Bildträger
- Keine Holzartenbestimmung durchgeführt (vermutlich Lindenholz)
- Der Bildträger besteht aus 5 unterschiedlich breiten Brettern mit vertikalem Faserverlauf, die stumpf verleimt wurden.
Die Brettbreiten betragen bildseitig betrachtet von links nach rechts: Brett I 11.0 (o.) 14.2 (u.) cm, Brett II 14.9 (o.) 11.2 (u.) cm, Brett III 11.7 (o.) 12.6 (u.) cm, Brett IV 10.4 (o.) 11.6 (u.) cm, Brett V 14.8 (o.) 13.1 (u.) cm.
- Die Tafel weist keine sichtbaren Fugensicherungen auf.
- Die originale Rückseite ist nicht erhalten geblieben. Die Tafel wurde auf 0,6 cm gedünnt (Zahnhobelspuren) und mit einer Parkettierung versehen, die vermutlich im 19. Jahrhundert durchgeführt wurde.
Entlang der linken Bildkante verläuft eine schmale Ansetzung, in den beiden unteren Bildecken befinden sich keilförmige Einsetzungen. Rückseitig weist die Tafel an der Ober- und Unterkante sowie mittig über die gesamte Breite laufende Einsetzungen auf, die bündig mit dem Tafelniveau abschließen.
Historische Inventareinträge und Fotoabzüge belegen eine frühere Vergrößerung des Bildformats durch Ansetzungen an der linken und an der oberen Seite, die im Jahr 1924 wieder entfernt wurden [vgl. Abbildung 8 in: Hoppe-Harnoncourt, A., The Restoration of Paintings at the Beginning of the Nineteenth Century in the Imperial Gallery, in: CeROArt, Hors series La restauration des oeuvres d’art en Europe entre 1789 et 1815: pratiques, transferts, enjeux, 2012. (URL : http://ceroart.revues.org/2336)].
- Das heutige Format dürfte annähernd dem originalen entsprechen und deckt sich weitgehend mit jenem des weiblichen Pendants (AT_KHM_GG886_FR430). Eine geringfügige Beschneidung der Kanten ist anzunehmen, vermutlich am wenigsten an der Unterkante, da hier noch ein schmaler Streifen eines unbemalten Randes erhalten ist.
Grundierung und Imprimitur
- weiße Grundierung
- nicht analysiert, vermutlich Kalziumcarbonat, leimgebunden
- Der Grundierungsauftrag reicht seitlich und an der Oberkante bis zu den Tafelrändern. Nur an der Unterkante hat sich ein schmaler holzsichtiger Rand erhalten (heute teilweise übermalt).
Unterzeichnung
In der Unterzeichnung sind vorwiegend die Gesichtsformen wie Augenbogen, Braue, Nasenrücken und einzelne Barthaare skizziert.
Die kurzen, zackigen, frei gezogenen und zum Teil mehrfach angesetzten Linien sind in einem trockenen Medium ausgeführt. Der pünktchen-artige Verlauf mancher Linien ist durch die Oberflächenstruktur der Grundierung bedingt und charakteristisch für ein trockenes Zeichenmedium. Die verschatteten Partien seines rechten Auges wurden mit spärlichen parallelschraffierten Linien angedeutet.
Die Position des rechten Ohres wurde etwas nach unten verschoben. In der malerischen Ausführung wurden die vorbereitenden zeichnerischen Angaben größtenteils befolgt.
Die feinen Unterzeichnungslinien im Gesicht sind auch mit freiem Auge sichtbar.
(siehe Abbildung AT_KHM_GG885_FR429_2008-03-02_Photomicrograph-M6x-009)
Farbschichten und Metallauflagen
Das Inkarnat wurde in einem frühen Stadium des Malprozesses angelegt, gefolgt von der Ausführung der Kleidung. Dann wurde die Figur mit der Hintergrundfarbe beschnitten. Dies lässt sich in der Röntgenaufnahme anhand deutlicher Pinselspuren erkennen, die die Figur umranden. Details wie die fransige Kontur des Baretts und der Kragen wurden über den Hintergrund gemalt.
An einigen Stellen finden sich geringfügige, wechselseitige Überlappungen von Figur und Hintergrund wie auch nachträgliche, geringfügige Korrekturen der Konturen. Der Schlagschatten wurde in der Hintergrundfarbe ausgespart und in dünnem Farbauftrag mit streifigem Pinselduktus gemalt. Der Übergang zum Hintergrund ist nass in nass vertrieben.
Die Röntgenaufnahme zeigt, dass das Inkarnat im Bereich der Stirn zunächst großzügiger angelegt und in der Folge mit dem Schwarz des Baretts beschnitten wurde. Die Modellierung erfolgte mit markanten bleiweißhaltigen Höhungen. Im Inkarnat fällt auf, dass seine Farbgebung mit den rötlichen, ins rosafarbene gehenden Partien wesentlich wärmer gehalten ist als beim weiblichen Pendant (AT_KHM_GG886_FR430). Höhungen und Modellierungen wurden nicht nur in Weiß, sondern auch in einem kühlen Rosaton aufgesetzt, Schattierungen erfolgten in Braun- und Rottönen. Der Farbauftrag des Musters im Taschentuch erfolgte nass in nass, ebenso wurden die Barthaare in den noch feuchten Farbauftrag des Spitzenkragens gezogen. Das Weiß der Spitzenmanschetten wurde pastos über dem Schwarz aufgesetzt und partiell noch feucht mit einem trockenen Pinsel vertrieben.
Eine Besonderheit lässt sich im Bereich der Hände in Form einer entlang der Kontur des Handrückens verlaufenden dunklen Linie beobachten. Diese scheint weniger als abschließende Konturierung gezogen worden zu sein, sondern vermutlich vielmehr als Angabe, wie weit das Inkarnat mit der Hintergrundfarbe beschnitten werden sollte (siehe Abbildung AT_KHM_GG885_FR429_2008-03-02_Photomicrograph-M6x-017).
Rahmung
- verfasst von Monika Strolz
- verfasst von Ute Tüchler