Martin Luthers als 'Junker Jörg'

Martin Luthers als "Junker Jörg"

Titel

Martin Luthers als "Junker Jörg"

[KKL 2022]

Malerei auf Buchenholz

Die in einen schwarzen Wams mit weiten Ärmeln gehüllte Figur Luthers wird, vor einen dunkelgrünen Hintergrund gesetzt, in der Verkleidung als „Junker Jörg“ in einem deutlich weiteren Bildausschnitt als die Bildnisse gleichen Motivs aus Leipzig (II.M1) und Weimar (II.M2) gezeigt. Die Hände ruhen auf Hüfthöhe,[1] der Blick richtet sich nach

Die in einen schwarzen Wams mit weiten Ärmeln gehüllte Figur Luthers wird, vor einen dunkelgrünen Hintergrund gesetzt, in der Verkleidung als „Junker Jörg“ in einem deutlich weiteren Bildausschnitt als die Bildnisse gleichen Motivs aus Leipzig (II.M1) und Weimar (II.M2) gezeigt. Die Hände ruhen auf Hüfthöhe,[1] der Blick richtet sich nach rechts. Das von braunem Kopf- und Barthaar gesäumte Gesicht hebt sich gegen die Dunkelheit des Grundes deutlich ab.

Während das vorliegende Bildnis zum Beginn des 20. Jahrhundert noch als ein eigenhändiges Werk Cranachs d. Ä. oder seiner Werkstatt galt, wiesen es Friedländer und Rosenberg 1932 erstmals als spätere Kopie nach Cranach aus; eine Meinung, die sich in den folgenden Jahren durchsetzte.[2] Entsprechend wurde bald eine Datierung um 1521/1522 aufgegeben, ohne dabei alternative Vorschläge in die Diskussion einzubringen. Im Rahmen des KKL verbindet sich damit die Fragestellung, ob es dem Untersuchungszeitraum bis 1530 zuzuordnen ist. Diese Frage stellt sich auch insofern, als Darstellungen Luthers als „Junker Jörg“ aus der Cranach-Werkstatt auch nach 1530 bekannt sind. Im Bestand des Muskegon Museum of Art befindet sich ein Doppelbildnis, das den „Junker Jörg“ kombiniert mit einem Porträt der Katharina von Bora zeigt. [3] Das auf hellgrünem Grund ausgeführte Luther-Bildnis aus Muskegon trägt die Jahreszahl 1537 und weist den gleichen Bildausschnitt wie das Londoner Porträt auf, weshalb hier eine Datierung nach 1530 erwogen wird.[4]

Das Londoner Bildnis wurde auf einer Tafel aus zwei vertikal ausgerichteten, stumpf zusammen gefügten Buchenholzbrettern ausgeführt, die umlaufend auf ca. 5–6 mm Kantenstärke gefalzt wurde, eine für Tafeln dieses Formats in der Cranach-Werkstatt gängige Bearbeitung. Auf der weißen Grundierung ist weder mit bloßem Auge noch im Infrarotreflektogramm eine Unterzeichnung nachweisbar. Die Gesichtskonturen zeigen in der Überblendung große Ähnlichkeiten mit denen des Weimarer und Leipziger Bildnisses, weichen aber in der Augenpartie durch einen deutlich größeren Augenabstand von diesen ab.[5] Die kunsttechnologische Untersuchung ergab, dass sowohl der Hintergrund als auch die Darstellung Luthers sehr stark überarbeitet wurden. Das dunkelgrüne Kolorit des Hintergrundes ist auf eine vollflächige Übermalung zurückzuführen. Das darauf liegende Schlangensignet mit angewinkelten Flügeln ist daher nicht authentisch.[6] Unter der Übermalung ist im Mikroskopbild ein helleres Grün nachweisbar. Das Inkarnat zeigt sich durch Bereibungen und diese ausgleichende Retuschen so massiv überarbeitet, dass keine Beurteilung der Qualität der Malerei mehr möglich scheint. Einzig der Bereich der Augen erlaubt einen Vergleich: Dieser zeigt, dass das einzelne, jeweils links neben den Pupillen platzierte Reflexlicht in den Augen Luthers von den Ausführungen in Leipzig, Weimar und Muskegon abweicht.[7]

Insgesamt erschwert der überarbeitete Zustand des Gemäldes eine Einordnung hinsichtlich Datierung und Zuschreibung erheblich. In diesem Zusammenhang wäre eine dendrochronologische Untersuchung des Bildträgers wünschenswert, die im Rahmen des KKL nicht stattfinden konnte. Auf Grundlage der Befunde zu Bildträger und Malschicht wird eine Entstehung in oder im Umfeld der Cranach-Werkstatt nicht ausgeschlossen.

Daniel Görres, Wibke Ottweiler


[1] Ein Schwertknauf, der bei anderen Darstellungen dieser Art an dieser Stelle vorzufinden ist, kann in diesem Bereich heute nicht mehr ausgemacht werden, was aber auf den schlechten Erhaltungszustand der Malerei zurückzuführen sein kann.

[2] Die Royal Collection führt das Gemälde heute unter „ehemals Lucas Cranach dem Älteren zugeschrieben“, vgl. https://www.rct.uk/collection/search#/21/collection/402656/martin-luther-as-junker-jorg (Zuletzt aufgerufen: 11.09.2021).

[3] Museum of Art, Muskegon, Inv.-Nr. 39-5 und 39-6, vgl. Cranach Digital Archive: [US_MMA_39-5] und [US_MMA_39-6].

[4] Ein weiteres Doppelbildnis aus der Stadtkirche Penig, als Dauerleihgabe in der Wartburg-Stiftung Eisenach, zeigt ebenfalls dieses Bildformular und die Jahreszahl 1537. Bei diesem Exemplar dürfte es sich aber um eine spätere Kopie handeln, vgl. dazu [DE_ELKP_001] und [DE_ELKP_002].

[5] Die Versionen aus Muskegon und Penig zeigen deutliche Abweichungen der Gesichtskonturen.

[6] Laut Cust 1911, S. 52, lag der heute sichtbare Hintergrund samt Signatur vormals unter einem opaken Firnis. Erst dessen Abnahme stellte den heute sichtbaren Zustand her.

[7] Bei den Werken in Leipzig, Weimar und Muskegon sind je vier Reflexlichter rechts des Randes der Pupillen gesetzt.

Quellen / Publikationen:

Cust 1909; Cust 1911, S. 54; Anonym 1922, S. 71, Nr. 305; Baker 1937, S. 66, Tf. 23; Friedländer / Rosenberg 1932, S. 54; Ausst.-Kat. London 1946, S. 60, Nr. 139; Friedländer / Rosenberg 1979, S. 100, Nr. 149B.

Zuschreibungen
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere oder Nachfolger
Kopie nach Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere oder Nachfolger

[KKL 2022]

Kopie nach Lucas Cranach der Ältere

"Spätere Kopie" [Friedländer, Rosenberg 1979, No. 149B]

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

"möglicherweise nicht vom älteren Cranach selbst ausgeführt" [Cust 1909, 209]

"Vormals Lucas Cranach dem Älteren zugeschrieben" [Royal Collection Trust Online-Datenbank, zuletzt besucht: 26.11.2020]

Datierungen
nach 1530
1521 (?)

Datierungen

nach 1530

[KKL 2022]

1521 (?)
Maße
Maße Bildträger: 54,2 x 37,2 (vermutlich oben und unten beschnitten) x 1,3 cm (Tafelkanten links und rechts auf 5 - 6,5 mm gefalzt)

Maße

  • Maße Bildträger: 54,2 x 37,2 (vermutlich oben und unten beschnitten) x 1,3 cm (Tafelkanten links und rechts auf 5 - 6,5 mm gefalzt)

  • [KKL 2022]

Signatur / Datierung

Schlangensignet mit liegenden Flügeln in schwarz am linken Bildrand neben Luthers Schulter

Signatur / Datierung

  • Schlangensignet mit liegenden Flügeln in schwarz am linken Bildrand neben Luthers Schulter

  • [KKL 2022]

Inschriften und Beschriftungen

Rückseite: Mittig Rest eines roten Siegels; handschriftlich mit weißer Kreide "570"; oben rechts handschriftlich mit schwarzer Tinte …

Inschriften und Beschriftungen

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Rückseite: Mittig Rest eines roten Siegels; handschriftlich mit weißer Kreide "570"; oben rechts handschriftlich mit schwarzer Tinte (?) "570"; am unteren Rand mittig ein ovaler Stempel "Winsor Castle Inventory 1872 No 258; unten links eingeprägte Krone; darunter handschriftlich in weißer Farbe "402,656"

  • [KKL 2022]

Eigentümer
The Royal Collection, London
Besitzer
The Royal Collection, London
Standort
London
CDA ID
UK_RCL_RCIN402656
FR (1978) Nr.
FR149B
KKL-Nr.
II.M-Sup01, Teil des KKL-Anhangs
Permalink
https://lucascranach.org/de/UK_RCL_RCIN402656/

Provenienz

  • Erworben durch Prinz Albert (1819-1861)
  • 1920 Standort WIndsor Castle
  • seit 1980 Standort Hampton Court
    [KKL 2022]

Ausstellungen

London, Royal Academy of Arts, 1946-1947, Nr. 139

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Friedländer, Rosenberg 1979 100 149B
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Exhib. Cat. London 1946 60 139
TitelThe King's Pictures: An Illustrated Souvenir of the Exhibition of the King's Pictures at the Royal Academy of Arts
Ort der VeröffentlichungLondon
Jahr der Veröffentlichung1946
Cust 1911 54
Autor/inLionel Cust
TitelNotes on pictures in the Royal collections
Ort der VeröffentlichungLondon
Jahr der Veröffentlichung1911
Link https://openlibrary.org/books/OL16327977M/Notes_on_pictures_in_the_Royal_collections
Cust 1909
Autor/inLionel Cust
TitelA portrait of Luther as Junker Jörg. Notes on pictures in the royal collection
ZeitschriftBurlington Magazine
Jahrgang14
Jahr der Veröffentlichung1909
Link http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/2635/1/Cust_Notes_on_pictures_in_the_Royal_Collections_1909.pdf
Seiten206-209
  • Martin Luthers als "Junker Jörg", nach 1530

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Kunsttechnologische Untersuchung

2018 - 2021Technologische Untersuchung

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
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Bildträger

Buche (augenscheinlich). Hochrechteckige Tafel aus zwei astfreien, stumpf verleimten Brettern mit vertikalem Faserverlauf. [1] Die maximal ca. 13 mm (mittig) starke Tafel ist links und rechts auf 5 – 6,5 mm Kantenstärke gefalzt. [2]

Die Rückseite der Tafel ist vergleichsweise grob bearbeitet, beide Bretter weisen schräg verlaufende Schnittkerben von der Auftrennung des Holzes mit einem Beil auf. Partiell ist die Tafel mit einem Schropphobel geglättet worden, dessen bis zu 2,7 cm breite, vorwiegend vertikale Züge sich im Streiflicht deutlich markieren. Dabei wurde die braune Rückseitenlasur in mehreren Bereichen, so auch über der Brettfuge, abgetragen. [3] Ein vergleichbares Phänomen zeigt sich am Augsburger Doppelbildnis Martin Luthers und des Kurfürsten Johann Friedrich. [4] Die Brettfuge ist rückseitig nicht kaschiert. [5]

[1] Vgl. dazu die Kartierung des Brettschemas, Abb. UK_RCL_RCIN402656_FR149B_2020_examination-report-mapping.

[2] Der 6 - 12 mm breite Falz ist nur an den Seitenkanten erhalten; vermutlich wurde die Tafel zu einem späteren Zeitpunkt oben und unten beschnitten.

[3] Sollten die Glättspuren entstehungszeitlich sein, wären demnach für die Herstellung der Tafel Bretter verwendet worden, die bereits einen rückseitigen Schutzanstrich aufwiesen. Zweifelsfrei erfolgte die Bearbeitung vor Eingang der Tafel in die Royal Collection (Zeitpunkt unbekannt, jedoch zu Lebzeiten Prinz Alberts (1819-1861), da die Prägemarke unten links in das bereits behobelte Holz eingedrückt wurde.

[4] Vgl. [DE_SAA_NONE-SAA002] (KKL IV.M24a), [DE_SAA_NONE-SAA003] (KKL IV.M24b).

[5] Auch vorderseitig zeichnet sich im Streiflicht keine Kaschierung im Oberflächenrelief der Malschicht ab. In der Cranach-Werkstatt wurden ab etwa ab 1522 Brettfugen an Buchenholztafeln meist kaschiert, bei jüngeren Untersuchungen wurden mehrfach Tiersehnen nachgewiesen. Vgl. dazu etwa [DE_SAA_NONE-SAA002] (KKL IV.M24a), [DE_SAA_NONE-SAA003] (KKL IV.M24b), [CH_MAS_A1950] (KKL IV.M-Sup01), [DE_BStGS-GNMN_Gm219], [PRIVATE_NONE-P093].

Grundierung und Imprimitur

Weiße Kreide-Grundierung. [1] Oben und unten randbündig, seitlich unregelmäßig verlaufender Grundiergrat etwa 5 - 10 mm innerhalb der Seitenkanten. Partiell dort verpresste blasige Grundierung bis zum Tafelrand. Möglicherweise war die Tafel zur Grundierung seitlich in zwei Nutleisten oder in einem vierschenkligen Nutrahmen eingespannt. Das Phänomen von Grundiergraten an zwei gegenüber liegenden Tafelrändern tritt an mehreren Werken des Untersuchungsbestandes auf. [2]

Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur. In der Röntgenfluoreszenz-Analyse nachgewiesene (vergleichweise allerdings geringe) Bleianteile könnten auf bleihaltige Bestandteile in der Grundierung, ihrer Isolierung oder in Zwischenschichten zurückzuführen sein. [3]

[1] Vgl. dazu die Ergebnisse der Röntgenfluoreszenz-Analyse, [Analysis-report-XRF].

[2] Vgl. dazu auch Heydenreich, Gunnar, Lucas Cranach The Elder. Painting materials, techniques and workskop practice, Amsterdam (2007), 86 - 88. Da die Tafel oben und unten wahrscheinlich nachträglich beschnitten wurde, was der dort fehlende Falz nahelegt (siehe auch Angaben zum Bildträger), könnten diese Kanten ursprünglich ebenfalls ungrundiert gewesen sein. Da das Phänomen von nur an zwei gegenüber liegenden Tafelkanten nicht randbündig grundierter Bretter allerdings keine Ausnahme im Werkstatt-Oevre darstellt, könnten diese auch vor der Beschneidung randbündig grundiert gewesen sein. Vgl. dazu z.B. [DE_MHB_1a] (KKL IV.M12a), [CH_MAS_A1950] (KKL IV.M-Sup01), [DE_LHW_G16] (KKL IV.M5), [PRIVATE_NONE-P411] (KKL IV.M23), [DE_DHM_Gm1989-1547-1] (KKL IV.M21a), [DE_SAA_NONE-SAA002] (KKL IV.M24a) und [DE_SAA_NONE-SAA003] (KKL IV.M24b).

[3] Wie Anm. 1.

Unterzeichnung

Eine Unterzeichnung ist weder mit bloßem Auge noch im Infrarotreflektogramm nachweisbar.

Farbschichten und Metallauflagen

Insgesamt ist das Gemälde massiv überarbeitet, verputzt und großflächig übermalt, so dass der Malschichtaufbau nicht mehr klar nachvollziehbar ist. Im Vergleich zu Lutherbildnissen, die in den 1520er Jahren in der Cranach-Werkstatt gemalt wurden, fallen dennoch einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. So sind die einzelnen Farbflächen mit geringsten Überlappungen nebeneinander gesetzt, bzw. liegt die Grundierung in den Grenzbereichen partiell frei (Vgl. Abb. UK_RCL_RCIN402656_FR149B_2019_Detail-012). Wie in den Vergleichswerken [1] mit grünem Hintergrund ist der unter der großflächigen dunkelgrünen Übermalung erhaltene Hintergrund hell olivgrün ausgemischt und enthält große splittrige blaugrüne Partikel sowie sehr große weiße Pigmentkörner (Bleiweiß?). [2] Die Farbigkeit wirkt allerdings weniger leuchtend und stumpf. [3] Auch die schwarze Farbe des Wamses scheint von anderer Beschaffenheit zu sein. [4] Weiterhin sind die Lichtreflexe in den Augen in Form eines einzelnen Punktes je auf der linken Seite der Pupille angelegt, während sie sonst in Form von ein viergeteiltes "Fensterkreuz" andeutenden Punkten oder zweier sichelförmiger Parallelstriche stets in der rechten Hälfte der Pupille oder rechts außerhalb der Pupille auftreten.

Für eine belastbare Aussage bezüglich der Datierung und Zuschreibung des Bildnisses in die Cranach-Werkstatt sind zwingend weitere Untersuchungen notwendig, die im Rahmen des Projektes nicht geleistet werden konnten. [5]

[1] Vgl. dazu [DE_MdbKL_946] (KKL II.M1), [DE_KSW_G9] (KKL II.M2) sowie [DE_GNMN_Gm1570] (KKL I.6M1).

[2] Vgl. dazu auch die Ergebnisse der Röntgenfluoreszenz-Analyse, [Analysis-report-XRF].

[3] Der stumpfe Farbeindruck könnte auch durch den aufliegenden (rot gefärbten?) Überzug beeinflusst sein.

[4] Während die schwarze Farbe an Vergleichswerken durch eine äußerst hohe Intensität und Deckkraft bei sehr geringer Schichtdicke gekennzeichnet ist, bildet die Farbe hier in den Randbereichen einen plastischen Wulst und wirkt etwas weniger opak.

[5] Aufschlussreich könnte die dendrochronologische Untersuchung der Tafel sein, da zu in der Cranach-Werkstatt bemalten Buchenholztafeln etliche Referenzmessungen vorliegen, die in vielen Fällen auch die Zuordnung einzelner Bretter zu einem Stamm ermöglichen.

Rahmung

Ursprünglicher Rahmen nicht erhalten.

[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]

Erhaltungszustand

Datum2018 - 2021

Das Bildnis befindet sich in einem stabilen Zustand. Die Tafel ist vermutlich oben und unten beschnitten, da nur seitlich ein Falz ausgearbeitet ist. [1] Zahlreiche Ausfluglöcher besonders im linken Bereich der Rückseite verweisen auf einen starken früheren Holzschädlingsbefall, der zu Substanzverlusten an der rechten oberen und unteren Ecke der Tafel geführt hat.

Die Malerei ist sehr stark überarbeitet und in ihrer Wirkung erheblich beeinträchtigt. Die verputzte Oberfläche, unzählige Retuschen und die großflächige Übermalung des Hintergrundes prägen das Gesamtbild. Besonders in Gesicht und Haar bedecken etliche Übermalungen die wohl durch frühere Reinigungsmaßnahmen verursachten Bereibungen der Malschicht. Details wie feine Haarsträhnen, Lichtreflexe, Lasuren oder farbige Akzentuierungen sind gänzlich verloren. Auch im Bereich der Hände ist die Malerei stark reduziert, wodurch jegliche Plastizität verloren ist.

Unter den Übermalungen zeichnen sich auf der gesamten Tafel zahlreiche Malschichtsprünge ab, die vor allem vertikal, also in Maserrichtung des Holzträgers, verlaufen.

[1] Aufgrund allseitiger Papierbeklebungen der Randbereiche ist die Beschaffenheit der Tafelkanten nicht beurteilbar. Vgl. dazu auch das Weimarer Junker Jörg- Bildnis, [DE_KSW_G9], bei dem ebenfalls die obere und untere Kante nachträglich beschnitten sind.

  • untersucht von Wibke Ottweiler

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<Autorenname>, 'Martin Luthers als "Junker Jörg"', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/UK_RCL_RCIN402656/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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