Bildträger
Buche [1]. Ein hochrechteckiges, astfreies Brett mit vertikaler Faserausrichtung und nahezu stehenden Jahrringen. Wohl radialer Brettschnitt durch Spalten des Stammes. Das Brett stammt aus demselben Buchenstamm wie zahlreiche weitere Gemälde der Cranach-Werkstatt. (Vgl. dazu die Tabelle "DE_SPSG_GKI50476_FR-none_2022_Analysis-Dendro-Trunk-A.pdf" sowie die unter "Bildträger aus demselben Baum gefertigt" verlinkten Werke) Der jüngste nachweisebare Jahrring des Stammes datiert in das Jahr 1524. Nach Klein nutzte man bei Buchenholz normalerweise den gesamten Stammquerschnitt und entfernte nur die Rinde. [2] Bei einer angenommenen Mindestlagerzeit von zwei Jahren kann die Tafel ab 1526 bemalt worden sein.
Das mittig maximal 13 mm starke Brett ist rückseitig umlaufend auf eine Randstärke von 3 – 6 mm abgefast und dabei in den Ecken am stärksten gedünnt. [3] Spuren vom Spalten des Baumstammes markieren sich deutlich und sind nicht versäubert.
Auf der Vorderseite markieren sich im Röntgenbild waagerechte Spuren, die jüngst als "Spuren einer Zurichtung quer zur Faserrichtung mit einem flach gebogenen Schropphobel" interpretiert wurden. [4] Ähnliche Spuren sind auch an anderen Gemäldetafeln zu beobachten. [5]
[1] Peter Klein, Bericht über die dendrochronologische Untersuchung der Gemäldetafel „Martin Luther“ (Lucas Cranach d. Ä.), 05.02.2020, DE_SPSG_GKI50476_FR-none_2020_Analysis-report-Dendro.
[2] Wie Anm. 1.
[3] Die Fase weist eine Breite von 6 - 10 cm auf.
[4] Freundliche Mitteilung Frau Mechthild Most. Ihre Beobachtungen in Kürze nachzulesen im Bestandskatalog Altdeutsche Gemälde der SPSG Berlin-Brandenburg.
[5] Vgl. dazu etwa die Röntgenaufnahmen zu [DK_SMK_KMSssp720], [DE_smbGG_617] und [US_MMANY_55-220-2].
Grundierung und Imprimitur
Weiße Grundierung, sorgfältig geglättet. Der Verlauf der von aufliegenden Übermalungen verdeckten Grundierkante zeichnet sich im Röntgenbild im Abstand von etwa 7 - 10 mm innerhalb der Tafelkanten ab, im Streiflicht markiert sich allerdings kein ausgeprägter Grundiergrat. [1] Eine Ritzlinie in der Grundierung am unteren Tafelrand markierte wohl den zu bemalenden Bereich. [2] Für die Verwendung eines nur während des Grundierens, nicht aber während des Malens verwendeten Hilfsrahmens spricht, dass die Malerei keinen Farbgrat ausbildete und der Pinsel in den Ecken nicht kantenparallel geführt wurde.
Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur.
[1] Bei der Mehrzahl der Vergleichs-Exemplare (KKL IV.M2 - IV.M14, IV.M17, IV.M18) sind je zwei gegenüberliegende Kanten vollständig randbündig grundiert, während die beiden anderen Kanten einen ungrundierten Rand aufweisen. Meist findet sich auch hier kein ausgeprägter Grundiergrat. Stattdessen zeigt sich ein unregelmäßiges "Auslaufen" der Grundierung auf den Tafelrändern. Vorstellbar ist, dass die Tafeln zur Grundierung temporär wahlweise in einen Nut-Rahmen oder in zwei Nutleisten eingeschoben wurden. Die Grundierung dürfte beim Auftragen zwischen Nut und Tafel eingedrungen sein. Dadurch erklärten sich der unregelmäßige Verlauf und die häufig zu beobachtende blasige Struktur. Ein ursprünglich möglicherweise schwach ausgeprägter Grundiergrat könnte anschließend geglättet worden sein. Vgl. dazu auch Heydenreich, Gunnar, Lucas Cranach The Elder. Painting materials, techniques and workskop practice, Amsterdam (2007), S. 86-89 sowie Mechthild Most, Anja Wolf et. al., Zur Maltechnik der beiden Cranach und ihrer Werkstatt - Ergebnisse der technologischen Untersuchung der Bildtafeln der Stiftung Preußische Schösser und Gärten, In: Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern, 2009, S. 90.
[2] Ursprünglich auch in den übrigen Randbereichen anzunehmende Ritzlinien sind von späteren Übermalungen verdeckt.
Unterzeichnung
Im Infrarotreflektogramm, aber auch mit bloßem Auge, ist die feine Unterzeichnung der Gesichtskonturen deutlich sichtbar. [1] Sowohl die Außen- als auch die Binnenkonturen sind in gleichmäßig dünnem Strich angegeben. Die feinen Linien scheinen abschnittsweise von regelmäßig auftretenden ca. 1-2 mm langen anschwellenden Sequenzen überlagert zu werden, wodurch ein gestrichelt wirkendes Erscheinungsbild entsteht. Außerdem treten vereinzelt Doppelkonturen auf, so zum Beispiel am Kinn, wo sich zwei Linien treffen und am Schnittpunkt um wenige Millimeter überlappen. [2] Zudem zeigt die Überblendung der unterzeichneten Gesichtskonturen mehrerer Exemplare dieses Bildnistyps in absoluter Größe eine hohe Übereinstimmung wesentlicher Linien. [3] Diese Merkmale deuten auf die Verwendung einer Pause hin. [4]
[1] Die Sichtbarkeit der Unterzeichnung dürfte durch eine altersbedingte Transparenzerhöhung des Bleiweißanteils im Inkarnat verstärkt worden sein.
[2] Vergleichbare Phänomene sind auch an [DE_KBSB_B59] (KKL IV.M14a), [DE_KSW_G559] (KKL IV.M3a), [DE_NLMH_PAM973] (KKL IV.M4a), [DE_MHB_1a] (KKL IV.M12a), [DE_SPSG_GKI50476] (KKL IV.M15), [CH_KMBe_592] (KKL IV.M20a) zu beobachten.
[3] Am Objekt durch Umzeichnung nachgewiesen bei KKL IV.M1, IV.M2a, IV.M5a, IV.M12a, IV.M14, IV.M15, IV.M17, IV.M18, IV.M20a. Durch digitale Überblendung geprüft bei KKL IV.M1-IV.M23.
[4] Mechthild Most, Anja Wolf et. al. vermuteten zuletzt die Verwendung einer Griffelpause. Siehe dazu M. Most, A. Wolf et. al., Zur Maltechnik der beiden Cranach und ihrer Werkstatt - Ergebnisse der technologischen Untersuchung der Bildtafeln der Stiftung Preußische Schösser und Gärten, In: Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern, 2009, S. 90-91 und Abb. 4. Vgl. dazu auch die Ausführungen im KKL-Begleitband (in Vorbereitung).
Farbschichten und Metallauflagen
Das Bildnis stand im Rahmen des Forschungsprojektes nicht für eine ausführliche kunsttechnologische Untersuchung der Maltechnik zur Verfügung. [1]
[1] Das Gemälde wurde kürzlich durch die Kolleginnen der SPSG Berlin-Brandenburg kunsttechnologisch untersucht, die Ergebnisse sind im in Kürze erscheinenden Bestandskatalog "Altdeutsche Gemälde" publiziert.
Rahmung
Neuer Rahmen.
[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]