Das Gemälde zeigt Luther in schwarzer Schaube, ein schwarzes Barett bedeckt das braune Haar, das von grauen Strähnen durchzogen ist. Sein Blick geht zur Seite. Mit der Porträtstudie aus Thornhill (V.Z1) und dem Bad Windsheimer Tüchleingemälde (V.M1) steht dieses Tafelgemälde am Beginn einer Reihe von Bildnissen, die Luther als etwas
Das Gemälde zeigt Luther in schwarzer Schaube, ein schwarzes Barett bedeckt das braune Haar, das von grauen Strähnen durchzogen ist. Sein Blick geht zur Seite. Mit der Porträtstudie aus Thornhill (V.Z1) und dem Bad Windsheimer Tüchleingemälde (V.M1) steht dieses Tafelgemälde am Beginn einer Reihe von Bildnissen, die Luther als etwas gealterten, aber umso energischer wirkenden Mann in Szene setzen.
Der Bildträger besteht aus zwei recht schmalen, hochrechteckigen Buchenholzbrettern mit vertikal verlaufender Maserung.[2] Die mittlere Fuge wurde auf der Rückseite (und dem Röntgenbild nach zu urteilen auch vorderseitig) mit Fasermaterial kaschiert, ein für die Cranach-Werkstatt übliches Vorgehen.[3] In der Röntgenaufnahme hell erscheinende horizontale Streifen wurden anhand des optischen Befunds als quer zur Maserung aufgetragene Bleiweiß-Imprimitur interpretiert. Die Infrarotreflektographie konnte keine eindeutigen Befunde für eine Unterzeichnung erbringen. Bei der mikroskopischen Untersuchung der Oberfläche wurden aber dunkle Linien entlang der Konturen sowie Kreuzschraffuren im Bereich zwischen den Lippen festgestellt.[4]
Die Gesichtskonturen stimmen in Größe und Verlauf mit den anderen Exemplaren dieser Bildnisgruppe weitgehend überein.[5] Zugrunde liegen dürfte die Bildnisstudie V.Z1, auf die neben den im KKL behandelten Werken auch die Brustbildnisse in Kopenhagen[6] und in Privatbesitz[7] zurückgehen. Beide trägen die Datierung „1532”. Der gleichen Gruppe zuzurechnen ist ein weiteres Luther-Bildnis aus Privatbesitz,[8] das als Pendant eines auf 1533 datierten Melanchthon-Bildnisses nachgewiesen ist.[9]
Das vorliegende Bildnis ist nicht datiert und kann damit ab 1530 in unmittelbarer Nachfolge der Bildnisstudie entstanden sein. Ein Bildnis dieser Art muss als Vorlage für den Hans Brosamer zugeschriebenen und 1530 datierten Holzschnitt (V.D1) gedient haben.[10]
Eine Zuschreibung an die Werkstatt Lucas Cranach d. Ä., wie von Ainsworth vorgenommen, erscheint auf der Grundlage des zur Verfügung stehenden Materials unzweifelhaft.[11]
Daniel Görres, Wibke Ottweiler
[1] Vgl. Ainsworth / Waterman 2013, Nr. 18.
[2] Die im folgenden aufgeführten Befunde basieren auf einer Untersuchung des Gemäldes durch das Metropolitan Museum, New York, im Jahr 2011 (vgl. Ainsworth / Waterman 2013, Nr. 18) sowie auf der Auswertung des vorhandenen Bildmaterials (vgl. Cranach Digital Archive: https://lucascranach.org/de/US_MMANY_55-220-2).
[3] Im Untersuchungsbestand des KKL dokumentiert bei IV.M20, IV.M23, IV.M24 und IV.M-Sup01.
[4] Vgl. Ainsworth / Waterman 2013, Nr. 18.
[5] Die hohe Übereinstimmung der Gesichtskonturen mit der Porträtstudie V.Z1, dem Tüchleingemälde V.M1 sowie dem Tafelgemälde in Kopenhagen (Cranach Digital Archive: https://lucascranach.org/de/DK_SMK_KMSsp720) spricht dafür, dass von der Porträtstudie eine Pausvorlage angefertigt und für die Ausführung der Gemälde verwendet worden sein könnte. Geringste Abweichungen deuten darauf hin, dass diese gegenüber der zugrunde liegenden Studie geringfügig modifiziert worden sein könnte. Vgl. dazu auch den Katalogtext zu V.Z1. Maryan Ainsworth sei für den Abgleich der Gesichtskonturen des Gemäldes und der Konturumzeichnung der Bildnisstudie V.Z1 herzlich gedankt.
[6] Vgl. https://lucascranach.org/de/DK_SMK_KMSsp720.
[7] Ehemals Sammlung Mertens, Rhöndorf, zur Mitte der 1970er Jahre in der Brod Gallery, New York, angeboten. Vgl. https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P478.
[8] 1901 letztmals auf dem Kunstmarkt. Vgl. https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P408.
[9] Weiterhin ist ein 1532 datiertes Gemälde in Marburg, Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Inv.-Nr. 18.100 zu nennen, bei dem es sich aber wahrscheinlich um eine Kopie handelt sowie ein Luther-Melanchthon-Doppelbildnis der Gemäldegalerie Berlin, das laut dendrochronologischer Analyse nicht vor 1531 entstanden sein kann, (Inv.-Nrn. 617 und 619). Vgl. https://lucascranach.org/de/DE_smbGG_617 und und https://lucascranach.org/de/DE_smbGG_619.
[10] Vgl. hierzu den einführenden Text zur Bildnisgruppe V sowie den Katalogtext zu V.D1.
[11] Vgl. Ainsworth / Waterman 2013, Nr. 18.
Quellen / Publikationen:
Anonym 1928, S. 1, 5; Friedländer / Rosenberg 1932, Nr. 252k; Kuhn 1936, Nr. 143; Friedländer / Rosenberg 1979, Nr. 314F; Baetjer 1980, S. 37; Snyder 1987, S. 106; Baetjer 1995, S. 223; Ainsworth / Waterman 2013, Nr. 18.
- Zuschreibung
- Werkstatt Lucas Cranach der Ältere
Zuschreibung
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere | [Ainsworth / Waterman 2013, S. 85, Nr. 18] [KKL 2022] |
- Datierungen
- um 1530
vermutlich 1532
Datierungen
um 1530 | [KKL 2022] |
vermutlich 1532 | [Ainsworth / Waterman 2013, S. 85, Nr. 18] |
um 1535 | [Kuhn 1936, Nr. 143] |
- Maße
- Maße der Bildträger: 33,3 × 23,2 × 0,6 - 0,8 cm (13 1/8 × 9 1/8 × 1/4 - 5/16 Zoll)
Maße
Maße der Bildträger: 33,3 × 23,2 × 0,6 - 0,8 cm (13 1/8 × 9 1/8 × 1/4 - 5/16 Zoll)
[Cat. New York 2013, 85, No. 18]
- Inschriften und Beschriftungen
- Rückseitig auf der Bildträger - oben links: mit Graphit, '11029' - oben rechts: mit Graphit, '196-27' - mittig: mit Kreide(?), '6' zwei Mal auf Kreppband, mit Bleistift(?) …
Inschriften und Beschriftungen
Stempel, Siegel, Beschriftungen:
- Rückseitig auf der Bildträger
- - oben links: mit Graphit, '11029'
- - oben rechts:
- mit Graphit, '196-27'
- - mittig:
- mit Kreide(?), '6'
- zwei Mal auf Kreppband, mit Bleistift(?) und Graphit, '55.220.2'
- [Ainsworth / Waterman 2013, S. 85, Nr. 18]
- Eigentümer
- The Metropolitan Museum of Art, New York
- Besitzer
- The Metropolitan Museum of Art, New York
- Standort
- New York
- CDA ID
- US_MMANY_55-220-2
- FR (1978) Nr.
- FR314F
- KKL-Nr.
- V.M2, Teil der Bildnisgruppe V
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/US_MMANY_55-220-2/