Rundbildnis Martin Luthers

Rundbildnis Martin Luthers

Titel

Rundbildnis Martin Luthers

[KKL 2022]

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

Material / Technik

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

[Klein, Bericht 2020]

Bei den im folgenden gemeinsam behandelten Werken handelt es sich um Rundbildnisse Martin Luthers und Katharina von Boras, die, nach den jüngsten Untersuchungsergebnissen zu urteilen, sehr wahrscheinlich ursprünglich Gegenstücke bildeten und sich heute in Berlin und Wittenberg befinden.[2] Luther, barhäuptig mit schwarzer Schaube und stehendem Kragen, richtet seinen Blick nach

Bei den im folgenden gemeinsam behandelten Werken handelt es sich um Rundbildnisse Martin Luthers und Katharina von Boras, die, nach den jüngsten Untersuchungsergebnissen zu urteilen, sehr wahrscheinlich ursprünglich Gegenstücke bildeten und sich heute in Berlin und Wittenberg befinden.[2] Luther, barhäuptig mit schwarzer Schaube und stehendem Kragen, richtet seinen Blick nach rechts, während Katharina von Bora, gewandet in ein schwarzes Kleid über weißem Leibhemd, die Betrachtenden anblickt.

Die Bildnisse sind auf jeweils etwa 4 mm starke Buchenholztäfelchen mit horizontalem Faserverlauf gemalt. Das Brett des Luther-Tondos stammt aus demselben Stamm wie III.M4 und neun weitere Gemälde aus der Werkstatt.[3] Der jüngste Jahrring dieses Stammes wird in das Jahr 1522 datiert. Bei einer Nutzung des gesamten Stammquerschnitts und einer Mindestlagerzeit von zwei Jahren könnte das Gemälde im Jahr der Hochzeit selbst, also 1525, entstanden sein.[4]

Die heute völlig identischen Maße der beiden Tafeln entsprechen nicht dem Originalzustand.[5] Nimmt man eine Rahmung wie bei den Baseler Exemplaren an, dürften umlaufend etwa 2,5 cm des Tafelrandes entfernt worden sein.[6] Außerdem ist eine weitere geringfügige Angleichung der Tafeln in jüngerer Zeit anzunehmen.[7]

Die Annahme, das Luther-Bildnis sei über einer vollflächigen Kaschierung aus Papier oder Pergament ausgeführt,[8] konnte durch die jüngste Untersuchung nicht bestätigt werden.[9] Die Malerei ist auf einer weißen Grundierung ausgeführt. Eine Unterzeichnung ist auf beiden Tondi weder mit bloßem Auge noch im Infrarotreflektogramm erkennbar.[10] Aufgrund der großen Übereinstimmung der Gesichtskonturen in Form und Größe sowohl mit den anderen Rundbildnissen[11] als auch mit einigen hochrechteckigen Kleinformaten[12] ist die Verwendung einer Pause zur Übertragung der Konturen und Gesichtszüge anzunehmen (vgl. Einleitung zu Bildnisgruppe III).

Beide Rückseiten tragen je eine mit einem Geißfuß in gleicher Größe und Ausführung eingeschnittene Ziffer „5“, deren Schreibweise an das 16. Jahrhundert erinnert.[13] Wie die mikroskopische Untersuchung zeigt, sind die Ziffern zeitlich vor dem Auftrag des dunklen Rückseitenanstrichs ausgeführt worden, den beide Tafeln aufweisen.[14] Aufgrund des Rückseitenbefunds dürften beide Tafeln ursprünglich Pendants gebildet haben.

Die Provenienz der beiden Tafeln lässt sich bis in das 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Luther-Tondo entstammt der Sammlung des Halberstädter Oberdompredigers Dr. Christian Friedrich Bernhard Augustin, dessen Sammlung den Grundstock des heutigen Lutherhauses bildete. Die Bora-Tafel dagegen wurde zusammen mit der bedeutenden Sammlung des britischen Kaufmanns Edvard Solly 1820 vom preußischen Staat für die künftige Berliner Gemäldegalerie erworben.[15] Das Wittenberger Luther-Bildnis wurde während des Zweiten Weltkriegs zum Schutz vor Bombenangriffen ausgelagert und galt danach als verloren, bis es 1950 der Gemäldegalerie Berlin (West) zum Kauf angeboten wurde. Fortan waren beide Bildnisse in Berlin vereint, bis 1988 im Zuge des deutsch-deutschen Kulturabkommens eine Rückführung an das Lutherhaus erfolgte.[16] Vergleichbare Spuren der Befestigung an den Tafelrückseiten zeugen von dieser temporären Zusammenführung.[17]

Beide Tafeln sind jeweils mit einem als entstehungszeitlich zu bewertenden Schlangensignet bezeichnet, das Luther-Bildnis ist zudem mit 1525 datiert.[18]

Da auf dem Luther-Tondo die Ziffer „2“ der Jahreszahl „1525“ als „Z“ ausgeformt ist, wie es bei anderen qualitativ herausragenden Werken Cranachs d. Ä. zu beobachten ist, die Modellierung der Inkarnate hingegen im Vergleich mit den Fassungen in Basel (III.M1) und Lübeck (III.M4) die dort so souverän gesetzten abschließenden Farbakzente vermissen lässt, wird für dieses Bildnispaar eine Zuschreibung an Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt erwogen.

Daniel Görres, Wibke Ottweiler


[1] Vgl. Klein 30.11.2020c.

[2] Diese Vermutung bereits bei Kabus 1989, S. 33.

[3] Siehe dazu die Querauswertung der dendrochronologischen Befunde in Ottweiler, Wibke: Kunsttechnologische Beobachtungen an den frühen Luther-Gemälden aus der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. (in Vorbereitung).

[4] Vgl. Klein (wie Anm. 1).

[5] Das einzige im ursprünglichen Tafelformat erhaltene Exemplar (Kunstmuseum Basel, III.M2a) weicht mit seinem größeren Bildausschnitt zwar von den übrigen Exemplaren ab. Da mit der Änderung des Ausschnitts aber auch eine entsprechende Verkleinerung der Darstellung einherging und zudem die bemalte Fläche bei allen Tondi etwa denselben Durchmesser aufweist, dürften die anderen Tafeln (III.M2–III.M6) ursprünglich ähnliche Abmessungen aufgewiesen haben.

[6] Bis auf wenige Ausnahmen wurde bei den erhaltenen Exemplaren der Rundbildnisse, aber auch der rechteckigen Kleinformate dieses Bildnistyps, das Tafelmaß nachträglich bis zur Malfläche reduziert.

[7] Beide Tafeln zeigen abschnittsweise Schnittspuren an den Tafelkanten, die beim Bildnis der Katharina von Bora den hellbraunen Rückseitenanstrich beschneiden, also frühestens nach dessen Auftrag erfolgt sein können.

[8] So etwa bei Joestel 2008, S. 97; vgl. dazu auch den Restaurierungsbericht von Ateliergemeinschaft Reschke / Beck 07.01.2001.

[9] Die auf einer weißen Grundierung ausgeführte Malerei weist zwar ein sehr spezifisches Schadensbild von an den Rändern aufstehenden Malschichtsprüngen auf, deren Verlauf ungewöhnlich erscheint und darunter befindliche Risse eines Papiers oder Pergaments vermuten lassen. Dieses Schadensphänomen dürfte jedoch auf einen anderen Umstand zurückzuführen sein. So ließ sich durch eine µCT-Messung (Mikro-Computertomographie) feststellen, dass die aufstehende Malschicht exakt oberhalb von Holzschädlingsfraßgängen verläuft, welche die Grundierung samt Farbschichten nach oben gedrückt haben. Eine Zwischenlage, die Holz und Grundierung trennt, konnte dagegen nicht nachgewiesen werden.

[10] Dies entspricht den Beobachtungen an den anderen Rundbildnissen.

[11] Einzig das Basler Exemplar (III.M1) weist eine kleinere Darstellung auf.

[12] Vgl. III.M15a–III.M19a. Die anderen Bildnisse dieser Serie (III.M11a–III.M14a) weisen etwas vergrößerte Köpfe auf, dürften also nicht mit Hilfe derselben Pause hergestellt worden sein. Vgl. dazu auch die Einleitung zu Bildnisgruppe III.

[13] Unter den erhaltenen Doppelbildnissen ist dieser Befund, die Zugehörigkeit der beiden Pendants zu markieren, jedoch unikal.

[14] Der dunkle Rückseitenanstrich lässt sich beim Luther-Tondo noch heute nachvollziehen. Der hellbraune Anstrich der von Bora-Tafel entspricht einem in der Gemäldegalerie Berlin um 1830 üblichen „Galerie-Anstrich“ (freundliche Mitteilung von Babette Hartwieg, 25.11.2019) und dürfte somit nach dem Eingang in die Sammlung 1821 erfolgt sein. Darunter ist der ältere dunkle Anstrich jedoch weiterhin nachweisbar und liegt ebenfalls über der eingeschnittenen Ziffer.

[15] Vgl. etwa Ausst.-Kat. Bremen 2009, Nr. 1.

[16] Vgl. Kabus 1989, S. 33, sowie Joestel 2008, S. 97.

[17] Mehrere Kerben, die von Nägelchen oder Stiften stammen dürften, finden sich in vergleichbaren Positionen an beiden Tafeln. Auffällig ist eine durch den gesamten Bildträger hindurch reichende Kittung von etwa 4 mm Durchmesser am oberen Rand des Luther-Bildnisses, die beim Baseler Exemplar (III.M1) eine Entsprechung findet.

[18] Während die Mehrzahl der Doppelbildnisse aus der Cranach-Werkstatt nur auf einer Tafel signiert und datiert ist, existieren auch Bildnispaare, die Signaturen auf beiden Tafeln aufweisen. Dazu gehören die Exemplare in Schwerin (III.M17), die Tondi in der Morgan Library (III.M3) sowie die Tafeln in englischem Privatbesitz (III.M16). Auf beiden Tafeln signiert ist auch das prominente Doppelbildnis von Johann Friedrich von Sachsen und Sibylle von Cleve, welches anlässlich der Verlobung im Jahr 1526 entstand.

Quellen / Publikationen:

Zu III.M2a: Flechsig 1900b, Nr. 84; Jordan 1920, S. 6; Jordan 1924, S. 6, 29, 65; Friedländer / Rosenberg 1932, Nr. 160E; Thulin 1956, S. 66, 69, 70; Thulin 1967, S. 69, 70; Friedländer / Rosenberg 1979, S. 108; Nr. 189B; Kabus 1986, S. 5; Stiegler 1988, S. 9–12; Kabus 1989, S. 32-34; Hennen 1992, S. 232, 233; Ausst.-Kat. Wittenberg 1999, S. 52–53; Schwarz-Hermanns 2007, S. 122; Joestel 2008, S. 97.

Zu III.M2b: Waagen 1830, S. 153, Nr. 100; Muther 1889, S. 169, 170; Flechsig 1900b, S. 258; Ausst.-Kat. Berlin 1929, S. 261; Kunze 1931, Nr. 637; Friedländer / Rosenberg 1932, Nr. 160; Ausst.-Kat. Berlin 1929, S. 23, Nr. 40; Lüdecke 1953, S. 135; Schade 1973, Nr. 91; Friedländer / Rosenberg 1979, S. 108, Nr. 190A; Ausst.-Kat. Berlin 1983a, S. 320, Nr. E 36; Geismeier 1986, S. 63–64; Michaelis 1989, S. 22; Grosshans / Bock 1996, S. 34; Ausst.-Kat. Wittenberg 1999, S. 52–56; Schwarz-Hermanns 2007, S. 122; Ausst.-Kat. Bremen 2009, S. 34, Nr. 1; Müller 2010, S. 58; Ausst.-Kat. Eisenach 2015, S. 58; Schuchardt (in Ausst.-Kat. Eisenach 2015), S. 38, 40.

Zuschreibungen
Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

[KKL 2022]

Lucas Cranach der Ältere

[Lutherhaus Wittenberg, revised 2012]
[Friedländer, Rosenberg 1979, No. 189B, 108]

Datierung
1525

Datierung

1525

[datiert, KKL 2022]

Maße
Maße Bildträger: 11,05 x 11,15 cm Durchmesser (beschnitten) x 0,4 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 11,05 x 11,15 cm Durchmesser (beschnitten) x 0,4 cm

  • Maße der bemalten Fläche: ca. 10,3 cm Durchmesser

  • [KKL 2022]

  • Maße mit Rahmen: 21,5 x 21,8 cm

  • [Lutherhaus Wittenberg, revised 2012]

Signatur / Datierung

Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl “1525” am linken Bildrand über der Schulter in Orange

Signatur / Datierung

  • Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl “1525” am linken Bildrand über der Schulter in Orange

  • [KKL 2022]

Inschriften und Beschriftungen

Rückseite: Eingetiefte "5"
[KKL 2022]

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • Rückseite: Eingetiefte "5"

  • [KKL 2022]

Eigentümer
Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
Besitzer
Lutherhaus Wittenberg
Standort
Wittenberg
CDA ID
DE_LHW_G11
FR (1978) Nr.
FR189B
KKL-Nr.
III.M2a, Teil der Bildnisgruppe III
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_LHW_G11/

Provenienz

  • entstammt der Sammlung des Halberstädter Oberdompredigers Dr. Christian Friedrich Bernhard Augustin, dessen Sammlung den Grundstock des heutigen Lutherhauses bildete.
  • während des Zweiten Weltkriegs zum Schutz vor Bombenangriffen ausgelagert und galt im Anschluss als verloren, bis es 1950 der Berliner Gemäldegalerie (West) zum Kauf angeboten wurde.
  • 1988 im Zuge des deutsch-deutschen Kulturabkommens eine Rückführung an das Lutherhaus
    [KKL 2022]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Joestel 2008 97 p. 96
Herausgeber/inVolkmar Joestel
TitelLuthers Schatzkammer. Kostbarkeiten im Lutherhaus Wittenberg
Ort der VeröffentlichungDößel
Jahr der Veröffentlichung2008
Exhib. Cat. Wittenberg 1999 52-53
Herausgeber/inLutherhalle, Wittenberg
Titel"Lieber Herr Käthe" - Katharina von Bora, die Lutherin. Aufsätze anläßlich ihres 500. Geburtstages
Ort der VeröffentlichungWittenberg
Jahr der Veröffentlichung1999
Exhib. Cat. Wittenberg 1992 232, 233
Autor/inVolkmar Joestel
TitelDer Reformator mit dem Hammer. Zur Wirkungsgeschichte von Luthers "Thesenanschlag" bis 1917
Ort der VeröffentlichungWittenberg
Jahr der Veröffentlichung1992
Treu, Pellmann 1991 p. 53
Autor/inMartin Treu, Hans Pellmann
TitelDie Lutherhalle Wittenberg
ReiheKleine Kunstführer
Band1924
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1991
Kabus 1989
Autor/inRonny Kabus
TitelLucas Cranachs Heimkehr nach Wittenberg - Rückführung zweier Gemälde in die Lutherhalle
ReiheSchriftenreihe der Staatlichen Lutherhalle Wittenberg
Ort der VeröffentlichungWittenberg
Jahrgang5
Jahr der Veröffentlichung1989
Exhib. Cat. Wittenberg 1988 9-12
Autor/inElke Stiegler
TitelMode zur Lutherzeit. Sonderausstellung vom 13. Juni 1987 bis 14 Febr. 1988
ReiheSchriftenreihe der Staatlichen Lutherhalle Wittenberg
Band4
Ort der VeröffentlichungWittenberg
Jahr der Veröffentlichung1988
Kabus 1986 5 p. 6
Autor/inRonny Kabus
Titel"Es erstattet doch nimmer ein Sieg, was verloren wird durch den Krieg"
ReiheSchriftenreihe der Staatlichen Lutherhalle Wittenberg
Band2
Ort der VeröffentlichungWittenberg
Jahr der Veröffentlichung1986
Friedländer, Rosenberg 1979 108 189B
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Thulin 1967 69, 70 60
Autor/inOskar Thulin
TitelBilder der Reformation. Aus den Sammlungen der Lutherhalle in Wittenberg
Ort der VeröffentlichungBerlin
JahrgangThird edition
Jahr der Veröffentlichung1967
Thulin 1956 66, 69, 70 59
Autor/inOskar Thulin
TitelBilder der Reformation. Aus den Sammlungen der Lutherhalle in Wittenberg
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1956
Friedländer, Rosenberg 1932 160E
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1932
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/friedlaender1932
Jordan 1924 6, 29, 65
Autor/inJulius Jordan
TitelZur Geschichte der Sammlungen der Lutherhalle 1877-1922
Ort der VeröffentlichungWittenberg
Jahr der Veröffentlichung1924
Jordan 1920 6
Autor/inJulius Jordan
TitelLutherhalle Wittenberg. Führer durch die Sammlungen des Lutherhauses
Ort der VeröffentlichungWittenberg
JahrgangSecond edition
Jahr der Veröffentlichung1920
Flechsig 1900 B pl. 84
Autor/inEduard Flechsig
TitelTafelbilder Lucas Cranachs d. Ä. und seiner Werkstatt
Band1, 2
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1900
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/flechsig1900text
  • Rundbildnis Martin Luthers, 1525

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Kunsttechnologische Untersuchung

2018 - 2021Technologische Untersuchung

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • Infrarotreflektografie
  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie
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Bildträger

Buche. [1] Ein kreisrundes Brett mit horizontalem Faserverlauf und stehenden Jahrringen. Das Brett stammt aus demselben Stamm wie [PRIVATE_NONE-P276] (KKL III.M4), [DE_KSVC_M417] (KKL IV.M2a) und weitere Gemälde aus der Werkstatt. (Vgl. dazu die Tabelle [Analysis-Dendro-Trunk-B] und die unter "Bildträger aus demselben Baum gefertigt" verlinkten Werke) Der jüngste nachweisbare Jahrring des Stammes wird demnach in das Jahr 1522 datiert, während der jüngste datierbare Jahrring der Tafel aus dem Jahr 1498 stammt. [2] Nach Klein nutzte man bei Buchenholz normalerweise den gesamten Querschnitt und entfernte nur die Rinde. Auf dieser Basis könnte das Gemälde bei einer Mindestlagerzeit von zwei Jahren ab 1524 entstanden sein. [3]

Die Rückseite ist sorgfältig geglättet, im Streiflicht markieren sich äußerst feine vertikale Riefen im Abstand von ca. 3 mm, die von der Glättung mit einer Hobelklinge stammen können. Mittig ist eine „5“ mit einem Geißfuß eingeschnitten. [4] Der dunkelbraune Rückseitenanstrich ist vermutlich entstehungszeitlich. [5]

[1] Thomas Eißing, Dendrochronologische Auswertung der CT-Schnittbilder der Gemäldetafel "Cranach Rundbild Luther LHW_G11", 27.06.2020 [Analysis-report-CT-Dendro].

[2] Da es sich um ein äußerst kleines Tafelformat handelt, ist der jüngste enthaltene Jahrring des Brettes für dessen Datierung nicht aussagekräftig.

[3] Peter Klein, Bericht über die dendrochronologische Untersuchung der Gemäldetafel "Martin Luther" (Lucas Cranach d.Ä.), 30.11.2020 [Analysis-report-Dendro].

[4] Die Höhe misst etwa 12 mm.

[5] Etliche zeitnah entstandene Gemälde aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. sind mit einem vergleichbaren Rückseitenanstrich versehen. Vgl. dazu beispielsweise [PRIVATE_NONE-P276] (KKL III.M4), [CH_KMB_177] (III.M1a), [CH_KMB_177a] (III.M1b), [DE_WSE_M0064] (III.M12b), [DE_WSE_M0065] (III.M12a), [DE_SMN_25] (III.M5), [DE_HABW_B94] (III.M11b), [DE_HABW_B96] (III.M11a), [DE_SHLM_NONE-005] (III.M15a), [DE_SHLM_NONE-006] (III.M15b).

Grundierung und Imprimitur

Weiße, mitteldicke Grundierung, sorgfältig geglättet, 2 - 3 mm innerhalb des Tafelrandes endend. Die Grundierungskante ist sehr unregelmäßig, was sich in einem ausgeprägten Oberflächenrelief der vollständig übermalten Randbereiche zeigt. Zum Tafelrand parallele Ritzlinien in der Grundierung markieren deren äußere Begrenzung. [1]

Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur. In der Röntgenfluoreszenz-Analyse nachgewiesene Bleianteile könnten auf bleihaltige Bestandteile in der Grundierung, ihrer Isolierung oder in Zwischenschichten zurückzuführen sein. [2]

[1] Bei Vergleichsexemplaren wurde die Grundierung in den Randbereichen bis zu der Ritzlinie mit einem scharfen Werkzeug entfernt, mit dem teilweise auch die umgebende Holzoberfläche kreuzweise eingeschnitten wurde, wohl um die Fläche für die Verleimung eines ursprünglich aufgesetzten Rahmenprofils vorzubereiten. Vgl. dazu [PRIVATE_NONE-P276] (KKL III.M4). Ähnliche Spuren sind an weiteren Bildnissen mit ursprünglich aufgeleimten Rahmenleisten zu beobachten, vgl. dazu auch [DE_WSE_M0065] (III.M12a), [DE_WSE_M0064] (III.M12b), [PRIVATE_NONE-P333] (KKL III.M16a), [PRIVATE_NONE-P475] (KKL III.M16b), [DE_KSVC_M161], [US_MMANY_1982-60-48].

[2] Siehe RFA-Messergebnisse, [Analysis-report-XRF].

Unterzeichnung

Eine Unterzeichnung ist weder mit bloßem Auge noch im Infrarotreflektogramm nachweisbar.

Farbschichten und Metallauflagen

Die einzelnen Farbflächen sind mit geringer Überlappung nebeneinander gesetzt und in folgender Reihenfolge aufgebaut: Zuerst wurden die Grundflächen der Darstellung (Inkarnat, Haar und Mantel) halbdeckend unterlegt. Während im Inkarnat ein helles Rosa die Grundfarbigkeit vorgibt, sind Mantel und Haarpartie in grober Form rotbraun angelegt. Der streifig lasierende Auftrag mildert die reflektierende Wirkung der weißen Grundierung unterschiedlich stark, was dem darauf folgenden Farbauftrag Lebendigkeit verleiht. Im Inkarnat folgt dann die Modellierung durch unterschiedliche Ausmischung der Inkarnatfarbe mit Weiß (Bleiweiß?), Rot (Zinnober?) und Blau (Azurit?) und den Auftrag von Schattenlasuren, die mit einem groben schwarzen Pigment (Pflanzenschwarz?) und einem glasig braunen Farbmittel [1] ausgemischt sind. [2] Mit der gleichen braun-grauen Lasur werden auch Falten und Außen- wie Binnenkonturen angegeben sowie der Lippenspalt unterlegt. Anschließend folgt die Ausarbeitung des Inkarnats mit der Gestaltung von Augen und Mund sowie die weitere Ausmodellierung mit Lasuren und opak aufgesetzten Höhen. Die Augen werden unter Einbezug des Inkarnatgrundtons aufgebaut. Dazu werden die Iriden rotbraun angelegt und von dem pastos aufgesetzten Augenweiß umschlossen. Es folgt eine schwarzbraune Konturierung sowie die Angabe der Pupillen und oberen Lidstriche in derselben Farbigkeit. Abschließend folgt die Angabe der Wimpern und Augenbrauen in Dunkelbraun. Der Mund ist über dem bereits dunkel verschatteten Lippenspalt zunächst mit Hellrot angelegt und die dunklere Oberlippe danach nass in nass mit kühlerem, kräftigerem Rot pastos übergangen. Abschließend betonen zwei dunkelbraune Akzente die Mundwinkel. Das dunkle Gewand ist über der braunen Unterlegung zuerst mit Grau und dann nass in nass mit Grau und Schwarz modelliert. Der Hintergrund ist mit streifigem Pinselduktus relativ pastos aufgetragen. Der Pinsel folgt dabei den Konturen des Gesichts und überdeckt diese geringfügig. Die Farbe besteht aus einem sehr fein vermahlenen Blaupigment, das mit einem gröberen Weißpigment ausgemischt ist. [3] Nach dem Auftrag der Hintergrundfarbe wurden die Konturen des Gewandes mit Schwarz präzisiert. [4] Auf dem streifig braunen Grundton des Haars sind Strähnen und einzelne Härchen in Mittelbraun, Dunkelbraun, und zuletzt in einem hellen Ockerton angegeben. Abschließend folgen die Signatur und Jahreszahl in Gelb-Orange.

[1] Es könnte sich dabei um das von Lucas Cranach d. Ä. nachweislich als "kesselpraun" erworbene Farbmittel handeln. Vgl. dazu die Ausführungen bei Gunnar Heydenreich, Lucas Cranach the Elder - Painting materials, techniques and workshop practice, Amsterdam (2007), 159 - 161.

[2] Vgl. dazu die Messergebnisse der Röntgenfluoreszenz-Analyse, [Analysis-report-XRF].

[3] Wie [2]. Der heutige grüne Farbeindruck ist auf den aufliegenden verbräunten Firnis zurückzuführen.

[4] Die wesentlichen Charakteristika dieser Farbe sind eine sehr hohe Deckkraft bei äußerst dünnem Farbauftrag und ein schlechter Malfluss, erkennbar an „ausgefransten“ Pinselstrichen, besonders auffällig in den damit gemalten, ungelenk wirkenden Signaturen und Jahreszahlen. Der mikroskopischen Beurteilung nach ist an allen untersuchten Lutherbildnissen der Cranach-Werkstatt für die schwarzen Bildbereiche (Gewänder, Barett, schwarze Signaturen) ausnahmslos diese Farbe verwendet worden. Für Schattierungen in den Inkarnaten dagegen wurde stets ein anderes Schwarz mit gegensätzlichen Maleigenschaften (geringe Deckkraft, guter Malfluss) eingesetzt.

Rahmung

Originaler Rahmen nicht erhalten. Möglicherweise war auf den heute abgearbeiteten Randbereichen ursprünglich eine vergoldete Zierleiste aufgesetzt. [1]

[1] Vgl. dazu [CH_KMB_177] und [CH_KMB_177a] (III.M1).

[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]

06. 2010Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr

Unterzeichnung

- eine Unterzeichnung ist nicht eindeutig sichtbar

[Smith, Sandner, Heydenreich, cda 2012]

  • fotografiert von Gunnar Heydenreich
  • fotografiert von Ingo Sandner
  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • x_radiograph

Erhaltungszustand

Datum2018 - 2021

Insgesamt guter Erhaltungszustand der Gemäldetafel. Vermutlich deutliche Beschneidung des Formats, nachdem der wohl ehemals aufgeleimte Zierrahmen bereits fehlte. Dabei auch teilweise Abschrägung der hinteren Kanten. Ein durchgehendes Loch (Durchmesser ca. 2 mm) im oberen Randbereich der Tafel ist ausgekittet und retuschiert. In der Rückseite vier Kerben (oben, unten, links und rechts) von der Befestigung in einem Rahmen.

Feines Sprungnetz mit vorwiegend horizontaler Ausrichtung (parallel zur Faserrichtung) und zahlreichen kreisförmigen Spiralsprüngen. Zusätzlich sind weitere Malschichtsprünge festzustellen, die sich durch die an den Sprungrändern aufstehende Malschicht deutlich im Oberflächenrelief markieren und nicht in einer bestimmten Richtung (Faserrichtung) verlaufen. Hervorgerufen wurden diese Malschichtrisse durch Anobienfraßgänge, die direkt unter der Malschicht verlaufen, wodurch die Malschicht aufgewölbt wurde. Dieses Phänomen lässt sich anhand der CT-Schnittbilder nachvollziehen. [1] Weiterhin ist eine mäßige Verputzung der Oberfläche festzustellen, insbesondere der Haarlocken im Bereich des Hintergrundes. Dadurch wirkt der Kopf insgesamt schmaler und am Scheitel ungewöhnlich scharf begrenzt, während das Haar weniger lebendig erscheint als bei anderen Exemplaren dieses Bildtypus. Die Farbigkeit der Malerei wirkt aufgrund des aufliegenden verbräunten Firnisses verändert. Zahlreiche Malschichtfehlstellen und breitere Craquelée-Sprünge markieren sich durch heute verfärbte Retuschen insbesondere im Inkarnat deutlich.

[1] Vgl. dazu die CT-Schnittbilder DE_LHW_G11_FR189B_2019_CT-002 –DE_LHW_G11_FR189B_2019_CT-004.

  • untersucht von Wibke Ottweiler

Restaurierungsgeschichte

Datum07.06.2001

  • restauriert von Ateliergemeinschaft Reschke & Beck

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Rundbildnis Martin Luthers', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_LHW_G11/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Rundbildnis Martin Luthers', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_LHW_G11/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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