Bildträger
Buche (augenscheinlich). Ein hochrechteckiges astfreies Brett mit vertikaler Faserausrichtung. Kernnaher Brettschnitt mit überwiegend stehenden bis leicht schrägen Jahrringen. Die Tafel ist rückseitig umlaufend auf eine Randstärke von 5 - 6 mm abgeschrägt und dabei in den Ecken am stärksten gedünnt. [1] Mittig ist das Brett mit einem Schropphobel in vertikalen, 1 - 2 cm breiten Zügen grob auf maximal 10 mm Stärke abgearbeitet. [2] An ihren oberen und unteren Ansätzen wurde der Hobel zur Begradigung mehrmals horizontal geführt.
Der dunkle Rückseitenanstrich wurde vermutlich in gerahmtem Zustand aufgebracht; er endet umlaufend etwa 1 cm innerhalb der Tafelkanten. [3] Da der Anstrich allerdings stark reduziert ist, ist die ursprüngliche Farbkante nicht mehr so klar erkennbar wie bei anderen Exemplaren. [4] Am linken und rechten Tafelrand markieren sich jeweils zwei Kerben, die wohl zur Fixierung der Tafel in einem Zierrahmen dienten, aber nicht entstehungszeitlich sein dürften.
[1] Die Fase weist eine Breite von etwa 5 cm auf.
[2] Eine markante Doppelscharte im Hobeleisen markiert sich in Form feiner, parallel verlaufender Stege im Abstand von etwa 1mm. Diese Spuren sind allerdings nicht vergleichbar mit den Werkspuren an den Dessauer Tafeln [DE_AGGD_440] (KKL IV.M-Sup02a), [DE_AGGD_441] (KKL IV.M-Sup02b), deren Rückseiten mit einem flacheren Eisen bearbeitet wurden und einen weiteren Steg in etwa 5 mm Abstand zu dem Doppelsteg aufweisen.
[3] Ob der Rückseitenanstrich entstehungszeitlich ist, war nicht feststellbar.
[4] Vergleiche dazu [DE_MHB_1a] (KKL IV.M12a) und [I_MPP_1036] (KKL IV.M13a).
Grundierung und Imprimitur
Weiße Grundierung, die sich zumindest oben und unten bündig bis zum Tafelrand erstreckt (Abb. Detail-013). Aufgrund aufliegender Übermalungen ist die Grundierkante links und rechts nur abschnittsweise beurteilbar, hier wechseln sich Bereiche mit grundiertem und ungrundiertem Tafelrand ab. [1] Ein ausgeprägter Grundiergrat zeichnet sich nirgends ab. Bei der Mehrzahl dieser zwischen 1528 und 1530 in der Cranach-Werkstatt entstandenen Lutherbildnisse sind je zwei gegenüberliegende Ränder vollständig kantenbündig grundiert, während die beiden anderen Ränder ungrundiert sind. Meist findet sich auch hier nirgends ein deutlicher Grundiergrat. Vorstellbar ist, dass die Tafeln temporär in zwei Nutleisten eingeschoben wurden, um grundiert zu werden. Die Grundierung mag an den Kanten zwischen Rahmenleiste und Tafel eingedrungen sein, was den häufig zu beobachtenden unregelmäßigen Verlauf nicht ganz bis zum Rand und die blasige Struktur erklärte. Ein gering ausgeprägter Grundiergrat könnte anschließend geglättet worden sein.
Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur.
[1] An mehreren Vergleichswerken ([DE_LHW_G16] (KKL IV.M5), [IT_GdU_1160] (KKL IV.M7a), [I_MPP_1036] (KKL IV.M13a) und [CH_MAS_A1950] (KKL IV.M-Sup01) ist das Phänomen seitlich nicht randbündig grundierter Tafelränder ebenfalls zu beobachten.
Unterzeichnung
Im Infrarotreflektogramm, aber besser noch mit bloßem Auge, ist eine feine Unterzeichnung zu erkennen, die sowohl die Außen- als auch wesentliche Binnenkonturen mit gleichmäßig dünnem Strich angibt. [1] Eine signifikante Doppelkontur tritt, wie bei weiteren Exemplaren auch [2], am Kinn auf, wo sich zwei Linien treffen und am Schnittpunkt um mehrere Millimeter überlappen. (Abb. Detail-001) Zudem zeigt die Überblendung der unterzeichneten Gesichtskonturen mehrerer Exemplare dieses Bildnistyps in absoluter Größe eine hohe Übereinstimmung wesentlicher Linien. [3] Diese Merkmale deuten auf die Verwendung einer Pause hin. [4]
[1] Aufgrund des überlagernden, stark ausgeprägten Craquelées ist diese im Infrarotbild schlecht darstellbar. Vgl. dazu Bild DE_KMG_34-1955_FR-none_2019_Underdrawing-marked.
[2] IV.M2a, IV.M12a, IV.M14a, IV.M20a.
[3] Am Objekt durch Umzeichnung nachgewiesen bei KKL IV.M1, IV.M2a, IV.M5a, IV.M12a, IV.M14, IV.M15, IV.M17, IV.M18a, IV.M20a. Durch digitale Überblendung geprüft bei KKL IV.M1-IV.M23.
[4] Vgl. dazu den einführenden Text zu Bildnisgruppe IV und die Ausführungen im KKL-Begleitband (in Vorbereitung).
Farbschichten und Metallauflagen
Die einzelnen Farbflächen sind mit geringer Überlappung nebeneinander gesetzt und in folgender Reihenfolge aufgebaut: Zuerst erfolgte die flächige Anlage des Kopfes samt Deckhaar mit einem hellrosafarbigen Grundton. Die Haarpartien wurden anschließend halblasierend braun mit breitem Pinsel übergangen. Im Inkarnat folgte dann die Feinmodellierung durch weich vertriebene Lasuren, die in Wangen, Nase und Augendeckel stärker rot ausgemischt sind. Die Außen- und Binnenkonturen sind halblasierend braun angelegt und partiell weich verwischt worden. (Abb. Detail -005) Die weiteren Schattenlasuren sind braun-schwarz ausgemischt. Der Mund ist über dem bereits dunkel lasierten Lippenspalt hellrot angelegt, wobei die Oberlippe etwas kräftiger und dunkler ausgemischt gewesen sein mag, was aufgrund der starken Verputzung aber nicht mehr sicher beurteilbar ist. Anschließend wurde der Lippenspalt nochmals mit einer opaken braunen Linie akzentuiert. Die Augäpfel sind allein durch wenige pastose Weißhöhungen über dem Grundton des Inkarnats angegeben; die Iriden werden zunächst mittelbraun angelegt und ihre Plastizität dann mit Schwarz ausgearbeitet. Dabei betont eine formparallele Linie die äußere Begrenzung, während einige quer dazu gesetzte Pinselstriche die plastische Wölbung der verschatteten Seite illusionieren. Je zwei pastos in Weiß aufgesetzte sichelförmige Lichtreflexe geben den Lichteinfall an. Die Pupillen sind schwarz, Wimpern und oberer Lidstrich abschließend dunkelbraun aufgesetzt.
Die ursprüngliche Farbgebung des vollständig übermalten Hintergrundes war wohl ein helles Blau, welches sich vereinzelt in Fehlstellen der Übermalung erkennen lässt (Abb. Detail-009, Detail -016). Das schwarze Gewand wie auch das Barett sind mit Schwarz und Weiß nass in nass modelliert, wobei Plastizität und die Angabe von Kragen, Nähten und Falten durch stärkere Ausmischung mit Weiß erreicht werden. Die Konturen sind anschließend mit Schwarz nachgezogen und überdecken den Hintergrund um mehrere Millimeter. Danach erfolgte die pastose Angabe einzelner Haarsträhnen in Dunkelbraun, Mittelbraun, Ocker und Hellgrau [1].
Die Inschrift am oberen Bildrand sowie die Signatur der Cranachwerkstatt und die Jahreszahl 1530 am linken Bildrand sind wohl in schwarzer Farbe auf den hellblauen Hintergrund aufgemalt. Beides ist unter dem übermalten Hintergrund mit der später in Gelb aufgebrachten Inschrift und der neuen Signatur und Jahreszahl „L.C. 1546“ verborgen und konnte im Infrarotreflektogramm sichtbar gemacht werden. (Abb. IRR-Detail-001 und IRR-Detail-002)
[1] Hellgraue Härchen finden sich ausschließlich in den Stirnlocken.
Rahmung
Neuer Rahmen.
[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]