Martin Luther (1483 - 1546)

Martin Luther (1483 - 1546)

Titel

Martin Luther (1483 - 1546)

[Kunsthistorisches Museum, revised 2012]

Malerei auf Lindenholz (Tilia sp.)

Material / Technik

Malerei auf Lindenholz (Tilia sp.)

[Kunsthistorisches Museum, revised 2012]

Bildnis des Martin Luther (1483-1546) in späteren Jahren, ohne Kopfbedeckung, im Dreiviertelprofil zur rechten Seite gewandt. Er hält mit beiden Händen ein geöffnetes Buch. Der Hintergrund ist in dunklem einheitlichem Farbton gehalten. Als Pendant zum Bildnis des Philipp Melanchthon (AT_KHM_GG854_FR-none) konzipiert.

Zuschreibungen
Kopie nach Lucas Cranach dem Jüngeren
Umkreis von Lucas Cranach dem Älteren

Zuschreibungen

Kopie nach Lucas Cranach dem Jüngeren

[Cat. Vienna 1991, 47, Plate 598]

Umkreis von Lucas Cranach dem Älteren

"Cranach Schule"

[Engerth, Cat. Vienna 1886, Bd. III, No. 1487]

Lucas Cranach der Ältere

[Schuchardt 1851B, Bd. 2, 140]
[Mechel, Cat. Vienna 1783, 261, No. 98]

Hans Holbein der Ältere

Schatzkammerinventar 1747/48, Nr. 19: "Das portrait Lutheri von alten Holbein"
[Zimmermann 1889, CCXLIII-CCXLVI, Reg. Nr. 6243]

Datierung
um 1570 - 1580

Datierung

um 1570 - 1580

[Cat. Vienna 1991, 47, Plate 598]

Maße
Maße Bildträger: 22,4 (li.) 22,3 (re.) x 16,1 (o./u.) cm (ohne Ansetzung)

Maße

  • Maße Bildträger: 22,4 (li.) 22,3 (re.) x 16,1 (o./u.) cm (ohne Ansetzung)

  • 22,4 (li.) 22,3 (re.) x 16,9 (o.) 17,0 (u.) cm (inkl. Ansetzungen)

  • Maße mit Rahmen: 36 x 28 x 4,5 cm

  • [Technologische Untersuchung, Kunsthistorisches Museum 2008]

Signatur / Datierung

Keine

Inschriften und Beschriftungen

Recto:

  • rechts unten: in Pinsel, deckend übermalt: "No. i9" (nur in der Röntgenaufnahme sichtbar)

Verso auf dem Bildträger:

  • oben:
    Papieretikett, bedruckt: "II. …

Inschriften und Beschriftungen

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Recto:

    • rechts unten: in Pinsel, deckend übermalt: "No. i9" (nur in der Röntgenaufnahme sichtbar)
  • Verso auf dem Bildträger:

    • oben:
  • Papieretikett, bedruckt: "II. D. u. N. I. 25."

    • Darunter:
  • Papieretikett, bedruckt: "C. I. LUC. CRANACH. d. ä. Nro. 93."

    • Mitte:
  • handschriftlich mit schwarzer Farbe: "19."

    • Mitte rechts:
  • handschriftlich mit schwarzer Farbe: "6 1/2"

    • Unten Mitte:
  • Stempel: "GJ 1949"

    • Rechts unten:
  • Papieretikett: "Direktion der Gemäldegalerie Kunsthistorisches Staatsmuseum Wien, I., Burgring Nr. 5 No 845", mit Kugelschreiber ergänzt: "845", mit Tinte ergänzt: "Inv. Nr."

  • [Kunsthistorisches Museum, revised 2012]

Eigentümer
Kunsthistorisches Museum, Wien
Besitzer
Kunsthistorisches Museum, Wien
Standort
Wien
CDA ID
AT_KHM_GG845
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/AT_KHM_GG845/

Provenienz

  • Wien, Kaiserliche Schatzkammer 1747/48: Nr. 19: "Das portrait Lutheri von alten Holbein."
    [Zimmermann 1889, CCXLIII-CCXLVI, Reg. Nr. 6243]

  • Ab 1781 Gemäldegalerie im Belvedere:
    [Mechel, Cat. Vienna 1783, 261, No. 98]
    [Krafft, Cat. Vienna 1837, 196, No. 25]
    [Engert, Cat. Vienna 1858, 115, No. 25]
    [Engerth, Cat. Vienna 1886, Bd. III, 56-57, No. 1487]

  • Seit 1892 Gemäldegalerie der Kunsthistorischen Sammlungen, Burgring 5:
    [Cat. Vienna 1892, 392, No. 1554]
    [Cat. Vienna 1991, 47, Plate 598]

[Kunsthistorisches Museum, revised 2012]

Ausstellungen

Grieskirchen 2010, Nr. 2.90

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Linz 2010 421-422 No. 2.90
Herausgeber/inKarl Vocelka
TitelRenaissance und Reformation. OÖ. Landesausstellung 2010
Ort der VeröffentlichungLinz
Jahr der Veröffentlichung2010
Cat. Vienna 1991 47 Plate 598
Autor/inWolfgang von Prohaska, Sylvia Ferino-Pagden
Herausgeber/inKarl Schütz
TitelDie Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien. Verzeichnis der Gemälde
ReiheFührer durch das Kunsthistorische Museum
Band40
Ort der VeröffentlichungVienna
Jahr der Veröffentlichung1991
Cat. Vienna 1892 392 No. 1554
Autor/inn. a.
TitelKunsthistorische Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses: Führer durch die Gemäldegalerie. I. Theil. Gemälde alter Meister
Band1
Ort der VeröffentlichungVienna
Jahr der Veröffentlichung1892
Scheibler 1887 300-301
Autor/inLudwig Scheibler
TitelÜber altdeutsche Gemälde in der kaiserlichen Galerie zu Wien
ZeitschriftRepertorium für Kunstwissenschaft
Jahrgang10
Jahr der Veröffentlichung1887
Link http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2014/2652
Seiten271-306
Cat. Vienna 1886 56-57 (Bd. 3) No. 1487
Autor/inEduard von Engerth
TitelGemälde. Beschreibendes Verzeichnis. Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
Band1 - 3
Ort der VeröffentlichungVienna
Jahr der Veröffentlichung1886
Waagen 1866 162 (Bd. 1) No. 25
Autor/inGustav Friedrich Waagen
TitelDie vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien. Erster Theil: Die k.k. Gemälde-Sammlungen im Schloss Belvedere und in der k.k. Kunst-Akademie, Die Privatsammlungen
Band1
Ort der VeröffentlichungVienna
Jahr der Veröffentlichung1866
Link https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10800311
Cat. Vienna 1858 115 No. 25
Autor/inErasmus Engert
TitelCatalog der k.k. Gemäldegallerie im Belvedere zu Wien
Ort der VeröffentlichungVienna
Jahr der Veröffentlichung1858
Schuchardt 1851 C 140
Autor/inChristian Schuchardt
TitelLucas Cranach des Aeltern Leben und Werke. Zweiter Theil
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1851
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schuchardt1851bd2
Cat. Vienna 1837 196 No. 25
Autor/inAlbrecht Krafft
Herausgeber/inKunsthistorisches Museum, Wien
TitelVerzeichniss der kais. kön. Gemälde-Gallerie im Belvedere zu Wien
Ort der VeröffentlichungVienna
Jahr der Veröffentlichung1837
Heller 1821 229
Autor/inJoseph Heller
TitelVersuch über das Leben und die Werke Lucas Cranachs
Ort der VeröffentlichungBamberg
Jahr der Veröffentlichung1821
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heller1821
Cat. Vienna 1783 261 No. 98
Autor/inChristian von Mechel
TitelVerzeichnis der Gemälde der kaiserlich königlichen Bilder Gallerie in Wien. verfaßt von Christian von Mechel der kaiserl. königl. und anderer Akademien Mitglied nach der von ihm auf allerhöchsten Befehl im Jahre 1781 gemachten neuen Einrichtung
Ort der VeröffentlichungVienna
Jahr der Veröffentlichung1783

Forschungsgeschichte / Diskussion

Die Werkstatt von Lukas Cranach d. Ä. schuf bereits in den Jahren 1532/33 eine große Anzahl von Bildnispaaren von Martin Luther und Philipp Melanchthon (vgl. das Bildnispaar in Dresden, siehe [Exhib. Cat. Chemnitz 2005, Nos. 42.1, 42.2]. Die Bildnisse der beiden Reformatoren aus dem KHM sind ebenfalls von kleinem Format und unterscheiden sich hauptsächlich durch das hohe Alter der Dargestellten. Lucas Cranach d. J. griff also auf einen traditionellen Typus zurück, den er bereits bei dem 1559 datierten Bildnispaar von „Martin Luther“ und Philipp Melanchthon“, heute im Städel-Museum in Frankfurt, anwandte [Hollein, Sandner, Cat. Frankfurt 2011, Nos. 2320, SG349] Dieter Koepplin weist auf mehrere Bildnisse von „Martin Luther“ und „Philipp Melanchthon“ aus der Werkstatt Lucas Cranach d. J. hin, die in den Jahren 1570/80 entstanden sind [Exhib. Cat. Basel 1974, Bd. 2, 718-719]. Die Datierung und Zuschreibung der Wiener Bilder „nach Lucas Cranach d. J. um 1570/80“ dürfte auf seine Argumentation zurückgehen.

Bei den hier zitierten Vergleichsbeispielen aus dem Oeuvre Lucas Cranachs d. J. sind Luther und Melanchthon jeweils mit einem geöffneten Buch dargestellt, dessen Inschrift für den Betrachter gut lesbar ist. So ergibt sich auch inhaltlich ein Bezug auf die reformatorischen Bestrebungen der Porträtierten. Hingegen lässt sich für die Wiener Bildnisse kein derartiger Bezug herstellen. Der dunkle Hintergrund überdeckt vermutlich einen ursprünglich helleren, grauen Hintergrund, vergleichbar mit den anderen erwähnten Bildnissen Lucas Cranchs d. J. (siehe technologische Untersuchungen).

Das geschlossene Buch in den Händen Melanchthons betont die anatomischen Unstimmigkeiten zwischen Schultern, Armen und Händen. Die etwas fülliger angelegte Figur des Martin Luther dürfte dem ausführenden Maler weniger Probleme bereitet haben.

Darstellungen in illustrierten Bibeln um 1560 [Troschke 1939, Jg. 6, 15-28 z.B. Abb. 6, Philipp Melanchthon] sowie der Holzschnitt aus Melanchthons Todesjahr 1560 [Hollein, Cat. Frankfurt 2011, 49] zeigen, wie weit verbreitet dessen Altersbildnis auch in anderen Medien war. Weiterhin publizierte Cranach d. J. im Todesjahr von Martin Luther einen kleinen Holzschnitt, nach Vorbild der Lutherporträts aus den Jahren 1532/33 [Hofmann 1982, No. 46], [Bartsch 150], [Hollstein, Cat. Frankfurt 2011, 44 1b].

Für das Bildnispaar, das im Umfeld der Werkstatt Lucas Cranach d. J. entstanden sein dürfte und das vermutlich zum Urbestand der kaiserlichen Sammlungen gehört, trifft Werner Schades Annahme wohl zu, dass derartige Porträts politische Zwecke von Fürsten und Theologen zu erfüllen hatten; daher stand nicht die charakteristische Bildnisaufnahme im Vordergrund, sondern der Rückgriff auf bereits etablierte Formen [Schade1974, 105].

Ursprünglich war das kleine Bildnispaar wohl als zusammenklappbares Diptychon geschaffen worden. Reste einer Verzierung auf der Rückseite sowie Spuren eines über beide Tafeln gehenden Klebestreifens sprechen für die Vermutung, dass die Tafeln einst verbunden und auch ihre Rückseiten sichtbar waren (vgl. technologische Untersuchungen). Ab Mitte des 18. Jahrhunderts, als sich das Bildnispaar in der Schatzkammer befand, waren die Gemälde bereits getrennt präsentiert gewesen (vgl. Provenienzangaben).

Forschungsgeschichte: Seit Engerths Katalog von 1886 wird die Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelm als Provenienz angegeben, das Gemälde wurde mit dem Eintrag Nr. NL 231 identifiziert [Engerth, Cat. Vienna 1886, Bd. III, 55-56, No. 1486]; [Cat. Vienna 1991, 47]: "231. Ein kleines Contrafrait von Öhlfarb auff Holcz des Philippi Melanton in schwartzen Rockh vnndt Huett. In einem schwarcz vnd vergulden Rämel, die Höche 1 Spann vnndt die Braidte 9 Finger. Original von Lucas Crainich." (Quelle: "Inventarium aller vnndt jeder Ihrer hochfürstlichen Durchleücht Herrn Herrn Leopoldt Wilhelmen [...] zue Wienn vorhandenen Mahllereyen [...]" ehem. Krumau, Fürstl. Schwarzenbergsches Centralarchiv. Publiziert in: [Perger 1883, LXXXVI–CLXXVII]. Gegen die Identifizierung spricht die Beschreibung des Philipp Melanchthon mit Hut, das Fehlen des Pendant-Bildnisses „Martin Luther“, sowie, dass die Höhe des beschriebenen Gemäldes inkl. Zierrahmen geringer wäre als die originale Tafel.

Die unsignierten Bildnisse waren im Schatzkammerinventar des 18. Jahrhundert als Gemälde Hans Holbein d. Ä. bezeichnet worden, während Mechel, der sie in die Gemäldegalerie holte, Lucas Cranach d. Ä. zuschrieb (vgl. Zuschreibungen). Schuchardt, der den schlechten Zustand der Gemälde bemängelte, urteilte, dass sie „besonders […] nach der Farbe“ eher dem Jüngeren Cranach zuzuschreiben wären. [Schuchardt 1851, Bd. 2, 140] Auch Waagen stufte die Bildnisse als „Fabriksarbeit“ ein und kritisiert die Zuschreibung an den älteren Cranach, dem damit „schweres Unrecht“ geschähe. [Waagen, Cat. Vienna 1866, 162, No. 25] In der Gemäldegalerie galt das Bildnispaar ab 1886 als Werke aus Cranach’s Schule [Engerth, Cat. Vienna 1886, Bd. III, 55-57, Nos. 1486, 1487]. Scheibler erklärt sie für „schlechte Kopien“ nach Cranach d. J. [Scheibler 1887, 300-301]. Seit der Neuordnung der Gemäldegalerie im Kunsthistorischen Hofmuseum nach 1892 waren die Bildnisse nicht mehr ausgestellt.

[Alice Hoppe-Harnoncourt, Kunsthistorisches Museum 2012]

  • Martin Luther (1483 - 1546), um 1570 - 1580

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Kunsttechnologische Untersuchung

12. 2012Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • Röntgengrobstrukturanalyse
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Bildträger

- Lindenholz

- Der Bildträger besteht aus einem Brett, dessen Holzfaser parallel zur Längsseite verläuft. Das Brett wurde tangential aus dem Stamm geschnitten und die kernabgewandte Seite bemalt.

Die Tafelstärke beträgt 0,6 (li.) bis 0,8 (re.) cm.

- Das originale Bildformat blieb vermutlich weitgehend erhalten. Am linken Tafelrand wurde eine 0,8 cm (o.) - 0,9 cm (u.) breite Nadelholzleiste angeleimt und der Bildträger in diesem Zusammenhang vermutlich seitlich minimal beschnitten.

- Die Tafelrückseite zeigt eine relativ glatte, vermutlich originale Oberfläche. Die Rückseite weist Faserreste auf, die von einer ursprünglichen flächigen Beklebung stammen könnten. Da an dem Gemälde des Philipp Melanchthon (AT_KHM_GG854_FR-none) ähnliche Faser- und Farbspuren gefunden wurden, wird vermutet, dass die beiden Bildnisse früher gemeinsam, vielleicht in Form eines kleinen, klappbaren Diptychons montiert waren und aus diesem Grund verzierte Rückseiten aufwiesen.

Neben diesem Befund deuten noch weitere Beobachtungen auf eine frühere Verbindung der beiden Bilder hin: an beiden Tafeln wurde seitlich gegengleich jeweils eine Leiste angesetzt (hier an der linken, beim Bildnis Philipp Melanchthons an der rechten Kante), die in Zusammenhang mit einer gemeinsamen Montage stehen könnten. Zudem befindet sich auf den Rückseiten beider Tafeln auf mittlerer Höhe jeweils eine Hälfte desselben Etiketts, bei Martin Luther am linken Bildrand, bei Philipp Melanchthon am rechten Bildrand.

Grundierung und Imprimitur

- weiße Grundierung

- nicht analysiert, vermutlich Kalziumkarbonat/ Leim gebunden

- In der Röntgenaufnahme sind mehrere feine Kratzer sichtbar, die vermutlich vom Schleifvorgang der Grundierung stammen. Bei den weißen Pünktchen könnte es sich um Luftbläschen in der Grundierung handeln, die angeschliffen wurden und sich mit bleiweißhaltigem Farbmaterial gefüllt haben.

- Es sind keine unbemalten Ränder vorhanden, Mal- und Grundierschichten reichen bis an die unmittelbaren Tafelkanten.

Unterzeichnung

In der Infrarotreflektografie sind entlang der Gesichtskontur im Bereich zwischen Kinn und Kragen feine Linien erkennbar, die vermutlich in einem flüssigen Medium mit dem Pinsel unterzeichnet wurden.

Farbschichten und Metallauflagen

Zunächst erfolgte die Anlage des Inkarnats, bevor die anderen Bereiche der Figur ausgeführt wurden.

Der Malschichtaufbau im Gesicht ist insgesamt relativ dünn gehalten, mit wenigen sparsam aufgesetzten pastosen Bleiweißhöhungen.

Bei Vergleich der Röntgenaufnahme mit jener des Bildnisses des Philipp Melanchthon (AT_KHM_GG854_FR-none) fällt die unterschiedliche Behandlung der Lichtmodellierung auf. Beschienene Gesichtspartien zeichnen sich im Portrait Melanchthons ungleich kontrastreicher ab und sind mit deutlichen Pinselstrichen akzentuierter gestaltet, während sie hier mit weichen Übergängen modelliert wurden.

Die Haare wurden zunächst semitransparent mit einem breiten Borstenpinsel vorgelegt, bevor die einzelnen, mit feinem Pinsel gezogenen Haarsträhnen folgten. Die Gestaltung des Faltenwurfs im Bereich der Schaube erfolgte in Braun-Schwarz über einem rötlich-braunen Grundton.

Einige Beobachtungen deuten darauf hin, dass die heute sichtbare dunkle, grün-braune Farbe des Hintergrunds in einem gewissen zeitlichen Abstand zum Entstehungszeitpunkt des Bildes aufgetragen wurde, möglicherweise im Zuge der Zusammenführung der beiden Bilder zu einem Diptychon. Dafür spricht die Tatsache, dass der Farbauftrag die Kontur der Figur an vielen Stellen überlagert. Ein weiteres Indiz ist die Beobachtung, dass sich diese Schicht auch im Bereich der offensichtlich später angesetzten, mit einer bleiweißhaltigen Schicht grundierten Holzleiste fortsetzt. Der ursprünglich wohl hellgraue Hintergrund ist in Farbausbrüchen und stellenweise entlang der Bildränder zu erkennen.

Rahmung

- nicht original

  • verfasst von Monika Strolz
  • verfasst von Ute Tüchler

14.06.2010Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr

Unterzeichnung

In der Infrarotreflektografie sind entlang der Gesichtskontur im Bereich zwischen Kinn und Kragen feine Linien erkennbar, die vermutlich in einem flüssigen Medium mit dem Pinsel unterzeichnet wurden.

  • verfasst von Monika Strolz
  • fotografiert von Kunsthistorisches Museum, Wien
  • verfasst von Ute Tüchler

09.10.2008Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie

Bildträger

Holzanatomische Untersuchung durch Dr. Peter Klein, Universität Hamburg, 09.10. 2008

[Kunsthistorisches Museum, revised 2012]

  • untersucht von Peter Klein

Erhaltungszustand

Datum2012

Bildträger:

  • Der Bildträger zeigt eine geringfügige Verwölbung in diagonaler Richtung, sonst ist die Tafel in gutem Zustand. An der Tafelrückseite finden sich diverse oberflächliche Holzfaserabsplitterungen.

Malschicht:

  • Die Malschicht weist vereinzelte Farbausbrüche entlang der Tafelränder auf. Die links angesetzte Leiste wurde mit einer bleiweißhaltigen Schicht grundiert, die - wie in der Röntgenaufnahme ersichtlich ist - in das originale Bildformat hineinreicht; im Zuge der farblichen Anpassung der Ansetzung wurde wohl der gesamte hellgraue Hintergrund grün-braun übermalt. Das schwarze Bändchen sowie partiell die Kanten feinteiliger hochstehender Malschichtschollen in den roten Schattenpartien des Wamses scheinen stark berieben zu sein. Minimale Retuschen finden sich an Stirn und Schläfe. Stellenweise hat sich ein sehr feines Frühschwundnetz im Bereich der braunen Schaube ausgebildet.

[Monika Strolz, Ute Tüchler, Kunsthistorisches Museum 2012]

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<Autorenname>, 'Martin Luther (1483 - 1546)', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/AT_KHM_GG845/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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