Dieses Bildnis von Johann dem Beständigen ist Teil eines Dyptichons zweier Kurfürsten von Sachsen, dessen anderer Teil seinen Sohn, Johann Friedrich den Großmütigen darstellt.
Johann der Beständige ist als Brustbildnis dargestellt und leicht ins Teilprofil gerückt, nach rechts schauend. Er trägt einen schwarzen, reich verziertem Wams mit einem weißen Stehkragen
Dieses Bildnis von Johann dem Beständigen ist Teil eines Dyptichons zweier Kurfürsten von Sachsen, dessen anderer Teil seinen Sohn, Johann Friedrich den Großmütigen darstellt.
Johann der Beständige ist als Brustbildnis dargestellt und leicht ins Teilprofil gerückt, nach rechts schauend. Er trägt einen schwarzen, reich verziertem Wams mit einem weißen Stehkragen mit goldfarbenen Stickereien. Das Gesicht zeigt eine entspannte Gefasstheit, während er einen Punkt außerhalb des Bildes zu fixieren scheint. Sein mit Federn, goldfarbenen Kordeln und einer Brosche geschmücktes Barett nimmt die rechte Schulterlinie auf, die eine gedachte kompositorische Diagonale in die linke obere Bildecke einleitet. Die linke Hand, aufgesetzt auf der rechten, zeigt kostbare Ringe. Der neutrale grüne Bildhintergrund sowie der eng gefasste Originalrahmen lenken den Blick vornehmlich auf das Gesicht.[2]
Auf der Rückseite ist das Familienwappen abgebildet. [1]
[1] [http://www.nationalgallery.org.uk/paintings/lucas-cranach-the-elder-portrait-of-johann-the-steadfast; accessed: 05.09.2011]
[2][Laura Thiepold, cda 2012]
- Zuschreibung
- Lucas Cranach der Ältere
Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere | [Koepplin, Exhib. Cat. Basel 1974, 143] |
- Datierung
- 1509
Datierung
1509 | [Gegenstück datiert] |
- Maße
- Maße Bildträger: 41,3 x 31 cm
Maße
Maße Bildträger: 41,3 x 31 cm
Maße mit Rahmen: 49,3 x 38,6 cm
[The National Gallery, revised 2011]
- Signatur / Datierung
Keine
- Inschriften und Beschriftungen
"Beschriftung rückseitig auf dem Rahmen oben mittig auf Papier "Cranach" auf dem Bildträger "N 2728""
[Gunnar Heydenreich, Untersuchungsbericht, …Inschriften und Beschriftungen
Stempel, Siegel, Beschriftungen:
"Beschriftung rückseitig auf dem Rahmen oben mittig auf Papier "Cranach" auf dem Bildträger "N 2728""
[Gunnar Heydenreich, Untersuchungsbericht, 1994 (unveröffentlicht)]
- Eigentümer
- The National Gallery, London
- Besitzer
- The National Gallery, London
- Standort
- London
- CDA ID
- UK_NGL_6538
- FR (1978) Nr.
- FR019
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/UK_NGL_6538/
Provenienz
- Markgraf von Baden-Durlach, Karlsburg, Durlach
- 1688 an den Markgräfler Hof, Basel
- Verkauf, Basel 1808, Ankauf Peter Vischer-Sarasin
- Private Sammlung, Schweiz
- Verkauf Christie's, London, 6. Juli 1990, lot 42; Private Sammlung
- Ankauf 1991
[National Gallery Report 1992, 16]
Ausstellungen
Basel 1974, Nrn. 596, 597
London 1997
London 2008, Nr. 18
London 2008/2009, Nrn. 53, 54
Quellen / Publikationen
Erwähnt auf Seite | Katalognummer | Tafel | |||||||||||||||||
Bonnet, Görres 2015 | 42-43 | 11 | p. 43 | ||||||||||||||||
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Dohe 2015 | 46 | Fig. 2 | |||||||||||||||||
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Görres 2015 B | 48 | ||||||||||||||||||
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Müller 2015 | 270, 271 | Fig. 4 | |||||||||||||||||
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Bonnet, Kopp-Schmidt, Görres 2010 | 154-155 | 11 | |||||||||||||||||
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Borchert 2010 | 27 | ||||||||||||||||||
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Borggrefe 2010 | 70 | Fig. 5, p. 71 | |||||||||||||||||
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Exhib. Cat. Coburg 2010 | 195 | ||||||||||||||||||
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Martin 2010 | 55 | ||||||||||||||||||
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Müller 2010 | 62-63 | Fig. 5 | |||||||||||||||||
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Exhib. Cat. London 2008 | 194-195 | 53, 54 | |||||||||||||||||
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Exhib. Cat. Frankfurt 2007 | 150-152 | 18 | pp. 151, 152 | ||||||||||||||||
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Fasert 2007 | |||||||||||||||||||
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Heydenreich 2007 A | 60, 76-80, 86-88, 98, 106-107, 149, 169, 200-202, 221-222, 394 | ||||||||||||||||||
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Schade 2007 | 94 | ||||||||||||||||||
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Langmuir 2006 | 114-115 | ||||||||||||||||||
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Exhib. Cat. Chemnitz 2005 | 103-104 | ||||||||||||||||||
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Schade 2003 | 14 | ||||||||||||||||||
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Cat. London 2001 | 156 | ||||||||||||||||||
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Cat. London 1999 | 16-19 | ||||||||||||||||||
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Grimm 1998 | 75, 77 | Fig. 9.12 | |||||||||||||||||
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Heydenreich 1998 A | 186-187, 197, 198, 199 | Fig. 21.20 | |||||||||||||||||
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Campbell et al. 1997 | |||||||||||||||||||
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NGL 1992 | |||||||||||||||||||
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White, Pilc 1995 | 88-89 | ||||||||||||||||||
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Exhib. Cat. Kronach 1994 | 352-353, 371 | ||||||||||||||||||
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Rebel 1994 | 134-136 | Fig. A75 | |||||||||||||||||
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NGL 1992 | 16 | ||||||||||||||||||
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Dülberg 1990 | 81, 188 | 40 | Figs. 450-453 | ||||||||||||||||
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Friedländer, Rosenberg 1979 | 71 | No. 19 | Fig. 19 | ||||||||||||||||
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Exhib. Cat. Basel 1974/1976 | 143, 264, 422, 683 | 596 | Pl. 8 | ||||||||||||||||
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Koepplin 1974 A | Fig. 2 | ||||||||||||||||||
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Koepplin 1972 A | 347 | ||||||||||||||||||
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Rudloff-Hille 1953 A | |||||||||||||||||||
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Forschungsgeschichte / Diskussion
Das kalkulierte Kolorit ist ein Indiz dafür, dass beide Tafelgemälde nicht unabhängig voneinander entstanden sind. Scheinbar legte der Vater Wert darauf, dass dieses Diptychon seine Zuneigung und seine Hoffnungen bezüglich des Sohnes und dessen zukünftiger Bestimmung als Kurfürst von Sachsen zum Ausdruck bringen sollte. [vgl. Brinkmann 2007, 150]
[Laura Thiepold, cda 2012]
Trotz der Unterschiede in der Darstellung von Vater und Sohn, sind auffallende Parallelen zu erkennen. So findet sich das Grün im Hintergrund des Vaters im Gewand des Sohnes und das Schwarz im Hintergrund des Jungen im Gewand Johann des Beständigen wieder. Gleichsam wird der Vater durch seine dunkle Kleidung und die verhältnismäßig kleinere Darstellung seiner Person in den Hintergrund gedrängt, wohingegen sein Sohn sich aufgrund des grünen Gewandes und der besonderen Nahsicht, vom dem dunklen Hintergrund abhebt. [vgl. Baker, Henry 2001, 156], [vgl. Langmuir 2006, 115], [vgl. Brinkmann 2007, 150]
[Laura Thiepold, cda 2012]
Brinkmann sieht in der optischen Diskrepanz zwischen beiden Darstellungen eine Anlehnung an die Kompositionsprinzipien der Diptychen, in denen ein halbfiguriger Stifter eine Madonna oder einen Schmerzensmann verehrt. [vgl. Brinkmann 2007, 150]
[Laura Thiepold, cda 2012]
Der im Dreiviertelprofil nach rechts gewandte Johann der Beständige entspricht vom Figurenmaßstab und Blickwinkel dem geläufigen Schema eines Cranach-Diptychons. [vgl. Brinkmann 2007, 150]
[Laura Thiepold, cda 2012]
Es ist auffallend, dass Vater und Sohn sich nicht gegenseitig anschauen und gleichzeitig in unterschiedlicher Ansicht dargestellt sind. Ähnlich verhält es sich beispielsweise auch mit den Doppelbildnissen des Martin Luther und der Katharina von Bora, welche 1526 in Cranachs Werkstatt entstanden sind (Privatbesitz, Hamburg sowie FR-Nos. 189, 190). Luther befindet sich wie Johann der Beständige als Bruststück im Dreiviertelprofil auf der linken Seite. Sein Blick fixiert einen Punkt rechts außerhalb des Bildes. Katharina von Bora weist hingegen in ihrer Darstellung Ähnlichkeiten mit der Johann Friedrichs auf. Eine These für diese Diskrepanz innerhalb der Diptychen könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Frau, die von Natur aus kleiner und zierlicher ist, mithilfe der halbfigurigen Darstellungsweise präsenter erscheint. Da der sechsjährige Johann Friedrich an der Stelle der Ehefrau dargestellt ist und in der Realität wesentlich kleiner als sein Vater ist, zeigt er sich als Halbfigur in voller Frontalität. Luthers Ehefrau erscheint dagegen zwar im Dreiviertelprofil, dennoch fällt zudem auf, dass beide ihr Gesicht dem Betrachter zugewandt haben. Bünsche und Grimm vermuten, dass die unterschiedlichen Darstellungsweisen im Fall der Doppelbildnisse Luthers und seiner Ehefrau daraus resultieren, dass ein Bildnis des Reformators bereits vorlag. Laut Dunkerton et al. diente auch beim Londoner Diptychon eine häufig genutzte Vorzeichnung als Vorlage für das Gemälde Johann des Beständigen, während Johann Friedrich anlässlich dieses Gemäldes porträtiert wurde. Bei den in Serie gefertigten Bildnissen Luthers und seiner Ehefrau scheint die Theorie Bünsches und Grimms, dass die asymmetrische Darstellung aufgrund der ausschließlichen Vorlage Luthers beruht abwegig. Beim Londoner Diptychon stellt Koepplin die These auf, dass die Diskrepanz auf die unterschiedlichen ausführenden Hände zurückzuführen sein könnte. Plausibel erscheint jedoch auch im Vergleich mit anderen Diptychen die bereits erläuterte These, dass der schwächere Teil des Paares rechts in einer Halbfiguransicht dargestellt wird. [Friedländer, Rosenberg 1979, Nos. 189, 190 150], [vgl. Exhib. Cat. Kronach 1994, 352-353], [vgl. Rebel 1994, 134-135], [vgl. Dunkerton et al. 1999, 16]
[Laura Thiepold, cda 2012]
Gunnar Heydenreich geht davon aus, dass beide Tafeln sehr wahrscheinlich zeitnah von einem Tischler gefertigt wurden, da beide Bildträger aus jeweils drei Brettern von unterschiedlicher Breite verleimt wurden und die Brettbreiten auf beiden Tafeln übereinstimmen.
[Gunnar Heydenreich, Untersuchungsbericht, 1994 (unveröffentlicht)]
Claus Grimm geht davon aus, dass bei dem Gemälde Johann des Beständigen von der Kompositionsvorlage über die Vorzeichnung bis zur Ausführung alle Arbeitsprozesse von Cranach selbst ausgeführt wurden. Dies lässt sich jedoch nicht wissenschaftlich belegen, da weder eine Infrarot-Reflektographie, noch eine mikroskopische Untersuchung diese Unterzeichnung, vermutlich aus Holzkohle oder roter Kreide, sichtbar machen können. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine solche nicht vorhanden ist. [vgl. Exhib. Cat. Kronach 1994, 371], [vgl. Heydenreich 2007, 106-107, 339], [vgl. Sandner 1998, 56-59]
[Laura Thiepold, cda 2012]
Das Diptychon wird von rechts nach links geschlossen, weshalb die Rückseite Johann Friedrichs mit den beiden Wappen nach oben zeigt. Im geschlossenen Zustand bilden beide Tafeln in deren Nutrahmen ein Kästchen. [vgl. Koepplin 1974, Fig. 2], [vgl. Dülberg 1990, 188, Fig.452]
[Laura Thiepold, cda 2012]
Während Dülberg aufgrund des Formats sowie den überlieferten Orginalrahmen und dem damit einhergehenden Schließmechanismus von einem primär geschlossenen Zustand ausgeht, plädiert Heydenreich für eine Aufstellung des Diptychons: "The painter, however, reckoned with the fact that these diptychs would not only be opened temporarily like a book but be set up at an angle of slightly more than 90 degrees for example on a piece of furniture." [vgl. Dülberg 1990, 81], [vgl. Heydenreich 2007, 227], [vgl. Fastert 2007, 142]
[Laura Thiepold, cda 2012]
Fastert vermutet, dass es sich bei dem Diptychon um ein diplomatisches Geschenk handeln könnte, weil es den zukünftigen Landsherr Johann Friedrich und dessen Vater zeigt. [vgl. Fastert 2007, 143]
[Laura Thiepold, cda 2012]