Rundbildnis Martin Luthers

Rundbildnis Martin Luthers

Titel

Rundbildnis Martin Luthers

[KKL 2022]

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

Material / Technik

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

[Klein, Bericht 2020]

Dieses Rundbildnis Luthers gehört zu den heute insgesamt fünf bekannten Tondo-Porträts des Reformators. Die Büste Luthers erscheint formatfüllend vor blauem Grund. Die Gesichtskonturen Luthers entsprechen denen der weiteren Tondi sowie einer Gruppe der 1526 entstandenen kleinen Tafeln im Hochformat.[2] Position und Form des in Orange ausgeführten Schlangensignets sowie die mit

Dieses Rundbildnis Luthers gehört zu den heute insgesamt fünf bekannten Tondo-Porträts des Reformators. Die Büste Luthers erscheint formatfüllend vor blauem Grund. Die Gesichtskonturen Luthers entsprechen denen der weiteren Tondi sowie einer Gruppe der 1526 entstandenen kleinen Tafeln im Hochformat.[2] Position und Form des in Orange ausgeführten Schlangensignets sowie die mit einer z-förmigen „2“ ausgeführte Jahreszahl „1525“ gleichen ebenfalls den anderen Tondi. Unikal ist die darüber angebrachte Inschrift mit der Angabe des Alters Luthers.[3] Die Ausführung der Malerei gleicht in ihrer hohen Qualität und Raffinesse den Werken aus Basel [CH_KMB_177] (III.M1a) und Wolfenbüttel [DE_HABW_B96] (III.M11a). Das weich modellierte Inkarnat wird durch markant gesetzte Details wie Glanzlichter und feine Härchen sowie einzelne farbige Akzente belebt. Während drei der fünf bekannten Tondi mit Pendants der Katharina von Bora als Ehebildnisse ausgewiesen sind,[4] ließ sich für das vorliegende Werk bisher kein Gegenstück ermitteln.

Bildträger ist ein etwa 4 mm starkes Buchenholzbrettchen mit vertikalem Faserverlauf und radialem Brettschnitt mit stehenden Jahrringen. Das Brett stammt aus demselben Stamm wie [DE_LHW_G11] (III.M2a) und weitere Gemälde aus der Werkstatt.[5] Der jüngste Jahrring des Stammes wird in das Jahr 1522 datiert.[6] Bei einer Nutzung des gesamten Stammquerschnitts und einer Mindestlagerzeit von zwei Jahren könnte das Gemälde im Jahr der Eheschließung 1525 entstanden sein.[7]

Der unbemalte Rand der Tafel wurde, wie bei drei der vier Vergleichsexemplare, nachträglich rundum beschnitten.[8] Eine kantenparallele Ritzung in der Grundierung gibt den inneren Rand eines wohl ursprünglich auf die Tafelränder aufgeleimten, aber nicht erhaltenen Rahmenprofils und damit die zu bemalende Fläche vor. Das Doppelbildnis im Kunstmuseum Basel (III.M1) vermittelt einen Eindruck der ursprünglichen gerahmten Erscheinung. Rückseitig trägt die Tafel ein Wachssiegel, dessen Wappen als jenes der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin gedeutet wurde.[9] Seit März 2020 befindet sich die Tafel im Besitz des St. Annen-Museums Lübeck.

Daniel Görres, Wibke Ottweiler


[1] Vgl. Klein 30.11.2020b.

[2] Weitere erhaltene Rundbildnisse sind III.M1a, III.M2a, III.M3a und III.M5. Einzig das Exemplar im Kunstmuseum Basel (III.M1a) weist eine formatkleinere Darstellung auf. In den Gesichtskonturen übereinstimmende Exemplare unter den kleinen Hochformaten sind III.M15a–III.19*. Im Vergleich aller auswertbaren Unterzeichnungen liegt die Annahme nahe, dass für diese Werke (III.M2a–III.5, III.15a–III.19*) die gleiche Pause zur Übertragung der Gesichtsanlage auf den Malgrund verwendet wurde. Vgl. dazu auch die Einleitung zur Bildnisgruppe III.

[3] Die Inschrift zeigt eine andere Farbzusammensetzung als die darunter befindliche Signatur und Jahreszahl, könnte aber schon kurz nach der Entstehung der Tafel aufgebracht worden sein und steht damit einer entstehungszeitlichen Einordnung nicht entgegen.

[4] Die Exemplare in Basel (III.M1) und New York (III.M3) sind mit ihren Pendants überliefert. Eine Zugehörigkeit des Wittenberger Luther-Tondos (III.M2a) zu dem Berliner Rundbildnis der Katharina von Bora (III.M2b) wurde in der Forschungsliteratur schon mehrfach vermutet, vgl. etwa Ausst.-Kat. Wittenberg 1993, S. 232. Diese Vermutung konnte durch die jüngsten Untersuchungen bestätigt werden, vgl. dazu den Katalogeintrag zu III.M2.

[5] Vgl. dazu die [Tabelle] sowie die dendrochronologischen Befunde in Ottweiler, Wibke: Kunsttechnologische Beobachtungen an den frühen Luther-Gemälden aus der Werkstatt Lucas Cranachd. Ä. (in Vorbereitung).

[6] Vgl. Eißing (27.06.2020). Der jüngste datierbare Jahrring der Tafel aus dem Jahr 1447 ist hier nicht aussagekräftig, da es sich um ein äußerst kleines Tafelformat handelt, das aus einem innen liegenden Bereich des Stammes entnommen sein kann.

[7] Vgl. Klein (30.11.2020b).

[8] Vermutlich gab der Verlust des ursprünglich auf den Tafelrand aufgeleimten Zierrahmens den Anlass, den breiten holzsichtigen Rand zu reduzieren. Das einzige im gleichen Tafelformat erhaltene Exemplar (Kunstmuseum Basel, III.M1) weicht in seiner deutlich kleineren Darstellung des Ehepaares und einem veränderten Bildausschnitt von den übrigen Exemplaren ab und kann daher nur eingeschränkt als Größenmaßstab herangezogen werden. Da die bemalte Fläche bei allen Tondi aber etwa denselben Durchmesser aufweist, erscheint ein ähnliches Außenmaß wahrscheinlich.

[9] Vgl. das unveröffentlichte Gutachten Ingo Sandner, Werkakte des St. Annen-Museums Lübeck, ohne Datum.

Quellen / Publikationen:

Ausst.-Kat. Eisenach 2015, Nr. 27; Ausst.-Kat. Lübeck 2021, Nr. 1.

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere

[Ausst.-Kat. Eisenach 2015, S. 97, Nr. 27] [Ausst.-Kat. Lübeck 2021, Nr. 1] [KKL 2022]

Datierung
1525

Datierung

1525

[datiert, KKL 2022]

Maße
Maße Bildträger: 12,5 - 12,6 cm Durchmesser (rundum beschnitten) x 0,4 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 12,5 - 12,6 cm Durchmesser (rundum beschnitten) x 0,4 cm

  • [KKL 2022]

Signatur / Datierung

Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1525“ am linken Bildrand in Orange

Signatur / Datierung

  • Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1525“ am linken Bildrand in Orange

  • [KKL 2022]

Inschriften und Beschriftungen

Inschrift auf der linken Bildseite: "ÆTATIS SV: || 42 . IAR“
[KKL 2022] Rückseite: - Siegel, vermutlich mit …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • Inschrift auf der linken Bildseite: "ÆTATIS SV: || 42 . IAR“

  • [KKL 2022]

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

Eigentümer
Kulturstiftung Hansestadt Lübeck, die Lübecker Museen
Besitzer
St. Annen-Museum, Lübeck
Standort
Lübeck
CDA ID
PRIVATE_NONE-P276
FR (1978) Nr.
FR-none
KKL-Nr.
III.M4, Teil der Bildnisgruppe III
Permalink
https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P276/

Provenienz

Ausstellungen

Lübeck 2021, Nr. 1

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Lübeck 2021 172 001 Fig. p. 172
Herausgeber/inDagmar Täube
TitelLucas Cranach der Ältere und Hans Kemmer. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation [Lübeck, St. Annen-Museum]
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2021
Exhib. Cat. Eisenach 2015 97 No. 27 Fig. p. 97
Herausgeber/inGünter Schuchardt
TitelCranach, Luther und die Bildnisse. Katalog zur Sonderausstellung auf der Wartburg, 2. April bis 19. Juli 2015
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2015
  • Rundbildnis Martin Luthers, 1525

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Kunsttechnologische Untersuchung

2018 - 2021Technologische Untersuchung

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • Infrarotreflektografie
  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie
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Bildträger

Buche. [1] Ein kreisrundes, kernnahes Brett mit vertikalem Faserverlauf und stehenden Jahrringen. Das Brett stammt aus demselben Stamm wie [DE_LHW_G11] (KKL.III.M2a), [DE_KSVC_M417] (KKL IV.M2a) und weitere Gemälde aus der Werkstatt. (Vgl. dazu die Tabelle [Analysis-Dendro-Trunk-B] sowie die unter "Bildträger aus demselben Baum gefertigt" verlinkten Werke) Der jüngste nachweisbare Jahrring des Stammes wird demnach in das Jahr 1522 datiert, während der jüngste datierbare Jahrring der Tafel aus dem Jahr 1447 stammt. [2] Nach Klein nutzte man bei Buchenholz normalerweise den gesamten Querschnitt und entfernte nur die Rinde. Auf dieser Basis könnte das Gemälde bei einer Mindestlagerzeit von zwei Jahren ab 1524 entstanden sein. [3]

Die Rückseite ist sorgfältig geglättet, im Streiflicht markieren sich äußerst feine vertikale Riefen im Abstand von ca. 3 mm, die von der Glättung mit einer Hobelklinge stammen können. Der dunkelbraune Rückseitenanstrich ist vermutlich entstehungszeitlich. [4]

[1] Thomas Eißing, Dendrochronologische Auswertung der CT-Schnittbilder der Gemäldetafel "Cranach Rundbild Luther Private_None_P276", 27.06.2020, [Analysis-report-Dendro-CT].

[2] Da es sich um ein äußerst kleines Tafelformat handelt, ist der jüngste enthaltene Jahrring des Brettes für dessen Datierung nicht aussagekräftig.

[3] Peter Klein, Bericht über die dendrochronologische Untersuchung der Gemäldetafel "Martin Luther" (Lucas Cranach d.Ä.), 30.11.2020, [Analysis-report-Dendro].

[4] Etliche zeitnah entstandene Gemälde aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. sind mit einem vergleichbaren Rückseitenanstrich versehen. Vgl. dazu beispielsweise KKL III.M2a, III.M2b, III.M3a, III.M13a, III.M.6a, III.M.11a, III.M.11b, III.M.12a, III.M.12b, III.M.13b.

Grundierung und Imprimitur

Weiße mitteldicke Grundierung, sorgfältig geglättet, der Tafelrand in einer durchschnittlichen Breite von 10 mm ungrundiert. [1] Zum Tafelrand parallele Ritzlinien in der Grundierung markieren deren äußere Begrenzung. Außerhalb befindliche Bereiche wurden mit einem scharfen Werkzeug entfernt, mit dem auch die umgebende Holzoberfläche kreuzweise eingeschnitten wurde, wohl um die Fläche für die Verleimung eines ursprünglich aufgesetzten Rahmenprofils vorzubereiten. Ähnliche Spuren sind an weiteren Bildnissen mit ursprünglich aufgeleimten Rahmenleisten zu beobachten. [2]

Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur. In der Röntgenfluoreszenz-Analyse nachgewiesene Bleianteile mögen auf die unmittelbar an den Messpunkt angrenzende Hintergrundfarbe zurückzuführen sein, die mit Bleiweiß ausgemischt ist. [3]

[1] Da die Tafel vermutlich nachträglich umlaufend beschnitten wurde, war die ungrundierte Fläche ursprünglich wahrscheinlich entsprechend breiter.

[2] Vgl. [DE_WSE_M0064] (III.M12b), [DE_WSE_M0065] (III.M12a), [PRIVATE_NONE-P333] (KKL III.M16a), [PRIVATE_NONE-P475] (KKL III.M16b),

[DE_KSVC_M161], [US_MMANY_1982-60-48].

[3] Siehe RFA-Messergebnisse, [Analysis-report-XRF].

Unterzeichnung

Eine Unterzeichnung ist weder im Infrarotreflektogramm noch mit bloßem Auge nachweisbar.

Farbschichten und Metallauflagen

Die einzelnen Farbflächen sind mit geringer Überlappung nebeneinander gesetzt. Zuerst erfolgte die flächige Anlage des Kopfes, im Inkarnat mit einem hellen warm-rosafarbigem Grundton, im Haar mit einem rötlichen Braunton, der mit breitem Pinsel auf die Grundierung aufgetragen ist. Der streifig lasierende Auftrag mildert die reflektierende Wirkung der weißen Grundierung unterschiedlich stark, was dem darauf folgenden Farbauftrag Lebendigkeit verleiht. Im Inkarnat folgt dann die Modellierung durch unterschiedliche Ausmischung der Inkarnatfarbe mit Weiß (Bleiweiß?), Rot (Zinnober?) und Blau (Azurit?) (Abb. Detail-015 bis -017)und den Auftrag von Schattenlasuren, die mit einem groben schwarzen Pigment (Pflanzenschwarz?) und einem splittrigen glasig braunen Farbmittel [1] ausgemischt sind (Abb. Detail-012, -013, -018, -019). [2] Mit der gleichen braun-grauen Lasur werden auch Falten und Außen- wie Binnenkonturen angegeben sowie der Lippenspalt unterlegt. Anschließend folgt die Ausarbeitung des Inkarnats mit der Angabe von Augen und Mund sowie die weitere Ausmodellierung mit Lasuren und opak aufgesetzten Höhen. Die Augen werden unter Einbezug des Inkarnatgrundtons aufgebaut, wobei zunächst die Iriden mit einem halbtransparenten Mittelbraun angelegt und schwarzbraun konturiert sind (Abb. Detail-007 und -008). Derselbe Ton markiert Pupillen und oberen Lidstrich. Auf locker gesetzte hellrote Akzente in den Augenwinkeln folgte das pastos aufgesetzte Weiß für die Augäpfel (Abb. Detail -010 und -011). Hier lässt sich die zügige Malweise besonders gut nachvollziehen, da die einzelnen Farben nass in nass aufeinander gesetzt werden und sich dabei teilweise mischen. Plastizität schaffen locker gesetzte Pinselstriche in Hellrosa und Orange auf Lidern und im inneren Augenwinkel des linken Auges (Abb. Detail-001). Abschließend folgt die Angabe der Wimpern und Augenbrauen in Dunkelbraun. Der Mund ist über dem bereits dunkel verschatteten Lippenspalt zunächst mit Hellrot angelegt, die dunklere Oberlippe danach nass in nass mit kühlerem, kräftigerem Rot pastos übergangen und die Unterlippe mit Hellrosa gehöht (Abb. Detail-003). Abschließend wird der Lippenspalt schwungvoll dunkelbraun betont.

Anschließend folgt die Gestaltung des Hintergrundes, der mit lockerem Pinselstrich und markantem Duktus relativ pastos aufgetragen ist (Abb. Detail-025). Der Pinsel folgt dabei den Konturen des Gesichts und überdeckt diese geringfügig (Abb. Detail-023 und -024). Die Farbe besteht aus einem sehr fein vermahlenen Blaupigment, das mit einem gröberen Weißpigment ausgemischt ist. (Abb. Detail-025 und -026) [3] Im Randbereich liegt dieses auf einer transluzenten braunen Schicht (Abb. Detail-036 und -037). Möglicherweise handelt es sich dabei um eine vor der Malerei aufgebrachte Konturlinie zur Markierung der Malfläche. [4]

Das schwarze Gewand ist nass ins nass mit Schwarz und Grau modelliert. Die Konturen sind zumindest partiell anschließend mit Schwarz nachgezogen. Abschließend ist der Kragenrand hellgrau gehöht (Abb. Detail-005). [5]

Auf dem streifig aufgebrachten, rot-braunen Grundton des Haars werden Strähnen und einzelne Härchen in Mittelbraun, Dunkelbraun, und zuletzt in einem hellen Ockerton angegeben (Abb. Detail-004). Vermutlich abschließend folgen Signatur und Jahreszahl (Abb. Detail-027 - 031) in Hellorange. Die pastose, blasig wirkende Farbe zeigt bei mikroskopischer Betrachtung charakteristische runde "Krater" in der Oberfläche, ein Phänomen, das auch bei anderen Bildnissen mit orange- oder gelbfarbigen Signaturen zu beobachten ist. [6] Die in der Gruppe der Luther-Tondi einzigartige Inschrift zeigt eine abweichende Farbzusammensetzung als die darunter befindliche Signatur und Jahreszahl, was einer entstehungszeitlichen Einordnung aber nicht entgegen steht (Abb. Detail-032 – Detail-035).

[1] Es könnte sich dabei um das von Lucas Cranach d. Ä. nachweislich als "kesselpraun" erworbene Farbmittel handeln. Vgl. dazu die Ausführungen bei Gunnar Heydenreich, Lucas Cranach the Elder - Painting materials, techniques and workshop practice, Amsterdam (2007), 159 - 161.

[2] Vgl. dazu die Messergebnisse der Röntgenfluoreszenz-Analyse, [Analysis-report-XRF].

[3] wie Anm. 2.

[4] Mikroskopisch sind in dieser offenbar stark bindemittelreichen Schicht zwar keine Pigmentkörner oder farbgebenden Bestandteile erkennbar, eine gewisse Färbung ist jedoch anzunehmen. Möglicherweise handelt es sich dabei um ein Harz mit natürlicher Eigenfarbe. Auffällig ist die Ausbildung einer wabenartigen Struktur (Abb. Detail-037).

[5] Die wesentlichen Charakteristika dieser Farbe sind eine sehr hohe Deckkraft bei äußerst dünnem Farbauftrag und ein schlechter Malfluss. Dieser zeigt sich an „ausgefransten“ Pinselstrichen, und ist in den damit gemalten, ungelenk wirkenden Signaturen und Jahreszahlen besonders auffällig. Der mikroskopischen Beurteilung nach ist an allen untersuchten Lutherbildnissen der Cranach-Werkstatt für die schwarzen Bildbereiche (Gewänder, Barett, schwarze Signaturen) ausnahmslos dieses Farbmittel verwendet worden. Für Schattierungen in den Inkarnaten dagegen wurde stets ein anderes Schwarz mit gegensätzlichen Maleigenschaften (geringe Deckkraft, guter Malfluss) eingesetzt.

[6] Hierbei könnte es sich um sog. Protrusionen handeln, ein Schadensphänomen, ausgelöst durch Bleiseifen, die Aggregate in der Malschicht bilden, sich ausdehnen, an die Oberfläche wandern und diese aufbrechen. Je nach Fortschritt des Protrusionsprozesses sind die betroffenen Farboberflächen vermehrt mit weißlichen vergleichsweiße groben Partikeln durchsetzt und / oder durch Krater zerklüftet.

Rahmung

Originaler Rahmen nicht erhalten. Wahrscheinlich war ursprünglich eine vergoldete Zierleiste aufgesetzt.

[1] Vgl. dazu [CH_KMB_177] (KKL III.M1a) und [CH_KMB_177a] (KKL III.M1b).

[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]

Erhaltungszustand

Datum2018 - 2021

Insgesamt sehr guter Erhaltungszustand der Gemäldetafel. Geringfügige (womöglich nur partielle) Beschneidung des Formats, wohl nachdem der ehemals aufgeleimte Zierrahmen bereits fehlte. Dabei auch partiell minimale Abschrägung der hinteren Kanten. Ein durchgehendes Loch (Durchmesser ca. 2 mm) im unteren Tafelrand (rechts der Mitte); ein weiteres nicht durchgängiges Loch ähnlicher Größe vorderseitig im Tafelrand (oben, links der Mitte). Papierbeklebungen auf den Außenkanten unter dem nicht originalen schwarzen Randanstrich.

Feines Sprungnetz mit vertikaler Ausrichtung (parallel zur Faserrichtung). Mäßige Verputzung der zuoberst aufliegende n Haarlocken, besonders im Bereich des Hintergrundes, wohl durch eine frühere Firnisabnahme und Reinigung. Dadurch wirkt der Kopf insgesamt schmaler und am Scheitel ungewöhnlich scharf begrenzt, während das Haar weniger lebendig erscheint als bei anderen Exemplaren dieses Bildtypus. In dem recht jungen, dick aufgetragenen Firnis finden sich etliche kleinere Fusseln. Wenige Reste einer grünen, glänzend halbtransparenten Farbe auf den Grundierungsrändern außerhalb der Malfläche. Ehemals vorhandene blaue und schwarze Übermalungen der Randbereiche [1] wurden 2014 bei einer Restaurierung entfernt.

[1] Vgl. Abb. des Zustandes vor dem jüngsten Eingriff im Jahr 2014: PRIVATE_NONE-P276_FR-none_2011_Overall-001.

  • untersucht von Wibke Ottweiler

Restaurierungsgeschichte

Datum2014 -

Übermalungen in den Randbereichen entfernt

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Rundbildnis Martin Luthers', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P276/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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'Rundbildnis Martin Luthers', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P276/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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