Dieses Porträt zeigt Luther im Bildformular der Gruppe III: barhäuptig, mit Schaube vor einfarbigem Font, Blick und Kopf nach rechts gewandt. Im Detail fallen jedoch Abweichungen auf: Der Kopf wirkt runder, die Stirnwulst im Bereich der Schläfen wird weniger betont, das Inkarnat erscheint rosiger. Das braune Haar wirkt zwar im
Dieses Porträt zeigt Luther im Bildformular der Gruppe III: barhäuptig, mit Schaube vor einfarbigem Font, Blick und Kopf nach rechts gewandt. Im Detail fallen jedoch Abweichungen auf: Der Kopf wirkt runder, die Stirnwulst im Bereich der Schläfen wird weniger betont, das Inkarnat erscheint rosiger. Das braune Haar wirkt zwar im Bereich des Hinterkopfs weniger lockig, dies ist jedoch das Ergebnis späterer Bereibungen.[3]
Das Bildnis wurde auf einem hochrechteckigen, etwa 3–4 mm dünnen Buchenholzbrettchen mit vertikalem Faserverlauf ausgeführt, das rückseitig sorgfältig geglättet ist. Das ursprüngliche Format wurde durch einen allseitigen, späteren Beschnitt unten und an den Seiten deutlicher, oben nur um wenige Millimeter reduziert.[4] Verglichen mit den Maßen der kleinformatigen Tafeln aus Bildnisgruppe III fehlen seitlich insgesamt etwa 4,5 cm und unten etwa 7 cm.[5] Das Brett stammt aus demselben Stamm wie V.M4a und elf weitere Gemälde aus der Werkstatt, die zwischen 1533 und 1537 datieren. Der jüngste nachgewiesene Jahrring des Baumes entstammt dem Jahr 1531, wonach das Gemälde unter Berücksichtigung einer minimalen zweijährigen Lagerzeit ab etwa 1533 entstanden sein kann.[6] Dies überrascht insofern, als der dargestellte Typus den bis 1526 in größerer Stückzahl entstandenen Doppelbildnissen der Bildnisgruppe III entspricht. Die mit mehreren Exemplaren dieser Gruppe übereinstimmenden Gesichtskonturen und -binnenformen lassen darüber hinaus die Übertragung einer gemeinsamen Vorlage mittels eines Pausverfahrens vermuten.[7] Offenbar handelt es sich bei dem Bildnis um eines jener Exemplare, die noch Jahre nach Einführung der Ehediptychen unter Verwendung alter Vorlagen in der Cranach-Werkstatt gefertigt wurden. Ob hier ursprünglich auch Signatur und Jahreszahl am linken Bildrand aufgebracht waren, lässt sich aufgrund der Formatverkleinerung nicht mehr feststellen.[8] Die Maltechnik weist Übereinstimmungen sowie Unterschiede zu den bis 1530 in der Werkstatt entstandenen Luther-Bildnissen auf: Die mit einem flüssigen Medium ausgeführte schwärzliche Unterzeichnung ist durch breite, zum Teil sehr kurz und gerade gesetzte Striche zur Angabe der wesentlichen Binnenkonturen gekennzeichnet, die mehr zur Positionsangabe denn zur Formvorgabe gedient haben dürften. Zudem liegt im Hintergrund unter der blauen Farbe eine opake hellgraue Schicht als Untermalung, die bei keinem anderen Werk der Bildnisgruppe III nachweisbar, aber an anderen gleichzeitig entstandenen Werken aus der Cranach-Werkstatt dokumentiert ist.[9] Für eine Entstehung des Bildnisses innerhalb der Cranach-Werkstatt spricht auch die Stammzugehörigkeit des verwendeten Holzes. Die Abweichungen scheinen darauf hinzudeuten, dass der Bildnistyp zwar kopiert wurde, mit der Ausführung aber ein Werkstattmitarbeiter bedacht war, der dem maltechnischen Schema der bis 1526 entstandenen Bildnisse nicht mehr folgte.
Daniel Görres, Wibke Ottweiler
[4] Der originale Grundiergrat ist am oberen Tafelrand erhalten.
[5] Eine bei diesem Format etwa 1,5–2 cm breite Angabe von Signatur und Jahreszahl hätte demnach im ursprünglichen Bildausschnitt Platz finden können.
[6] Nach Klein 07.02.2020 nutzte man bei Buchenholz normalerweise den gesamten Querschnitt und entfernte nur die Rinde.
[7] Die Gesichtskonturen stimmen mit den Exemplaren III.M11a–III.M14a überein. Vgl. dazu auch die Einleitung zu Bildnisgruppe III.
[8] Vgl. Anm. 5. Bei anderen, später innerhalb der Werkstatt „nachproduzierten“ Bildnissen wurde eine frühere Jahreszahl, die auf die Entstehungszeit der Bildnisserie verweist, aufgebracht. Vgl. dazu den Katalogeintrag zu IV.M.Sup-01.
[9] Vgl. dazu etwa [ES_MTB_113-1929-14] und [DE_smbGG_544A]. Weitere Abweichungen zu den auf bis 1530 datierten Luther-Bildnissen betreffen etwa das mit einem Blaupigment ausgemischte Augenweiß sowie das Fehlen der sonst so charakteristischen braunen Akzentuierung des Lippenspaltes. Für weiterführende Informationen siehe den kunsttechnologischen Untersuchungsbericht zum vorliegenden Werk.
Quellen / Publikationen:
Ausst.-Kat. Wittenberg 2015, S. 18.