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Martin Luther als „Junker Jörg“ (ab 1521)

Die Bildnisgruppe II stellt mit nur zwei erhaltenen Gemälden und drei Holzschnitten die kleinste der im Rahmen des KKL behandelten Werkgruppen dar.[1] Die Darstellung Luthers mit vollem Bart- und Haupthaar und einem einfachen Wams variiert dabei nur in der Wahl des Bildausschnitts und reicht vom reinen Brustbild (II.D1, II.D2) über dessen Erweiterung unter Einbezug der rechten Hand und eines Schwertknaufs (II.M1) bis zur Halbfigur, die beide Hände und das Schwertheft samt der Scheide im Anschnitt zeigt (II.M2, II.D3).


[1] Erst um 1537 auftretende Bilder kombinieren den „Junker Jörg“ mit Darstellungen der Katharina von Bora, vgl. etwa ein Bildnispaar im Muskegon Museum of Art [US_MMA_39-5](https://lucascranach.org/US_MMA_39-5) und [US_MMA_39-6](https://lucascranach.org/US_MMA_39-6).

 

Historischer Kontext und Datierung der Gemälde

2.1.jpgAbb. 1: Lucas Cranach d. Ä., Martin Luther als "Junker Jörg", um 1522, Malerei auf Buchenholz, Museum der Bildenden Künste, Leipzig, KKL-Nr. II.M1

2.2.jpgAbb. 2: Lucas Cranach d. Ä., Martin Luther als "Junker Jörg", um 1522, Malerei auf Buchenholz, Klassik Stiftung Weimar, KKL-Nr. II.M2

Die beiden Gemälde (Abb. 1 und 2), die keine Datierung aufweisen, wurden innerhalb der Forschung bislang weitgehend in die Jahre 1521 und 1522 datiert, angelehnt an den auf Matthias Ratzeberger zurückgehenden (nach 1559 entstandenen, aber) erst 1850 im Druck veröffentlichten Bericht, wonach Lucas Cranach d. Ä. während der kurzen Rückkehr Luthers von der Wartburg nach Wittenberg zwischen dem 3./4. und 12. Dezember 1521 ein Porträt Luthers als „Junker Jörg“ angefertigt habe.[1] Thomas Kaufmann hat diese traditionelle Deutung jüngst zurückgewiesen und für eine späte Entstehung der Gemälde um das Jahr 1537 plädiert.[2]

Anhand neuer kunsttechnologischer und quellenkritischer Untersuchungen[3] kann die traditionelle Datierung in die frühen 1520er Jahre nun erhärtet werden. Demnach stammt der jüngste datierbare Jahrring der Leipziger Buchenholztafel aus dem Jahr 1519. Unter der Voraussetzung, dass der gesamte Stammquerschnitt genutzt und nur die Rinde entfernt wurde, kann das Gemälde bei einer Mindestlagerzeit des Holzes von zwei Jahren ab 1521 entstanden sein.[4]

Von einem gemalten Bildnis des „Junker Jörg“ berichtet auch der Magdeburger Vogt Sebastian Langhans in einem Brief vom 26. April 1523 an seinen Dienstherrn Albrecht von Brandenburg. Sebastian Langhans konfiszierte kurz vor dem 16. Februar 1523[5] beim Magdeburger Buchführer Nickel Apfelstedt[6] „[e]in brett der vf en bilde Lucrecie außerhalben gemahlet Vnnd Inwendig Ein Brustbilde Martin Luthers von Wittenberg Contrefactur mit dem Schwerte vnnd barte In einer schwarzen Jopen [...]“.[7] Die Worte „außerhalben“ und „inwendig“ beschrieben dabei wohl nicht die Vorder- und Rückseite eines einzelnen Gemäldes,[8] sondern das Äußere und Innere einer geschlossenen Einheit.[9] Denkbar ist ein Futteral, dessen Nutzung als Schutz für ein Bildnis damals allgemein verbreitet war und das auf der Außenseite, möglicherweise auf einem Schiebedeckel, Malerei aufgewiesen haben könnte.[10] Es könnte sich aber auch um ein Bildnis in einem Rahmen handeln, das durch ein von der Seite eingeschobenes Brett verschlossen werden konnte.[11] Beide Varianten würden plausibel machen, warum Sebastian Langhans explizit von einem „brett [Kursivierung KKL] der vf en bilde Lucrecie [...]“ spricht. Demnach wäre die „Lucretia“ außen auf dem Verschlussbrett eines Luther-Bildnisses abgebildet gewesen, sodass man im Erzstift Magdeburg das Porträt Luthers verwahren konnte, ohne es für alle Augen sichtbar werden zu lassen. Dass es sich bei der Darstellung Luthers mit Schwert, Bart und schwarzem Wams um eine Darstellung als  „Junker Jörg“ handelt, ist naheliegend, wobei das Bild sowohl dem Leipziger (II.M1) als auch dem Weimarer Bildnis (II.M2) Lucas Cranachs d. Ä. entsprochen haben könnte, aber mit keinem von diesen identisch sein muss.[12]

Dass zu diesem frühen Zeitpunkt bereits Porträtgemälde Luthers bestellt und angefertigt wurden, belegt auch eine weitgehend übersehene Notiz aus dem Jahr 1522. Der in Wittenberg ansässige Philipp Glüenspiess[13] berichtet am 15. Oktober 1522 seinem Cousin, dem Nürnberger Juristen Georg Römer, dass Lucas Cranach d. Ä. Grüße ausrichten lasse und ein Bildnis Luthers mit großer Sorgfalt und viel Fleiß anfertigen werde.[14] Da sich die Ausführung verzögerte, berichtet Philipp Glüenspiess am 2. November verärgert, er werde sich um eine baldige Lieferung kümmern.[15] Damit ist zum ersten Mal ein bürgerlicher Auftraggeber für eine Luther-Darstellung Lucas Cranachs d. Ä. namentlich greifbar.[16] Angesichts der Tatsache, dass wir keine gesicherte Kenntnis über einen anderen Typus gemalter Luther-Porträts in den frühen 1520er Jahren besitzen und (wie oben gesehen) die Existenz mindestens eines Gemäldes des „Junker Jörg“  im Jahr 1523 belegt ist, erscheint es wahrscheinlich, dass auch Georg Römers Auftrag sich auf eine Darstellung Luthers als „Junker Jörg“ bezog.[17] Die Verzögerung in der Auslieferung belegt zudem, was die zahlenmäßig geringe Überlieferung der Tafelbildnisse zum „Junker Jörg“ bisher nur vermuten ließ: In den frühen 1520er Jahren wurden gemalte Luther-Bildnisse innerhalb der Cranach-Werkstatt noch einzeln und nicht etwa in hoher Stückzahl produziert, wie die ab 1525 in Serie gefertigten Gemälde der Bildnisgruppen III und IV.


[1] Zur Entstehung und Veränderung der anachronistischen Bezeichnung „Junker Jörg“ vgl. Schwarz 2012, S. 209213.

[2] Vgl. Kaufmann 2019 und Kaufmann 2020, S. 36–47.

[3] Vgl. den Katalogeintrag zu II.M1.

[4] Vgl. Klein, Bericht über die dendrochronologische Untersuchung der Gemäldetafel "Martin Luther als Junker Jörg", Museum der Bildenden Künste Leipzig, Inv.-Nr. 946, 30.11.2020, [DE_MdbKL_946](https://lucascranach.org/DE_MdbKL_946). Die Querauswertung aller durch Peter Klein zur Verfügung gestellten dendrochronologischen Untersuchungsberichte zu Buchenholztafeln aus der Cranachwerkstatt ergibt eine durchschnittliche Lagerzeit von vier bis fünf Jahren. Vgl. dazu die Querauswertung der dendrochronologischen Befunde in Ottweiler, Wibke - Kunsttechnologische Beobachtungen an den frühen Luther-Gemälden aus der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. (in Vorbereitung). Ungeachtet anderer Faktoren wäre auf dieser Grundlage eine Entstehung des Leipziger Bildnisses in den frühen 1520er Jahren plausibel.

[5] Laut Staatsarchiv Sachsen-Anhalt, Standort Magdeburg, A2, 617, fol. 23r, konfiszierte Sebastian Langhans das Bild „Inn e Churfürstlichen gnaden Abweße kurz vor e Churf g wyder anheimisch Kommen“. Laut Scholz 1998, S. 364–365, befand sich der Kurfürst bis zum 9. Februar 1523 auf dem Reichstag in Nürnberg, war am 16. Februar bereits wieder nach Halle zurückgekehrt und blieb dort bis zum September. Sebastian Langhans kann sich somit auf den Zeitraum vor der Rückkehr aus Nürnberg beziehen.

[6] Über Nickel Apfelstedt ist wenig bekannt. Seine Teilnahme an der Leipziger Messe ist für 1515, 1519, 1522 und um 1525 belegt (vgl. Kirchhoff 1885, S. 25, sowie Grimm 1967, Sp. 1590), 1519 zudem auch für die Messe in Naumburg (vgl. Kirchhoff 1885, S. 26). Am 25. April 1522 wird er als Auftraggeber der Drucklegung einer lutherischen Liedschrift genannt (vgl. Kirchhoff 1885, S. 38; Wittkowski 1909, S. 55). 

[7] Staatsarchiv Sachsen-Anhalt, Standort Magdeburg, A2, 617, fol. 23r. Kurze Erwähnungen dieser Episode finden sich bei Hoffmann 1847, S. 34, und Hülße 1880, S. 172, etwas ausführlicher bei Hülße 1883, S. 23; Schade in: Ausst.-Kat. Hamburg 2003, Nr. 79, S. 182, erwähnt diese Begebenheit beiläufig mit der falschen Datierung 1521. Die Passage ist nicht nur deshalb aufschlussreich, weil sie die ungewöhnliche Kombination einer Darstellung der antiken Heldin Lucretia mit einer Darstellung Luthers als „Junker Jörg“ belegt.

[8] So fälschlich Schade ebd., S. 182.

[9] Vgl. etwa die 1535 an Lucas Cranach d. Ä. ergangene Zahlung des kursächsischen Hofes für „[...] das ganz hauß außwendig und inwendig und die tucher anzustreichen [...]“ (zitiert nach Heydenreich 2007, S. 429) sowie 1543/1545 für „[...] tuncher arbeit vonn der kirchen inwendig zutunchenn […] vonn der kirchenn auswendig zuberappen unnd tunchenn [...]“ (zitiert nach ebd., S. 439).

[10] Vgl. Dülberg 1990, S. 41–43.

[11] Das bekannteste Beispiel dieser Lösung stellt wohl Albrecht Dürers Bildnis des Hieronymus Holzschuher in Berlin dar, das auf dem Verschlussbrett die gemalten Allianzwappen des Dargestellten trägt.

[12] Nach der jüngsten kunsttechnologischen Untersuchung wurde die Leipziger Tafel am unteren Rand beschnitten. Der gemalte Griff des Schwertes wird von der unteren Rahmenleiste verdeckt. In seinem ursprünglichen Format dürfte das heute nur mit dem Knauf angedeutete Schwert also deutlicher sichtbar gewesen sein.

[13] Zu diesem vgl. Scheible 2005, S. 155–156.

[14] Vgl. Feuerlein 1718 [VD18 90740262], S. 141–150, hier S. 147: „Effigiem Lutheri cum summo studio acrique diligentia tibi conficiet Lucas Kranach, qui te amanter salutat.“ Das Original hat sich im Nachlass Ernst Salomon Cyrians in der Forschungsbibliothek Gotha erhalten (Signatur: Chart. A 395, Bl. 4r/v). Leicht abweichend abgedruckt bei Anonym 1906; vgl. außerdem Meurer 2020, S. 108–114, hier S. 112. Susanne Meurer sei für den Hinweis auf den Brief von Glüenspiess herzlich gedankt.

[15] Vgl. Feuerlein 1718, S. 150: „Effigies Doctoris M. nondum fuit confecta: Dii malefaciant indiligentiae pictoris, spero tamen brevi missurum tibi. Dabo igitur operam, ut illico conficiat eam pictor.“ Vgl. das Original in der Forschungsbibliothek Gotha, Signatur: Chart. A 395, Bl. 5r/v, sowie den Druck bei Anonym 1906, S. 413; zu den Briefen vgl. außerdem Borcherdt 1925, S. 504, der die Erwähnung als Beleg für eine geplante Zeichnung deutet. Der Umstand, dass Philipp Glüenspiess auf die Sorgfalt des Malers hinweist und die Fertigstellung einen längeren Zeitraum benötigte, verweist jedoch auf ein Tafelgemälde, vgl. Meurer 2020, S. 112.

[16] Georg Römer gehörte einer Nürnberger Patrizierfamilie an, die ihren Reichtum durch den Mansfelder Bergbau erworben hatte. Selbst in Mansfeld geboren, hatte Georg Römer in Leipzig und 1518/1519 auch in Wittenberg studiert. Sein Onkel Hans Reinicke gehörte zu den Jugendfreunden Luthers. Mit diesem zusammen besuchte Georg Römer Luther 1530 bei dessen Aufenthalt auf der Veste Coburg während des Augsburger Reichstags, vgl. Brecht 1986, S. 363. Georg Römers Kunstsammlung wurde bereits von seinen Zeitgenossen gelobt, zu ihr gehörten Werke von Tizian und Albrecht Dürer, vgl. Meurer 2020, S. 112.

[17] Auch für Luther-Bildnisse I.6.M1I.6M3 ist eine Entstehung zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen.

 

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Abb. 3a: Auflage A, Exemplar der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Detail Super- und Subscriptio

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Abb. 3b: Auflage B, Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Detail Super- und Subscriptio

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Abb. 3c: Auflage C, Exemplar des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Detail Super- und Subscriptio

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Abb. 3d: Auflage D, Exemplar der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Detail Super- und Subscriptio

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Abb. 3e: Auflage E, Exemplar des Herzog-Anton-Ulrich-Museums Braunschweig, Detail Super- und Subscriptio

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Abb. 3f: Auflage F, Exemplar des Herzog-Anton-Ulrich-Museums Braunschweig, Detail Super- und Subscriptio

Historischer Kontext und Datierung des Holzschnitts

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Abb. 4: Lucas Cranach d. Ä., Martin Luther als „Junker Jörg“, Brustbild, nach links gewandt, vor Wolken, vor 1. April 1522, Holzschnitt mit Typendruck, Exemplar der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, KKL-Nr. II.D1

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Abb. 5: Hans Sebald Beham (?), Martin Luther als „Junker Jörg“, Halbfigur, nach rechts gewandt, mit Schwert, 1522, Holzschnitt, Exemplar der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, KKL-Nr. II.D3

Eine solche Datierung in die frühen 1520er Jahre legen auch die im Rahmen des KKL vorgenommenen Untersuchungen der entsprechenden Holzschnitte Lucas Cranachs d. Ä. nahe. Die Holzschnitte lassen sich in mindestens sechs Auflagen nachweisen, die sich anhand der beigegebenen Super- und Subscriptiones sowie von Ausbrüchen kurzer Stegabschnitte unterscheiden und so in eine relative Reihenfolge bringen lassen (Abb. 3a–f) Sie konnten für den KKL erstmals kunsttechnologisch an den Originalen verglichen werden (Auflage A–F).[1] Die Erscheinungsdaten dieser Auflagen erstrecken sich auf einen Zeitraum vor dem 1. April 1522 (Auflage A) bis nach 1579 (Auflage F), wobei nur die Auflagen A und B (in vier heute bekannten Exemplaren) sicher zu Lebzeiten Luthers erschienen sind, während der Großteil der heute erhaltenen Blätter nach Luthers Tod im Jahr 1546 entstanden sein dürften.[2]

Das erste Auftreten von Auflage A lässt sich quellenkundlich auf das Frühjahr 1522 datieren. Der Oschatzer Altarist Lucas Lederer bittet in einem zwischen dem 16. und 19. April 1522 zu datierenden Brief Johann VII. von Schleinitz, den Bischof von Meißen, um Schutz vor Schmähungen gegen seine Person und die Verwüstung seines Hauses.[3] Lucas Lederer schildert darin die Verfolgung einer Person am 1. April 1522, die die Fenster seines Hauses eingeworfen habe. Der gestellte Verdächtige, ein Schreiber namens Erhard von Hertzberkg,[4] trug „eynen bryf“ mit antiklerikalen Spottversen bei sich, die Lederer zitiert: „Pfaff, du vorreterischer man, || wie hastu dein vorreterey gefangen an || Dein vorreterey ist umbsunst zu dieser frist, || dorumb du eyn vorreter und eyn schalk bist.“[5] Laut dem mit den Ermittlungen betrauten Vogt Bartholomäus Gortler beteuerte der Verdächtige, er habe den bei ihm konfiszierten „[...] brif mit eynem gedruckten pilde funden, dorumb seind etliche reyme mit rotelstein geschrieben gewest [...]“.[6] Diesen habe „[...] der schreyber ufgehoben und lesen wollen und stille gestanden, aber er hat bey nacht dy schrift nicht erkennen konnen und hat den brif under den rock geslagen [...]“.[7] Inwiefern es sich bei dem Beschuldigten auch um den Urheber der Verse handelt, muss offen bleiben.[8]

Diese Episode kann mit einem Abzug des Holzschnitts im Kupferstichkabinett Dresden (Abb. 4) in Verbindung gebracht werden, das Luthers Bildnis mit einer umlaufenden Rötel-Inschrift zeigt, die dem von Lederer wiedergegebenen Text weitgehend entspricht: „Phafe vel dw vorrethterischer man || Sich das Ewangelium vnnd martinus schrift an || Dein vorrethrey hat vorlorn zcu disser || Fryst Ein grosser vorrether vnnd Schalgk dw bysth“.[9] Das Blatt weist rückseitig eine vertikal verlaufende sowie drei horizontal verlaufende Faltungen mit Schmutzrändern auf, anhand derer belegbar ist, dass das Blatt vormals im sogenannten Kreuzbruch auf ein Achtel seiner jetzigen Fläche gefaltet war.[10] Zudem weist es ein bereits um 1522 gebräuchliches Wasserzeichen auf.[11] Es liegt daher nahe, in dem Dresdner Blatt den von Bartholomäus Gortler genannten „[...] brif mit eynem gedruckten pilde […], dorumb seind etliche reyme mit rotelstein geschrieben [...]“ zu vermuten und damit auf einen Zeitraum vor dem 1. April 1522 zu datieren.[12]

Eine Datierung des „Junker Jörg“-Holzschnitts auf das Jahr 1522 legt auch eine externe Bezeugung der Subscriptio von Auflage A nahe. Der Vierzeiler „Quęsitus toties, toties tibi Rhoma petitus || En ego per Christum viuo Lutherus adhuc || Vna mihi spes est, quo non fraudabor, Iesus || Hunc mihi dum teneam, perfida Rhoma vale“ findet sich in exakt dieser Lautung auch im handschriftlichen Epistolarium Wolfgang Reicharts (14861546/7).[13] Der Ulmer Stadtarzt gehörte zu den frühen Anhängern der reformatorischen Bewegung[14] und verfügte über seinen seit April 1518 in Wittenberg studierenden Freund Johannes Magenbuch (1500–1555)[15] über Briefkontakte zu Martin Luther und Philipp Melanchthon. Das Epistolarium weist das als Lutherus de se ipso (!) titulierte Gedicht den Jahren 15211523 zu, da es zwischen zwei Gedichten auf den Tod Papst Leos X. am 1. Dezember 1521 und zweier weiterer Gedichte zu Bildnissen Luthers (De imagine Lutheri und Aliud), die dem Jahr 1523 zuzuordnen sind, aufgeführt wird.[16] Auch Luther selbst sah sein Überleben als scharfen Kontrast zum unerwarteten Tod Leos X.[17]

Da Wolfgang Reichart als Autor aus stilistischen Gründen nicht in Frage kommt[18] und auch kaum zu erklären wäre, warum ein Gedicht Reicharts in Wittenberg als Selbstaussage Luthers gedruckt worden wäre, ist anzunehmen, dass er den Text umgekehrt vom Flugblatt übernommen hat.[19] Die Quelle hätte Wolfgang Reichart nach September 1522,[20] wahrscheinlich vor Mai 1523, ganz sicher vor August 1535[21] vorgelegen.[22]

Lucas Cranachs d. Ä. Holzschnitt wurde zudem von Hans Sebald Beham aufgegriffen (Abb. 5) und trägt in seinem ersten Zustand (II.D3.1) die xylographische Datierung 1522, was sich mit dem hier nahegelegten Auftreten des Cranachschen Holzschnittes im selben Jahr deckt. Hans Sebald Behams Entwurf verhält sich spiegelbildlich zur Vorlage, dabei erweitert Beham den Bildausschnitt zur Halbfigur und entspricht damit in der Anlage dem Weimarer Gemälde (II.M2), wobei er eine abweichende Haltung der Hände und Stellung des Schwertes wählt. Der Schnitt greift die wichtigsten Kompositionslinien des Gesichts wie Wangen-, Stirn- und Nasenkontur sowie Augenabstand auf, übernimmt alle anderen Komponenten jedoch nicht mehr formverbindlich. Der in seinem zweiten Zustand an drei Seiten, möglicherweise aufgrund einer Beschädigung, deutlich beschnittene Druckstock Hans Sebald Behams wurde für mindestens zwei weitere Druckauflagen (II.D3.2) verwendet, die anhand der Wasserzeichen ihrer Abzüge in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts sowie in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts datiert werden können.[23]

Daraus ergibt sich, dass Darstellungen Luthers als „Junker Jörg“ in gedruckter Form bereits vor dem 1. April 1522, in gemalter Form möglicherweise schon ab November 1522 und sicher seit Februar 1523 vorgelegen haben.

Beobachtungen zum Werkprozess

Obwohl sich Aufbau und Ausführung der Malerei der Gemälde in Leipzig (II.M1) und Weimar (II.M2) unterscheiden,[24] gleichen sich deren Unterzeichnungen: Beide sind mit dem Pinsel und einem schwärzlichen, flüssigen Medium in wenigen Linien ausgeführt und stimmen sowohl in den Formverläufen als auch in ihrer absoluten Größe überein (Abb. 6) Die Unterzeichnungen beider Gemälde weisen zwei unterschiedliche Linientypen auf. Neben freien, recht zügig gesetzten Pinselstrichen vor allem im Bereich der Haare und Finger finden sich dünnere, teils zittrig wirkende Linien in den Binnenkonturen des Gesichtes. Diese könnten durch das Nachzeichnen einer ersten und heute im Infrarotreflektogramm nicht mehr sichtbaren Formanlage entstanden sein.[25] Die Unterzeichnung entspricht zudem in Form und Größe sehr genau dem Holzschnitt Lucas Cranachs d. Ä. (Abb. 7 und 8). Bei allen untersuchten Abzügen des Holzschnitts ist mittig in den gedruckten Linien jeweils eine feine, helle Linie erkennbar, die als Spur einer Reißnadel interpretiert werden kann, mit deren Hilfe eine Vorzeichnung auf den Holzblock übertragen wurde. Aufgrund dessen liegt der Schluss nahe, dass sowohl die beiden Gemälde als auch der Holzschnitt auf eine (gemeinsame?) Vorlage zurückgehen, die es ermöglichte, Luthers Gesichtszüge mit größtmöglichem Wiedererkennungswert in Graphik und Malerei umzusetzen. Es bedurfte also weder des Holzschnitts zur Anfertigung der Gemälde noch umgekehrt der Gemälde zur Anfertigung des Holzschnitts.


[1] Die von Mennecke 2012 und Schwarz 2012 vorgenommene chronologische und typologische Reihung kann dank weiterer Abzüge ergänzt und berichtigt werden.

[2] Zu Anzahl und Datierung dieser Auflagen vgl. den Katalogeintrag zu II.D1.

[3] Allgemein zu diesem Rechtsstreit vgl. Wartenberg 1988, S. 38ff.

[4] Vgl. Gess 1905, S. 322, Z. 27.

[5] Vgl. für den gesamten Brief ebd., S. 304–306; Zitat ebd., S. 305, Z. 21–24.

[6] Ebd., S. 308, Z. 35.

[7] Ebd., S. 308, Z. 37–S. 309, Z. 2.

[8] Nach schriftlicher Auskunft von Prof. Dr. Ulrich Bubenheimer (13.08.2019) kann der Schreiber mit großer Wahrscheinlichkeit in Süddeutschland verortet werden.

[9] Transkription durch Prof. Dr. Ulrich Bubenheimer. Die leichten Abweichungen in der Beschreibung des Wortlauts könnten dem Umstand geschuldet sein, dass Lederer diesen brieflich mit einem zeitlichen Abstand von über zwei Wochen nach dem geschilderten Ereignis wiedergibt. Zudem weist schon Bartholomäus Gortler auf Ungenauigkeiten in den Schilderungen Lucas Lederers hin. Vgl. dazu Gess 1905, S. 309, Z. 11-19.

[10] Die bei dieser Faltung außenliegenden Kanten weisen noch heute eine intensivere Verschmutzung auf als die innenliegenden.

[11] Wasserzeichen „Katharinenrad mit einkonturigem Mittelkreis, sechs Speichen und sechs außen aufgesetzten Messern, darüber Pflanze mit fünf Zweigen, daran je ein Dreiblatt“, Maße: 78 x 32 mm; vgl. [Briquet] Nr. 13375, Belegort Nemours (FR), 1494. Weitere, typähnliche Wasserzeichen sind von 1478 bis 1539 belegt.

[12] Kaufmann 2020, S. 69–70, Anm. 86, begründet seine Zweifel an der Identität des Dresdner Exemplars mit dem bei Bartholomäus Gortler erwähnten Blatt mit der Vermutung, dass der Oschatzer Vogt angesichts der lutherfeindlichen Politik seines Landesherrn, bei einem mit „Lutherus“ überschriebenen Blatt den Namen des Reformators in seinem Brief nicht unerwähnt gelassen hatte. Aus Bartholomäus Gortlers Bericht geht jedoch hervor, dass der Vogt das Blatt selbst nicht gesehen hat, sondern nur die Ergebnisse der Befragung des Schreibers wiedergibt. Dass der beschuldigte Schreiber in seiner Aussage eine möglichst unverfängliche Formulierung wählt, ist dagegen naheliegend. In der späteren Untersuchung durch Beauftragte Georgs von Sachsen äußerte er sogar, dass er den Inhalt des Blattes vergessen habe, vgl. hierzu Gess 1905, S. 322, Z. 33.

[13] Abgedruckt mit leichten Änderungen in Schellhorn 1725, S. 290311, 497512 und 511512 [VD18 90280288].

[14] Ein Brief an Christoph Hegendorf vom 28. Januar 1521 gibt dazu Auskunft, vgl. Schellhorn 1725, S. 508.

[15] Vgl. Assion 1972, S. 353421, ebd., S. 363ff.

[16] Das Gedicht folgt auf fol. 250r und fol. 251v nach einem ironischen Epicedion auf Johannes Eck (wohl anlässlich der Leipziger Disputation, aber frühestens im August/September 1520, wie die Nennung der Bannandrohungsbulle zeigt) und vor einem Brief an Luther datiert mit  3. Mai 1523 (fol. 247r und 257r257v = WABr 3, S. 33, Z. 1236).

[17] Vgl. seinen Brief an Albrecht von Brandenburg, in: WABr 2, S. 408, Z. 59.

[18] Schriftliche Mitteilung von Prof. Dr. Walther Ludwig vom 09.08.2019.

[19] Gegen Preuß 1913, S. 65, der das Gedicht Reichardt selbst zuschreibt. Zwar hatte dieser laut einem Brief an Johannes Magenbuch vom 3.9.1522 (Schellhorn 1725, S. 304-307 [im Ms. fol. 274r]) selbst auch Disticha verfasst, als Luther in Worms weilte. Während Wolfgang Reichart bei diesen Disticha seine Autorschaft aber mehrfach betont, ist das für das Imago Lutheri de se ipso“ nicht zu finden. 

[20] Im September 1522 richtet Wolfgang Reichart an Magenbuch die Bitte, Luther und Melanchthon zu grüßen, die er aus ihren Schriften, aber nicht von Angesicht kenne, vgl. Schellhorn 1725, S. 307.

[21] Vgl. Ludwig 2004, S. 199230; ebd., S. 204, 220 und passim.

[22] Vgl. Ludwig 1999, S. 132137.

[23] Vgl. den Katalogeintrag zu II.D3.

[24] Zu den maltechnischen Charakteristika siehe die kunsttechnologischen Untersuchungsberichte zu II.M1 [DE_MdbKL_946](https://lucascranach.org/DE_MdbKL_946)

und II.M2 [DE_KSW_G9](https://lucascranach.org/DE_KSW_G9). Dabei ist zu berücksichtigen, dass die unterschiedlichen Zustände der beiden Gemälde eine vergleichende Beurteilung der malerischen Qualität erheblich erschweren. Während beim Weimarer Bildnis die obersten Lagen der Malerei berieben und gedünnt erscheinen, wodurch auch eine vormals möglicherweise stärkere Akzentuierung von Binnenkonturen verloren gegangen sein könnte, ist das Inkarnat der Leipziger Version durch zahlreiche Retuschen verunklart.

[25] Eindeutige Übertragungsspuren sind nicht nachweisbar.

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Abb. 6: Überblendung des Weimarer Gemäldes (II.M2) mit der Umzeichnung desselben in Schwarz sowie der des Leipziger Gemäldes (II.M1) in Weiß

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Abb. 7: Überblendung des Leipziger Gemäldes (II.M1) mit der Umzeichnung des Dresdner Holzschnitt-Exemplars (II.D1) in Blau

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Abb. 8: Überblendung des Weimarer Gemäldes (II.M2) mit der Umzeichnung des Dresdner Holzschnitt-Exemplars (II.D1) in Blau

Für die beiden anderen druckgraphischen Werke der Gruppe II (II.D2 sowie II.D3) diente dagegen offensichtlich der Holzschnitt selbst als Vorlage. So erfuhr dieser wohl schon in seiner ersten Auflage einen formatidentischen und bis ins Detail getreuen Nachschnitt (II.D2) von unbekannter Hand, der sich als unikaler Abzug[1]  im British Museum in London erhalten hat (Abb. 9) und wie die Auflage A (jedoch mit abweichenden Typen) über der Darstellung den typographischen Namenszug „Lutherus“ trägt. Ohne eine direkte Übertragung der Vorlage wäre dieser Holzschnitt technisch kaum umsetzbar gewesen. Bemerkenswert ist hierbei insbesondere der Umstand, dass der Holzschnitt gegenüber der Fassung Lucas Cranachs d. Ä. nicht horizontal gespiegelt ist.[2] Hier wurde der Mehraufwand betrieben, die vom Original abgenommenen Linien detailgetreu und seitenrichtig auf einen neuen Holzblock zu übertragen.

Bildanlass

Dass Luther, nachdem er am 26. April 1521 vom Reichstag in Worms aufgebrochen war, durch vorgebliche Widersacher am 4. Mai entführt worden war, verbreitete sich innerhalb relativ kurzer Zeit. Bereits sieben Tage später war die Neuigkeit bis nach Worms gedrungen, 13 Tage später hatte auch Albrecht Dürer, der zu diesem Zeitpunkt in Antwerpen weilte, Kunde davon.[3] Er äußerte in seinem vielzitierten Tagebucheintrag zunächst Zweifel am Überleben Luthers,[4] befürchtete im Laufe seiner Ausführungen aber doch Luthers Tod.[5]

Auch dass Luther überlebt hatte, blieb nicht lange ein Geheimnis: Schon am 16. Mai wurde der Staatsrat von Kastilien darüber informiert,[6] und seit Juni verließen neben einer Vielzahl von zunächst vertraulichen Briefen auch Schriften von seiner Hand die Wartburg, die spätestens seit Juli im Druck erschienen.[7] Für die Öffentlichkeit im Reich hatte ein neues Bildnis des Reformators demnach die Funktion, Luthers Überleben und seine ungebrochene Bereitschaft, der römischen Kirche entgegenzutreten, zu illustrieren.

In diesem Zusammenhang ist der unter dem Bildnis in der ersten Auflage gedruckte lateinische Vierzeiler zu sehen, der in deutscher Übersetzung lautet: „Ständig gesucht, ständig von Dir, Rom, angegriffen, lebe ich, Luther, dank Christus noch immer. Eine Hoffnung nur habe ich, die mich nicht täuschen wird: Jesus. Solange ich mich an ihn halte, fahr hin abtrünniges Rom.“[8] Im gleichen Duktus wandte sich Luther am 1. Dezember 1521 von der Wartburg aus auch selbst an Kardinal Albrecht von Brandenburg: „E. K. F. G. denken nur nicht, daß Luther tot sei. Er wird auf den Gott, der den Papst demütiget hat, so frei und fröhlich pochen [...]“.[9] In diesem Zusammenhang ist auch der Hintergrund des Holzschnitts von Bedeutung, handelt es sich doch um das einzige Bildnis Lucas Cranachs d. Ä., das den Dargestellten unter freiem Himmel zeigt.

Die auffällige Verbindung Luthers mit einer ritterlichen Gestalt in einem Bildnis lässt sich bereits Anfang 1521 belegen. Wie im Text zu Bildnisgruppe I gezeigt, ist die Existenz eines großformatigen Flugblatts, das die Bildnisse Luthers und des Reichsritters Ulrich von Hutten verbindet, bereits für den 8. Februar 1521 in Worms nachgewiesen.[10] Ulrich von Hutten,[11] dessen rechte Hand auf dem Schwertknauf ruht, erscheint hier im Harnisch zusammen mit dem Mönch Luther auf dem Flugblatt, das sie als Vorkämpfer der christlichen Freiheit bezeichnet.[12] Ulrich von Huttens nach dem 1. Mai 1521 bei Johann Schott in Straßburg erschienenes Gesprächbüchlein greift dieses Motiv in seinem von Hans Baldung Grien gestalteten Titelblatt auf,[13] das Mönch und Ritter als Ganzfiguren ebenfalls vereint. Dass damit Luther und Ulrich von Hutten als Waffenbrüder des Antiromanismus verstanden wurden, zeigt eine symbolische Spotthandlung aus dem elsässischen Sélestat am 17. März 1521, wo Papisten gedruckte Bildnisse Luthers und Ulrich von Huttens gemeinsam an den Pfosten des städtischen Galgens hefteten.[14]

Anders als der Holzschnitt Lucas Cranachs d. Ä. zeigen die quellenmäßig oder real überlieferten Gemälde sowie der Holzschnitt Hans Sebald Behams Luther mit Schwert. Diese Bildnisse knüpfen durch ihre Attribution an die frühere Darstellung als Vorkämpfer der christlichen Freiheit an bzw. konzentrieren sie auf die Person Luthers.[15] Ob in der Figur des „Junker Jörg“ auch die Vorstellung eines „miles christianus“ mitschwingt, wie Erasmus von Rotterdam ihn 1503 mit seinem Enchiridion militis christiani in den Kanon des Humanismus eingeführt hatte, bleibt unentscheidbar. Immerhin war der Text erst ein knappes Jahr vor dem ersten Auftreten der „Junker Jörg“-Darstellungen ins Deutsche übersetzt worden.[16] 

Inwiefern der „Junker Jörg“ bildpublizistisch rezipiert wurde, kann bislang nur in Umrissen rekonstruiert werden. Zwei Buchillustrationen anti-lutherischer Schriften illustrieren Luther in Rüstung mit Schwert und Tonsur als Provokateur,[17] ohne dass mit Sicherheit gesagt werden kann, ob hier eine direkte Bezugnahme vorliegt.


[1] British Museum London, Inv.-Nr. 1870,0625,561.

[2] Vgl. zu diesem Phänomen Schuchardt 2004, vor allem S. 1617.

[3] Vgl. Schilling 2012, S. 232 und 240.

[4] Vgl. Rupprich 1956, Bd. I, S. 170, Z. 12–13: „Und lebt er noch oder haben sie jn gemördert, das ich nit weiß, […]“.

[5] Vgl. dazu ebd., S. 171, Z. 90–92.

[6] Vgl. Kalkoff 1898, S. 56.

[7] Vgl. Brecht 1986, S. 1619.

[8] Zitiert nach der Übersetzung von Kaufmann 2020, S. 41, der die Verse auf Luthers körperliche Verfassung im Jahr 1537 bezieht.

[9] WABr 2, S. 408, Z. 59.

[10] Vgl. Hieronymus Aleanders Ausführungen in Kalkoff 1897, S. 79–80.

[11] Vgl. zur Beziehung Luthers und Ulrich von Huttens Schilling 1988.

[12] Für vergleichbare Flugblätter mit Luther und Ulrich von Hutten, die deutschsprachige Verse zeigen, vgl. die Katalogeinträge zu I.2D7 und I.3D2 sowie Schilling 1988, S. 103–109.

[13] Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Urform des Flugblatts ebenfalls bei Johann Schott erschienen ist und möglicherweise auf Ulrich von Huttens Initiative zurückgeht oder zumindest mit seinem Wissen veröffentlicht wurde. Vgl. den Katalogeintrag zu I.3D2.

[14] Vgl. Knod 1894, S. 125: „[…] vff Suntag Inuocauit […] euer beider [Ulrich von Huttens und Luthers] getrugt brustbildung geschriben an vnsres galgens seulen einer angekleipt funden worden […]“. In einem Brief des Johannes Sandizeller aus Sélestat an Beatus Rhenanus, in dem der gleiche Umstand beschrieben wird, finden auch zusätzliche deutsche Spottverse auf Luther und Hutten Erwähnung: „[…] apud nos Schletstadii figura s. Lutheri et Hutteni in chartula depicta cruci seu (malunt ut aliqui) patibulo affixa est, cum hisce subscriptis maternae linguae rithmis […]“, zitiert nach Horawitz/Hartfelder 1886, Nr. 421, S. 563; vgl. dazu auch Knod 1894, S. 124.

[15] Bezeichnenderweise verwechselte Kessler Luther in der Verkleidung als Junker zunächst mit Ulrich von Hutten, vgl. Egli/Schoch 1902, S. 79.

[16] VD16 E 2787.

[17] VD16 M 7088 und VD16 E 1102; vgl. auch Mudrac 2012, S. 158ff.