetzung für die Errettung durch Christus und das Evangelium. Der von Luther hervorgehobenen Differenzierung von Gesetz und Evangelium entsprechend, zeigt das Gothaer Bild einen dichotomen Aufbau. Die Bildfläche wird in der Mitte durch einen Baum in zwei Hälften geteilt, der links vertrocknete und rechts grünende Äste trägt.

Von Tod und Teufel in die lodernden Flammen der Hölle gejagt, erscheint der verzweifelte, sündige Mensch auf der linken Seite. Sein Blick geht nach rechts, wo ihn Moses, in einer Gruppe von Propheten des Alten Testaments stehend, auf die Tafeln der zehn Gebote verweist. Mit Darstellungen des Sündenfalls und des Jüngsten Gerichts in der weiten Landschaft werden Ursprung und Strafe der menschlichen Verfehlung benannt.

Direkt rechts des Baumstamms ist Johannes der Täufer zusammen mit dem nackten Menschen der linken Seite zu sehen. Johannes als der letzte Prophet vor Christus steht für Luther zwischen Gesetz und Evangelium, weshalb ihm hier die Rolle des Vermittlers zukommt. Er lenkt die Aufmerksamkeit des Menschen, der vollkommen ruhig und mit gefalteten Händen dasteht, auf den Gekreuzigten am rechten Rand des Bildes. Von der Seitenwunde Christi geht ein Blutstrahl aus, der auf der Brust des Nackten niedergeht. In dem Blutstrahl erscheint die Taube des Heiligen Geistes. Hier zeigt sich, dass allein Christus, der stellvertretend für den Menschen gestorben ist und dessen frohe Botschaft vom Heiligen Geist übermittelt wird, die Verurteilung durch das Gesetz aufheben kann. Nur durch seinen Glauben, sola fide, wird der Mensch der göttlichen Vergebung in Form des erlösenden Blutstrahls teilhaftig. Der auferstandene Christus, der vor der Grabeshöhle hinter dem Kreuz Tod und Teufel niederringt, entschebt in der oberen rechten Ecke bereits gen Himmel. Der Sünder der Seite des Gesetzes ist hier jedoch ein Gerechter, womit die Komposition den Aspekt des simul iustus et peccator verdeutlicht. Vor den Toren der Stadt Bethlehem erscheint im Hintergrund der rechten Seite die Verkündigung an die Hirten. Die ebenfalls dargestellte Szene mit der Erhöhung der ehernen Schlange - einer Episode des Alten Testaments, die für Luther eine große Rolle spielte und typologisch auf die Kreuzigung hindeutet - zeigt, wie das Volk der Israeliten vor dem Tod durch das Gift der Schlange gerettet wird, indem es der Weisung Gottes folgt.

Beide Szenen verdeutlichen das Anerkennen von Gottes Wort durch den Menschen. Für den Betrachter wird klar, dass Gesetz und Evangelium die gleiche frohe Botschaft verkünden, die immer zu Christus hinführt. Zitate aus dem Alten und Neuen Testament unterstreichen die Aussage und liefern zudem die biblische Legitimation der Darstellung.

[vgl. Görres, in Bonnet, Kopp-Schmitt, Görres 2010, 170]

Zuschreibungen
Lucas Cranach der Ältere
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Lucas Cranach der Ältere

[Fleck 2010, 489-490]

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

[Fleck 2010, 489-490]

Datierung
1532

Datierung

1532

[datiert]

Maße
Maße Bildträger: 50 x 75 cm [Fleck 2010, 489-490]

Maße

  • Maße Bildträger: 50 x 75 cm [Fleck 2010, 489-490]

  • 49 x 77,5 cm [Rhode 1928, pl 4.]

Signatur / Datierung

Bezeichnet am Baumstamm in der Bildmitte: Schlangensignet und Jahreszahl "1532" [Fleck 2010, 489-490]

Signatur / Datierung

  • Bezeichnet am Baumstamm in der Bildmitte: Schlangensignet und Jahreszahl "1532" [Fleck 2010, 489-490]

Inschriften und Beschriftungen

Links neben dem Weltenrichter:
"Ro. I. / Es wird offenbart gotis zorn von / hymel uber aller menschen gottlos …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • Links neben dem Weltenrichter:

  • "Ro. I. / Es wird offenbart gotis zorn von / hymel uber aller menschen gottlos / wesen und unrecht." (= Röm 1,18)

  • Auf der entgegengesetzten Seite neben Emanuel: "Isaia 7. / Der Herr wird euch selbs ein zeichen / geben. Sihe ein jungfraw ist [übermalt statt: wirdt] Schwanger sein und einen son geperen." (= Jes 7,14)

  • Unter dem Bildfeld:

  • "Sie sind allezumal sünder vnndt / mangeln das sie sich gottes nicht / rhümen mügen Ro. 3. // Die sünde ist des todes spies Aber / das gesetz ist der sünden krafft .I. / Cor. 15. Das gesetz richtet zorn / an Ro. 4. // Durchs gesetz kompt erkentnus der / sünden Ro. 3. Das Gesetz vnd / die propheten gehn bis auf Jo / hannes zeit. Math. II. // Der gerecht lebt seines glaubens. / Ro. I. Wir halten das ein mensch / gerecht werde durch den glauben: / on werck des gesetzs. Ro. 3. // Sihe das ist gottes lamp das der / welt sünde tregt. S. Joh. Bap: Jo.I. // In der heiligung des geistes zum / gehorsam vnd besprengung des bluts / Jesu Christi .I. Pet. I. // Der tod ist verschlungen ym sieg / Tod wo ist dein spies: helle wo / ist dein sieg. Dqngk habt Gott / der uns den sieg gibt durch Jesum / Christum vnseren herren .I. Cor. 15" (= Röm 3,20; I. Kor 15,56; Röm 4,15; Röm 3,20; Mt 11,3; Röm 1,17 u. 3,28; Joh 1,29; I. Petr 1,2; I. Kor 15,54/55/57); auf den Gesetzestafeln hebraisierende Schriftzeichen

  • [Fleck 2010, 489-490]

Eigentümer
Kunstsammlungen der Stadt Königsberg i. Pr.
Besitzer
Gemälde nicht erhalten
CDA ID
RU_KSSK-Lost_NONE-001
FR (1978) Nr.
FR221B
Permalink
https://lucascranach.org/de/RU_KSSK-Lost_NONE-001/

Provenienz

  • Kunstsammlungen der Stadt Königsberg, dort 1928 im Raum 4 nachgewiesen
    [Rohde 1928, 11]
  • Schloss Königsberg
  • bis ca. 1890 in kath. Pfarrkirche St. Johannes zu Königsberg, dorthin möglicherweise als Geschenk oder Stiftung beim Wiederaufbau der Kirche 1777
    [Fleck 2010, 489-490]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Bonnet, Görres 2015 58-59 18 p. 59
Autor/inAnne-Marie Bonnet, Daniel Görres
TitelLucas Cranach d. Ä. - Maler der Deutschen Renaissance
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2015
Bonnet, Kopp-Schmidt, Görres 2010 170-171 18
Autor/inAnne-Marie Bonnet, Gabriele Kopp-Schmidt, Daniel Görres
TitelDie Malerei der deutschen Renaissance
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2010
Fleck 2010 489-490 99
Autor/inMiriam Fleck
TitelEin tröstlich gemelde. Die Glaubensallegorie "Gesetz und Gnade" in Europa zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit
Ort der VeröffentlichungKorb
Jahr der Veröffentlichung2010
Reinitzer 2006 52-54, 290 385 170
Autor/inHeimo Reinitzer
TitelGesetz und Evangelium. Über ein reformatorisches Bildthema, seine Tradition, Funktion und Wirkungsgeschichte
Band1-2
Ort der VeröffentlichungHamburg
Jahr der Veröffentlichung2006
Urbach 1989 56
Autor/inSusanne Urbach
TitelEine unbekannte Darstellung von "Sündenfall und Erlösung" in Budapest und das Weiterleben des Cranachschen Rechtfertigungsbildes
ZeitschriftNiederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte
Jahrgang28
Jahr der Veröffentlichung1989
Seiten33-63
Friedländer, Rosenberg 1979 221B
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Thulin 1955 136 fig. 171
Autor/inOskar Thulin
TitelCranach-Altäre der Reformation
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1955
Rohde 1934 11-12
Autor/inAlfred Rohde
TitelKunstsammlungen der Stadt Königsberg Pr.. Führer durch die Schausammlungen. II. Teil Gemäldekatalog
Ort der VeröffentlichungKönigsberg
Jahr der Veröffentlichung1934
Friedländer, Rosenberg 1932 183
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1932
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/friedlaender1932
Rohde 1931 A 28 pl. 10
Autor/inAlfred Rohde
TitelKunstsammlungen der Stadt Königsberg Pr.. Führer durch die Schausammlungen. I. Teil Künstlerisch-kulturelle Abteilung
Ort der VeröffentlichungKönigsberg
Jahr der Veröffentlichung1931
Rohde 1928 A pl. 4
Autor/inAlfred Rohde
TitelKunstsammlungen der Stadt Königsberg Pr.. Zur Eröffnung der östlichsten deutschen Kunstsammlungen im Königsbeger Schloß
Ort der VeröffentlichungKönigsberg
Jahr der Veröffentlichung1928
Rohde 1928 B 11
Autor/inAlfred Rohde
TitelKunstsammlungen der Stadt Königsberg Pr.. Ein Gang durch die Schausammlungen
Ort der VeröffentlichungKönigsberg
Jahr der Veröffentlichung1928
Förster 1909 131-132
Autor/inRichard Förster
TitelDie Bildnisse von Johann Hess und Cranachs 'Gesetz und Gnade'
ZeitschriftZeitschrift des Vereins für das Museum Schlesischer Altertümer
Jahrgang5
Jahr der Veröffentlichung1909
Link http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/2639/1/Foerster_Die_Bildnisse_von_Johann_Hess_und_Cranachs_Gesetz_und_Gnade_1909.pdf
Seiten117-141, 205-206
Meier 1909 416
Autor/inKarl Ernst Meier
TitelFortleben der religiös-dogmatischen Kompositionen Cranachs in der Kunst des Protestantismus
ZeitschriftRepertorium für Kunstwissenschaft
Jahrgang32
Jahr der Veröffentlichung1909
Seiten419-435
Ehrenberg 1891 223
Autor/inHermann Ehrenberg
TitelKleine Mitteilungen
ZeitschriftZeitschrift für bildende Kunst
Jahrgang2 (1891)
Jahr der Veröffentlichung1891
Seiten223-224
Szadowski 1891/1892 164-168
Autor/inJohann Szadowski
TitelL. Cranach, neu aufgefunden zu Königsberg/Preussen
ZeitschriftAltpreußische Monatsschrift
JahrgangNF 28
Jahr der Veröffentlichung1891
Seiten164-168
Dittrich 1890 col 325-326
Autor/inFranz Dittrich
TitelEin neuentdecktes Bild von L. Cranach d. Ä.
ZeitschriftZeitschrift für christliche Kunst
Jahrgang13
Jahr der Veröffentlichung1890
SeitenSp. 325-326
  • Gesetz und Gnade, 1532

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Kunsttechnologische Untersuchung

Datum2010 -

Bildträger

Vier horizontal verleimte Bretter

[Fleck 2010, 489-490]

Erhaltungszustand

Datum2010 -

Nach Foerster ist das Kreuz des Christuskindes übermalt. Bei seiner "Wiederentdeckung" laut Ehresberg noch "vortrefflich erhalten", wobei Ehrensberg angibt, dass es stark verstaubt sei und vier Längssprünge (gemeint sind wohl horizontale Schwundrisse entlang der (drei!) Bretterfugen, vgl. Abb. bei Foerster) aufweise. Die Abbildung bei Foerster zeigt ferner, dass sich die Farbe der Schriftfelder auf der linken Seite partiell zu lösen begann.

[Fleck 2010, 489-490]

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Gesetz und Gnade', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/RU_KSSK-Lost_NONE-001/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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'Gesetz und Gnade', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/RU_KSSK-Lost_NONE-001/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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