Sibylle, Kurfürstin von Sachsen

Fraglich ist, ob die Porträts zu einem besonderen Anlass entstanden: Das neben der Signatur angegebene Entstehungsdatum 1535 ist das Geburts- und zugleich Todesjahr eines der Söhne des Paares, Johann Ernst. Ebenfalls 1535 gelang Johann Friedrich der Teilerfolg, im Rahmen seines gespannten Verhältnisses zu den Habsburgern, offiziell von dem römischen König Ferdinand im Namen des Kaisers mit der Kurwürde belehnt zu werden, und Ende des Jahres fand ein Bundestreffen für den Schmalkaldischen Bund statt. Es gab also zahlreiche offizielle Anlässe für die Verwendung eines solchen Porträtpaares und auch hier wurde, wie bei vielen Cranachporträts des ernestinischen Hofes, ein Typus variiert. Dies zeigt der Vergleich mit einem Bildnispaar im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen, dort auf 1533 datiert, von fast deckungsgleichem Format, aber leicht variierter Armhaltung und Kleidung des Kurfürstenpaares. Eine nachträgliche Verwendung als auswärtiges Porträtgeschenk fanden die Gothaer Porträts allerdings wohl nicht. Vielmehr sind sie als familieninternes Medium für die Anzeige dynastischer Abkunft zu begreifen, da sie sich bis in den Besitz von Ernst dem Frommen von Sachsen-Gotha und Altenburg zurückverfolgen lassen, des Urenkels der beiden Porträtierten.

[Sebatian Dohe, in Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015, 258]