Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

Titel

Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

[KKL 2022]

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

Material / Technik

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

[Klein 03.03.2016a]
[Weschenfelder 2018, S. 172]

Das Doppelbildnis zeigt Martin Luther und Katharina von Bora in dem ab 1528 gängigen Typus vor blauem Grund. Der hochgestellte Kragen von Luthers Schaube korrespondiert mit dem des schwarzen Kleides Katharina von Boras.[1] Diese trägt eine Haube, deren durchsichtiger Stoff den Blick auf ein brokatverziertes Haarnetz freigibt und nach unten

Das Doppelbildnis zeigt Martin Luther und Katharina von Bora in dem ab 1528 gängigen Typus vor blauem Grund. Der hochgestellte Kragen von Luthers Schaube korrespondiert mit dem des schwarzen Kleides Katharina von Boras.[1] Diese trägt eine Haube, deren durchsichtiger Stoff den Blick auf ein brokatverziertes Haarnetz freigibt und nach unten in ein Kinntuch ausläuft, das den Hals Katharinas bedeckt. Am linken Bildrand sind über Luthers Schulter die Jahreszahl und das Schlangensignet in gelber Farbe angebracht.

Beide Bildnisse sind auf jeweils einem hochrechteckigen astfreien Buchenholzbrett mit vertikalem Faserverlauf ausgeführt. Die dendrochronologische Untersuchung weist die Luther-Tafel einem Stamm zu, dessen jüngster nachgewiesener Jahrring aus dem Jahr 1522 stammt.[2] Bei einer Nutzung des gesamten Stammquerschnitts sowie einer Mindestlagerungszeit des Holzes von zwei Jahren,[3] könnte das Bildnis ab 1524 entstanden sein. Aus demselben Baumstamm wurden elf weitere Bretter für neun Gemäldetafeln gewonnen, die zwischen 1525 und 1535 datieren.[4] Der Bildträger für das Bildnis der Katharina von Bora ist einem anderen Buchenstamm entnommen, dessen jüngster nachgewiesener Jahrring aus dem Jahr 1526 stammt.[5] Unter Berücksichtigung der Lagerzeit nach Klein kann das Doppelbildnis also ab 1528 entstanden sein.[6] Die etwa 1,3 cm starken Coburger Tafeln sind, wie die Mehrzahl der Exemplare aus Bildnisgruppe IV, zur Rahmung umlaufend am Rand auf eine Kantenstärke von ca. 5–6 mm abgefast worden. Die mit dem Schropphobel grob geebneten Rückseiten weisen keinen Rückseitenanstrich auf.[7]

Die im Infrarotreflektogramm deutlich sichtbare Unterzeichnung gibt die Außen- und Binnenkonturen des Gesichtes in dünnem Strich an. Die Charakteristik der Linien[8] und die hohe Deckungsgleichheit der Gesichtskonturen mit weiteren Exemplaren dieser Bildnisserie legen die Verwendung einer Pause zur Übertragung nahe.[9] Geringe Abweichungen zwischen der zeichnerischen Bildanlage und der malerischen Ausführung zeigen sich in der vorliegenden Version, etwa an den Augen Katharina von Boras. Diese sind insofern bemerkenswert, als an den anderen Exemplaren der Bildnisserie keine solchen Änderungen im Malprozess nachweisbar sind. Die Malweise zeichnet sich durch eine in der Bildnisgruppe IV vergleichsweise hohe Qualität aus.[10] Mit wenigen dünnen Schichten, hohen Flächenkontrasten und einzelnen, markant gesetzten Farbakzenten wird dabei eine eindrückliche und sehr unmittelbare Wirkung erzielt. Souverän gesetzte, pastose Reflexlichter beleben die über weich vertriebenen Lasuren aufgebauten Augen. Die im Kontrast zu den schwarzen Flächen stehende Plastizität und Lebendigkeit des Inkarnats wird durch wenige Lasuren erzielt, die Licht und Schatten modellieren. Anders als bei den Vergleichswerken sind am Coburger Exemplar Haar und Augen Luthers dunkler gehalten, während das Inkarnat etwas fahler wirkt. Korrekturen der Außenformen von Schaube und Barett mittels der Hintergrundfarbe sind ausgeprägter als bei den anderen Exemplaren dieser Bildnisgruppe.[11]

Die vergleichsweise freie Ausführung und die hohe malerische Qualität heben das Werk von den anderen Exemplaren der Bildnisgruppe ab und können als Indizien für eine direkte Beteiligung Lucas Cranach d. Ä. interpretiert werden.

Daniel Görres, Wibke Ottweiler


[1] Der Kragenverschluss an Luthers Schaube ist wie bei allen 1528 datierten Luther-Bildnissen zweiteilig mit Schlaufe an seinem linken und dreieckigen Knebel an seinem rechten Revers ausgeführt (vgl. dazu Hänsch / Ottweiler 2022).

[2] Vgl. Klein (wie Anm. 1).

[3] Ebd.

[4] Vgl. dazu die Querauswertung der dendrochronologischen Befunde in Ottweiler, Wibke: Kunsttechnologische Beobachtungen an den frühen Luther-Gemälden aus der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. (in Vorbereitung).

[5] Vgl. Klein (wie Anm. 1).

[6] Vgl. auch Weschenfelder 2018, S. 172–177, Nr. 37, 38.

[7] Bis auf eine weitere Tafel (IV.M17), die rückseitig allerdings nachbearbeitet wurde, weisen alle übrigen Tafeln dieser Bildnisserie einen dunklen Rückseitenanstrich auf.

[8] Die feinen Linien scheinen abschnittsweise von regelmäßig auftretenden ca. 1–2 mm langen anschwellenden Sequenzen überlagert zu werden, wodurch ein gestrichelt wirkendes Erscheinungsbild entsteht. Außerdem treten vereinzelt Doppelkonturen auf, etwa am Kinn, wo sich zwei Linien treffen und am Schnittpunkt um wenige Millimeter überlappen. Vergleichbare Befunde sind nachweisbar bei IV.M3, IV.M4, IV.M12, IV.M14 und IV.M20. Vgl. weiterführende Angaben in Ottweiler, Wibke: Kunsttechnologische Beobachtungen an den frühen Luther-Gemälden aus der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. (in Vorbereitung); Weschenfelder 2018, S. 176, konstatiert dagegen eine freie Pinselvorzeichnung.

[9] Überblendet wurden die Gesichtskonturen von IV.M2a, IV.M3a, IV.M4a, IV.M11a, M.IV12a, M.IV14a und IV.M15a. Alle Exemplare zeigen eine sehr hohe Übereinstimmung in absoluter Größe.

[10] In einem Gutachten vom 16.11.1935, das sich in der Bildakte der Kunstsammlungen der Veste Coburg befindet, vermerkt Max J. Friedländer, dass es sich um die, nach seiner Kenntnis, besten Exemplare handele. Vgl. hierzu auch Weschenfelder 2018, S. 176.

[11] Vgl. Einleitung zu Bildnisgruppe IV.

Quellen / Publikationen:

Ausst.-Kat. Schweinfurt 1985, Nr. 11; Hoffmann 1990, S. 43; Braunfels 1996, S. 45–46; Schuchardt 2004, S. 21; Weschenfelder 2018, S. 172–177, Nr. 37, 38.

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere

[Weschenfelder 2018, S. 172] [KKL 2022]

Datierung
1528

Datierung

1528

[datiert, KKL 2022]

Maße
Maße Bildträger: 39,45 x 25,5 x 1,3 cm (Tafelkanten auf 3-6 mm abgefast)

Maße

  • Maße Bildträger: 39,45 x 25,5 x 1,3 cm (Tafelkanten auf 3-6 mm abgefast)

  • [KKL 2022]

Signatur / Datierung

Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1528“ am linken Bildrand in gelber Farbe

Signatur / Datierung

  • Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1528“ am linken Bildrand in gelber Farbe

  • [KKL 2022]

Inschriften und Beschriftungen

Rückseite: - Klebezettel "Sammlung Georg Schäfer Schweinfurt 59173784"
[Weschenfelder 2018, S. 172]

Inschriften und Beschriftungen

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Rückseite: - Klebezettel "Sammlung Georg Schäfer Schweinfurt 59173784"

  • [Weschenfelder 2018, S. 172]

Eigentümer
Oberfrankenstiftung
Besitzer
Veste Coburg Kunstsammlungen
Standort
Coburg
CDA ID
DE_KSVC_M417
FR (1978) Nr.
FR-none
KKL-Nr.
IV.M2a, Teil der Bildnisgruppe IV
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_KSVC_M417/

Provenienz

  • vor 1954 Dr. Benno Griebert, München
  • Verkauf an die Kunsthandlung Alexander Gebhardt, München
  • dort 1954 erworben von Sammlung Georg Schäfer, Inv. Nr. 1737
  • seit 1984 als Dauerleihgabe in den Kunstsammlungen der Veste Coburg
  • seit 2003 Eigentum der Oberfrankenstiftung Bayreuth, weiterhin als Dauerleihgabe in Coburg[2]
    [Weschenfelder 2018, S. 172]

[Siehe auch Eintrag in [Lost Art-Datenbank, Stiftung Deutsches Zentrum für Kulturgutverluste, zuletzt besucht: 17 Dez. 2019]]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Cat. Coburg 2018 172-174, 176, 177 37 Pl. p. 174
Autor/inKlaus Weschenfelder
TitelCranach in Coburg. Gemälde von Lucas Cranach d.Ä., Lucas Cranach d.J., der Werkstatt und des Umkreises in den Kunstsammlungen der Veste Coburg
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2018
Weschenfelder 2018 A 14
Autor/inKlaus Weschenfelder
TitelCranach in Coburg.
Veröffentlichungin Klaus Weschenfelder, ed., Cranach in Coburg. Gemälde von Lucas Cranach d.Ä., Lucas Cranach d.J., der Werkstatt und des Umkreises in den Kunstsammlungen der Veste Coburg
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2018
Seiten7-23
Schuchardt 2004
Autor/inGünter Schuchardt
TitelLuther seitenrichtig - Luther seitenverkehrt? Die Bildnisse im Leben und im Tod - Werkstattprinzip und Werkstattprivileg Cranachs und seiner Mitarbeiter
Band2003
ZeitschriftWartburg-Jahrbuch
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2004
Seiten9-30
Exhib. Cat. Schweinfurt 1985 No. 11 Plate p. 74
Autor/inIsolde Lübbeke, Bruno Bushart
TitelAltdeutsche Bilder der Sammlung Georg Schäfer Schweinfurt
Ort der VeröffentlichungSchweinfurt
Jahr der Veröffentlichung1985
  • Martin Luther als Brustbildnis nach rechts, 1528

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Kunsttechnologische Untersuchung

2018 - 2021Technologische Untersuchung

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
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Bildträger

Buche [1]. Ein hochrechteckiges, astfreies Brett [2] mit vertikalem Faserverlauf und stehenden Jahrringen, wohl radialer Brettschnitt.

Spuren vom Spalten des Baumstammes markieren sich deutlich und sind nicht versäubert. Das mittig maximal 13 mm starke Brett ist rückseitig umlaufend auf eine Randstärke von 3 – 6 mm abgefast und dabei in den Ecken am stärksten gedünnt. [3] Das Brett stammt aus demselben Buchenstamm wie [DE_LHW_G11] (KKL.III.M2a), [PRIVATE_NONE-P276] (KKL IV.M4) und weitere Gemäldetafeln der Cranach-Werkstatt. (Vgl. dazu die Tabelle [Analysis-Dendro-Trunk-B] sowie die unter "Bildträger aus demselben Baum gefertigt" verlinkten Werke).

[1] Peter Klein, Bericht über die dendrochronologische Untersuchung der Gemäldetafel „Martin Luther“ (Lucas Cranach d. Ä.), 03.03.2016, [Analysis-report-Dendro].

[2] Brettmaße: 39,35 cm (links) - 39,45 cm (rechts) x 25,3 cm (oben) - 25,5 cm (mittig) x 0,3 cm (Tafelkanten) - 1,3 cm (mittig).

[3] Die Fase weist eine Breite von 5 – 6 cm auf.

Grundierung und Imprimitur

Weiße mitteldicke Grundierung, sorgfältig geglättet. [1] Vollflächiger Auftrag bis zu den Tafelkanten. [2] (Abb. Detail-002)

Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur.

[1] Im Streiflicht erkennbare feine, parallel verlaufende Riefen stammen vom Feinschliff der Oberfläche.

[2] Die Grundierung endet exakt bündig mit den Tafelkanten.

Unterzeichnung

Im Infrarotreflektogramm, aber auch mit bloßem Auge, ist die feine Unterzeichnung der Gesichtskonturen deutlich sichtbar. [1] Sowohl die Außen- als auch die Binnenkonturen sind in gleichmäßig dünnem Strich angegeben. Die feinen Linien scheinen abschnittsweise von regelmäßig auftretenden ca. 1-2 mm langen anschwellenden Sequenzen überlagert zu werden, wodurch ein gestrichelt wirkendes Erscheinungsbild entsteht. [2] Zudem zeigt die Überblendung der unterzeichneten Gesichtskonturen mehrerer Exemplare dieses Bildnistyps in absoluter Größe eine hohe Übereinstimmung wesentlicher Linien. [3] Diese Merkmale deuten auf die Verwendung einer Pause hin. [4]

[1] Die Sichtbarkeit der Unterzeichnung dürfte durch eine altersbedingte Transparenzerhöhung des Bleiweißanteils im Inkarnat verstärkt worden sein.

[2] Vergleichbare Phänomene sind auch an [DE_KBSB_B59] (KKL IV.M14a), [DE_KSW_G559] (KKL IV.M3a), [DE_NLMH_PAM973] (KKL IV.M4a), [DE_MHB_1a] (KKL IV.M12a), [DE_SPSG_GKI50476] (KKL IV.M15), [CH_KMBe_592] (KKL IV.M20a) zu beobachten.

[3] Am Objekt durch Umzeichnung nachgewiesen bei KKL IV.M1, IV.M2a, IV.M5a, IV.M12a, IV.M14, IV.M15, IV.M17, IV.M18, IV.M20a. Durch digitale Überblendung geprüft bei KKL IV.M1-IV.M23.

[4] Vgl. dazu auch die Ausführungen im KKL-Begleitband (in Vorbereitung).

Farbschichten und Metallauflagen

Die einzelnen Farbflächen sind mit geringer Überlappung zügig nebeneinander gesetzt. [1] Der Grundton des Inkarnats ist mit einem sehr feinen Rotpigment, Weiß und wenig Blau ausgemischt. Darauf folgte die Feinmodellierung mit weich vertriebenen Lasuren, die in Wangen, Nase und Augenlidern stärker rot ausgemischt sind. Das Volumen wird zunächst mit schwarz-grauen Lasuren [2] und anschließend mit Rotbraun halbdeckend weich ausgearbeitet (Abb. Detail-007). Dabei werden auch die Außen- und Binnenkonturen halbdeckend braun angegeben. Höhen und farbige Akzente werden anschließend deckend aufgesetzt. Der Mund ist über der grauen Verschattung von Lippenspalt und Mundwinkeln in Hellrot und dunklem Rosa angelegt, wobei nur die Oberlippe anschließend kräftiger und dunkler Rot übergangen ist. Anschließend ist der Lippenspalt Schwarzbraun akzentuiert. Die Augen sind in den verschatteten Bereichen über dem Grundton des Inkarnats zunächst mit einer grauen Lasur flächig unterlegt, wobei auch die Iriden einbezogen sind. [3] Anschließend sind die Iriden dunkelbraun ausgemalt und schwarzbraun konturiert. Pupillen und obere Lidstriche sind in der gleichen Farbe aufgesetzt. Die Augäpfel werden allein durch wenige pastose Weißhöhungen über dem Grundton des Inkarnats angegeben. Je zwei weiße kurze Pinselstriche dienen als Reflexlichter in der rechten Seite der Iriden. Weitere kleine Lichtreflexe beleben die inneren hellrot angelegten Augenwinkel. Wimpern und die markante Falte zwischen Augen und Stirnbein sind dunkelbraun aufgesetzt.

Das schwarze Gewand wie auch das Barett sind wohl lasierend braun unterlegt und darüber mit Schwarz und Weiß nass in nass modelliert, wobei das Volumen sowie die Angabe von Kragen, Nähten und Falten durch stärkere Ausmischung mit Weiß erreicht werden. (Abb. Detail-018) Bevor die Konturen anschließend teilweise mit Schwarz nachgezogen wurden, erfolgte die Ausführung des Hintergrundes mit leuchtend blauer Farbe, die aus einem sehr fein gemahlenen Blaupigment mit vereinzelten gröberen Partikeln und Weiß ausgemischt ist. Der insgesamt recht unregelmäßige Farbauftrag in Kombination mit der vergleichsweise hohen Viskosität der Farbe bewirkt, dass die Grundierung stellenweise durch die Farbe hindurch scheint und dem Hintergrund so einen lebendigen Charakter verleiht. Mit der Hintergrundfarbe werden die angrenzenden Flächen zum Teil gar nicht oder nur um wenige Millimeter beschnitten, zum Teil aber auch deutlicher korrigiert (Abb. Detail-017). Nach der nochmaligen Konturierung der schwarzen Flächen folgte die Ausarbeitung des im Vergleich zu anderen Luther-Bildnisses dieses Typus dunkler gehaltenen Deckhaars mit Haarsträhnen in Dunkelbraun und einzelnen, mit dem Spitzpinsel aufgesetzten Härchen in Dunkelbraun, Hellbraun und Ocker.

Insgesamt erscheint die malerische Ausarbeitung im Vergleich zu anderen Luther-Bildnisses dieses Typus besonders qualitätvoll.

Die Signatur der Cranachwerkstatt und die Jahreszahl 1528 sind in Hellgelb an den linken Bildrand gesetzt. Die heute stark verputzte, pastose, blasig wirkende Farbe zeigt bei mikroskopischer Betrachtung charakteristische runde "Krater" in der Oberfläche, ein Phänomen, das bei allen untersuchten Bildnissen mit orange- oder gelbfarbigen Signaturen zu beobachten ist. [4]

[1] Je nach Bereich war die zuvor gemalte Farbfläche bereits getrocknet oder noch feucht.

[2] Das bei vielen Vergleichsexemplaren verwendete sehr grobkörnige Schwarzpigment (wohl Pflanzenschwarz), ist hier nicht feststellbar. Vielmehr handelt es sich um ein äußerst feines Pigment.

[3] Ebenfalls grau unterlegt sind die Augen bei den Luther-Bildnissen in Berlin, Schloss Grunewald [DE_SPSG_GKI50476] (KKL IV.M15) und in Bretten, Melanchthonhaus [DE_MHB_1a] (KKL IV.M12a).

[4] Hierbei könnte es sich um sog. Protrusionen handeln, ein Schadensphänomen, ausgelöst durch Bleiseifen, die Aggregate in der Malschicht bilden, sich ausdehnen, an die Oberfläche wandern und diese aufbrechen. Je nach Fortschritt des Protrusionsprozesses sind die betroffenen Farboberflächen vermehrt mit weißlichen vergleichsweiße groben Partikeln durchsetzt und / oder durch Krater zerklüftet.

Rahmung

Neuer Rahmen.

[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]

2018Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Dendrochronologie / Holzartbestimmung

Bildträger

- Buche

- Einzelbrett, nicht beschnitten. Umlaufend auf 0,7 cm abgeschrägt, Fase bis 7 cm breit.

- Auffallend grobe Faserrisse, deutliche Spuren lassen erkennen, dass der Holzträger in einen Rahmen eingenutet war.

- Dendrochronologische Untersuchung: Bei der einteiligen Buchentafel ließen sich folgende Jahrringe messen, die mit Hilfe einer Buchenholzchronologie wie folgt eingeordnet werden konnten: 152 Jahrringe, 1522-1371. Das Brett stammt aus demselben Baum wie die Bretter für folgende Gemälde:

DE_smbGG_618; DE_BStGS_WAF169; F_MdLP_RF1767; F_MdLP_RF1184; FIN_FNG_AI316; DE_KSW_G6 (II); NL_KMMO_KM111-236 (I)

Der jüngste Jahrring stammt aus dem Jahr 1522. Da bei Buchenholz normalerweise der gesamte Querschnitt genutzt und nur die Rinde entfernt wurde, kann von einem frühesten Fälldatum ab 1522 ausgegangen werden. Bei einer Mindestlagerzeit des Holzes von zwei Jahren könnte das Gemälde somit ab 1524 entstandensein (Klein 2016).

Grundierung und Imprimitur

- Kreidegrund

[Cat. Coburg 2018, 172]

03.03.2016Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie

Bildträger

Holzartenbestimmung: Buche

Brett I: 152 Jahrringe 1522 - 1371

Der jüngste Jahrring aller Tafeln stammt aus dem Jahr 1522; frühestes Fälldatum ab 1522; bei einer Mindestlagerzeit des Holzes von zwei Jahren könnte das Gemälde somit ab 1524 entstanden sein.

[Klein Bericht, 03.03.2016]

  • analysiert von Peter Klein

Erhaltungszustand

Datum2018

Bildträger:

  • wenige Stellen inaktiver Holzwurmbefall mittig

Firnis:

  • Die Malschicht hat einen Überzug mit hochglänzendem Harzfirnis, vermutlich wiederholt mit Pinsel aufgetragen. Wegen der starken Fluorenzenz dieser Beschichtung lassen sich bei der UV-Untersuchung hier nur wenige relativ neuzeitliche Retuschen lokalisieren.

[Cat. Coburg 2018, 172]

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