Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

Titel

Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

[KKL 2022]

Malerei auf Buchenholz

Das Doppelbildnis Martin Luthers und Katharina von Boras aus dem Melanchthonhaus in Bretten zeigt Luther in schwarzer Schaube und von Bora mit Fellkragen und Haarnetz. Die Darstellung Luthers entspricht der bereits 1528 entwickelten Version, während Katharina von Bora in veränderter Kleidung den vormals an die Betrachtenden gerichteten Blick nun Luther

Das Doppelbildnis Martin Luthers und Katharina von Boras aus dem Melanchthonhaus in Bretten zeigt Luther in schwarzer Schaube und von Bora mit Fellkragen und Haarnetz. Die Darstellung Luthers entspricht der bereits 1528 entwickelten Version, während Katharina von Bora in veränderter Kleidung den vormals an die Betrachtenden gerichteten Blick nun Luther zuwendet. Am linken Bildrand sind über Luthers Schulter Jahreszahl und Schlangensignet in schwarzer Ausführung angebracht. Die Brettener Bildnisse gehören zu den mit Inschriften versehenen Exemplaren, die die Dargestellten mit Namenskürzeln identifizieren und mit programmatischen Bibelversen verknüpfen.[1]

Im Infrarotreflektogramm, aber auch mit bloßem Auge, ist die feine Unterzeichnung der Gesichtskonturen deutlich sichtbar.[2] Sowohl die Außen- als auch die wesentlichen Binnenkonturen sind in dünnem Strich ausgeführt. Die Deckungsgleichheit der Gesichtskonturen mit den weiteren Exemplaren dieser Bildnisserie sowie Charakteristika[3] der Unterzeichnung sprechen für die Verwendung einer Pause zur Übertragung der Gesichtsformen von einer Vorlage auf den Malgrund.[4] Auffällig ist eine geschwungene Linie links der Stirn Katharina von Boras, die ohne Bezug zur ausgeführten Malerei bleibt. Sie erklärt sich im Vergleich zum 1525 entwickelten, in der Darstellung kleineren Bildnistypus III, bei dem sich das Haarnetz seitlich der Stirn abzeichnet. Auch in der 1528 entstandenen, in der Darstellung bereits vergrößerten Version ist die Form der Haube in ähnlicher Form angelegt. Offenbar orientierte man sich beim Anfertigen der neuen Pauszeichnung an diesen Vorlagen, erkannte das Detail aber angesichts der nun veränderten Blickrichtung als perspektivisch unvorteilhaft und korrigierte es im Malprozess.[5]

Das Brettener Doppelbildnis gehört zu den wenigen Beispielen mit originalen Rahmen.[6] Beide sind augenscheinlich aus Laubholz gearbeitet und mit den wohl ebenfalls originalen Scharnieren verbunden.[7] Das vergoldete Profil aus Karnies und Wasserschlag wird außen durch einen schwarz gestrichenen Steg eingefasst. Die zu den Bildseiten schließenden Rahmen sind zusätzlich mit einem Überfallhaken auf der gegenüberliegenden Seite zu arretieren, was den Transport und die Handhabung der Tafeln erleichterte.[8]

Während für Bildnisdiptychen, die wie ein Buch auf- und zugeklappt werden konnten, gemeinhin im 16. Jahrhundert eine Aufbewahrung im verschlossenen Zustand in Truhen angenommen wird,[9] legen historische Quellen auch nahe, dass Doppelbildnisse Luthers und Katharina von Boras an der Wand angebracht waren.[10]

Daniel Görres, Wibke Ottweiler


[1] Der Wahlspruch Luthers „IN SILENCIO ET SPE ERIT FORTITVDO VESTRA“ entstammt Jesaja 30,15 und wird bei Luther übersetzt als „Durch stille sein und hoffen würdet ir starck sein.“ (WAB 11/I, S. 96). Beim Bildnis Katharina von Boras heißt es: „SALVABITVR PER FILIORUM GENERACIONEM“ (1. Tim. 2,15); in der Übersetzung Luthers: „Sie wirt aber selig werden durch kinder geperen“ (WAB 7, S. 262); vgl. zu den Inschriften auch den Text zu Bildnisgruppe IV.

[2] Die Sichtbarkeit der Unterzeichnung dürfte durch eine altersbedingte Transparenzerhöhung des Bleiweißanteils im Inkarnat verstärkt worden sein.

[3] Die feinen Linien scheinen abschnittsweise von regelmäßig auftretenden, ca. 1–1,5 mm langen anschwellenden Sequenzen überlagert zu werden, wodurch ein gestrichelt wirkendes Erscheinungsbild entsteht. Vereinzelt treten kurze Dopplungen von Linien auf, so beispielsweise an der Kinnkontur.

[4] Vergleichbare Befunde sind nachweisbar bei IV.M2–IV.M4, IV.M14 und IV.M15.

[5] Vgl. zur Unterzeichnung die Einleitung zu Bildnisgruppe IV.

[6] Innerhalb der vorliegenden Gruppe der Luther-Bildnisse treten im Original erhaltene Klapprahmen außerdem bei den Beispielen in Darmstadt (IV.M6) und Gotha (IV.M11) auf.

[7] Die Scharniere sind passgenau in Aussetzungen der Rahmenschenkel eingefügt und waren mit je sechs handgeschmiedeten Nägeln befestigt, von denen einige bei einer 1992 erfolgten Restaurierung ersetzt wurden; vgl. dazu den Restaurierungsbericht im Melanchthonhaus Bretten, Signatur K 2385.

[8] Ob dieser zu der entstehungszeitlichen Ausstattung der Bildnisse gehörte, muss offen bleiben.

[9] Vgl. Dülberg 1990, S. 60. Dies ist jedoch nur durch wenige Quellen belegbar.

[10] Vgl. hierzu Text zu Bildnisgruppe III.

Quellen / Publikationen:

Ausst.-Kat. Dresden 1899, Nr. 43; Museum-digital: https://nat.museum-digital.de/object/59735 (Zuletzt aufgerufen: 16.05.2022).

Zuschreibung
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibung

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

[KKL 2022]

Datierung
1529

Datierung

1529

[datiert, KKL 2022]

Maße
Maße Bildträger: 38,5 x 24,7 x 1,0 cm (Tafelkanten auf 4 - 5 mm abgefast)

Maße

  • Maße Bildträger: 38,5 x 24,7 x 1,0 cm (Tafelkanten auf 4 - 5 mm abgefast)

  • [KKL 2022]

Signatur / Datierung

Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1529“ am linken Bildrand in schwarzer Farbe

Signatur / Datierung

  • Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1529“ am linken Bildrand in schwarzer Farbe

  • [KKL 2022]

Inschriften und Beschriftungen

„M . L || IN SILENCIO ET SPE ERIT FORTITVDO VESTRA“
[KKL 2022] Rückseitig oben links Papieretikett mit …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • „M . L || IN SILENCIO ET SPE ERIT FORTITVDO VESTRA“

  • [KKL 2022]

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Rückseitig oben links Papieretikett mit handschriftlicher Bezeichnung "N. 2778"

  • [KKL 2022]

Eigentümer
Europäische Melanchthon-Akademie Bretten
Besitzer
Melanchthonhaus, Bretten
Standort
Bretten
CDA ID
DE_MHB_1a
FR (1978) Nr.
FR-none
KKL-Nr.
IV.M12a, Teil der Bildnisgruppe IV
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_MHB_1a/

Provenienz

  • bis 1912 im Besitz des Berliner Kirchenhistorikers Nikolaus Müller, auf dessen Bestrebungen hin das Melanchthonhaus Bretten gegründet wurde
    [KKL 2022]

Ausstellungen

Dresden 1899, Nr. 43

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Dresden 1899 41-42 43
Herausgeber/inKarl Woermann
TitelDeutsche Kunstausstellung Dresden 1899. Abteilung Cranach-Ausstellung. Wissenschaftliches Verzeichnis der ausgestellten Werke
Ort der VeröffentlichungDresden
Jahr der Veröffentlichung1899
Link http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002A2400000000
  • Martin Luther als Brustbildnis nach rechts, 1529

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Kunsttechnologische Untersuchung

2018 - 2021Technologische Untersuchung

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • Infrarotreflektografie
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Bildträger

Buche (augenscheinlich). Ein hochrechteckiges, astfreies Brett [1] mit vertikalem Faserverlauf. Tangentialer Brettschnitt mit Kernseite zur Malschicht.

Die Tafelstärke ist rückseitig mit einem Schropphobel in vertikalen, bis zu 2,4 cm breiten Zügen grob auf 10 mm Stärke reduziert. An ihren oberen und unteren Enden wurde der Hobel je einmal horizontal geführt, um die Ansätze optisch zu begradigen. Die Tafel ist rückseitig umlaufend auf eine Randstärke von 2 - 4,5 mm abgefast [2] und dabei in den Ecken am stärksten gedünnt. In den abgeschrägten Flächen markieren sich feine, schräg parallel verlaufende Werkspuren, die von der vibrierenden Klinge eines mindestens 3,5 cm breiten, leicht gewölbten Eisens (Ziehklinge) oder von einer Feile stammen können. [3] (Abb. DE_MHB_1a_FR-none_2019_Reverse-Detail-002 und DE_MHB_1a_FR-none_2019_Reverse-Detail-003)

Der dunkle Rückseitenanstrich wurde vermutlich im gerahmten Zustand ohne Grundierung direkt auf das Holz aufgebracht; er endet umlaufend etwa 1 cm innerhalb des Tafelformates. In den Randbereichen finden sich rückseitig Leimrückstände von der ursprünglichen Verleimung der Tafel im Nutrahmen. (Abb. DE_MHB_1a_FR-none_2019_Reverse-Detail-001)

[1] 38,2 cm (rechts) - 38,5 cm (links) x 24,4 cm (unten) - 24,7 cm (oben) x 2 mm (in den Ecken) - 10 mm (mittig).

[2] Die Fase weist eine Breite von etwa 2 cm (oben) – 5 cm (unten) auf.

[3] Ähnliche Bearbeitungsspuren finden sich an den Tafeln in Mailand [I_MPP_1035] (KKL IV.M13b) und [I_MPP_1036] (KKL IV.M13a).

Grundierung und Imprimitur

Weiße mitteldicke Grundierung, sorgfältig geschliffen. Auftrag nicht ganz randbündig, der Verlauf der Grundierkante ist allerdings aufgrund aufliegender Übermalungen nicht überall zuverlässig zu bestimmen. [1]

Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur.

[1] Am oberen und unteren Tafelrand liegt in Unterbrechungen der Übermalung abschnittsweise der ungrundierte Holzbildträger frei, die Grundierung ist hier also nicht randbündig aufgetragen. Ein deutlicher Grundiergrat zeichnet sich nicht ab, vielmehr zeigt sich ein unregelmäßiges "Auslaufen" hin zur Kante. Die Grundierung weist die typisch blasige Struktur auf, wie sie auch an den Tafelkanten von Vergleichswerken (KKL III.M7, IV.M5, IV.M12, IV.M14) auftritt. Bei der Mehrzahl dieser Exemplare sind je zwei gegenüberliegende Kanten vollständig randbündig grundiert, während die beiden anderen Kanten einen ungrundierten Rand aufweisen. Meist findet sich auch hier kein ausgeprägter Grundiergrat. Vorstellbar ist, dass die Tafeln zur Grundierung temporär in zwei Nutleisten eingeschoben wurden. Die Grundierung scheint dabei zwischen Nutleisten und Tafel eingelaufen zu sein, was den unregelmäßigen Verlauf nicht ganz bis zum Rand und die blasige Struktur erklärte. Ein ursprünglich möglicherweise schwach ausgeprägter Grundiergrat könnte anschließend geglättet worden sein.

Unterzeichnung

Im Infrarotreflektogramm, aber auch mit bloßem Auge, ist die feine Unterzeichnung der Gesichtskonturen deutlich sichtbar. [1] Sowohl die Außen- als auch die Binnenkonturen sind in gleichmäßig dünnem Strich angegeben. Die feinen Linien scheinen abschnittsweise von regelmäßig auftretenden ca. 1-2 mm langen anschwellenden Sequenzen überlagert zu werden, wodurch ein gestrichelt wirkendes Erscheinungsbild entsteht. (Abb. DE_MHB_1a_FR-none_2019_Detail-018, DE_MHB_1a_FR-none_2019_IRR-Detail-002) Außerdem treten vereinzelt Doppelkonturen auf, so zum Beispiel am Kinn, wo sich zwei Linien treffen und am Schnittpunkt um wenige Millimeter überlappen. [2] Zudem zeigt die Überblendung der unterzeichneten Gesichtskonturen mehrerer Exemplare dieses Bildnistyps in absoluter Größe eine hohe Übereinstimmung wesentlicher Linien. [3] Diese Merkmale deuten auf die Verwendung einer Pause hin. [4]

[1] Die Sichtbarkeit der Unterzeichnung dürfte durch eine altersbedingte Transparenzerhöhung des Bleiweißanteils im Inkarnat verstärkt worden sein. Vgl. dazu etwa Abb. DE_MHB_1a_FR-none_2019_Detail-018.

[2] Vergleichbare Phänomene sind auch an [DE_KSVC_M417] (KKL IV.M2a), [DE_KSW_G559] (KKL IV.M3a), [DE_NLMH_PAM973] (KKL IV.M4a), [DE_KBSB_B59] (KKL IV.M14a), [DE_SPSG_GKI50476] (KKL IV.M15), [CH_KMBe_592] (KKL IV.M20a) zu beobachten.

[3] Am Objekt durch Umzeichnung nachgewiesen bei KKL IV.M1, IV.M2a, IV.M5a, IV.M12a, IV.M14, IV.M15, IV.M17, IV.M18, IV.M20a. Durch digitale Überblendung geprüft bei KKL IV.M1-IV.M23.

[4] Vgl. dazu auch die Ausführungen im KKL-Begleitband (in Vorbereitung).

Farbschichten und Metallauflagen

Die einzelnen Farbflächen sind mit geringer Überlappung zügig nebeneinander gesetzt [1] und in folgender Reihenfolge aufgebaut: Zuerst erfolgte die flächige Anlage des Kopfes, im Inkarnat mit einem hellrosafarbenen Grundton, der mit einem sehr feinen Rotpigment, Weiß und wenig Blau ausgemischt ist. Das Deckhaar ist anschließend mit breitem Pinsel in streifigem Auftrag halbdeckend braun unterlegt. Im Inkarnat erfolgte auf dem Grundton die Feinmodellierung mit weich vertriebenen Lasuren, die in Wangen, Nase und Augenlidern stärker rot ausgemischt sind. Die Außen- und Binnenkonturen sind halbdeckend braun angelegt. Die weiteren Schattenlasuren sind braun-schwarz ausgemischt. [2] Der Mund ist über der grauen Verschattung von Lippenspalt und Mundwinkeln rot angelegt, wobei die Oberlippe etwas kräftiger und dunkler ausgemischt ist als die Unterlippe. Anschließend ist der Lippenspalt mit einer opaken braunen Linie akzentuiert. Die Augäpfel sind allein durch wenige pastose Weißhöhungen über dem Grundton des Inkarnats angegeben; die Form der Iriden wird über einer streifigen grauen Unterlegung zunächst durch Braunlasuren vorgegeben und ihre Plastizität dann mit Schwarz der Kontur folgend ausgearbeitet. Die Pupillen sind schwarz aufgesetzt. Je zwei pastose sichelförmige Pinselstriche dienen als Reflexlichter in der rechten Seite der Iriden. Weitere kleine Glanzpunkte beleben den inneren Augenwinkel des rechten Auges. Wimpern und oberer Lidstrich sind abschließend dunkelbraun aufgesetzt. Auffällig ist das Fehlen von Wimpern am Unterlid des linken Auges. [3]

Die Ausführung des Hintergrundes erfolgte mit leuchtend blauer Farbe von offensichtlich hoher Viskosität, die aus einem sehr fein gemahlenen Blaupigment mit vereinzelten gröberen Partikeln besteht und Weiß ausgemischt ist. Der Pinselduktus ist besonders in den Grenzbereichen zum Inkarnat markant, wo der Pinselstrich den Gesichtskonturen folgt. Die weiße Grundierung scheint unregelmäßig durch diese Farbschicht und trägt so zur Belebung des Hintergrundes bei. Der Farbauftrag endet am oberen Rand einige Millimeter innerhalb der Tafelfläche. Seitlich verhindern flächige Übermalungen die Beurteilung der Auftragsgrenze. Das schwarze Gewand wie auch das Barett sind wohl lasierend braun unterlegt [4] und darüber mit Schwarz und Weiß nass in nass modelliert, wobei das Volumen sowie die Angabe von Kragen, Nähten und Falten durch stärkere Ausmischung mit Weiß erreicht werden. Die Konturen sind anschließend mit Schwarz nachgezogen. Einzelne Haarsträhnen wurden danach in Dunkelbraun und Orangebraun aufgesetzt. Die rasche Malweise lässt sich hier besonders gut nachvollziehen: Beim Auftrag der einzelnen Härchen war die schwarze Farbe noch nicht getrocknet, so dass der Pinsel die Farben ineinander trieb.

Die Signatur der Cranachwerkstatt und die Jahreszahl 1529 sind in schwarzer Farbe an den linken Bildrand gesetzt. Der Körper der nach rechts gerichteten geflügelten Schlange besteht aus fünf aneinander gesetzten Rundbögen. Die Farbe scheint von schlecht fließender Konsistenz gewesen zu sein, so dass längere geschwungene Formen nicht malbar waren. Auch die Jahreszahl wirkt eher ungelenk, wofür ebenfalls die Farbbeschaffenheit ursächlich sein mag.

Ein entscheidender Vorteil der schwarzen Farbe, die auch für Gewänder und Barett Verwendung fand, kann wohl in der extrem hohen Deckkraft gesehen werden, die auf das äußerst feine Schwarzpigment (Ruß? [5]) zurückzuführen ist.

[1] Je nach Bereich war die zuvor gemalte Farbfläche bereits getrocknet oder noch feucht.

[2] Das verwendete sehr grobkörnige Schwarzpigment zeigt im Mikroskopbild die charakteristische Morphologie von Pflanzenschwarz.

[3] Bei den anderen bekannten Exemplaren dieses Bildtyps in nahezu identischer Ausführung ist das Unterlid mit 12 - 14 einzelnen Wimpernhärchen akzenturiert. Vgl. dazu etwa [DE_SMG_SG18] (KKL IV.M11a), [I_MPP_1036] (KKL IV.M13a), [DE_KBSB_B59] (KKL IV.M14a), [IT_GdU_1160] (KKL IV.M7a), [DE_KMG_34-1955] (KKL IV.M18), [DE_KSVC_M417] (KKL IV.M2a), [HLMD_GK73a] (KKL IV.M6a), [DE_LHW_G16] (KKL IV.M5), [DE_SPSG_GKI50476] (KKL IV.M15).

[4] Es könnte sich auch um eine stark verbräunte oder pigmentierte Leimisolierung der Grundierung handeln. Allerdings ist diese Lasur in anderen Bildbereichen nicht mikroskopisch nachweisbar.

[5] Zur Verwendung von Ruß als Schwarzpigment in der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. vgl. auch Heydenreich, Gunnar, Lucas Cranach The Elder. Painting materials, techniques and workskop practice, Amsterdam (2007), 162 - 164.

Rahmung

Vermutlich ursprünglicher genuteter Klapp-Rahmen mit vorderseitig profilierten Leisten aus Laubholz (augenscheinlich) mit wohl originalen Scharnieren. Die frontseitig auf Gehrung geschnittenen Eckverbindungen sind rückseitig unterschiedlich ausgearbeitet. Die untere Leiste ist geschlitzt und nimmt die eingezapften Seitenschenkel auf. In diese sind am oberen Ende je eine Aussparung eingearbeitet, die von der oberen Leiste passgenau überblattet wird. Rahmenprofil: Platte - Wulst - Kehle - Wulst (Karnies), die untere Horizontalleiste mit Wasserschlag. "Die beiden, aus genuteten Schenkeln starr verleimten Rahmen nehmen die zum Bildrand hin gefasten Tafeln auf (original eingeleimt) und sind über zwei Scharniere mit der Bildseite gegeneinander zu schließen, zusätzlich mit einem Überfallhaken auf der gegenüberliegenden Seite zu arretieren. Die Scharnierbänder sind zur Holzoberfläche bündig eingelassen und mit je drei breitköpfigen Nägeln fixiert." [1] Die Leisten sind vorderseitig über Kreidegrund polimentvergoldet und außen schwarz gestrichen (Fassung 1933 partiell erneuert, nach 1933 mit Goldbronze und einem patinierenden Überzug ausgebessert [2]). Befestigungsspuren von einer früheren Aufhängung der Rahmen finden sich nicht.

1991/92 grundlegend restauriert, dabei auseinander genommen, Teile ausgesetzt, verleimt, Nut mit Stoffband ausgelegt, Rahmen zum Öffnen unten mit je zwei Messingschrauben versehen, gekittet und retuschiert. [3]

[1] Silvia Castro-Greune, Markus Freitag, Corinna Nisse: Technologie und Restaurierung des Brettener Luther-Diptychons aus der Werkstatt Lukas Cranach des Älteren, unveröffentlichte Semesterarbeit 1991/92 an der Akademie für Bildende Künste Stuttgart (Melanchthonhaus Bretten, Signatur K 2385), Teil 2: Klappbare Rahmung des Diptychons, S. 4.

[2] Ebd., S. 5.

[3] Ebd., S. 2 – 10.

[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]

Erhaltungszustand

Datum2018 - 2021

Bis auf einen leichten, inaktiven Anobienbefall und eine marginale konvexe Verwölbung ist die Tafel in einem sehr guten Zustand. Lediglich die obere linke Ecke ist mechanisch gestaucht. Die Malschicht weist ein gleichmäßiges Alterscraquelée auf. Wenige Malschichtausbrüche treten in den Randbereichen auf. Die Oberfläche der Malerei scheint nur im Bereich des Hintergrundes geringfügig berieben zu sein; besonders gut sichtbar ist dies im Bereich der Signatur, wo die schwarze Farbe auf den pastosen Höhen des Pinselduktus fehlt. Die vergleichsweise deutliche Sichtbarkeit der Unterzeichnung durch die Inkarnatfarbe hindurch ist auch auf ein Transparentwerden des Bleiweißanteils zurückzuführen. Aufällig sind kleine kreisförmige Malschichtsprünge, die vermehrt am Rande des Gesichts, aber auch im Hintergrund auftreten. In den Randbereichen der Tafel finden sich Retuschen unterschiedlicher Restaurierungsphasen und Reste von Übermalungen. Weitere vereinzelte Retuschen sind im Gewand nachweisbar.

  • untersucht von Wibke Ottweiler

Restaurierungsgeschichte

Datum1991 - 1992

1991/92 untersucht und restauriert durch Silvia Castro-Greune, Markus Freitag und Corinna Nisse, zu dem Zeitpunkt Studierende des Restaurierungsstudienganges an der Akademie für Bildende Künste Stuttgart. [1] An den Gemäldetafeln wurden dabei partiell lockere Malschichtschollen gefestigt und matte Stellen poliert bzw. mit Wachs-Terpentinölpaste eingelassen sowie einzelne Retuschen mit Aquarell aufgebracht. Die Rahmen sind vollständig auseinander genommen, und grundlegend restauriert worden.

[1] Silvia Castro-Greune, Markus Freitag, Corinna Nisse: Technologie und Restaurierung des Brettener Luther-Diptychons aus der Werkstatt Lukas Cranach des Älteren, unveröffentlichte Semesterarbeit 1991/92 an der Akademie für Bildende Künste Stuttgart (Melanchthonhaus Bretten, Signatur K 2385), Teil 1 und 2.

Datum1933 - 1992

Vor 1933: Vollständige Überfassung des Klapprahmens, dabei wurde die ursprüngliche Polimentvergoldung mit einer Ölvergoldung überdeckt; der schwarze Anstrich schwarz überstrichen. Weitere Maßnahmen am Rahmen. [1]

1933: Bilder und Rahmen mit Benzin getränkt und mit Öl eingelassen. Übermalungen in den Randbereichen des Hintergrundes und im Gesicht (?) entfernt, Fehlstellen gekittet und retuschiert, anschließend gefirnisst. Beschädigte Teile am Rahmen durch Holzergänzungen ersetzt und entsprechend schwarz gestrichen bzw. vergoldet. [2]

Nach 1933 Rahmen mit Goldbronze und einem patinierenden Überzug ausgebessert und die Tafeln mit UHU-Alleskleber in den Rahmen fixiert. [3]

[1] Silvia Castro-Greune, Markus Freitag, Corinna Nisse: Technologie und Restaurierung des Brettener Luther-Diptychons aus der Werkstatt Lukas Cranach des Älteren, unveröffentlichte Semesterarbeit 1991/92 an der Akademie für Bildende Künste Stuttgart (Melanchthonhaus Bretten, Signatur K 2385), Teil 1: Bildtafeln des Martin Luther und der Katharina von Bora, S. 4 - 5.

[2] Ebd., S. 21.

[3] Silvia Castro-Greune, Markus Freitag, Corinna Nisse: Technologie und Restaurierung des Brettener Luther-Diptychons aus der Werkstatt Lukas Cranach des Älteren, unveröffentlichte Semesterarbeit 1991/92 an der Akademie für Bildende Künste Stuttgart (Melanchthonhaus Bretten, Signatur K 2385), Teil 2: Klappbare Rahmung des Diptychons, S. 5.

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