Bildnis Johann Friedrichs I., des Großmütigen (Teil des Diptychons: Zwei Kurfürsten von Sachsen)

Bildnis Johann Friedrichs I., des Großmütigen (Teil des Diptychons: Zwei Kurfürsten von Sachsen)

Titel

Bildnis Johann Friedrichs I., des Großmütigen (Teil des Diptychons: Zwei Kurfürsten von Sachsen)

[CDA 2011]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[The National Gallery, revised 2011]

"Laubholz, nicht weiter zu bestimmen, da Tafel im originalen Nutrahmen"

[Gunnar Heydenreich, Untersuchungsbericht, 1994 (unveröffentlicht)]

Dieses Bildnis von Johann Friedrich ist Teil eines Dyptichons zweier Kurfürsten von Sachsen, dessen anderer Teil seinen Vater, Johann den Beständigen darstellt.

Auf diesem Bild ist er sechs Jahre alt. Ein Dyptichon von Vater und Sohn ist ungewöhnlich und entstand wahrscheinlich, weil Johann Friedrichs Mutter, Sophia von Mechlenburg bei seiner Geburt

Dieses Bildnis von Johann Friedrich ist Teil eines Dyptichons zweier Kurfürsten von Sachsen, dessen anderer Teil seinen Vater, Johann den Beständigen darstellt.

Auf diesem Bild ist er sechs Jahre alt. Ein Dyptichon von Vater und Sohn ist ungewöhnlich und entstand wahrscheinlich, weil Johann Friedrichs Mutter, Sophia von Mechlenburg bei seiner Geburt starb.[1]

Der Sohn tritt nach dem Typus von Ehediptychen stellvertretend an den Frauenplatz.

Das auf der Rückseite der Holztafel angebrachte Allianzwappen der Herzogtümer Sachsen und Mecklenburg kommt somit eigentlich nicht dem Sohn, sondern seiner Mutter zu. Das zusammengeklappte Diptychon, welches auf der Oberseite von dem Allianzwappen geziert wird, steht ganz in der Tradition eines Ehegatten-Bildnisses.

In strenger Frontalität ist der blond gelockte Junge dem Betrachter so nahsichtig zugewandt, dass seine Umrisse von allen vier Seiten vom Bildrand überschnitten werden. Sein Gesicht ist dem Betrachter ganz zugewandt, die Augenbrauen leicht hochgezogen. Die Kappe des Jungen ist mit prächtigen Straußenfedern und goldenen Broschen geschmückt. Schlitze in seinem grünen Obergewand lassen ein rotes Futter sichtbar werden. In seinen Händen hält er einen kleinen Dolch.[2]

[1] http://www.nationalgallery.org.uk/paintings/lucas-cranach-the-elder-portrait-of-johann-friedrich-the-magnanimous; accessed: 05.09.2011

[2][Laura Thiepold, cda 2012]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere

[Koepplin, Exhib. Cat. Basel 1974, 143]
[Friedländer, Rosenberg 1979, No. 19]
[[The National Gallery, revised 2011]

Datierung
1509

Datierung

1509

[datiert]

Maße
Maße Bildträger: 42 x 31,2 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 42 x 31,2 cm

  • Maße mit Rahmen: 49,3 x 38,6 cm

  • [The National Gallery, revised 2011]

Signatur / Datierung

Datiert am rechten Rand, oben: "1509" ; in gelber Farbe

Signatur / Datierung

  • Datiert am rechten Rand, oben: "1509" ; in gelber Farbe

Inschriften und Beschriftungen

Rückseitig auf der Bildträger: Allianzwappen der Herzogtümer Sachsen und Mecklenburg

Inschriften und Beschriftungen

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Rückseitig auf der Bildträger: Allianzwappen der Herzogtümer Sachsen und Mecklenburg

Eigentümer
The National Gallery, London
Besitzer
The National Gallery, London
Standort
London
CDA ID
UK_NGL_6539
FR (1978) Nr.
FR019
Permalink
https://lucascranach.org/de/UK_NGL_6539/

Provenienz

  • Markgraf von Baden-Durlach, Karlsburg, Durlach
  • übertragen in 1688 von Markgräfler Hof, Basel
  • Verkauf, Basel 1808, Ankauf Peter Vischer-Sarasin
  • Private Sammlung, Schweiz
  • Verkauf Christie's, London, 6. Juli 1990, lot 42; Private Sammlung
  • Ankauf 1991

[National Gallery Report 1992, 16]

Ausstellungen

Basel 1974, Nrn. 596, 597
London 1997
London 2008, Nr. 18
London 2008/2009, Nrn. 53, 54

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Bonnet, Görres 2015 42-43 11 p. 43
Autor/inAnne-Marie Bonnet, Daniel Görres
TitelLucas Cranach d. Ä. - Maler der Deutschen Renaissance
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2015
Dohe 2015 46 Fig. 3
Autor/inSebastian Dohe
TitelAemulatio, Anspruch und Austausch. Cranachs Kunst im höfischen Dienst
Veröffentlichungin Julia Carrasco, Justus Lange, Benjamin D. Spira, Timo Trümper, Stiftung Schloss Friedenstein Gotha and Museumslandschaft Hessen Kassel, eds., Bild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation, [Exhib. Cat. Gotha, Kassel]
Ort der VeröffentlichungHeidelberg
Jahr der Veröffentlichung2015
Seiten43-50
Görres 2015 B 48
Autor/inDaniel Görres
TitelCranach, Luther und die Ernestiner. Der Epitaphaltar der Stadtkirche St. Peter und Paul in Weimar
Veröffentlichungin, Franziska Bomski, Hellmut Th. Seemann, Thorsten Valk, eds., Bild und Bekenntnis. Die Cranach-Werkstatt in Weimar
Ort der VeröffentlichungGöttingen
Jahr der Veröffentlichung2015
Seiten37-53
Bonnet, Kopp-Schmidt, Görres 2010 154-155 11
Autor/inAnne-Marie Bonnet, Gabriele Kopp-Schmidt, Daniel Görres
TitelDie Malerei der deutschen Renaissance
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2010
Borchert 2010 27
Autor/inTill-Holger Borchert
TitelCranach der Ältere in den Niederlanden
Veröffentlichungin Guido Messling, ed., Die Welt des Lucas Cranach. Ein Künstler im Zeitalter von Dürer, Tizian und Metsys, Exhib. Cat. Brussels
Ort der VeröffentlichungBrussels
Jahr der Veröffentlichung2010
Seiten26-29
Exhib. Cat. Coburg 2010 195
Herausgeber/inLWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster, Klaus Weschenfelder, Beate Böckum, Ruth Hansmann, Matthias Müller
TitelApelles am Fürstenhof, Facetten der Hofkunst um 1500 im Alten Reich
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung2010
Martin 2010 55
Autor/inAndrew John Martin
TitelLucas Cranach et l'arte delle corti del Nord; Lucas Cranach and the Art of the Northern Courts
Veröffentlichungin Anna Coliva, Bernhard Aikema, eds., Cranach l¿altro rinascimento, a different Renaissance, Exhib. Cat. Rome
Ort der VeröffentlichungMilan
Jahr der Veröffentlichung2010
Seiten48 - 61
Müller 2010 62-63 Fig. 5
Autor/inMatthias Müller
Titel"Menschen so zu malen, daß sie erkannt werden und zu leben scheinen" Naturnachahmung als Problem in Lucas Cranachs höfischer Porträtmalerei
Veröffentlichungin Matthias Müller, ed., Apelles am Fürstenhof. Facetten der Hofkunst um 1500 im Alten Reich Exhib. Cat. Coburg 2010
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung2010
Seiten57-73
Exhib. Cat. London 2008 194-195 53, 54
Autor/inLuke Syson
TitelRenaissance Faces: Van Eyck [The National Gallery, London]
Ort der VeröffentlichungLondon
Jahr der Veröffentlichung2008
Exhib. Cat. Frankfurt 2007 150-152 18 pp. 151, 153
Herausgeber/inBodo Brinkmann
TitelCranach der Ältere, [Frankfurt, Städel Museum, 23 Nov 2007 - 17 Feb 2008]
Ort der VeröffentlichungOstfildern
Jahr der Veröffentlichung2007
Fasert 2007
Autor/inSabine Fastert
TitelDie Serienbildnisse aus der Cranach-Werkstatt
Veröffentlichungin Andreas Tacke, ed., Lucas Cranach d. Ä. - Zum 450. Todesjahr
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung2007
Seiten139-143
Heydenreich 2007 A 27, 60, 76-80, 86-88, 98, 149, 169, 106-107, 200-201, 203, 221-222, 339, 394
Autor/inGunnar Heydenreich
TitelLucas Cranach the Elder
Ort der VeröffentlichungAmsterdam
Jahr der Veröffentlichung2007
Link https://lucascranach.org/application/files/6116/2097/3099/Heydenreich_2007_Lucas_Cranach_the_Elder.pdf
Schade 2007 94
Autor/inWerner Schade
TitelCranachs Berührung durch die Niederlande. Antinomien einer Reisebetrachtung
Veröffentlichungin Bodo Brinkmann, ed., Cranach der Ältere, Exhib. Cat. Frankfurt
Ort der VeröffentlichungOstfildern
Jahr der Veröffentlichung2007
Seiten91-97
Langmuir 2006 114-115
Autor/inErika Langmuir
TitelNational Gallery - Museumsführer
Ort der VeröffentlichungLondon
Jahr der Veröffentlichung2006
Moser 2004 34
Autor/inPeter Moser
TitelLucas Cranach. Sein Leben, seine Welt und seine Bilder
Ort der VeröffentlichungBamberg
Jahr der Veröffentlichung2004
Schade 2003 14
Autor/inWerner Schade
TitelBildhaftigkeit bei Cranach
Veröffentlichungin Heiz Spielmann, Werner Schade, eds., Lucas Cranach Glaube Mythologie und Maderne , Exhib. Cat. Hamburg 2003
Ort der VeröffentlichungOstfildern-Ruit
Jahr der Veröffentlichung2003
Seiten12-21
Cat. London 2001 156, 157
Autor/inChristopher Baker, Tom Henry
TitelThe National Gallery - Complete Illustrated Catalogue
Ort der VeröffentlichungLondon
Jahr der Veröffentlichung2001
Cat. London 1999 16-19
Autor/inJill Dunkerton, Susan Foister, Nicholas Penny
TitelDürer to Veronese. Sixteenth-Century Painting in The National Gallery
Ort der VeröffentlichungNew Haven, London
Jahr der Veröffentlichung1999
Grimm 1998 77 Fig. 9.19
Autor/inClaus Grimm
TitelDie Anteile von Meister und Werkstatt. Zum Fall Lucas Cranach d.Ä.
Veröffentlichungin Ingo Sandner, Wartburg-Stiftung Eisenach and Fachhochschule Köln, eds., Unsichtbare Meisterzeichnungen auf dem Malgrund. Cranach und seine Zeitgenossen, Exhib. Cat. Eisenach
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung1998
Seiten67-82
Heydenreich 1998 A 186-187, 197, 198, 199 Fig. 21.20
Autor/inGunnar Heydenreich
TitelHerstellung, Grundierung und Rahmung der Holzbildträger in den Werkstätten Lucas Cranachs d.Ä.
Veröffentlichungin Ingo Sandner, Wartburg-Stiftung Eisenach and Fachhochschule Köln, eds., Unsichtbare Meisterzeichnungen auf dem Malgrund. Cranach und seine Zeitgenossen, Exhib. Cat. Eisenach
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung1998
Seiten181-200
Sandner 1998 A 56-59
Autor/inIngo Sandner
TitelZeichengeräte um 1500
Veröffentlichungin Ingo Sandner, Wartburg-Stiftung Eisenach and Fachhochschule Köln, eds., Unsichtbare Meisterzeichnungen auf dem Malgrund. Cranach und seine Zeitgenossen, Exhib. Cat. Eisenach
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung1998
Seiten51-60
Campbell et al. 1997
Autor/inLorne Campbell, Susan Foister, Ashok Roy
TitelMethods and materials of Northern European painting in the National Gallery, 1400-1500
ZeitschriftNational Gallery Technical Bulletin
Jahrgang18
Jahr der Veröffentlichung1997
Seiten6-55
NGL 1992
Autor/inThe National Gallery, London
TitelThe National Gallery News October 1995
Ort der VeröffentlichungLondon
Jahr der Veröffentlichung1995
White, Pilc 1995 88-89
Autor/inRaymond White, J. Pilc
TitelAnalysis of Paint Media
ZeitschriftNational Gallery Technical Bulletin
Jahrgang16
Jahr der Veröffentlichung1995
Seiten85-95
Exhib. Cat. Kronach 1994 371
Herausgeber/inClaus Grimm, Johannes Erichsen, Evamaria Brockhoff
TitelLucas Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus Franken [Festung Rosenberg, Kronach 17.05 - 21.08.1994; Museum der Bildenden Künste, Leipzig 07.09 - 06.11.1994]
ReiheVeröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur
Band26
Ort der VeröffentlichungAugsburg, Coburg
Jahr der Veröffentlichung1994
Rebel 1994 134-136 Fig. A75
Autor/inErnst Rebel
TitelLucas Cranach Porträtkunst. Personendarstellungen zwischen Vitalität und Formel
Veröffentlichungin Claus Grimm, Johannes Erichsen, Evamaria Brockhoff, eds.,Lucas Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus Franken, Exhib. Cat. Kronach 1994
ReiheVeröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur
Band26
Ort der VeröffentlichungCoburg, Augsburg
Jahr der Veröffentlichung1994
Seiten131-138
Schade 1994 B 13
Autor/inWerner Schade
TitelCranach in Umrissen
Veröffentlichungin Allmuth Schuttwolf, ed., Gotteswort und Menschenbild. Werke von Cranach und seinen Zeitgenossen, Exhib. Cat. Gotha
Ort der VeröffentlichungGotha
Jahr der Veröffentlichung1994
Seiten13-14
NGL 1992 16
Autor/inThe National Gallery, London
TitelThe National Gallery Report. April 1991 - March 1992
Ort der VeröffentlichungLondon
Jahr der Veröffentlichung1992
Dülberg 1990 81, 188 40 Figs. 450-453
Autor/inAngelica Dülberg
TitelPrivatporträts. Geschichte und Ikonologie einer Gattung im 15. und 16. Jahrhundert
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1990
Friedländer, Rosenberg 1979 71 No. 19 Fig. 19
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Exhib. Cat. Basel 1974/1976 143, 264, 422, 683 597 Pl. 8
Autor/inDieter Koepplin, Tilman Falk
TitelLukas Cranach. Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphik
Band1, 2
Ort der VeröffentlichungBasel, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1974
Link http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:16-diglit-104522
Koepplin 1974 A Fig. 2
Autor/inDieter Koepplin
TitelZwei Fürstenbildnisse Cranachs von 1509
ZeitschriftPantheon
Jahrgang32
Jahr der Veröffentlichung1974
Seiten25-34
Koepplin 1972 A 347
Autor/inDieter Koepplin
TitelZu Cranach als Zeichner: Addenda zu Rosenbergs Katalog
ZeitschriftKunstchronik
Jahrgang25, no. 10 (October 1972)
Jahr der Veröffentlichung1972
Seiten345-348

Forschungsgeschichte / Diskussion

Das kalkulierte Kolorit ist ein Indiz dafür, dass beide Tafelgemälde nicht unabhängig von einander entstanden sind. Scheinbar legte der Vater, Johann der Beständige, Wert darauf, dass dieses Diptychon seine Zuneigung und seine Hoffnungen bezüglich des Sohnes und dessen zukünftiger Bestimmung als Kurfürst von Sachsen zum Ausdruck bringen sollte. [see Brinkmann 2007, 150]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Trotz der Unterschiede in der Darstellung von Vater und Sohn, sind auffallende Parallelen zu erkennen. So findet sich das Grün im Hintergrund des Vaters im Gewand des Sohnes und das Schwarz im Hintergrund des Jungen im Gewand Johann des Beständigen wieder. Gleichsam wird der Vater durch seine dunkle Kleidung und die verhältnismäßig kleinere Darstellung seiner Person in den Hintergrund gedrängt, wohingegen sein Sohn sich aufgrund des grünen Gewandes und der besonderen Nahsicht, vom dem dunklen Hintergrund abhebt.

[vgl. Baker, Henry 2001, 156], [vgl. Langmuir 2006, 115], [vgl. Brinkmann 2007, 150]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Der Kopf des Kindes ist höher angesetzt, als der seines Vaters, was darauf hinweisen könnte, dass er kleiner ist und darum auf einem Hocker sitzt. [vgl. Langmuir 2006, 114]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Das Bildnis wirkt sehr spontan, sodass man daraus ableiten könnte, dass Cranach den Jungen speziell für dieses Gemälde porträtierte. [vgl. Langmuir 2006, 114]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Brinkmann sieht in der optischen Diskrepanz zwischen beiden Darstellungen eine Anlehnung an die Kompositionsprinzipien der Diptychen, in denen ein halbfiguriger Stifter eine Madonna oder einen Schmerzensmann verehrt. [vgl. Brinkmann 2007, 150]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Der Dolch in seinen kleinen Händen weist auf sein Erwachsenwerden hin. [vgl. Rebel 1994, 135]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Es ist auffallend, dass Vater und Sohn sich nicht gegenseitig anschauen und gleichzeitig in unterschiedlicher Ansicht dargestellt sind. Ähnlich verhält es sich mit den Doppelbildnissen des Martin Luther und der Katharina von Bora, welche 1526 in Cranachs Werkstatt entstanden sind (Privatbesitz, Hamburg sowie FR-Nos. 189, 190). Luther befindet sich wie Johann der Beständige als Bruststück im Dreiviertelprofil auf der linken Seite. Sein Blick fixiert einen Punkt rechts außerhalb des Bildes. Katharina von Bora weist in ihrer Darstellung Ähnlichkeiten mit der Johann Friedrichs auf. Eine These für diese Diskrepanz innerhalb der Diptychen könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Frau, die von Natur aus kleiner und zierlicher ist, mithilfe der halbfigurigen Darstellungsweise präsenter erscheint. Da der sechsjährige Johann Friedrich an der Stelle der Ehefrau dargestellt ist und in der Realität wesentlich kleiner als sein Vater ist, zeigt er sich als Halbfigur in voller Frontalität. Luthers Ehefrau erscheint dagegen zwar im Dreiviertelprofil, dennoch fällt zudem auf, dass beide ihr Gesicht dem Betrachter zugewandt haben. Bünsche und Grimm vermuten, dass die unterschiedlichen Darstellungsweisen im Fall der Doppelbildnisse Luthers und seiner Ehefrau daraus resultieren, dass ein Bildnis des Reformators bereits vorlag. Laut Dunkerton et al. diente auch beim Londoner Diptychon eine häufig genutzte Vorzeichnung als Vorlage für das Gemälde Johann des Beständigen, während Johann Friedrich anlässlich dieses Gemäldes porträtiert wurde. Bei den in Serie gefertigten Bildnissen Luthers und seiner Ehefrau scheint die Theorie Bünsches und Grimms, dass die asymmetrische Darstellung aufgrund der ausschließlichen Vorlage Luthers beruht abwegig. Beim Londoner Diptychon stellt Koepplin die These auf, dass die Diskrepanz auf die unterschiedlichen ausführenden Hände zurückzuführen sein könnte. Plausibel erscheint jedoch auch im Vergleich mit anderen Diptychen die bereits erläuterte These, dass der schwächere Teil des Paares rechts in einer Halbfiguransicht dargestellt wird. [Friedländer, Rosenberg 1979, Nos. 189, 190 150], [vgl. Exhib. Cat. Kronach 1994, 352-353], [vgl. Rebel 1994, 134-135], [vgl. Dunkerton et al. 1999, 16]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Gunnar Heydenreich geht davon aus, dass beide Tafeln sehr wahrscheinlich zeitnah von einem Tischler gefertigt wurden, da beide Bildträger aus jeweils drei Brettern von unterschiedlicher Breite verleimt wurden und die Brettbreiten auf beiden Tafeln übereinstimmen. [Gunnar Heydenreich, Untersuchungsbericht, 1994 (unveröffentlicht)]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Diese Darstellung Johann Friedrichs ist einzigartig im Oeuvre Cranachs. Laut Dunkerton et al. liegt dem Gemälde keine Vorzeichnung zu Grunde, da es nach dem lebenden Modell gemalt wurde. [vgl. Dunkerton et al. 1999, 16]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Claus Grimm geht davon aus, dass bei dem Gemälde Johann Friedrichs lediglich die Kompositionsvorlage von Cranach selbst stammt. Die Unterzeichnung und die Ausführung wurden laut ihm von einem Gesellen vorgenommen. Dies lässt sich jedoch bisher nicht belegen, da weder eine Infrarot-Reflektographie, noch eine mikroskopische Untersuchung diese Unterzeichnung sichtbar machen konnten. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine solche nicht vorhanden ist. [vgl. Exhib. Cat. Kronach 1994, 371], [vgl. Heydenreich 2007, 106-107, 339], [vgl. Sandner 1998, 56-59]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Das Diptychon wird von rechts nach links geschlossen, weshalb die Rückseite Johann Friedrichs mit den beiden Wappen nach oben zeigt. Im geschlossenen Zustand bilden beide Tafeln in deren Nutrahmen ein Kästchen. [vgl. Koepplin, Exhib. Cat. Basel 1974, Fig. 2], [Dülberg 1990, 188, Fig.452]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Während Dülberg aufgrund des Formats sowie den überlieferten Orginalrahmen und dem damit einhergehenden Schließmechanismus von einem primär geschlossenen Zustand ausgeht, plädiert Heydenreich für eine Aufstellung des Diptychons: "The painter, however, reckoned with the fact that these diptychs would not only be opened temporarily like a book but be set up at an angle of slightly more than 90 degrees for example on a piece of furniture." [vgl. Dülberg 1990, 81], [Heydenreich 2007, 227], [Fastert 2007, 142]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Whereas Dülberg assumes that the diptych was primarily kept shut due to the format as well as the original frame and associated locking system, Heydenreich argues that it was on display: ‘The painter, however, reckoned with the fact that these diptychs would not only be opened temporarily like a book but be set up at an angle of slightly more than 90 degrees for example on a piece of furniture.’ [see Dülberg 1990, 81], [Heydenreich 2007, 227], [Fastert 2007, 142]

[Laura Thiepold, cda 2012]

Fastert vermutet, dass es sich bei dem Diptychon um ein diplomatisches Geschenk handeln könnte, weil es den zukünftigen Landsherr Johann Friedrich und dessen Vater zeigt. [vgl. Fastert 2007, 143]

[Laura Thiepold, cda 2012]

  • Bildnis Johann Friedrichs I., des Großmütigen (Teil des Diptychons: Zwei Kurfürsten von Sachsen), 1509

Abbildungen

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Kunsttechnologische Untersuchung

02. 2011Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr

BESCHREIBUNG

- Eine Unterzeichnung ist nicht eindeutig sichtbar; lediglich im Halsbereich bzw. an der Kinnlinie sind Änderungen erkennbar.

[Sandner, Smith-Contini, Heydenreich, cda 2017]

  • fotografiert von The National Gallery, London

2007Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Probenentnahme / Querschliff(e)
  • Instrumentelle Materialanalyse

Farbschichten und Metallauflagen

"Linseed oil was identified in green, red and black paints on the portraits of Johann the Steadfast and Johann Friedrich I the Magnanimous (1509) and there is no doubt that drying oils predominate in his panel painting."

[Heydenreich 2007, 169], [see also White, Pilc 1995, 88-89]

24.04.1995Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Probenentnahme / Querschliff(e)

siehe englishe Beschreibung

  • analysiert von Ashok Roy

24.04.1995Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Probenentnahme / Querschliff(e)
  • analysis
  • analysis

siehe englishe Beschreibung

  • analysiert von Ashok Roy

1995Technologische Untersuchung

Rahmung

"There is no evidence that the frame is not original but its construction and the presence of small patches of unpainted ground rather than broken ’barbe’ at the upper and lower edges indicate that the frame was assembled around the panel after it was painted and not before the application of the ground and the paint layers as was usually the case in the fifteenth century." [National Gallery Examination and Conservation Report 1995 (unpublished)]

1994Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Probenentnahme / Querschliff(e)
  • Instrumentelle Materialanalyse
  • Infrarot-Reflektografie

Bildträger

- Bei dem Bildträger handelt es sich um Laubholz. Eine Untersuchung zur Feststellung der Holzart ist nicht möglich, da sich das Bild im originalen Nutrahmen befindet. Die Holzauswahl ist von guter Qualität. Es handelt sich um feinjähriges Holz, welches in der Röntgenaufnahme keine Äste vorweist. Die Tafel besteht aus drei horizontal zusammengesetzten Brettern, die in Richtung der kürzeren Ausdehnung der Tafel (horizontal) verleimt sind.

- Die Brettbreiten sind circa 13,8 cm, 17,5 cm und 13 cm (12,8 cm).

- Eine Fugensicherung ist nicht sichtbar. Die Rückseite ist sehr glatt gearbeitet. Der Tafelrand ist gerade. Eine Formatänderung hat nicht stattgefunden.

Grundierung und Imprimitur

- Die Grundierung der Vorderseite ist weiß und relativ dünn aufgetragen.

- Es gibt sehr viele feine angeschliffene Blasen im Kreidegrund, die im Röntgenbild gleichmäßig weiß erscheinen, also mit einer bleihaltigen Farbe gefüllt sind.

- Der Grundiergrat ist umlaufend erhalten, aber unterschiedlich stark ausgeprägt.

- Hinsichtlich der Imprimitur konnten folgende Untersuchungsergebnisse erzielt werden: "Die feinen angeschliffenen Bläschen im Kreidegrund sind unabhängig vom Farbton der Malerei mit einem Medium ausgefüllt, welches Röntgenstrahlen absorbiert. Diese Beobachtung läßt eine Isolierung mit bleihaltigem Öl oder eine bleihaltige Imprimitur vermuten. In den Querschliffen (der in Randbereich entnommenen Proben) ist keine Imprimitur nachweisbar."

Unterzeichnung

Mit Hilfe der Infrarot-Reflektografie konnte keine Unterzeichnung sichtbar gemacht werden.

Farbschichten und Metallauflagen

- Der Inkarnatton enthält primär Bleiweiß und relativ grobkörnigen Zinnober (A. Roy, mündliche Mitteilung). Das Inkarnat wurde mit einem hellen Fleischton angelegt und nachfolgend mit braunen Lasuren modelliert. Lichthöhungen in einer Ausmischung von Weiß, Rot, einzelnen Blaupigmenten und eventuell etwas Schwarz liegen partiell auf den Lasuren und werden erneut mit graubraunen Lasuren abgetönt. (Dieser mehrschichtige Aufbau ist insbesondere im Bereich der Augenlider sichtbar.)

- In den schwarzen und grünen Bildbereichen wurde ein ca. 5 mm breiter Pinsel verwendet.

Rahmung

- Originaler Zierrahmen (Nutrahmen) mit stark gekehltem Wasserschlag. Die Maße des Rahmens betragen 49,3x 38,6 cm. Die Leistenbreite beträgt 3,8 bis 3,9 cm, die Leistentiefe 3,0 cm. Der Rahmen hat eine doppelte Schlitz-Zapfen-Verbindung.

- Beide Tafeln sind durch die originalen Eisenscharniere miteinander verbunden.

- Rahmenfassung: äußerer Vorstoß (Flachkante), Seitenkante und Rückseite schwarz, Kehle und innere Kante bzw. untere Schräge auf dünner weißer Grundierung und gelblich oder ockergefärbtem Anlegemittel vergoldet. Das Anlegemittel liegt partiell auch auf dem Hintergrund. Nach mündlicher Mitteilung von Ashok Roy ist das Anlegemittel auf dem Rahmen mit dem auf dem Hintergrund identisch und erhält viel Si [Silicium], deutlich Fe [Eisen] und Ca [Calcium] und etwas Blei.

[Gunnar Heydenreich, Untersuchungsbericht, 1994 (unveröffentlicht)]

1974Technologische Untersuchung

Rahmung

Der Rahmen ist gleich profiliert und gefasst wie bei Cranachs Porträt des Christoph Scheurl von 1509.

[vgl. Koepplin, Falk, Exhib. Cat. Basel 1974,Vol. 2, No. 596, 597]

  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • x_radiograph
  • x_radiograph
  • Probenentnahme / Querschliff(e)
  • Instrumentelle Materialanalyse

Bindemittelanalyse:

- Ergebnisse liegen in der Bildakte vor

[Susan Foister, National Gallery London, 12.05.2011]

Erhaltungszustand

Datum1995

"The panel is in very good condition, flat and with the joins secure (they can be detected only in raking light and in the x-radiograph), but both panel and frame have suffered some woodworm damage. The exit holes from the panel are all through the back and have mostly been plugged with an X-ray opaque material. The damage to the frame is more extensive with many exit holes. The tunneling under the sharp profiles of the rebate and mouldings makes them particulary vulnerable to damage. The status of the gilding that survives will be investigated but it is not intended that any treatment be carried out to the frame other than consolidation of the areas weakended by woodworm."

[National Gallery Examination and Conservation Report 1995 (unpublished)]

Datum1990

"Das Diptychon ist in seinem Gesamtzusammenhang noch vollständig erhalten."

[Dülberg 1990, 188]

Restaurierungsgeschichte

Datum1995

  • 1995 gereinigt und restauriert von Jill Dunkerton (Entfernung des Firnis und geringe Übermalungen im Hintergrund), Verstärkung des Rahmens durch Lousa Darvey

[National Gallery Examination and Conservation Report 1995 (unveröffentlicht)]

  • restauriert von Jill Dunkerton

Datum1948

  • 1948 gereinigt

[Koepplin, Exhib. Cat. Basel 1974]

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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<Autorenname>, 'Bildnis Johann Friedrichs I., des Großmütigen (Teil des Diptychons: Zwei Kurfürsten von Sachsen)', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/UK_NGL_6539/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Bildnis Johann Friedrichs I., des Großmütigen (Teil des Diptychons: Zwei Kurfürsten von Sachsen)', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/UK_NGL_6539/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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