Dieses Rundbildnis Luthers gehört zu den heute insgesamt fünf bekannten Tondo-Porträts des Reformators. Die Büste Luthers erscheint formatfüllend vor blauem Grund. Die Gesichtskonturen Luthers entsprechen denen der weiteren Tondi sowie einer Gruppe der 1526 entstandenen kleinen Tafeln im Hochformat.[2] Position und Form des in Orange ausgeführten Schlangensignets sowie die mit
Dieses Rundbildnis Luthers gehört zu den heute insgesamt fünf bekannten Tondo-Porträts des Reformators. Die Büste Luthers erscheint formatfüllend vor blauem Grund. Die Gesichtskonturen Luthers entsprechen denen der weiteren Tondi sowie einer Gruppe der 1526 entstandenen kleinen Tafeln im Hochformat.[2] Position und Form des in Orange ausgeführten Schlangensignets sowie die mit einer z-förmigen „2“ ausgeführte Jahreszahl „1525“ gleichen ebenfalls den anderen Tondi. Unikal ist die darüber angebrachte Inschrift mit der Angabe des Alters Luthers.[3] Die Ausführung der Malerei gleicht in ihrer hohen Qualität und Raffinesse den Werken aus Basel CH_KMB_177 (III.M1a) und Wolfenbüttel DE_HABW_B96 (III.M11a). Das weich modellierte Inkarnat wird durch markant gesetzte Details wie Glanzlichter und feine Härchen sowie einzelne farbige Akzente belebt. Während drei der fünf bekannten Tondi mit Pendants der Katharina von Bora als Ehebildnisse ausgewiesen sind,[4] ließ sich für das vorliegende Werk bisher kein Gegenstück ermitteln.
Bildträger ist ein etwa 4 mm starkes Buchenholzbrettchen mit vertikalem Faserverlauf und radialem Brettschnitt mit stehenden Jahrringen. Das Brett stammt aus demselben Stamm wie DE_LHW_G11 (III.M2a) und weitere Gemälde aus der Werkstatt.[5] Der jüngste Jahrring des Stammes wird in das Jahr 1522 datiert.[6] Bei einer Nutzung des gesamten Stammquerschnitts und einer Mindestlagerzeit von zwei Jahren könnte das Gemälde im Jahr der Eheschließung 1525 entstanden sein.[7]
Der unbemalte Rand der Tafel wurde, wie bei drei der vier Vergleichsexemplare, nachträglich rundum beschnitten.[8] Eine kantenparallele Ritzung in der Grundierung gibt den inneren Rand eines wohl ursprünglich auf die Tafelränder aufgeleimten, aber nicht erhaltenen Rahmenprofils und damit die zu bemalende Fläche vor. Das Doppelbildnis im Kunstmuseum Basel (III.M1) vermittelt einen Eindruck der ursprünglichen gerahmten Erscheinung. Rückseitig trägt die Tafel ein Wachssiegel, dessen Wappen als jenes der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin gedeutet wurde.[9] Seit März 2020 befindet sich die Tafel im Besitz des St. Annen-Museums Lübeck.
Daniel Görres, Wibke Ottweiler
[1] Vgl. Klein 30.11.2020b.
[2] Weitere erhaltene Rundbildnisse sind III.M1a, III.M2a, III.M3a und III.M5. Einzig das Exemplar im Kunstmuseum Basel (III.M1a) weist eine formatkleinere Darstellung auf. In den Gesichtskonturen übereinstimmende Exemplare unter den kleinen Hochformaten sind III.M15a–III.19*. Im Vergleich aller auswertbaren Unterzeichnungen liegt die Annahme nahe, dass für diese Werke (III.M2a–III.5, III.15a–III.19*) die gleiche Pause zur Übertragung der Gesichtsanlage auf den Malgrund verwendet wurde. Vgl. dazu auch die Einleitung zur Bildnisgruppe III.
[3] Die Inschrift zeigt eine andere Farbzusammensetzung als die darunter befindliche Signatur und Jahreszahl, könnte aber schon kurz nach der Entstehung der Tafel aufgebracht worden sein und steht damit einer entstehungszeitlichen Einordnung nicht entgegen.
[4] Die Exemplare in Basel (III.M1) und New York (III.M3) sind mit ihren Pendants überliefert. Eine Zugehörigkeit des Wittenberger Luther-Tondos (III.M2a) zu dem Berliner Rundbildnis der Katharina von Bora (III.M2b) wurde in der Forschungsliteratur schon mehrfach vermutet, vgl. etwa Ausst.-Kat. Wittenberg 1993, S. 232. Diese Vermutung konnte durch die jüngsten Untersuchungen bestätigt werden, vgl. dazu den Katalogeintrag zu III.M2.
[5] Vgl. dazu die Tabelle sowie die dendrochronologischen Befunde in Ottweiler, Wibke: Kunsttechnologische Beobachtungen an den frühen Luther-Gemälden aus der Werkstatt Lucas Cranachd. Ä. (in Vorbereitung).
[6] Vgl. Eißing (27.06.2020). Der jüngste datierbare Jahrring der Tafel aus dem Jahr 1447 ist hier nicht aussagekräftig, da es sich um ein äußerst kleines Tafelformat handelt, das aus einem innen liegenden Bereich des Stammes entnommen sein kann.
[7] Vgl. Klein (30.11.2020b).
[8] Vermutlich gab der Verlust des ursprünglich auf den Tafelrand aufgeleimten Zierrahmens den Anlass, den breiten holzsichtigen Rand zu reduzieren. Das einzige im gleichen Tafelformat erhaltene Exemplar (Kunstmuseum Basel, III.M1) weicht in seiner deutlich kleineren Darstellung des Ehepaares und einem veränderten Bildausschnitt von den übrigen Exemplaren ab und kann daher nur eingeschränkt als Größenmaßstab herangezogen werden. Da die bemalte Fläche bei allen Tondi aber etwa denselben Durchmesser aufweist, erscheint ein ähnliches Außenmaß wahrscheinlich.
[9] Vgl. das unveröffentlichte Gutachten Ingo Sandner, Werkakte des St. Annen-Museums Lübeck, ohne Datum.
Quellen / Publikationen:
Ausst.-Kat. Eisenach 2015, Nr. 27; Ausst.-Kat. Lübeck 2021, Nr. 1.
- Zuschreibung
- Lucas Cranach der Ältere
Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere | [Ausst.-Kat. Eisenach 2015, S. 97, Nr. 27] [Ausst.-Kat. Lübeck 2021, Nr. 1] [KKL 2022] |
- Datierung
- 1525
Datierung
1525 | [datiert, KKL 2022] |
- Maße
- Maße Bildträger: 12,5 - 12,6 cm Durchmesser (rundum beschnitten) x 0,4 cm
Maße
Maße Bildträger: 12,5 - 12,6 cm Durchmesser (rundum beschnitten) x 0,4 cm
[KKL 2022]
- Signatur / Datierung
- Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1525“ am linken Bildrand in Orange
Signatur / Datierung
Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1525“ am linken Bildrand in Orange
[KKL 2022]
- Inschriften und Beschriftungen
- Inschrift auf der linken Bildseite: "ÆTATIS SV: || 42 . IAR“ Rückseite: - Siegel, vermutlich mit Wappen der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin (https://www.senger-bamberg.de/media-files/mediaitems/files/senger_tefaf2012.pdf)
Inschriften und Beschriftungen
Inschriften, Wappen:
- Inschrift auf der linken Bildseite: "ÆTATIS SV: || 42 . IAR“
- [KKL 2022]
Stempel, Siegel, Beschriftungen:
- Rückseite: - Siegel, vermutlich mit Wappen der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin
- [Senger online database, accessed 20-03-2019](https://www.senger-bamberg.de/media-files/mediaitems/files/senger_tefaf2012.pdf)
- Eigentümer
- Kulturstiftung Hansestadt Lübeck, die Lübecker Museen
- Besitzer
- St. Annen-Museum, Lübeck
- Standort
- Lübeck
- CDA ID
- PRIVATE_NONE-P276
- FR (1978) Nr.
- FR-none
- KKL-Nr.
- III.M4, Teil der Bildnisgruppe III
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P276/