Bernauer Retabel [rechter Wandelflügel]: Szenen aus der Kindheit Jesu [Innenseite], Heiligenlegenden [Außenseite]

Bernauer Retabel [rechter Wandelflügel]: Szenen aus der Kindheit Jesu [Innenseite], Heiligenlegenden [Außenseite]

Titel

Bernauer Retabel [rechter Wandelflügel]: Szenen aus der Kindheit Jesu [Innenseite], Heiligenlegenden [Außenseite]

[cda 2016]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[cda 2016]

Innenseite: Verkündigung an die Hirten; Beschneidung und Namensgebung Jesu; Anbetung der Heiligen Drei Königen; Darbringung im Tempel; Flucht nach Ägypten; Bethlehemischer Kindermord; Der zwölfjährige Jesus im Tempel; Maria als Schmerzensmutter.

Den Hirten, die mit ihrem Hund bei der ruhenden Herde weilen, überbringen Engel die frohe Botschaft von der Geburt Jesu, wie

Innenseite: Verkündigung an die Hirten; Beschneidung und Namensgebung Jesu; Anbetung der Heiligen Drei Königen; Darbringung im Tempel; Flucht nach Ägypten; Bethlehemischer Kindermord; Der zwölfjährige Jesus im Tempel; Maria als Schmerzensmutter.

Den Hirten, die mit ihrem Hund bei der ruhenden Herde weilen, überbringen Engel die frohe Botschaft von der Geburt Jesu, wie es im Weihnachtsevangelium beschrieben ist. Der jüngere der beiden Männer hat sich zu Boden gesetzt. Beide tragen den Kapuzenmantel und die Umhängetasche. Betroffen und still lauschen sie der himmlischen Botschaft, ohne die Engel wahrzunehmen, deren Verkündigungsworte auf dem geringelten Spruchband angedeutet sind.

Die bei vielen alten Völkern übliche Sitte der Beschneidung des männlichen Geschlechtes galt bei den Israeliten als Akt der Reinigung von der Sünde, und sie bewirkte die Aufnahme in das Volk Israel. Sie war für den achten Tag nach der Geburt festgesetzt und mit der Namensgebung verbunden; an ihre Stelle trat im Christentum die Taufe. Nach der mittelalterlichen Auffassung sah man in der Beschneidung die erste Leidensstation Christi, bei der zum ersten Mal sein Blut vergossen wurde. Auf der Tafel haben die Eltern das Kind in den Tempel gebracht. Der Hohepriester hält es auf dem Schoß, während der Mochel die Beschneidung über einem Becken vornimmt.

Das Matthäusevangelium berichtet vom Besuch der Weisen aus dem Morgenland, die nach Jerusalem kamen und fragten: 'Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.' Der Maler hat den Empfang der Könige in ein ganz enges Gemach versetzt. Maria mit dem Kind ist von den drei Gästen umgeben. Der Älteste, Melchior, kniet in einem kostbaren Mantel aus Goldbrokatstoff vor ihr und reicht dem Kind eine Goldschale mit Münzen, seitlich stehen die beiden anderen Könige, Balthasar und Caspar, und halten Goldpokale mit Weihrauch und Myrrhe in den Händen. Der Jüngste, der Mohr, trägt ein modisches Gewand mit geschlitzten Ärmeln. Die drei Könige sind altersmäßig differenziert und symbolisieren außerdem die drei damals bekannten Erdteile.

Nach jüdischem Brauch wurde Jesus wie alle Erstgeborenen vierzig Tage nach seiner Geburt dem Herrn im Tempel dargebracht und durch ein Opfer vom Tempeldienst ausgelöst. Maria hat zwei Tauben als Opfer auf den Altar gelegt. Das Lukasevangelium beschreibt, wie der greise Simeon, der das Kind auf seinen Arm genommen hat, dieses als den verheißenen Erlöser erkennt. [...] Die 84 jährige Prophetin Hanna ist dazugetreten, um ebenfalls den Herrn zu preisen. Joseph und zwei weitere ehrfurchtsvolle Begleiter nehmen an diesem Vorgang teil.

Im Traum hatte Joseph die Aufforderung des Engels erhalten, mit Maria und dem Kind zu fliehen, um dem Tötungsbefehl des Königs Herodes zu entgehen. Das nur im Matthäusevangelium geschilderte Ereignis führte zu einem der stimmungsvollsten Bildmotive der christlichen Kunst: Die Heilige Familie auf ihrem Fluchtweg durch einen Wald. Maria reitet auf dem Esel und umhüllt ihr Kind mit dem weiten Mantel. Der greise Nährvater Joseph hat den Wanderstab geschultert. Er ist wie ein Bauer gekleidet, mit kurzem Rock, Schulterkragen und mit einem Kurzschwert an der Seite. Fürsorglich hat er eine Flasche mit labendem Getränk mitgenommen.

Aus Angst vor dem neugeborenen König der Juden hatte König Herodes der Große den Mord an allen bethlehemischen Kindern bis zu zwei Jahren befohlen. Auf dem Bild sieht man das Gemetzel, das seine Soldaten ausführen. Im Arm einer Mutter wird das Kind mit dem Schwert getötet, ein zweites hält ein Scherge am Bein hoch, um es zu erdolchen. Weitere, schon ermordete Säuglinge liegen bereits am Boden. Der Maler [...] hat mit besonderem Gefallen den Knie- und Schulterschutz der Soldaten als interessantes Vordergrundmotiv herausgestellt, und er versucht mit Lichteffekten und Farbe das spiegelnde Metall der Rüstungen wiederzugeben.

Dan Bericht im Lukasevangelium 2, 41-52 erweitern die Legenden des apokryphen Thomasevangeliums, durch die das Bild in der Kunst mitgeformt wurde. Der zwölfjährige Knabe sitzt auf einem Rednerpult und interpretiert die vor ihm aufgeschlagene Schrift. Die vor ihm auf einer langen, perspektivisch in den Raum führenden Bank sitzenden Alten disputieren mit ihm. Zur Tür herein treten die ihn suchenden Eltern.

Sieben Schwerter in der Brust der Maria symbolisieren die sieben schmerzlichen Ereignisse in ihrem Leben, die man im späten Mittelalter aus der Passion Christi herauslöste und zusammenstellte oder auch ihren 'sieben Freuden' entgegensetzte: Es zählen dazu die Beschneidung Christi, die Flucht nach Ägypten, die Suche nach dem Zwölfjährigen, die Gefangennahme Jesu, die Kreuzigung, Kreuzabnahme und Grablegung. Das Schwert als Symbol des Schmerzes geht auf die Prophezeiung Simeons im Lukasevangelium 2, 35 zurück: 'Es wird ein Schwert durch deine Seele dringen, auf dass vieler Herzen Gedanken offenbar werden.'

[Sachs 1989, 48-51]

Verso: Steinigung des heiligen Stephanus; Die Heilige Sippe; Martyrium der heiligen Apollonia; Die heilige Hedwig; Pilgerfahrt der heiligen Ursula; Martyrium der heiligen Lucia; Die heilige Odilia

1. Legende: In der Apostelgeschichte 6 und 7 wird das Martyrium des Stephanus, des ersten der sieben Diakone, die in Jerusalem von den Aposteln geweiht wurden, geschildert. Das Volk klagte Stephanus wegen angeblicher Gotteslästerung vor dem Hohen Rat an und tötete ihn durch Steinigung, weil es seine beredte biblische Widerlegung nicht hören wollte. Dargestellt ist auf der Bernauer Tafel der junge Diakon in der Dalmatica, er erduldet betend die von links und rechts zu erwartenden Würfe von faustgroßen Steinen. Stephanus zählt zu den Ermärtyrern.

2. Darstellung: Über zwei Bildfelder erstreckt sich das Familienbild mit der legendären Verwandtschaft der Maria, ein Thema, das im Mittelalter mit besonderer Vorliebe geschildert wurde. Die genealogische Darstellung rückte die Heilige Familie in das Diesseits. Man bekam wie bei eigenen Verwandten Einblick in die ganze Sippe, wobei die Legende biblische und erfundene Gestalten miteinander vermischte und in verwandtschaftliche Beziehungen setzte. Die beiden Bernauer Bildfelder gehören nicht nur inhaltlich, sondern auch kompositorisch zusammen. In der vorderen Bildhälfte sitzen aufgereiht vier Frauen, bis auf eine mit ihren Kindern, In der Mitte befindet sich die Mutter Anna, eine Matrone mit Buch in den Händen. Ihr gegenüber sitzt ihre Tochter Maria mit dem Jesuskind. Rechts und links zeigen sich die Halbschwestern der Maria. Denn nach der sogenannten Trinubiumslegende war Anna dreimal verheiratet, und aus jeder dieser Ehen soll eine Tochter Maria hervorgegangen sein. Ihre drei Männer stehen hinter ihr: In der Mitte, durch ein Barett und Pelzkragen hervorgehoben, der reiche Herdenbesitzer Joachim, flankiert von ihrem zweiten und dritten Ehemann, Kleophas und Salome, nach denen auch ihre Töchter benannt wurden. Zu Maria Salome, die im Bilde links sitzt, gehören die beiden Kinder Johannes, der spätere Evangelist, und Jakobus der Ältere, der spätere Jünger Jesu. Hinter ihr steht ihr Ehemann Zebedäus. Auf der rechten Bildseite sitzt Maria Kleophas mit vier Kindern, von denen zwei späterhin gleichfalls zu den Jüngern Jesu gehören: Jakobus der Jüngere und Simon Zelotes, sowie Barsabas und Juda. Ihr Ehemann Alphäus nimmt den Platz hinter ihr ein und steht zwischen zwei weiteren Familien, Zacharias und Elisabeth mit ihren Söhnchen Johannes, dem späteren Täufer, sowie Enim und Menelia mit ihrem Kind Servatius.

3. Szene: Die Legende berichtet, dass Apollonia, bevor sie wegen ihres Glaubens den Tod erlitt, sämtliche Zähne ausgeschlagen und ihre Kinnlade zertrümmert wurden. Zu sehen sind auf der Szene des Bernauer Altares zwei Schergen, die die Anweisungen eines Mannes ausführen, der durch einen Mantel aus kostbarem Brokat und durch einen Pelzkragen sowie einen Turban hervorgehoben ist. Apollonia wird als Helferin bei Zahnschmerzen angerufen, ihr Kult war in ganz Europa verbreitet.

4. Bild: Eine junge Magd wäscht im Vordergrund des Bildes einem Gefangenen oder Aussätzigen, der sich aus einem Holzhäuschen beugt, das Haar. Krüppel halten ihr bettelnd Eßnäpfe entgegen. Man kann in dieser Gestalt die heilige Hedwig sehen, denn die Gemahlin des Piasten-Herzogs Heinrich von Schlesien wird ähnlich wie Elisabeth von Thüringen bei derartigen Werken der Barmherzigkeit dargestellt. Den Kruzifix in der von ihr gegründeten Klosterkirche Trebnitz, wo Hedwig 1243 verstarb, soll sie gesegnet haben. Als ein Reflex auf diese Legende könnte das hier sonst unbekannte Motiv des im Bett liegenden Kruzifixes zu deuten sein.

5. Szene: Die Tochter eines legendären Königs hatte mit 11000 Jungfrauen und in Begleitung von Bischöfen eine Pilgerfahrt angetreten, die zu Schiff rheinaufwärts über Köln bis Basel und weiter zu Fuß nach Rom führen sollte. Der Papst Cyriakus schloss sich auf der Rückreise den Pilgern an. In Köln wurde das Schiff von Hunnen überfallen und alle Insassen ermordet. Da Ursula sich dem Hunnenfürsten verweigerte, erschoss er sie eigenhändig mit dem Pfeil. Die Erzählung ist im Bernauer Bild wiedergegeben. Man sieht auf dem Schiff die schon vom Pfeil verwundete Prinzessin. Der Bogenschütze zielt auf eine weitere Jungfrau, die ein zweiter Scherge mit erhobenem Schwert vom Schiff zerrt. Neben den anderen Jungfrauen auf dem Schiff stehen der Papst mit der Tiara und ein Bischof.

6. Szene: Lucia wird vor den Augen ihres Bräutigams, der sie zur Zeit der diokletianischen Christenverfolgungen als Christin denunziert hatte, getötet. Im Beisein von zwei Männern stößt ihr ein bärtiger Mann das Schwert durch den Hals. Sie starb erst, nachdem ihr ein Priester die Hostie gereicht hatte. Zuvor hatte man versucht, die standhaft auf ihrem Glauben Verharrende mit Gewalt in ein Bordell zu bringen oder sie zu verbrennen.

7. Szene: Die blindgeborene Tochter eines elsässischen Herzogs soll bei ihrer Taufe durch einen Wanderbischof das Augenlicht erhalten haben. Odilia, hier als Nonne im schwarzen Gewand der Benediktinerinnen gezeigt, trägt als Attribut ein Buch, auf dem zwei Augen liegen. Odilia wurde bei Augenleiden als Helferin angerufen. Ihr gegenüber steht eine junge Frau mit Krone. Da ihr jegliches Attribut fehlt, ist sie nicht genauer zu identifizieren.

[Sachs 1989, 81, 102-110]

Zuschreibungen
Nachfolger von Lucas Cranach dem Älteren
Unbekannter Meister der Cranach-Werkstatt

Zuschreibungen

Nachfolger von Lucas Cranach dem Älteren

[Sachs 1989]

Unbekannter Meister der Cranach-Werkstatt

"unbekannter, ehemaliger Mitarbeiter der Cranach-Werkstatt"
[Heydenreich, cda 2016]

Datierung
um 1515-1519

Datierung

um 1515-1519

[cda 2017]

Maße
Maße oberer Bildträger: 130,5 x 115,5 cm

Maße

  • Maße oberer Bildträger: 130,5 x 115,5 cm

  • Maße unterer Bildträger: 130,4 x 115,5 cm

  • Maße mit Rahmen: 280,7 x 130,1 cm

  • [Heydenreich, cda 2016]

Signatur / Datierung

keine

Eigentümer
St. Marien zu Bernau
Besitzer
St. Marien zu Bernau
Standort
Bernau bei Berlin
CDA ID
DE_StMB_NONE-001d
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_StMB_NONE-001d/

Provenienz

  • Hochaltar in St. Marien zu Bernau
  • 1942 war der Altar auseinandergenommen worden (wegen Anobienbefall) [...] und gelagert im Keller des Bode-Museums; zunächst in den Kriegswirren des zweiten Weltkrieges verschollen
  • 1946/47 tauchte auf dem Boden einer Berliner Schule wieder auf
  • am 29.12.1957 fand die Weihe des wieder in der Marienkirche Bernau errichteten Retabels statt
    [Sachs 1989, 15]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Knüvener 2011
Autor/inPeter Knüvener
TitelDie spätmittelalterliche Skulptur und Malerei in der Mark Brandenburg
BandBd. 14
ZeitschriftForschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg
Ort der VeröffentlichungWorms
Jahr der Veröffentlichung2011
Seiten221-229
Sachs 1989
Autor/inHannelore Sachs
TitelDer Flügelaltar von St. Marien zu Bernau
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1989
Schade 1974
Autor/inWerner Schade
TitelDie Malerfamilie Cranach
Ort der VeröffentlichungDresden
Jahr der Veröffentlichung1974
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schade1974
Braunsdorf 1958
Autor/inIngeburg Braunsdorf
TitelDer Hochaltar von St. Marien in Bernau
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1958
Jerchel 1939
Autor/inHeinrich Jerchel
Herausgeber/inBrandenburgische Provinzialverbande
TitelDie Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim
ReiheDie Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg
Band3, 4
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1939
Kugler 1830
Autor/inFranz Kugler
TitelDenkmäler der bildenden Kunst des Mittelalters in den preußischen Staaten
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1830

Forschungsgeschichte / Diskussion

"Im folgenden wird ein noch wenig bekanntes Beispiel der Altarkunst vorgestellt, das mit seinen 39 Schnitzfiguren und 68 Bildtafeln eine Gesamthöhe von 8 Metern und eine Breitenausdehnung von mehr als 5 Metern einnimmt und der größte Schnitzaltar in der als Kunstlandschaft kaum bekannten Mark Brandenburg ist. [...]

[Sachs 1989, 7]

Nach dem Schließen der Innenflügel wird eine große Schauwand aus 32 Tafelbildern sichtbar, die in vielfältiger Farbigkeit auf Goldhintergründen gemalt sind. Das Leben Christi ist in den jeweils nur aus wenigen Figuren bestehenden Szenen ausgebreitet. An zentraler Stelle auf den mittleren Tafeln, den beiden Flügel-Rückseiten, die den Schrein verschließen und dadurch um Schreintiefe hervorgezogen sind, ist die Passion geschildert. Die ihr vorangehenden Ereignisse sind auf den Außenflügeln links und rechts verteilt.

Nach Schließung des zweiten Flügelpaares erscheint am Bernauer Altar nochmals eine Bilderwand aus fast quadratischen Tafeln, deren Malereien noch bunter wirken, da auf diesen Darstellungen der mittelalterliche Goldgrund ganz verschwunden ist. In real gesehenen Landschaften wird meist nur ein Heiliger durch ein Ereignis seines Lebens oder seines Martyriums vorgestellt. Zählt man die vier ständig sichtbaren Bilder der Nikolauslegende in der Predella und die Schnitzfiguren im Schrein und im Gesprenge dazu, so umfasst der dritte Themenkreis des Retabels die meisten Motive. Der Heiligenkult, erwachsen aus dem Glauben an die Mittlerschaft der Heiligen zwischen Gott und den Menschen, hatte wie der Marienkult im späten Mittelalter eine enorme Ausbreitung erfahren.[...] Schriftquellen aus den Zeiten der römischen Christenverfolgungen bildeten die Grundlage für die Heiligenlegenden, die im Laufe der Jahrhunderte durch die volkstümliche Dichtung übernommen wurden, oft bereichert durch Motive aus dem heidnischen Götterglauben, aus dem Brauchtum und aus der klassischen oder orientalischen Mythologie.

[Sachs 1989, 81-99]

Die Datierung des Bernauer Altars wird mit der Fertigstellung des Chorneubaus der Marienkirche 1519 in Zusammenhang gebracht,(Fußnote 1289) ein denkbares, wenngleich etwas spät anmutendes Datum. Auch im Hinblick auf die nahezu fehlende Rezeption der Cranachgrafik wäre eine frühere Entstehung denkbar.

[Knüvener 2011, 227]

  • Bernauer Retabel [rechter Wandelflügel]: Szenen aus der Kindheit Jesu [Innenseite], Heiligenlegenden [Außenseite], um 1515-1519

Abbildungen

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Kunsttechnologische Untersuchung

02. 2016Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

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Unterzeichnung

Verkündigung an die Hirten (kein IRR vorhanden)

Beschneidung und Namensgebung Jesu

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges, schwarzes Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- relativ detailreiche und freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- dünne Linien

- vereinzelte Schraffuren

Funktion:

- verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; vereinzelt plastische Gestaltung mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Anbetung der Heiligen Drei Königen

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges, schwarzes Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- relativ detailreiche und freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- dünne Linien

Funktion:

- relativ verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; keine plastische Gestaltung mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen (z. B. Füße des älteren Königs)

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Darbringung im Tempel

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- schwarzes Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- relativ detailreiche und freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- dünne Linien

Funktion:

- relativ verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; keine plastische Gestaltung mit Schraffuren

Abweichungen:

- kaum Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen (z. B. Gesicht der Frau hinter dem Christuskind

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Flucht nach Ägypten (kein IRR vorhanden)

Bethlehemitischer Kindermord

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges Zeichenmedium, Pinsel; in zwei Etappen mit unterschiedlichen Tinten

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- dünne Linien

- vereinzelt Schraffuren

Funktion:

- relativ bis verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; vereinzelt plastische Angaben mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierung der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen (z. B. die Füße im Vordergrund)

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Der zwölfjährige Jesus im Tempel

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- dünne bis z. T. breitere Linien

- Konstruktionslinien

Funktion:

- relativ bis verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; keine plastische Gestaltung mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Maria als Schmerzensmutter

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- dünne bis z. T. breitere Linien

- Konstruktionslinien

Funktion:

- z. T. nur relativ verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; keine plastische Gestaltung mit Schraffuren

Abweichungen:

- Präzisierungen der Form während des Malprozesses; Änderungen (z. B. bei den Schwertern)

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Verso:

Steinigung des heiligen Stephanus (kein IRR vorhanden)

Die Heilige Sippe (über zwei Bildfelder)

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- Erstanlage mit trockenem Zeichenmedium, Stift; danach kombiniert mit flüssigem, schwarzen Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- relativ detailreiche und freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- zarte (Stiftslinien) und dünne Linien

Funktion:

- verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; vereinzelt plastische Gestaltung mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses, kleine Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Martyrium der heiligen Apollonia

BESCHREIBUNG

Eine Unterzeichnung ist nicht eindeutig sichtbar aber vermutlich:

Zeichengeräte/Material:

- trockenes Zeichenmedium, Stift

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- zarte Linien (wo vereinzelt sichtbar)

Funktion:

- verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; keine plastische Gestaltung mit Schraffuren

Abweichungen:

- keine Präzisierungen der Form während des Malprozesses

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Die heilige Hedwig

BESCHREIBUNG

Eine Unterzeichnung ist nicht eindeutig sichtbar:

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Pilgerfahrt der heiligen Ursula (kein IRR vorhanden)

Martyrium der heiligen Lucia

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- dünne Linien

Funktion:

- relativ bis verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; keine plastische Gestaltung mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

Die heilige Odilia

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges Zeichenmedium, Pinsel (?)

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung nach einer Vorlage

- dünne Linien

Funktion:

- verbindlich für die Malerei; nur selten sichtbar; keine plastische Gestaltung mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich (wohl nicht Cranachwerkstatt)

[Sandner, Heydenreich, Smith-Contini, cda 2017]

  • fotografiert von Ingo Sandner
  • fotografiert von Gunnar Heydenreich

Erhaltungszustand

Datum1989

Die Maße des Schreins betragen 285x260 cm, die der Seitenflügel 285x130 cm; die im Schrein sich befindenden Schnitzfiguren sind 60-65 cm hoch. Die auf Holz gemalten Bildfelder haben ein hochrechteckiges Format von 55x65 cm und werden von 2 cm breiten Streifen gerahmt, die bei den Passionsszenen ein gemaltes Ornament aufweisen. Die vier Bilder der Predella haben eine Größe von jeweils 55x70cm. Die ursprüngliche Polychromie des Schreines ist überwiegend original erhalten. Die Holzsubstanz weist allerdings zahlreiche Ausbrüche in den Ornamenten auf, den Figuren fehlen vielfach die Attribute, an den Gewändern ist der durch Holznägel und Rosetten imitierte Edelsteinschmuck an den Säumen nur noch in Resten vorhanden. Die am Mittelbaldachin des Gesprenges befindlichen zwei Wappenschilde sind heute leer.

[Sachs 1989,15]

  • verfasst von Hannelore Sachs

Restaurierungsgeschichte

Datum1950 - 1957

Anobienbefall

Restauriert c. 1950 - 1957 von Dr. Härtzsch in Berlin. Die Angaben sind in der Dipolmarbeit von Ingeburg Braunsdorf zum Bernauer Altar entnommen, Berlin Humboldt-Universität 1958 (Maschinenschrift)

[Sachs 1989, 15]

  • restauriert von Härtzsch

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<Autorenname>, 'Bernauer Retabel [rechter Wandelflügel]: Szenen aus der Kindheit Jesu [Innenseite], Heiligenlegenden [Außenseite]', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_StMB_NONE-001d/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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