Bildträger
- Lindenholz
- Der Bildträger besteht aus einem Brett, dessen Holzfaser parallel zur Längsseite verläuft. Das Brett wurde tangential aus dem Stamm geschnitten. Die Tafelstärke beträgt 0,6 (li.) bzw. 0,7 (re.) cm.
- Das originale Bildformat blieb vermutlich weitgehend unverändert erhalten. Am rechten Tafelrand wurde eine 1 cm breite Nadelholzleiste angeleimt und der Bildträger in diesem Zusammenhang vermutlich minimal beschnitten. Auch die linke Kante erscheint geringfügig versäubert.
- Die Tafelrückseite zeigt eine relativ glatte, vermutlich originale Oberfläche. Partiell finden sich Reste einer früher wohl vorhandenen flächigen Beklebung sowie links unten ein kleiner noch intakter Rest einer Rückseitengestaltung. Hier ist ein Muster bzw. Relief sichtbar, mit einer blau gefärbten Oberfläche und Spuren einer Vergoldung, möglicherweise der Rest eines geprägten und farbig gefassten Einbandmaterials (vergleiche Mikroskopaufnahme AT_KHM_GG854_FR-none_2008-08-18_Photomicrograph-M6x-017). Da ähnliche Faserreste auch an dem Pendant, dem Bildnis des Martin Luther (AT_KHM_GG845_FR-none) gefunden wurden, wird vermutet, dass die beiden Täfelchen früher gemeinsam, vielleicht in Form eines kleinen klappbaren Diptychons, montiert waren und aus diesem Grund verzierte Rückseiten aufwiesen.
Neben diesem Befund deuten noch weitere Beobachtungen auf eine frühere Verbindung der beiden Bilder hin: an beiden Tafeln wurde seitlich gegengleich jeweils eine Leiste angesetzt (hier an der rechten, beim Bildnis Martin Luthers an der linken Kante), die in Zusammenhang mit einer gemeinsamen Montage stehen könnten. Zudem befindet sich auf den Rückseiten beider Tafeln auf mittlerer Höhe jeweils eine Hälfte desselben Etiketts, bei Philipp Melanchthon am rechten Bildrand, bei Martin Luther am linken Bildrand.
Grundierung und Imprimitur
- weiße Grundierung
- nicht analysiert, vermutlich Kalziumkarbonat/ Leim gebunden
- Es sind keine unbemalten Ränder vorhanden, Mal- und Grundierschichten reichen bis an die unmittelbaren Tafelkanten.
Unterzeichnung
- Medium: flüssig
- Technik: Pinsel
Breite Linien für die Angabe der Falten am Hals und eine leicht versetzte Kontur des Kragens wurden mit dem Pinsel unterzeichnet und sind auch mit freiem Auge sichtbar. Im Gesicht ist nicht eindeutig erkennbar, ob feine Linien von der Unterzeichnung oder von der Malerei stammen, vermutlich sind die Falten der Stirn, Nasenfalte sowie des linken Daumens unterzeichnet.
Farbschichten und Metallauflagen
Der Farbauftrag ist insgesamt dünn gehalten mit wenigen, pastos aufgesetzten Pinselstrichen für Höhungen im Inkarnat und Kragen.
Zunächst erfolgte die Anlage des Inkarnats, das mit einem feinen Pinsel nass in nass ausgeführt wurde. Die Barthaare wurden verschiedenfarbig aufgesetzt, was deren plastische Wirkung verstärkt. Die Gestaltung des roten Wamses erfolgte über einem roten Grundton mit einer Mischung aus Schwarz und vermutlich rotem Farblack für die Schattenbereiche.
Vergleicht man die Malweise des Philipp Melanchthon mit jenem des Martin Luther (AT_KHM_GG845_FR-none), so unterscheidet sich die Malweise der Gesichter beider Dargestellten in der Röntgenaufnahme deutlich. Das Inkarnat Melanchthons ist kontrastreicher gestaltet und lichtbeschienene Gesichtspartien sind gezielter mit Bleiweiß gehöht. In den Augen ist ebenfalls ein höherer Bleiweißanteil zu beobachten. Die helle Grundierung wurde hier kaum in die farbliche Wirkung miteinbezogen, wie sich dies sonst oft beobachten lässt.
Der Bereich der Schaube ist in einem rötlichen, lasierenden Braunton angelegt, die Gewandfalten erfolgten in Schwarz-Braun und einem dunklen Grau. Ein Pentiment lässt sich beim Hemdausschnitt beobachten, hier war der weiße Kragen links ursprünglich tiefer hinabgezogen (pastoser Farbauftrag unter dem Rot sichtbar).
Bei dem heute sichtbaren dunklen, grün-braunen Hintergrund handelt es sich vermutlich um eine frühe Überarbeitung, die möglicherweise im Zuge der Zusammenführung der beiden Bilder zu einem Diptychon geschah. Dafür spricht die Tatsache, dass sich der Farbauftrag über der später erfolgten Leistenansetzung fortsetzt und die Art, wie er die Kontur der Figur an vielen Stellen geringfügig überlagert. Die originale Hintergrundfarbe ist vermutlich hellgrau, sie ist vereinzelt in Farbausbrüchen entlang der Bildränder sichtbar.
Rahmung
- verfasst von Monika Strolz
- verfasst von Ute Tüchler