Herkules bei Omphale

Herkules bei Omphale

Titel

Herkules bei Omphale

[Stiftung Schloss Friedenstein, revised 2011]

Allegorische Darstellung des Herkules mit der Omphale und mehreren lydischen Mädchen

[Verzeichnis 1826, fol. 72, No. 160][1] [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 24]

Malerei auf Buchenholz

Material / Technik

Malerei auf Buchenholz

[Exhib. Cat. Gotha 1994, 24, 214]
[Klein, Bericht 1994]

Cranachs kleinformatiges Täfelchen verbildlicht eine Episode des Herkules-Mythos: Als Sühne für eine Mordtat trat der griechische Held als Sklave in den Dienst der lydischen Königin Omphale, deren Geliebter er schließlich wurde. Aus Liebe zu ihr ließ Herkules sich in der Folge dazu erniedrigen, Frauenkleider zu tragen und weibliche Arbeiten wie

Cranachs kleinformatiges Täfelchen verbildlicht eine Episode des Herkules-Mythos: Als Sühne für eine Mordtat trat der griechische Held als Sklave in den Dienst der lydischen Königin Omphale, deren Geliebter er schließlich wurde. Aus Liebe zu ihr ließ Herkules sich in der Folge dazu erniedrigen, Frauenkleider zu tragen und weibliche Arbeiten wie das Spinnen von Wolle zu verrichten, während er Löwenfell und Keule der Omphale überließ.[1]

Entsprechend zeigt Cranach Herkules in Gesellschaft von Omphales Dienerinnen, die ihm soeben eine Frauenhaube anlegen. Der Held wird beim Spinnen eines Wollfadens gezeigt, der in diagonaler Linie zwischen seinen Händen gespannt ist und den ihm eine weitere Hofdame vom Spinnrocken zu seiner Linken zuführt. Der Blick des Herkules, der dem Ursprung des Fadens zu folgen scheint, leitet über zu der Dienerin, die ihre Augen wiederum auf den Betrachter richtet und diesen somit in das Bildgeschehen einbezieht. Nicht zufällig befindet sich unterhalb der Szene eine lateinische Inschrift, die das Geschehen kommentiert und deren Übersetzung lautet: 'Den Händen des Herkules teilen die lydischen Mädchen Arbeit zu; die Herrschaft seiner Herrin erduldet jener Göttliche. So ergreift verderbliche Wollust mächtige Geister, und selbst die tüchtigsten Gemüter werden von der weichen Liebe entkräftet.' [2]

[1] Bischoff 1998, 154 f.

[2] Zitiert nach Exhib. Cat. Basel 1974, 574

[Julia Carrasco, in Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015, 216]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere

[Exhib. Cat. Gotha 2015, No. 63]
[Exhib. Cat. Hamburg 2003, No. 74]
[Exhib. Cat. Gotha 1994, 24]

Datierung
um 1537

Datierung

um 1537

[Exhib. Cat. Gotha 2015, No. 63]
[Exhib. Cat. Hamburg 2003, No. 74]
[Schade 1974, Fig. 175]

Maße
Maße Bildträger: 14,4 x 19,2 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 14,4 x 19,2 cm

  • [Exhib. Cat. Gotha 1994, 24]

Signatur / Datierung

Bezeichnet in der rechten oberen Ecke: nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit aufstehenden[?] Flügeln (undeutlich); mit weißer Farbe gemalt

Signatur / Datierung

  • Bezeichnet in der rechten oberen Ecke: nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit aufstehenden[?] Flügeln (undeutlich); mit weißer Farbe gemalt

Inschriften und Beschriftungen
  • Rechts unten, lateinischer Vierzeiler: "HERCVLEIS MANIBVS DANT LYDAE PENSA PVELLAE/ IMPERIVM DOMINAE FERT DEVS ILLE SVAE/ SIC CAPIT INGENTES …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

    • Rechts unten, lateinischer Vierzeiler:
  • "HERCVLEIS MANIBVS DANT LYDAE PENSA PVELLAE/ IMPERIVM DOMINAE FERT DEVS ILLE SVAE/ SIC CAPIT INGENTES ANIMOS DAMNOS VOLVPTAS/ FORTIAQVE ENERVAT PECTORA MOLLIS AMOR"

Eigentümer
Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha
Besitzer
Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha
Standort
Gotha
CDA ID
DE_SMG_SG7
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_SMG_SG7/

Provenienz

  • in Schloss Gotha seit 1764, [Inventar 1764, fol. 195, No. 93][1]
    [1][Exhib. Cat. Gotha 1994, 24]

Ausstellungen

Gotha 1994
Gotha 2001, Nr. 1.12
Hamburg 2003, Nr. 74
Gotha/Kassel 2015, Nr. 63

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Dohe 2015 48
Autor/inSebastian Dohe
TitelAemulatio, Anspruch und Austausch. Cranachs Kunst im höfischen Dienst
Veröffentlichungin Julia Carrasco, Justus Lange, Benjamin D. Spira, Timo Trümper, Stiftung Schloss Friedenstein Gotha and Museumslandschaft Hessen Kassel, eds., Bild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation, [Exhib. Cat. Gotha, Kassel]
Ort der VeröffentlichungHeidelberg
Jahr der Veröffentlichung2015
Seiten43-50
Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015 216, 217 63 Pl. p. 217
Herausgeber/inJulia Carrasco, Justus Lange, Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha, Benjamin D. Spira, Timo Trümper
TitelBild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation, [Gotha, Herzogliches Museum; Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister, Schloss Wilhelmshöhe]
Ort der VeröffentlichungHeidelberg
Jahr der Veröffentlichung2015
Waterman 2015 284, Fn. 17; 286
Autor/inJoshua P. Waterman
TitelThe Artistic Emergence of Lucas Cranach the Younger
Veröffentlichungin Elke A. Werner, Anne Eusterschulte, Gunnar Heydenreich, eds., Lucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2015
Seiten280-289
Exhib. Cat. Hamburg 2003 77, 181 074 Pl. 74
Herausgeber/inBucerius Kunst Forum, Werner Schade
TitelLucas Cranach. Glaube, Mythologie und Moderne [Bucerius Kunst Forum, Hamburg]
Ort der VeröffentlichungOstfildern-Ruit
Jahr der Veröffentlichung2003
Exhib. Cat. Gotha 2001 1.12
Herausgeber/inGotha Kultur, Allmuth Schuttwolf
TitelErnst der Fromme (1601-1675), Bauherr und Sammler. Katalog zum 400. Geburtstag Herzog Ernsts I. von Sachsen-Gotha und Altenburg
Ort der VeröffentlichungGotha
Jahr der Veröffentlichung2001
Möller 1999 86-92
Autor/inAngela Möller
TitelRestaurierung des Tafelbildes "Herkules bei Omphale", um 1537, von Lucas Cranach dem Älteren
ZeitschriftBeiträge zur Erhaltung von Kunstwerken
Jahrgang8
Jahr der Veröffentlichung1999
Seiten86-92
Exhib. Cat. Gotha 1994 24
Herausgeber/inStiftung Schloss Friedenstein, Gotha
TitelGotteswort und Menschenbild. Werke von Cranach und seinen Zeitgenossen
Ort der VeröffentlichungGotha
Jahr der Veröffentlichung1994
Klein 1994 B 214
Autor/inPeter Klein
TitelHolzartenbestimmung und dendrochronologische Analyse an Gemäldetafeln von Lucas Cranach d.Ä. und seiner Werkstatt
VeröffentlichungAllmuth Schuttwolf, ed., Gotteswort und Menschenbild. Werke von Cranach und seinen Zeitgenossen, Exhib. Cat. Gotha
Ort der VeröffentlichungGotha
Jahr der Veröffentlichung1994
Seiten210-219
Schade, Schuttwolf 1994 24, 25, 38 1.6 Fig. p. 24, Pl. p. 38
Autor/inWerner Schade, Allmuth Schuttwolf
TitelMalerei und Plastik
Veröffentlichungin Allmuth Schuttwolf, ed., Gotteswort und Menschenbild. Werke von Cranach und seinen Zeitgenossen, Exhib. Cat. Gotha
Ort der VeröffentlichungGotha
Jahr der Veröffentlichung1994
Seiten15-94
Schade 1974 Fig. 175
Autor/inWerner Schade
TitelDie Malerfamilie Cranach
Ort der VeröffentlichungDresden
Jahr der Veröffentlichung1974
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schade1974
Parthey 1863-1864 699 (Bd. 1) No. 14
Autor/inGustav Parthey
TitelDeutscher Bildersaal. Verzeichnis der in Deutschland vorhandenen Oelbilder verstorbener Maler aller Schulen
Band1, 2
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1864

Forschungsgeschichte / Diskussion

War die Geschichte von Herkules und Omphale in der bildenden Kunst vowiegend in Form von Paardarstellungen bekannt, u. a. von Hans Baldung Grien und Niklaus Manuel Deutsch, so stellt der Typus der Gothaer Darstellung eine eigene Bilderfindung Cranachs dar, die weder Vorläufer noch Nachfolger besaß und in der Werkstatt des Künstlers von ca. 1531 bis 1537 in mindestens einem Dutzend Varianten realisiert wurde. [1] Cranachs Bildversionen, unter denen das Gothaer Kleinformat eine singuläre Ausnahme bildet, variieren zwischen zwei bis vier weiblichen Figuren um Herkules, wobei das Anlegen der Haube, das Spannen des Garns und der Spinnrocken ebenso wiederkehrende Bildelemente darstellen wie die teils leicht modifizierte Inschrift, die hier vor einer hellen Fläche platziert ist. [2] Figurenanzahl, Aufbau und Gestik des Bildes stehen der Braunschweiger Tafel sowie der Berliner Federzeichnung nahe und wurden ebenfalls als vorbildhaft für die Kopenhagener Version gewertet.[3]

Dank seiner Tugenden und Heldentaten galt Herkules auch als Ideal des Herrschers: In seiner Auslegung des 101. Psalms, die Johann Friedrich dem Großmütigen gewidmet war, verwendete Martin Luther den 'Weibermachtstopos' von Herkules und Omphale nach antikem Vorbild als Exempel für die Gefahren von Schmeichelei und Betrug am Furstenhof, denen sich der Regent zu erwehren habe. [4] Wiederholt findet sich denn auch das Bildthema im höfischen Kontext belegt: So ist es 1513 unter den Weibermachtsbildern im Torgauer Hochzeitsgemach Johanns des Beständigen nachgewiesen, während die Kopenhagener Tafel aus dem Besitz Albrecht von Brandenburgs stammt.[5] Vor diesem Hintergrund entfaltet das Sujet - zumal im Kontext des reformatorisch gesinnten sächsischen Hofes - zwei Ebenen: Zum einen die Warnung vor der Macht der Frauen, zum anderen die Mahnung zur politischen Besonnenheit.

[1] Allgemein Smith 1995

[2] Exhib. Cat. Basel 1974, 575; Baumbach 2006, 391 f. (Anhang). Zur Ikonografie allgemein Bischoff 1998, zu Cranachs Bildinventionen Koepplin 2003.

[3] Friedländer, Rosenberg 1979, Nos. 272-275

[4] Ebenda sowie Exhib. Cat. Hamburg 2003, 76, Abb. 75 und 181, Nr. 76

[5] Exhib. Cat. Gotha 1994, 24 f.; Bischoff 1998, 164 f.; Wiemers 2002, 228-230; Baumbach 2006, 384-387

[6] Exhib. Cat. Basel 1974, 574-576, Exhib. Cat. Hamburg 2003, 181; Baumbach 2006, 370-384

[Julia Carrasco, in Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015, 216]

  • Herkules bei Omphale, um 1537

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Kunsttechnologische Untersuchung

08.04.2013Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie

Bildträger

Holzartenbestimmung: Buche

[Klein Bericht, 08.04.2013]

  • analysiert von Peter Klein

04. 2010Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr

Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

Zeichengerät/Material:

- flüssiges, schwarzes Zeichenmedium, Spitzpinsel

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung

- dünne Linien

Funktion:

- verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen und Binnenformen angegeben; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Werkstatt

[Smith, Sandner, Heydenreich, cda 2012]

  • fotografiert von Gunnar Heydenreich
  • fotografiert von Ingo Sandner

1999Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Probenentnahme / Querschliff(e)
  • Instrumentelle Materialanalyse

Pigment- und Bindemittelanalysen: Forschungsingenieurin Maria Schramm und Prof. Dr. Peter Schramm, Hochschule für Bildende Künste, Dresden (siehe Seite 3, Restaurierungsdokumentation 1999-2001, Angela Möller)

  • untersucht von Maria Schramm
  • untersucht von Hans-Peter Schramm

17.03.1994Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie

Bildträger

Holzartenbestimmung: Buche

Jüngster Jahrring: 1522

[Klein Bericht, 17.03.1994]

  • analysiert von Peter Klein

1966Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Röntgengrobstrukturanalyse

Röntgenbefund:

Leinwandfäden: 12 senkrecht, 11 waagerecht. Das Bleiweißskelett ist nur schwach erkennbar. Zartes Krakelee. Gundierung relativ kräftig, z.T. zwischen die Fäden eingedrungen (schlechte Vorleimung). Kreidehaltige Kittmasse am linken Bildrand. Mehrere Farbausbrüche an den Rändern. Die Leinwand ist etwas schräg zugeschnitten. Das schwache Bleiweißskelett und die wenig sorgfältige Bearbeitung sprechen für Nachahmer der Cranach-Schule.

Martin Meier-Siem, Hamburg 1966

[Exhib. Cat. Gotha 1994, 24]

[siehe auch Restaurierungsbericht 1999/2001, Angela Möller, für andere Auswertung]

  • untersucht von Martin Meier-Siems

Restaurierungsgeschichte

Datum1999 - 2001

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(siehe Scan)

(siehe Scan)

  • restauriert von Angela Möller

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Herkules bei Omphale', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SMG_SG7/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Herkules bei Omphale', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SMG_SG7/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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