Die Porträtdarstellung dieses bereits 1774 in Görlitz nachweisbaren Gemäldes weicht in seiner heute dunkelgrünen Hintergrundfarbigkeit von der üblichen Gestaltung der Werke dieser Gruppe ab. Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Übermalung, auf die noch einzugehen sein wird.
Das Bildnis ist auf ein weiß grundiertes hochrechteckiges Buchenholzbrett gemalt, das, wie die
Die Porträtdarstellung dieses bereits 1774 in Görlitz nachweisbaren Gemäldes weicht in seiner heute dunkelgrünen Hintergrundfarbigkeit von der üblichen Gestaltung der Werke dieser Gruppe ab. Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Übermalung, auf die noch einzugehen sein wird.
Das Bildnis ist auf ein weiß grundiertes hochrechteckiges Buchenholzbrett gemalt, das, wie die überwiegende Mehrzahl der Exemplare dieser Gruppe, eine grob geglättete Rückseite mit deutlichen Bearbeitungsspuren aufweist. Die sparsame Unterzeichnung der Gesichtskonturen mit gleichmäßig schmalen Linien in einem grauschwarzen Medium ist im Infrarotreflektogramm nachweisbar, aber besser mit bloßem Auge zu erkennen. Da die Konturlinien des Gesichts mit denen der anderen Versionen der Bildnisgruppe nahezu deckungsgleich sind, dürfte die Zeichnung mit Hilfe einer Pause auf die Grundierung übertragen worden sein.[1] Die heute durch das ausgeprägte Krakelee und eine berieben erscheinende Oberfläche beeinträchtigte Malerei weist die für die Werkstattarbeiten dieser Bildnisgruppe übliche Ausprägung auf: Auffällig sind die stark verwischten Kontur- und Schattenlinien an den Augen, die in abgeschwächter Form zwar ebenfalls an den Exemplaren in Gotha (IV.M11) oder Bremen (IV.M14) zu beobachten sind, in dieser Prägnanz aber bemerkenswert sind. Auf die in drei unterschiedlichen Brauntönen gestalteten Haarlocken sind zusätzlich feine hellgraue Härchen aufgezeichnet. Diese Technik lässt sich an den 1529 entstandenen Luther-Bildnissen noch nicht erkennen, sie findet aber nachfolgend in den ab 1532 entstandenen Bildnissen größere Verbreitung.[2]
Bei der gesamten Hintergrundgestaltung handelt es sich um eine spätere Übermalung, unter der bei der mikroskopischen Untersuchung der ursprüngliche hellblaue Hintergrund nachgewiesen werden konnte. Die ursprüngliche, wohl schwarze Inschrift „IN SILENCIO ET SPE ERIT FORTITVDO VESTRA.“ am oberen Rand wurde auf der Übermalung in etwas vergrößerten gelben Lettern und dem Zusatz „M. L.“ an gleicher Stelle wiederholt. In gleicher Farbigkeit wurden Signatur und Datierung „LC 1546“ am linken Bildrand über Luthers Schulter aufgebracht. Mittels Infrarotreflektografie ließ sich unter der Übermalung die geflügelte Schlange der Cranach-Werkstatt sowie die Jahreszahl 1530 an gleicher Stelle sichtbar machen. Damit ist das vorliegende Werk eines von nur zwei Gemälden dieser Gruppe, die auf 1530 datiert sind.[3] Eigentümlich erscheint, dass bei der Übermalung die originale Signatur überdeckt und durch die Initialen „LC“ ersetzt wurde. Das nun aufgebrachte Jahr 1546 dürfte sich auf Luthers Todesjahr beziehen. Da sich das Alterskrakelee in übermalten und nicht übermalten Bildbereichen einheitlich ausgebildet hat, muss die Umarbeitung zu einem frühen Zeitpunkt, möglicherweise im Jahr 1546, erfolgt sein. Gesichert ist, dass das Bildnis die Datierung „1546“ bereits trug, als es 1774 in die Milich’sche Sammlung aufgenommen wurde.[4]
Daniel Görres, Wibke Ottweiler
[1] Auch das Auftreten einer charakteristischen Doppelkontur im Kinnbereich ist ein deutliches Indiz für die Übertragung der Gesichtskonturen mithilfe einer Pause.
[2] Für das zweite 1530 datierte Exemplar (IV.M23) konnte dieses Detail anhand des zur Verfügung stehenden Bildmaterials nicht überprüft werden.
[3] Beim zweiten Exemplar handelt es sich um das Genfer Bildnis IV.M23 mit größerem Bildausschnitt.
[4] Vgl. Anm. 1.
Quellen / Publikationen:
Ausst.-Kat. Berlin 1983b, Nr. 6.21.
- Zuschreibung
- Werkstatt Lucas Cranach der Ältere
Zuschreibung
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere | [Kulturhistorisches Museum Görlitz, revised 2018] [KKL 2022] |
- Datierung
- 1530
Datierung
1530 | [datiert, unter Übermalung] |
- Maße
- Maße Bildträger: 36,3 x 23,5 x 1,0 cm (Tafelkanten auf 6 mm abgefast)
Maße
Maße Bildträger: 36,3 x 23,5 x 1,0 cm (Tafelkanten auf 6 mm abgefast)
[KKL 2022]
- Signatur / Datierung
- Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1530“ am linken Bildrand in dunkler Farbe, unter Übermalung verborgen; an gleicher Position „LC“ und Jahreszahl „1546“ in gelber Farbe
Signatur / Datierung
Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1530“ am linken Bildrand in dunkler Farbe, unter Übermalung verborgen; an gleicher Position „LC“ und Jahreszahl „1546“ in gelber Farbe
[KKL 2022]
- Inschriften und Beschriftungen
- "IN SILENCIO ET SPE ERIT FORTITVDO || VESTRA. M . L ."
Inschriften und Beschriftungen
Inschriften, Wappen:
- "IN SILENCIO ET SPE ERIT FORTITVDO || VESTRA. M . L ."
- [KKL 2022]
- Eigentümer
- Kulturhistorisches Museum Görlitz
- Besitzer
- Kulturhistorisches Museum Görlitz
- Standort
- Görlitz
- CDA ID
- DE_KMG_34-1955
- FR (1978) Nr.
- FR-none
- KKL-Nr.
- IV.M18, Teil der Bildnisgruppe IV
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/DE_KMG_34-1955/