Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

Titel

Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

[KKL 2022]

Bildnis Martin Luther

[Anhaltische Gemälde-Galerie, revised 2011]

Malerei auf Lindenholz

Material / Technik

Malerei auf Lindenholz

[Klein 12.04.2021a]

Das Bildnis Luthers zeigt den Reformator mit schwarzem Barett und Schaube in der Weise, wie es für die Bildnisgruppe IV üblich ist,[1] wohingegen Philipp Melanchthon mit grauem kurzem Bart und einem offenen, am Kragen gefälteten Hemd gezeigt wird, das er über einer pelzbesetzten Schaube trägt. Ein solcher Darstellungstypus wurde erst

Das Bildnis Luthers zeigt den Reformator mit schwarzem Barett und Schaube in der Weise, wie es für die Bildnisgruppe IV üblich ist,[1] wohingegen Philipp Melanchthon mit grauem kurzem Bart und einem offenen, am Kragen gefälteten Hemd gezeigt wird, das er über einer pelzbesetzten Schaube trägt. Ein solcher Darstellungstypus wurde erst Ende der 1540er Jahre in der Cranach-Werkstatt entwickelt und in den darauffolgenden beiden Jahrzehnten genutzt.[2]

Beide Bildnisse sind auf jeweils einem hochrechteckigen astfreien Lindenholzbrett mit vertikalem Faserverlauf ausgeführt. Mit fast 40 cm Höhe und knapp 23 cm Breite sind die Bretter schmaler als die anderen, auf Buchenholz ausgeführten Werke dieser Gruppe.[3] Die Rückseiten sind grob geglättet und umlaufend auf etwa 4 mm Kantenstärke abgefast.[4]

Die kräftige Grundierung bildet einen markanten Grundiergrat in etwa 5 mm Abstand zu den Tafelrändern, dem der Farbauftrag folgt.[5] Die im Infrarotreflektogramm gut sichtbare Unterzeichnung des Luther-Bildnisses weist gleichmäßig dünne Linien auf, die die wesentlichen Gesichtskonturen angeben. Im Unterschied zu den Unterzeichnungen der bis um 1530 in der Cranach-Werkstatt entstandenen Luther-Bildnissen sind hier andere Details angegeben.[6] Dennoch weisen die in der Malerei ausgeführten Gesichtskonturen eine hohe Deckungsgleichheit zu den Vergleichswerken der Bildnisgruppe IV auf.[7] Das Melanchthon-Pendant scheint dagegen nicht oder mit einem im Infrarotreflektogramm nicht darstellbaren Medium unterzeichnet zu sein.[8]

In ihrer Malweise zeigen die beiden Bildnisse sowohl untereinander als auch zu den Werken der Bildnisgruppe IV deutliche Unterschiede. Die lasierend modellierten Inkarnate der Vergleichswerke wirken plastischer und lebendiger als die wohl Nass in Nass ausgemischten Inkarnate der Dessauer Bildnisse. Auch die pastos aufgesetzten Feinheiten wie einzelne Härchen, Glanz- oder Reflexlichter fehlen hier.[9] Das Gesicht Melanchthons wirkt aufgrund fehlender Konturangaben besonders flach und leblos, die Farbigkeit erscheint zudem ungewöhnlich warmtonig. Der Hintergrund ist zwar stellenweise übermalt, allerdings scheint die dunkelgrüne Farbigkeit wie auch die Inschrift in ihrem dunklen Gelbton ursprünglich zu sein, was die entstehungszeitliche Zusammengehörigkeit der Bildnisse in Frage stellt. Unklar ist, ob die in Schwarz ausgeführte Inschrift „1560. || morit:“ entstehungszeitlich ist oder erst nachträglich aufgebracht wurde. Insgesamt zeichnen die Befunde ein uneinheitliches Bild. Obwohl die Bildträger einen gemeinsamen Entstehungszusammenhang suggerieren, weichen die Malweise und die verwendeten Farbmittel deutlich voneinander ab. Mit der Verwendung von Lindenholz, der Wahl des ungewöhnlich schmalen Bildformates und den Charakteristika der Malerei unterscheiden sich die Bildnisse dabei von den bis 1530 in der Cranach-Werkstatt entstandenen Luther-Bildnissen. Der zugrundeliegende Darstellungstypus des Melanchthon-Bildnisses legt eine Datierung beider Tafeln in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts nahe.

Daniel Görres, Wibke Ottweiler


[1] Eine dem vorliegenden Luther-Bildnis sehr ähnliche Fassung stand im Dorotheum, Wien, 6. Juni 1972, Los 28, zum Verkauf: „Lucas Cranach d. Ä. (zugeschrieben), Bildnis Martin Luthers, datiert 1529, Malerei auf Holz, 39 x 23 cm; Inschrift oben: ‚D.M.L.‘“.

[2] Vgl. dazu etwa das 1559 datierte Bildnis Lucas Cranachs d. J. aus dem Städel Museum Frankfurt ([DE_SMF_SG349]); vgl. hierzu auch Klingen 1996, S. 39.

[3] Auch andere Werke der Cranach-Werkstatt sind im Verhältnis von Höhe zu Breite etwas ausgeglichener: Die Tafeln entsprechen ungefähr dem Tafelformat B nach Heydenreich 2007a, S. 43, das mit 33,5–39 x 23,5–30 cm angegeben wird. Auffällig ist aber, dass es die maximale Ausdehnung dieser Formatgruppe in der Höhe übersteigt und in der Breite unterschreitet.

[4] Beim Luther-Bildnis verweisen mehrere, wiederholt auftretende und bis zu 1 mm breite Stege auf ein schartiges Eisen des verwendeten Schropphobels. Diese markanten Spuren sind beim Melanchthon-Pendant nicht nachweisbar, obwohl hier ebenfalls feine Stege auftreten, die aber deutlich schmaler und flacher sind. Feine, schräg parallel verlaufende Werkspuren finden sich an beiden Tafelrückseiten in den Randbereichen. Sie könnten von der vibrierenden Klinge eines leicht gewölbten Eisens (Ziehklinge) oder von einer Feile stammen und sind in ähnlicher Form auch an den Werken in Bretten (IV.M12) und Mailand (IV.M13) nachweisbar.

[5] Dies spricht für die Grundierung und Bemalung in einem Rahmen. Trotzdem sind Ritzlinien entlang der Bildkanten in der Grundierung nachweisbar, die die Malfläche markieren.

[6] Während die drei markanten Stirnfalten, die oft eine Doppelkontur aufweisende Kinnlinie sowie das durch einen „U“-Schwung angelegte Philtrum hier nicht angegeben zu sein scheinen, ist der Nasenrücken mit einem zusätzlichen Bogen an der Wurzel stark betont.

[7] Die Übereinstimmung der Gesichtskonturen in absoluter Größe sowie die schematische Ausführung der Unterzeichnung sprechen für die Verwendung einer Pause.

[8] Der Abgleich mit den Gesichtskonturen anderer Melanchthon-Bildnisse könnte auch hier Aufschluss darüber geben, ob sich das Bildnis von einer Vorlage übertragen oder frei „kopiert“ worden ist.

[9] Einschränkend ist der durch zahlreiche Retuschen verunklärte Zustand des Bildnisses zu erwähnen. Lasuren und malerische Feinheiten könnten zudem durch frühere Eingriffe reduziert sein.

Quellen / Publikationen:

Hosäus 1883, S. 51, Nr. 1589, S. 52, Nr. 1603; Hartmann 1913, S. 90, Nr. 1589, 1603; Klingen 1996, S. 37–39, Nr. 440 und 441; Weiß u. a. 2015, S. 120–121; Ausst.-Kat. Dessau 2015, S. 283.

Zuschreibungen
Nachahmer von Lucas Cranach der Ältere
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Nachahmer von Lucas Cranach der Ältere

"Kopie"
[Melzer 2005, S. 52] [KKL 2022]

Lucas Cranach der Ältere (Nachfolger)
[Klingen 1996, 37]

Lucas Cranach der Ältere (Nachfolger)
[Hosäus 1883, S. 51, Nr. 1589][1]

[1] [Klingen 1996, S. 37]

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

Lucas Cranach der Ältere (Werkstatt)
[Cat. Ostfalens, II/15][1]

[1][Klingen, Cat. Dessau 1996, 37]

Datierung
um 1550 - 1699

Datierung

um 1550 - 1699

"Zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts/Anfang 17. Jahrhundert" [Ausst.-Kat. Dessau 2015, 283] [KKL 2022]

Maße
Maße Bildträger: 39,5 - 39,6 x 22,6 - 22,9 x 0,9 cm (Tafelkanten auf 4 - 5 mm abgefast)

Maße

  • Maße Bildträger: 39,5 - 39,6 x 22,6 - 22,9 x 0,9 cm (Tafelkanten auf 4 - 5 mm abgefast)

  • [KKL 2022]

  • Maße mit Rahmen: 47,7 x 31,1 x 3,2 cm

  • [Anhaltische Gemälde-Galerie, revised 2011]

Signatur / Datierung

Jahreszahl „1529“ am rechten Bildrand

Signatur / Datierung

  • Jahreszahl „1529“ am rechten Bildrand

  • [KKL 2022]

Inschriften und Beschriftungen
  • Am oberen Bildrand: „D. M. L.“
    [KKL 2022] Rückseitig auf dem Bildträger: - Links oben:
    Papieraufkleber "Gemäldegalerie Dessau …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

    • Am oberen Bildrand: „D. M. L.“
  • [KKL 2022]

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Rückseitig auf dem Bildträger: - Links oben:

  • Papieraufkleber "Gemäldegalerie Dessau / Werkstatt-Tagebuch Nr. [Stempel-Druck] 380 [handschriftlich mit Feder in Braun]"

    • Obere Hälfte, Mitte:
  • Rotstift "Jst 1589"

    • Links darunter:
  • Rotstift "1589"

    • In der Mitte:
  • Weiße Kreide, Ziffern "1(?) 2(?) 1(?) 0(?)"

    • In der unteren Hälfte in der Mitte:
  • Pinsel in Schwarz "40"

    • Darunter:
  • Rotstift "87"

    • Rechts unten:
  • Papieraufkleber mit Beschriftung, handschriftlich in blauer Tinte "Cranach, Lukas / 440 Bildnis Martin Luther / Jst 1589, GV 236a"

  • Rückseitig auf dem Rahmen:

    • Links unten:
  • Papieraufkleber "Staatliche Galerie Dessau / Gesamtverzeichnis / Nr. [gedruckt] 236a [handschriftlich, Graphit]

  • [Anhaltische Gemälde-Galerie, revised 2011]

Eigentümer
Anhaltische Gemälde-Galerie, Dessau
Besitzer
Anhaltische Gemälde-Galerie, Dessau
Standort
Dessau
CDA ID
DE_AGGD_440
FR (1978) Nr.
FR-none
KKL-Nr.
IV.M-Sup02a, Teil des KKL-Anhangs
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_AGGD_440/

Provenienz

  • Alte herzogliche Inv. Nr. 1589, Joachim-Ernst-Stiftung
    [Anhaltische Gemälde-Galerie, revised 2011]
  • Herkunft unbekannt
  • Seit 1863 im Gotischen Haus in Wörlitz (Bibliothekszimmer) nachweisbar
  • Anhaltische Gemäldegalerie
    [Klingen 1996, S. 37]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Wörlitz 2015 120-121
Herausgeber/inKulturstiftung Dessau Wörlitz
BearbeitungWolfgang Savelsberg
TitelCranach im Gotischen Haus in Wörlitz, [Wörlitz, Gotisches Haus, 15 May - 4 Oct. 2015]
ReiheKataloge und Schriften der Kulturstiftung Dessau Wörlitz
Band35
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2015
Melzer 2005 52
Autor/inReinhard Melzer
TitelCranach in Wörlitz. Das Gotische Haus als frühe Sammlungsstätte altdeutscher Malerei
Veröffentlichungin Harald Marx, Ingrid Mössinger, Karin Kolb, ed., Cranach. Exhib. Cat. Chemnitz
Ort der VeröffentlichungCologne
Jahr der Veröffentlichung2005
Seiten44-58
Cat. Dessau 1996 37-38 No. 440 Fig. 440
Autor/inStephan Klingen
TitelDie deutschen Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts, Kritischer Bestandskatalog
Band1
Ort der VeröffentlichungWeimar
Jahr der Veröffentlichung1996
Cat. Ostfalen 1933 No. II/15
Autor/inn. a.
TitelGesamt-Bildnis-Katalog für Ostfalen, Bd. 1, Heft 2: Der Kreis Dessau-Köthen/ Öffentlicher Besitz
Band1
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1933
Hartmann 1913 90 No. 1589
Autor/inAdolph Hartmann
TitelDer Wörlitzer Park und seine Kunstschätze
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1913
Hosäus 1883 51 No. 1589
Autor/inWilhelm Hosäus
TitelWorlitz. Ein Handbuch für die Besucher des Wörlitzer Gartens und der Wörlitzer Kunstsammlungen
Ort der VeröffentlichungDessau
Jahr der Veröffentlichung1883
  • Martin Luther als Brustbildnis nach rechts, um 1550 - 1699

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Kunsttechnologische Untersuchung

2018 - 2021Technologische Untersuchung

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Bildträger

Linde. [1] Ein hochrechteckiges astfreies Brett mit vertikalem Faserverlauf. Tangentialer Brettschnitt mit schräg stehenden bis liegenden Jahrringen.

Die Tafel ist rückseitig mit einem flachen Hohleisen in vertikalen, leicht schräg verlaufenden, bis zu 3 cm breiten Zügen geglättet. Diese Spuren werden von ca. 1 mm schmalen, konvexen "Stegen" begleitet, die durch Scharten im Eisen entstanden sein können. [2] Anschließend wurde die Tafel umlaufend auf eine Randstärke von 4 mm abgefast und dabei in den Ecken am stärksten gedünnt. In den durchschnittlich 2 cm breiten abgeschrägten Flächen sowie partiell mittig auf der Tafel markieren sich feine, schräg parallel verlaufende Werkspuren, die von einer Ziehklinge oder einer Feile stammen können. [3]

Die Tafel ist bis auf die Randbereiche stark nachgedunkelt. In den Randbereichen finden sich vereinzelt Leimrückstände.

[1] Peter Klein, Holzartenbestimmung der Gemäldetafel "Martin Luther" (Anhaltische Gemäldegalerie Dessau Inv.-Nr. 440), 26.03.2021, DE_AGGD_FR-none_440_Analysis-report-Dendro.

[2] Zwei dieser Stege treten jeweils parallel zueinander im gleichbleibenden Abstand von 5 mm auf. Dies deutet auf ein Hobeleisen mit zwei Scharten im Abstand von 5 mm hin.

[3] Derlei Werkspuren sind in ähnlicher Form bei den Werken in Bretten [DE_MHB_1a] (KKL IV.M12a), [DE_MHB_1b] (KKL IV.M12b) und Mailand [I_MPP_1036] (KKL IV.M13a), [I_MPP_1035] (KKL IV.M13b) nachweisbar.

Grundierung und Imprimitur

Weiße, vergleichsweise dicke Grundierung, sorgfältig geglättet. Umlaufender Grundiergrat im Abstand von 3 mm (links) bis 9 mm (rechts) zu den Tafelkanten (Abb. Detail-011).

Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur.

Unterzeichnung

Im Infrarotreflektogramm ist die Unterzeichnung der Gesichtskonturen schwach erkennbar. Sowohl die Außen- wie auch wesentliche Binnenkonturen sind mit dünnem Strich in gleichmäßiger Strickstärke angegeben. [1] Die Gesichtskonturen weisen eine sehr hohe Übereinstimmung mit den Vergleichswerken der Cranachwerkstatt auf (KKL, Bildnisgruppe IV), daher ist die Übertragung einer entsprechenden Vorlage anzunehmen. Eindeutige Hinweise auf ein Pausverfahren sind nicht nachweisbar. Die Malerei hält sich verbindlich an die zeichnerische Vorgabe.

[1] Vereinzelt erscheinen die Strichenden dunkler und etwas verbreitert, was auf dort angesammeltes flüssiges Farbmittel hinweisen könnte. Eine abschließende Beurteilung ist aufgrund der schwachen Wiedergabe der Unterzeichnung im Infrarotreflektogramm nicht möglich.

Farbschichten und Metallauflagen

Die Malerei wurde im gerahmten Zustand ausgeführt, was insbesondere in den oberen Ecken deutlich wird, wo der Pinselduktus dem Tafelformat folgt. Die einzelnen Farbflächen sind mit geringer Überlappung nebeneinander gesetzt. Dabei erfolgte zunächst die flächige Anlage des Kopfes, im Inkarnat mit einem rosafarbigen Grundton, im Haar mit einem rötlichen Braunton. Das schwarze Gewand ist flächig angelegt [1], Kragen, Nähte und Falten sind durch Ausmischung mit Weiß gehöht. Nach der Ausführung des blauen Hintergrundes, der die Grundform des Mantels präzisiert, wurden die Konturen mit Schwarz wiederholt. Das leuchtende Blau besteht aus einem fein bis grob gemahlenen Blaupigment, das mit Weiß ausgemischt ist. Der Auftrag erfolgte mit lockerem Pinselduktus, wodurch die helle Grundierung immer wieder durch die Farbe hindurch scheint und dem Hintergrund einen lebendigen Charakter verleiht. [2] Anschließend erfolgte die Ausarbeitung des Inkarnats mit Details, Lichthöhungen und Schattenlasuren wie auch die Angabe von einzelnen Haarsträhnen in Dunkelbraun, Mittelbraun und Ocker. Volumen wird durch Schattenlasuren in Grau und Braun erzeugt. [3] Ober- und Unterlippe sind in einem hellen, warmen Rotton ausgeführt, der Lippenspalt abschließend dunkler rot akzentuiert. Die Augen sind über dem hellen Inkarnat-Grundton zunächst mit dunkelbraunen Iriden versehen, die von einer schwarzen Konturlinie begrenzt sind. Lichtreflexe aus je zwei sichelförmigen, weiß aufgesetzten Pinselstrichen geben den Lichteinfall an. Die Augäpfel sind pastos rein weiß gehöht, der verschattete Winkel des linken Auges ist grau ausgeführt. Pupillen und oberer Lidstrich sind schwarz bzw. dunkelbraun aufgesetzt, Wimpern und Augenbrauen in Mittelbraun.

Während die Inschrift am oberen Bildrand in hellgelben Lettern pastos auf den blauen Hintergrund aufgemalt ist, wurde für die Angabe der Jahreszahl am rechten Bildrand eine dünne schwarze Farbe gewählt. [5]

[1] Die verwendete Farbe erscheint viskoser und weniger stark deckend als die schwarze Farbe, die an den 1528-1530 in der Cranach-Werkstatt hergestellten Lutherbildnissen zur Gestaltung der schwarzen Flächen benutzt wurde.

[2] Der aufliegende, vergilbte Firnis schwächt diesen Effekt deutlich ab.

[3] Eine Beurteilung der Maltechnik ist aufgrund des stark überarbeiteten Zustands mit etlichen Retuschen erschwert. Im Vergleich mit den zwischen 1528 und 1530 in der Cranach-Werkstatt hergestellten Lutherbildnissen fällt aber die "schwammig" wirkende und weniger qualitätvolle Ausführung der Dessauer Tafel auf.

[5] Aus technologischer Sicht gibt es keine Hinweise darauf, dass es sich bei Inschrift oder Jahreszahl um spätere Hinzufügungen handelt.

Rahmung

Nicht originaler Rahmen.

[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]

Erhaltungszustand

Datum2018 - 2021

Die Tafel befindet sich insgesamt in einem guten Zustand. Neben einem mäßigen, inaktiven Anobienbefall mit einigen Ausfluglöchern auf der Tafelrückseite weist sie eine geringe, am linken Bildrand jedoch stärker ausgeprägte konvexe Krümmung auf. Mehrere Kerben in den Randbereichen sind wohl auf verschiedentliche Befestigung in einem Zierrahmen zurückzuführen.

Die Malschicht ist in stabilem Zustand; ein feines Alterscraquelée durchzieht sie gleichmäßig. Neben leichten Verputzungen beeinträchtigen etliche, überwiegend verfärbte Retuschen den Gesamteindruck.

  • untersucht von Wibke Ottweiler

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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<Autorenname>, 'Martin Luther als Brustbildnis nach rechts', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_AGGD_440/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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