Martin Luther in Halbfigur nach rechts

Martin Luther in Halbfigur nach rechts

Titel

Martin Luther in Halbfigur nach rechts

[KKL 2022]

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

Material / Technik

Malerei auf Buchenholz (Fagus sp.)

[Klein, Bericht, 1993a]

Holz

[Nationalmuseum Stockholm, revised 2011]

Neben den Bildnissen Luthers und von Boras im kleinen Rundformat produzierte die Cranach-Werkstatt ab 1525 auch Porträts des Ehepaars im größeren Hochrechteck vor grünem Grund (III.M7–III.M10). Während der nach unten erweiterte Bildausschnitt bei Luther den Blick auf das schwarze Gewand eröffnet, kommen bei von Bora auch die in den Schoß

Neben den Bildnissen Luthers und von Boras im kleinen Rundformat produzierte die Cranach-Werkstatt ab 1525 auch Porträts des Ehepaars im größeren Hochrechteck vor grünem Grund (III.M7–III.M10). Während der nach unten erweiterte Bildausschnitt bei Luther den Blick auf das schwarze Gewand eröffnet, kommen bei von Bora auch die in den Schoß gelegten Hände samt Ehering zur Darstellung.

Die Bildträger beider Tafeln bestehen aus je einem hochrechteckigen astfreien Buchenholzbrett mit vertikalem Faserverlauf. Die mittig maximal 1,0 cm dicken Bretter wurde rückseitig mit dem Schropphobel in vertikalen Zügen grob geglättet und umlaufend auf 5 mm Kantenstärke abgefast. Das Holz beider Tafeln entstammt demselben Buchenstamm, aus dem mindestens eine weitere auf 1526 zu datierende Gemäldetafel gefertigt wurde.[1] Der jüngste dendrochronologisch nachgewiesene Jahrring datiert auf das Jahr 1523, was bei einer zweijährigen Lagerungszeit des Holzes eine Fertigung der Gemälde ab 1525 möglich macht.[2]

Auf den hochaufgelösten Fotoaufnahmen lässt sich unter der weißen, stark blasigen Grundierung der Tafeln eine graue Ausgleichsschicht erahnen.[3] Dies stellt nicht nur unter den im KKL-Projekt untersuchten Gemäldetafeln eine Besonderheit dar.[4] Im Infrarotreflektogramm zeigt sich die schon mit bloßem Auge sichtbare Unterzeichnung der Gesichtszüge Luthers besonders deutlich.[5] Das gestrichelt wirkende Erscheinungsbild der gleichmäßig schmalen, dunklen Linien ist an mehreren Luther-Bildnissen der Bildnisgruppe IV nachweisbar,[6] erreicht hier aber eine besonders deutliche Ausprägung mit gepunktet wirkenden Abschnitten.[7] Die Gesichtszüge sind zudem deckungsgleich mit den Bildnissen in Bristol [UK_BMAG_1650] (III.M7) und aus Privatbesitz [PRIVATE_NONE-P015] (III.M9a), [PRIVATE_NONE-P407] (III.M10). Beide Merkmale sind Indizien für die Verwendung einer Pause zur Übertragung der Gesichter.

Die Bildnisse zeichnen sich durch eine sorgfältige und detaillierte malerische Umsetzung aus und wirken damit markanter als das im Jahr zuvor entstandene Bildnis in Bristol, welches weicher modelliert erscheint.[8] Der hellgrüne Hintergrund zeigt sich warmtoniger als beim Bristoler Gemälde, was auf eine aufliegende ockerfarbige Lasur zurückzuführen ist.[9]

Daniel Görres, Wibke Ottweiler


[1] Vgl. [DE_smbGG_567B]. Vgl. dazu auch die Auswertung der dendrochronologischen Befunde in Ottweiler, Wibke: Kunsttechnologische Beobachtungen an den frühen Luther-Gemälden aus der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. (in Vorbereitung).

[2] Vgl. Klein 05.03.1993a und ders. 05.03.1993b. Das Ergebnis stützt die Befunde an weiteren Buchentafeln aus der Cranach-Werkstatt, wonach die bis 1525 entstandenen Gemälde eine Trocknungs- und Lagerdauer von 2–3 Jahren aufweisen. Vgl. dazu die Querauswertung der dendrochronologischen Befunde in Ottweiler, Wibke: Kunsttechnologische Beobachtungen an den frühen Luther-Gemälden aus der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. (in Vorbereitung).

[3] Auf der hochaufgelösten Gesamtaufnahme ist besonders am linken Rand in mehreren Abschnitten eine graue Schicht zu erkennen. Die Beobachtung wurde durch die Kolleginnen und Kollegen im Nationalmuseum Stockholm am Objekt überprüft und bestätigt. Eine Probe zur Verifizierung am Querschliff wurde nicht entnommen (vgl. dazu auch den kunsttechnologischen Untersuchungsbericht im Cranach Digital Archive: https://lucascranach.org/de/SE_NMS_5016.

[4] Für die Cranach-Werkstatt sind zweischichtige Grundierungen mit einer zuunterst liegenden grauen Schicht bislang nicht bekannt.

[5] Dank gebührt den Kolleginnen und Kollegen des Nationalmuseum Stockholm, die eigens für den KKL aktuelle Aufnahmen anfertigten.

[6] IV.M2a–IV.M4a; IV.M12a; IV.M14a; IV.M15.

[7] Bemerkenswerterweise ist für das Bora-Bildnis keine Unterzeichnung nachweisbar, was ebenfalls eine Ausnahme unter allen im Rahmen des KKL-Projekts untersuchten Exemplaren darstellt.

[8] In welchem Maß diese heute feststellbaren Abweichungen auch durch den unterschiedlichen Zustand der Bildnisse in Stockholm und Bristol beeinflusst sind, lässt sich nicht abschließend beurteilen; vgl. dazu auch die Angaben zum Erhaltungszustand des [Bristoler Bildnisses].

[9] Ob die Lasur entstehungszeitlich ist, lässt sich ohne Probenentnahme nicht eindeutig feststellen. Eine optisch sehr ähnliche Lasur wurde auch beim Weimarer “Junker Jörg”-Bildnis (II.M2) auf dem Grün des Hintergrunds festgestellt.

Quellen/Publikationen:

Friedländer / Rosenberg 1932, Nr. 160d; Ausst.-Kat. Stockholm 1966, Nr. 1285; Friedländer / Rosenberg 1979, Nr. 189B; Ausst.-Kat. Stockholm 1988, Nr. 33; Ausst.-Kat. Gotha 1994, Nr. 50; Klein 1994, S. 196, 199, 200.

Zuschreibungen
Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

[KKL 2022]

Lucas Cranach der Ältere

[Nationalmuseum Stockholm, revised 2011]
[Ausst.-Kat. Stockholm 1988, S. 52, Nr. 33]

Datierung
1526

Datierung

1526

[datiert]

Maße
Maße Bildträger: 38,9 x 26,1 x 1,0 cm (Tafelkanten auf 5 mm abgefast)

Maße

  • Maße Bildträger: 38,9 x 26,1 x 1,0 cm (Tafelkanten auf 5 mm abgefast)

  • [Nationalmuseum Stockholm, revised 2021]

Signatur / Datierung

Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1526" am rechten Bildrand in gelber Farbe

Signatur / Datierung

  • Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln und Jahreszahl „1526" am rechten Bildrand in gelber Farbe

  • [KKL 2022]

Eigentümer
Nationalmuseum, Stockholm
Besitzer
Nationalmuseum, Stockholm
Standort
Stockholm
CDA ID
SE_NMS_5016
FR (1978) Nr.
FR189-190B
KKL-Nr.
III.M8a, Teil der Bildnisgruppe III
Permalink
https://lucascranach.org/de/SE_NMS_5016/

Provenienz

  • möglicherweise schon seit der Zeit von Gustav I. Wasa (1496-1560) in der königlichen Sammlung
  • Christina von Schweden (1626-1689) schenkte es Johan Holm (1620-1687), Eigentümer der Söderförs Ankerwerke
    [Ausst.-Kat. Stockholm 1966, Nr. 1285]
  • 1887 von der Gemeinde Söderfors übernommen
    [Nationalmuseum Stockholm, 2011]

Ausstellungen

Stockholm 1966, Nr. 1285
Stockholm 1988, Nr. 33

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Klein 1994 A 196, 199, 200 Tabs. 4, 9, 10
Autor/inPeter Klein
TitelLucas Cranach und seine Werkstatt. Holzarten und dendrochronologische Analyse
Veröffentlichungin Claus Grimm, Johannes Erichsen, Evamaria Brockhoff, eds.,Lucas Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus Franken, Exhib. Cat. Kronach 1994
ReiheVeröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur
Band26
Ort der VeröffentlichungAugsburg, Coburg
Jahr der Veröffentlichung1994
Seiten194-200
Schade, Schuttwolf 1994 50
Autor/inWerner Schade, Allmuth Schuttwolf
TitelMalerei und Plastik
Veröffentlichungin Allmuth Schuttwolf, ed., Gotteswort und Menschenbild. Werke von Cranach und seinen Zeitgenossen, Exhib. Cat. Gotha
Ort der VeröffentlichungGotha
Jahr der Veröffentlichung1994
Seiten15-94
Exhib. Cat. Stockholm 1988 52 No. 33 Fig. p. 52
Herausgeber/inNationalmuseum, Stockholm
TitelCranach och den tyska renässancen
Ort der VeröffentlichungStockholm
Jahr der Veröffentlichung1988
Friedländer, Rosenberg 1979 108 189B
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Exhib. Cat. Stockholm 1966 512 No. 1285
Autor/inn. a.
TitelChristina Queen of Sweden - a personality of European civilisation [Nationalmuseum Stockholm]
Ort der VeröffentlichungStockholm
Jahr der Veröffentlichung1966
Friedländer, Rosenberg 1932 160d
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1932
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/friedlaender1932

Forschungsgeschichte / Diskussion

„Wohl identisch mit den bei Granberg 1911 – 13, Bd. III. unter Nrn. 252 und 253 aufgeführten Bildern“

[Friedländer, Rosenberg 1979, 108, No. 189B]

  • Martin Luther in Halbfigur nach rechts, 1526

Abbildungen

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Kunsttechnologische Untersuchung

Datum2018 - 2021

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Bildträger

Das Gemälde wurde im Rahmen des KKL nicht autopsiert. Einzelne Fragestellungen wurden mit der zuständigen Restauratorin des Nationalmuseums Stockholm anhand von Fotomaterial erörtert.

Der Bildträger besteht aus einem hochrechteckigen astfreien Buchenholzbrett [1] mit vertikalem Faserverlauf. Das mittig maximal 1,0 cm dicke Brett wurde rückseitig mit dem Schropphobel in vertikalen Zügen grob gelättet und umlaufend auf 5 mm Kantenstärke abgefast. [2] Das Brett stammt aus demselben Stamm wie zwei weitere Gemälde aus der Cranach-Werkstatt. (Vgl. dazu die Tabelle [Analysis-Dendro-Trunk-B] ) sowie die unter "Bildträger aus demselben Baum" verlinkten Werke. Demnach stammt der jüngste nachweisbare Jahrring aus dem Jahr 1523. Nach Klein nutzte man bei Buche normalerweise den gesamten Querschnitt des Stammes und entfernte nur die Rinde. Bei einer Mindestlagerzeit von zwei Jahren könnte die Tafel ab 1525 bemalt worden sein. [3]

[1] Peter Klein, Bericht über die dendrochronologische Untersuchung der Gemäldetafel "Martin Luther" (Lucas Cranach d.Ä., Inv.-Nr. 5016), 05.03.1993, vgl. [analysis-report-001].

[2] Für die Ermittlung der Maße sei Lena Dahlen, Restauratorin am Nationalmuseum Stockholm, herzlich gedankt.

[3] Wie Anm. 1.

Grundierung und Imprimitur

Zweischichtige Grundierung, bestehend aus einer unteren grauen Schicht und einer aufliegenden weißen Schicht. [1] Der Aufbau ist an den Tafelrändern, an denen der Grundierungsauftrag ausläuft, deutlich sichtbar. Vermutlich wurde die Tafel in einem Hilfsrahmen grundiert, wobei die Grundierung zwischen Tafeloberfläche und Rahmenleisten eingedrungen sein dürfte. [2] Dies könnte die Enstehung der stark blasige Struktur in den Randbereichen begünstigt haben. [3]

[1] An dieser Stelle sei Lena Dahlen, Restauratorin am Nationalmuseum Stockholm, sehr herzlich für den fachlichen Austausch gedankt.

[2] Vgl. dazu auch Heydenreich 2007 A, S. 86 - 92.

[3] Dieses Phänomen ist an mehreren Vergleichswerken, so etwa am Bristoler Exemplar [UK_BMAG_K1650], nachweisbar.

Unterzeichnung

Im Infrarotreflektogramm, aber auch mit bloßem Auge, ist die feine Unterzeichnung der Gesichtskonturen deutlich sichtbar. [1] Sowohl die Außen- als auch die Binnenkonturen sind in gleichmäßig dünnem Strich angegeben. Auffällig sind wiederkehrend auftretende Unterbrechungen der Linien, die sich mit etwas längeren durchgezogenen Abschnitten abwechseln. Die Linien der Wangen- und Nasenkontur wirken gepunktet, während die Stirnfalten und auch die Nasenflügel durchgängig unterzeichnet zu sein scheinen. Die Malerei hält sich verbindlich an die zeichnerische Vorgabe. Die Überblendung der Gesichtskonturen mit Vergleichswerken dieses Bildnistyps [2] zeigt zudem eine sehr hohe Übereinstimmung in absoluter Größe, was die Verwendung einer Pause nahelegt. [3]

[1] Die Sichtbarkeit der Unterzeichnung dürfte durch eine altersbedingte Transparenzerhöhung des Bleiweißanteils im Inkarnat verstärkt worden sein.

[2] Verglichen wurden die Gesichtskonturen mit [UK_BMAG_1650] (KKL III.M7), [PRIVATE_NONE-P015] (KKL III.M9a) und [PRIVATE_NONE-P407] (KKL III.M10), wobei der Vergleich mit dem Bristoler Bildnis anhand einer Umzeichnung der Gesichtskonturen erfolgen konnte und die höchste Übereinstimmung zeigt.

[3] Das Phänomen der gepunktet bzw. gestrichelten Linien deutet auf die Verwendung einer Loch- oder Griffelpause hin, die aufgrund ihrer Textur das Farbmaterial unregelmäßig abgegeben haben könnte. Vgl. dazu auch den auswertenden Text im KKL-Begleitband (in Vorbereitung).

Farbschichten und Metallauflagen

Auf der grünen Hintergrundfarbe befindet sich eine ockerfarbige Lasur, die entstehungszeitlich sein könnte. [1]

[1] An dieser Stelle sei Lena Dahlen, Restauratorin am Nationalmuseum Stockholm, sehr herzlich für den fachlichen Austausch gedankt.

[Wibke Ottweiler, KKL 2022]

05.03.1993Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie

Bildträger

Holzartenbestimmung: Buche

Jüngster Jahrring: 1523

[Klein Bericht, 05.03.1993]

  • analysiert von Peter Klein

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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<Autorenname>, 'Martin Luther in Halbfigur nach rechts', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/SE_NMS_5016/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Martin Luther in Halbfigur nach rechts', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/SE_NMS_5016/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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