Das Bildnis zeigt Luther mit braunem, lockigem Haar im schwarzen Talar mit stehendem Kragen vor blauem Grund. Eine Vielzahl einzelner Pinselstriche markiert Bartstoppeln an Wangen, Kinn und Hals. Luther ist aus der vertikalen Mittelachse des runden Bildausschnitts nach links versetzt. Sein Blick geht zur Seite und stellt eine Beziehung zum
Das Bildnis zeigt Luther mit braunem, lockigem Haar im schwarzen Talar mit stehendem Kragen vor blauem Grund. Eine Vielzahl einzelner Pinselstriche markiert Bartstoppeln an Wangen, Kinn und Hals. Luther ist aus der vertikalen Mittelachse des runden Bildausschnitts nach links versetzt. Sein Blick geht zur Seite und stellt eine Beziehung zum zugehörigen Bildnis Katharina von Boras her. Luthers Ehefrau trägt ein schwarzes Kleid mit grauen Ärmeln und Brokatverzierungen über einem weißen Leibhemd. Ihr braunes Haar schmückt ein verziertes Netz, der Blick gilt den Betrachtenden.
Die Basler Rundbildnisse[1] heben sich von den anderen überlieferten Tondi der Bildnisgruppe III (III.M2–III.M6b) durch eine etwas kleinere Darstellung der Porträtköpfe bei gleicher Tafelgröße ab, was in einem größeren Bildausschnitt resultiert. Diese Sonderstellung macht sich auch in der besonders qualitätvollen, differenzierten Inkarnatmodellierung und der souveränen Ausführung von Details wie Glanzlichtern und farbigen Akzenten bemerkbar. Das Bildnis Katharina von Boras ist mit dem Schlangensignet und einer Jahreszahl versehen, deren letzte Ziffer heute unleserlich ist. Die Ziffer „2“ der Jahreszahl weist eine z-förmige Ausprägung auf, wie es bei allen Rundbildnissen sowie bei einigen 1526 entstandenen rechteckigen Versionen dieses Bildnistyps zu beobachten ist.[2]
Die Basler Bildnisse sind mit (jeweils wahrscheinlich gedrechselten) entstehungszeitlichen Rahmen überliefert, die direkt mit dem Bildträger verleimt worden sind. Die ineinandergreifenden Rahmenprofile erlaubten das Verschließen der kleinen Tafeln. Die dabei entstehende Bildkapsel schützte die bemalten Flächen und ermöglichte sicheren Transport und Aufbewahrung.
Laut Koegler befanden sich die Bildnisse bereits zu Zeiten Hans Holbeins d. J. an dessen Wirkungsort Basel, da dieser einen Holzschnitt nach dem Luther-Porträt angefertigt habe.[3] Der fragliche Holzschnitt (III.D-Sup01) ist um 1533 entstanden und wird heute der Werkstatt Hans Holbeins d. J. zugeschrieben. Tatsächlich scheint hier eine im Format verkleinerte Variante der gemalten Basler Darstellung vorzuliegen, da der beschriebene, unter den überlieferten Rundbildnissen unikale Bildausschnitt wiedergegeben ist. In der Projektion lassen sich Position und Konturen von Augen, Nase und Mund sowie die Verläufe der Falten deckungsgleich übereinanderlegen. Der Holzschnitt greift zudem eine dem Basler Beispiel äußerst ähnliche Gestaltung des Profilrahmens auf.
Die hohe malerische Qualität, die sich in einem besonders lebendig und differenziert modellierten Inkarnat sowie in souverän gesetzten Akzenten ausdrückt, macht die in der Forschung unbestrittene Zuschreibung an Lucas Cranach d. Ä. plausibel.
Daniel Görres, Wibke Ottweiler
[1] Zur Bedeutung der runden Bildform vgl. die Einleitung zu Bildnisgruppe III.
[2] III.M7, III.M10*, III.M11a, III.M12a und III.M13a*. Bei III.M14 ist die Jahreszahl nicht erhalten. Die anderen Werke zeigen eine runde Ausprägung der Ziffer, die stärker an das arabische Zahlzeichen erinnert.
[3] Vgl. Koegler 1919, S. 37.
Quellen/Publikationen:
Flechsig 1900a, S. 257ff.; Preuß 1918, S. 10; Koegler 1921, S. 37-38; Friedländer / Rosenberg 1932, S. 159; Ficker 1934, S. 126, Nr. 124; Koepplin / Falk, S. 161, 276, 278, 295, Nr. 177, Tf. 9; Friedländer / Rosenberg 1979, S. 108, Nr. 187; Ausst.-Kat. Gotha 1994, S. 50; Ausst.-Kat. Kronach 1994, S. 352; Görres 2017, S. 46; Ausst.-Kat. Düsseldorf 2017, S. 201, Nr. 108.