Die bisher nur in einem Auktionskatalog publizierten Tafeln sind typische Vertreter der 1526 gemalten kleinformatigen Ehediptychen innerhalb der Bildnisgruppe III. Position und Ausführung der Signatur auf der Luther-Tafel sowie Details in der kompositorischen wie maltechnischen Ausführung entsprechen der Mehrzahl der insgesamt neun bekannten Exemplare der kleinformatigen Vertreter dieser Bildnisgruppe.[1] Ungewöhnlich
Die bisher nur in einem Auktionskatalog publizierten Tafeln sind typische Vertreter der 1526 gemalten kleinformatigen Ehediptychen innerhalb der Bildnisgruppe III. Position und Ausführung der Signatur auf der Luther-Tafel sowie Details in der kompositorischen wie maltechnischen Ausführung entsprechen der Mehrzahl der insgesamt neun bekannten Exemplare der kleinformatigen Vertreter dieser Bildnisgruppe.[1] Ungewöhnlich ist das doppelte Auftreten von Datierung und Signatur auf beiden Bildtafeln.[2] Da die Signatur auf dem von Bora-Bildnis allerdings nur noch fragmentarisch erhalten ist, kann ihre Authentizität nicht zweifelsfrei belegt werden. Möglich ist, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt wurde, etwa weil die Bildnisse nicht dauerhaft als Paar aufbewahrt worden waren.[3] Der älteste schriftliche Nachweis für das Doppelbildnis findet sich im Auktionskatalog der Nachlassversteigerung des Kunstsammlers und Kaufmanns Hollingworth Magniac (1786–1867) aus dem Jahr 1892.[4] Seither befinden sich die beiden Tafeln als Doppelbildnis in Privatbesitz.
Wie bei der Mehrzahl der Exemplare haben sich die ursprünglichen Rahmen nicht erhalten.[5] Aus vergleichenden Untersuchungen lässt sich aber schließen, dass die Rahmenleisten vermutlich ursprünglich auf die ehemals breiteren holzsichtigen Tafelränder aufgeleimt waren, die später um je etwa 2 cm in Höhe und Breite beschnitten wurden, um das Tafelformat der Bildfläche anzupassen.[6] Bei beiden Bildnissen sind kantenparallele Ritzlinien in der Grundierung nachweisbar, die wohl den Verlauf der Rahmeninnenkanten angaben, um das Mindestmaß der zu bemalenden Fläche zu definieren.[7]
Die lineare Unterzeichnung der Gesichtskonturen in kurzen, gleichbleibend dünnen Linien ist bereits mit bloßem Auge sichtbar[8] und liefert entscheidende Hinweise auf die Bildvorbereitung. Konturen und Binnenformen erscheinen nicht frei, sondern nachvollziehend und sorgsam umrissen. Innerhalb dieser Bildnisgruppe übereinstimmende Größen und Formen der Gesichter lassen zusammen mit der linearen Bildanlage annehmen, dass die Mehrzahl der kleinformatigen Bildnisse dieser Serie auf eine gemeinsame Vorlage zurückzuführen ist, die mittels eines Pausverfahrens vervielfältigt wurde.[9] Da die Gesichtskonturen dieser Exemplare auch mit den Gesichtern auf den Rundbildnissen aus dem Jahr 1525 deckungsgleich sind, könnte hier die gleiche Vorlage verwendet worden sein (vgl. Einleitung zu Bildnisgruppe III). Auch die Ausführung der Malerei entspricht einem Grundschema, das an allen Vergleichswerken Umsetzung fand und durch rationelle Arbeitsweise geprägt ist.[10] Mit wenigen dünnen Schichten, hohen Flächenkontrasten und einzelnen, markant gesetzten Akzenten wurde dabei eine eindrückliche und sehr unmittelbare Wirkung erzielt.
Daniel Görres, Wibke Ottweiler
[1] Weitere Exemplare sind III.M15, III.M17, III.M18, III.M19. Bis auf die Schleswiger Version (III.M15a), die eine Inschrift in der oberen linken Bildecke zeigt, sind die stets mit einer runden „2“ ausgeführte Jahreszahl und die geflügelte Schlange als Signatur der Cranach-Werkstatt in die obere linke Bildecke gesetzt. Im Gegensatz dazu tragen die Exemplare III.M11,III.M.12, III.M.13 und III.M14 die Signatur sowie die mit einer z-förmigen „2“ ausgeführte Jahreszahl knapp oberhalb der rechten Schulter Luthers. Diese Bildnisse zeigen außerdem eine etwas andere Figurenauffassung mit einem leicht größeren Kopf, voluminöserem Haar und einem markanteren Mantelkragen.
[2] Die Mehrzahl der Exemplare dieser Bildnisgruppe sind jeweils nur auf dem Luther-Pendant signiert und datiert. Weitere Bildnispaare, die Signaturen auf beiden Tafeln aufweisen, sind die Exemplare in Schwerin (III.M17) und die Tondi in der Morgan Library (III.M3).
[3] Das Alterskrakelee des Hintergrunds setzt sich in den Farbinseln von Signatur und Jahreszahl fort, was zumindest für eine frühe Existenz beider spricht.
[4] Vgl. Aukt.-Kat. London 1892, S. 12–13, Nr. 26 und 27. Schon dort werden beide jeweils als „dated 1526“ geführt.
[5] Unter den acht erhaltenen Exemplaren weisen zwei die originalen Rahmen auf: III.M11 und III.M12.
[6] Die Tafelränder haben sich erhalten bei III.M13.
[7] Auch dieses Phänomen ist an Vergleichswerken festzustellen.
[8] Im Infrarotreflektogramm, aber auch mit bloßem Auge, markieren sich die dunklen Linien unter dem hellen, durch altersbedingte Transparenzerhöhung durchscheinend gewordenen Inkarnat deutlich.
[9] Einzelne Vertreter der Gruppe (III.M11a, III.M12a, III.M13a und III.M14a) weisen einen etwas größeren und untereinander übereinstimmenden Kopfdurchmesser auf; diese könnten mit einer anderen Vorlage übertragen worden sein (vgl. die Einleitung zu Bildnisgruppe III). Sie unterscheiden sich auch in weiteren Merkmalen von den Exemplaren mit kleinerem Kopf (vgl. dazu ebd.).
[10] Bei diesem Bildnis abweichend ist die Gestaltung der Iriden Luthers, deren Volumen durch quer zur Kontur verlaufende Pinselstriche angegeben wird.
Quellen / Publikationen:
Aukt.-Kat. London 1892, S. 12–13, Nr. 26 und 27.