Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

Titel

Martin Luther als Brustbildnis nach rechts

[KKL 2022]

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

Material / Technik

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

[Klein 06.02.2020]

Beim vorliegenden Bildnis handelt es sich wahrscheinlich um eine heute separierte linke Tafel eines Doppelbildnisses mit Katharina von Bora. Luther ist wie bei anderen Exemplaren dieses Bildnistyps als Ehemann in schwarzer Schaube und schwarzem Barett vor blauem Grund dargestellt. Am oberen Bildrand trägt das Gemälde den ab 1529 an einigen

Beim vorliegenden Bildnis handelt es sich wahrscheinlich um eine heute separierte linke Tafel eines Doppelbildnisses mit Katharina von Bora. Luther ist wie bei anderen Exemplaren dieses Bildnistyps als Ehemann in schwarzer Schaube und schwarzem Barett vor blauem Grund dargestellt. Am oberen Bildrand trägt das Gemälde den ab 1529 an einigen Luther-Bildnissen auftretenden Bibelvers Jes. 30,15. Die in schwarzer Farbe an den linken Bildrand gesetzte Signatur ist nicht mit einer Jahreszahl kombiniert, wie es bei der Mehrzahl der Exemplare üblich ist.[1] Das Holz der Gemäldetafel stammt aus einem Buchenstamm mit einem jüngsten Jahrring aus dem Jahr 1524.[2] Eine Lagerungszeit des Holzes von zwei Jahren vorausgesetzt, kann das Gemälde ab 1526 entstanden sein.[3] Aus demselben Stamm wurden 27 weitere Tafeln gefertigt, darunter die Bildnisse aus Wittenberg (IV.M5), Darmstadt (IV.M6a), Gotha (IV.M11b), Bremen (IV.M14a und IV.M14b), Oldenburg (IV.M22), Augsburg (IV.M24a und IV.M24b) und Genf (IV.M23).[4] Art und Behandlung des Bildträgers, die schon mit bloßem Auge sichtbare Unterzeichnung der Gesichtszüge[6] sowie Technik und Stil der Malerei zeigen große Ähnlichkeiten mit den anderen Werken der Bildnisgruppe IV. Geringe Abweichungen sind in der Ausgestaltung der Augen erkennbar, die sich im technischen Aufbau und durch den Einsatz braun-violetter Farbakzente von den Vergleichswerken unterscheiden. Darüber hinaus lassen sich jedoch keine stilistischen oder individuellen technischen Merkmale feststellen, die das Bildnis von den anderen Exemplaren dieser Bildnisserie merklich unterscheiden.

Wahrscheinlich bildete das von Bora-Bildnis aus Privatbesitz (IV.M16) das Pendant zur vorliegenden Tafel. Hierfür sprechen die exakt übereinstimmenden Tafelmaße, der identische Stil der Bildinschrift und das gleichartige Craquelé. Jedoch könnte erst eine genauere Untersuchung des Bildträgers des von Bora-Porträts diesen Verdacht erhärten.

Aufgrund der oben beschriebenen Charakteristika dürfte es sich bei diesem Exemplar um eine Arbeit der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. handeln.

Daniel Görres, Wibke Ottweiler


[1] Weitere undatierte Werke dieses Bildnistyps sind IV.M1, IV.M5 sowie IV.M8–IV.M10.

[2] Vgl. Klein 06.02.2020.

[3] Vgl. ebd.

[4] Vgl. Ottweiler, Wibke: Kunsttechnologische Beobachtungen an den frühen Luther-Gemälden aus der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. (in Vorbereitung).

[5] Die Auswertung der Infrarotreflektografie zeigt deutliche Merkmale der Verwendung einer Pause. Vgl. dazu die Einleitung zu Bildnisgruppe IV.

Quellen / Publikationen:

Eckardt 1975, S. 27; Ausst.-Kat. Berlin 2009, 210, IV.6; Most / Wolf u.a. 2009, S. 88, 90.

Zuschreibungen
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

[KKL 2022]

Lucas Cranach der Ältere

[Ausst.-Kat. Berlin 2009, S. 210, Nr. IV.6]

Datierungen
um 1529 - 1530
um 1530

Datierungen

um 1529 - 1530

[Ausst.-Kat. Berlin 2009, S. 210, Nr. IV.6]

um 1530

[Ausst.-Kat. Berlin 2009, S. 210, Nr. IV.6]

Maße
Maße Bildträger: 38,2 x 24,8 x 1,3 cm (Tafelkanten auf 3 - 6 mm abgefast)

Maße

  • Maße Bildträger: 38,2 x 24,8 x 1,3 cm (Tafelkanten auf 3 - 6 mm abgefast)

  • [KKL 2022]

Signatur / Datierung

Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln am linken Bildrand in schwarzer Farbe

Signatur / Datierung

  • Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln am linken Bildrand in schwarzer Farbe

  • [KKL 2022]

Inschriften und Beschriftungen

"IN SILENCIO ET SPE ERIT FORTITVDO VESTRA"
[KKL 2022]

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • "IN SILENCIO ET SPE ERIT FORTITVDO VESTRA"

  • [KKL 2022]

Eigentümer
Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Besitzer
Jagdschloss Grunewald
Standort
Grunewald
CDA ID
DE_SPSG_GKI50476
FR (1978) Nr.
FR-none
KKL-Nr.
IV.M15, Teil der Bildnisgruppe IV
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_SPSG_GKI50476/

Ausstellungen

Berlin 2009/10, Kat.-Nr. IV.6

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Berlin 2009 A 210 No. IV.6 Fig. IV.6
Herausgeber/inStiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
TitelCranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern. Kirche, Hof und Stadtkultur
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung2009
Most, Wolf et al. 2009 88, 90 Figs. 1, 4
Autor/inMechthild Most, Anja Wolf, Peter Klein, Undine Köhler, Jens Bartoll, Eva Wenders de Calisse
TitelZur Maltechnik der beiden Cranach und ihrer Werkstatt. Ergebnisse der technologischen Untersuchung der Bildtafeln der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
Veröffentlichungin Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Evangelische Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien, eds., Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern, Exhib. Cat. Berlin
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung2009
Seiten86-97
Warnke 1985
Autor/inMartin Warnke
TitelHofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers
Ort der VeröffentlichungCologne
Jahr der Veröffentlichung1985
Eckardt 1975 27
Autor/inGötz Eckardt
TitelDie Gemälde in der Bildergalerie von Sanssouci.
Ort der VeröffentlichungPotsdam
Jahr der Veröffentlichung1975

Forschungsgeschichte / Diskussion

Dieser Porträttypus Luthers mit Barett und Talar fand zwischen 1528 und 1532 vielfach Verwendung. Die enorme Wirkung wird daran ersichtlich, dass der schwarze Mantel zum Vorbild für die Kleidung protestantischer Pfarrer wurde. Sehr oft findet sich dieser Typus als Teil eines Diptychons, ergänzt auf der rechten Seite durch ein Porträt der Katharina von Bora.

[Elke A. Werner, Ausst.-Kat. Berlin 2009, S. 210, Nr. IV.6]

  • Martin Luther als Brustbildnis nach rechts, um 1529 - 1530

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Kunsttechnologische Untersuchung

30.03.2021 - 2021Technologische Untersuchung

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
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Bildträger

Buche [1]. Ein hochrechteckiges, astfreies Brett mit vertikaler Faserausrichtung und nahezu stehenden Jahrringen. Wohl radialer Brettschnitt durch Spalten des Stammes. Das Brett stammt aus demselben Buchenstamm wie zahlreiche weitere Gemälde der Cranach-Werkstatt. (Vgl. dazu die Tabelle "DE_SPSG_GKI50476_FR-none_2022_Analysis-Dendro-Trunk-A.pdf" sowie die unter "Bildträger aus demselben Baum gefertigt" verlinkten Werke) Der jüngste nachweisebare Jahrring des Stammes datiert in das Jahr 1524. Nach Klein nutzte man bei Buchenholz normalerweise den gesamten Stammquerschnitt und entfernte nur die Rinde. [2] Bei einer angenommenen Mindestlagerzeit von zwei Jahren kann die Tafel ab 1526 bemalt worden sein.

Das mittig maximal 13 mm starke Brett ist rückseitig umlaufend auf eine Randstärke von 3 – 6 mm abgefast und dabei in den Ecken am stärksten gedünnt. [3] Spuren vom Spalten des Baumstammes markieren sich deutlich und sind nicht versäubert.

Auf der Vorderseite markieren sich im Röntgenbild waagerechte Spuren, die jüngst als "Spuren einer Zurichtung quer zur Faserrichtung mit einem flach gebogenen Schropphobel" interpretiert wurden. [4] Ähnliche Spuren sind auch an anderen Gemäldetafeln zu beobachten. [5]

[1] Peter Klein, Bericht über die dendrochronologische Untersuchung der Gemäldetafel „Martin Luther“ (Lucas Cranach d. Ä.), 05.02.2020, DE_SPSG_GKI50476_FR-none_2020_Analysis-report-Dendro.

[2] Wie Anm. 1.

[3] Die Fase weist eine Breite von 6 - 10 cm auf.

[4] Freundliche Mitteilung Frau Mechthild Most. Ihre Beobachtungen in Kürze nachzulesen im Bestandskatalog Altdeutsche Gemälde der SPSG Berlin-Brandenburg.

[5] Vgl. dazu etwa die Röntgenaufnahmen zu [DK_SMK_KMSssp720], [DE_smbGG_617] und [US_MMANY_55-220-2].

Grundierung und Imprimitur

Weiße Grundierung, sorgfältig geglättet. Der Verlauf der von aufliegenden Übermalungen verdeckten Grundierkante zeichnet sich im Röntgenbild im Abstand von etwa 7 - 10 mm innerhalb der Tafelkanten ab, im Streiflicht markiert sich allerdings kein ausgeprägter Grundiergrat. [1] Eine Ritzlinie in der Grundierung am unteren Tafelrand markierte wohl den zu bemalenden Bereich. [2] Für die Verwendung eines nur während des Grundierens, nicht aber während des Malens verwendeten Hilfsrahmens spricht, dass die Malerei keinen Farbgrat ausbildete und der Pinsel in den Ecken nicht kantenparallel geführt wurde.

Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur.

[1] Bei der Mehrzahl der Vergleichs-Exemplare (KKL IV.M2 - IV.M14, IV.M17, IV.M18) sind je zwei gegenüberliegende Kanten vollständig randbündig grundiert, während die beiden anderen Kanten einen ungrundierten Rand aufweisen. Meist findet sich auch hier kein ausgeprägter Grundiergrat. Stattdessen zeigt sich ein unregelmäßiges "Auslaufen" der Grundierung auf den Tafelrändern. Vorstellbar ist, dass die Tafeln zur Grundierung temporär wahlweise in einen Nut-Rahmen oder in zwei Nutleisten eingeschoben wurden. Die Grundierung dürfte beim Auftragen zwischen Nut und Tafel eingedrungen sein. Dadurch erklärten sich der unregelmäßige Verlauf und die häufig zu beobachtende blasige Struktur. Ein ursprünglich möglicherweise schwach ausgeprägter Grundiergrat könnte anschließend geglättet worden sein. Vgl. dazu auch Heydenreich, Gunnar, Lucas Cranach The Elder. Painting materials, techniques and workskop practice, Amsterdam (2007), S. 86-89 sowie Mechthild Most, Anja Wolf et. al., Zur Maltechnik der beiden Cranach und ihrer Werkstatt - Ergebnisse der technologischen Untersuchung der Bildtafeln der Stiftung Preußische Schösser und Gärten, In: Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern, 2009, S. 90.

[2] Ursprünglich auch in den übrigen Randbereichen anzunehmende Ritzlinien sind von späteren Übermalungen verdeckt.

Unterzeichnung

Im Infrarotreflektogramm, aber auch mit bloßem Auge, ist die feine Unterzeichnung der Gesichtskonturen deutlich sichtbar. [1] Sowohl die Außen- als auch die Binnenkonturen sind in gleichmäßig dünnem Strich angegeben. Die feinen Linien scheinen abschnittsweise von regelmäßig auftretenden ca. 1-2 mm langen anschwellenden Sequenzen überlagert zu werden, wodurch ein gestrichelt wirkendes Erscheinungsbild entsteht. Außerdem treten vereinzelt Doppelkonturen auf, so zum Beispiel am Kinn, wo sich zwei Linien treffen und am Schnittpunkt um wenige Millimeter überlappen. [2] Zudem zeigt die Überblendung der unterzeichneten Gesichtskonturen mehrerer Exemplare dieses Bildnistyps in absoluter Größe eine hohe Übereinstimmung wesentlicher Linien. [3] Diese Merkmale deuten auf die Verwendung einer Pause hin. [4]

[1] Die Sichtbarkeit der Unterzeichnung dürfte durch eine altersbedingte Transparenzerhöhung des Bleiweißanteils im Inkarnat verstärkt worden sein.

[2] Vergleichbare Phänomene sind auch an [DE_KBSB_B59] (KKL IV.M14a), [DE_KSW_G559] (KKL IV.M3a), [DE_NLMH_PAM973] (KKL IV.M4a), [DE_MHB_1a] (KKL IV.M12a), [DE_SPSG_GKI50476] (KKL IV.M15), [CH_KMBe_592] (KKL IV.M20a) zu beobachten.

[3] Am Objekt durch Umzeichnung nachgewiesen bei KKL IV.M1, IV.M2a, IV.M5a, IV.M12a, IV.M14, IV.M15, IV.M17, IV.M18, IV.M20a. Durch digitale Überblendung geprüft bei KKL IV.M1-IV.M23.

[4] Mechthild Most, Anja Wolf et. al. vermuteten zuletzt die Verwendung einer Griffelpause. Siehe dazu M. Most, A. Wolf et. al., Zur Maltechnik der beiden Cranach und ihrer Werkstatt - Ergebnisse der technologischen Untersuchung der Bildtafeln der Stiftung Preußische Schösser und Gärten, In: Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern, 2009, S. 90-91 und Abb. 4. Vgl. dazu auch die Ausführungen im KKL-Begleitband (in Vorbereitung).

Farbschichten und Metallauflagen

Das Bildnis stand im Rahmen des Forschungsprojektes nicht für eine ausführliche kunsttechnologische Untersuchung der Maltechnik zur Verfügung. [1]

[1] Das Gemälde wurde kürzlich durch die Kolleginnen der SPSG Berlin-Brandenburg kunsttechnologisch untersucht, die Ergebnisse sind im in Kürze erscheinenden Bestandskatalog "Altdeutsche Gemälde" publiziert.

Rahmung

Neuer Rahmen.

[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]

Versionen

Bildträger aus dem selben Baum gefertigt

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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'Martin Luther als Brustbildnis nach rechts', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SPSG_GKI50476/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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